Convair CV-990A CoronadoHB-ICH, Swissairvon Michael Bartnick (1:144 F-RSIN)Nach meiner „etwas heruntergekommenen" Convair CV 880M stand auch das Nachfolgemuster CV 990 als Modellprojekt an. Der Kit stammt aus dem Hause F-RSIN, in diesem Falle allerdings im Short-Run-Verfahren in Plaste gegossen, das Ganze ausgeführt von Mach2. Annähernd sämtliche Teile sind stark vergratet, teilweise löchrig, verzogen und z.T. nicht sehr passgenau - mit viel Geduld habe ich das Modell dann aber doch irgendwie "durchgebracht"... Bei der Convair CV 990 handelte es sich prinzipiell um eine Weiterentwicklung der Convair CV 880. Die Hauptunterschiede der zunächst als "Modell 30" bezeichneten Maschine bestanden im neuen Antrieb, einem um ca. 3,05m verlängerten Rumpf sowie einem neu konstruierten Tragwerk. Die Convair CV 990 war mit vier General Electric CJ805-23B Turbofan-Triebwerken mit nachgeschaltetem Bläser ausgerüstet. Das Flugzeug verfügte somit über 40% mehr Schub als das Vorgängermodell und wurde mit einer Reisegeschwindigkeit von etwa Mach 0,91 nicht nur schneller als die CV 880, sondern sogar zu einem der schnellsten jemals in Dienst gestellten Airliner - quasi ein Hot Rod am Himmel. Die CV 990 erhielt grundsätzlich das Tragwerk der 880, jedoch mit einigen Verbesserungen. Zur Leistungssteigerung (durch Minimierung des transsonischen Luftwiderstandes) wurden die Tragflächen oberhalb der Hinterkante mit den für diesen Flugzeugtyp charakteristischen konischen Strömungskörpern ergänzt. Diese - nach ihrem Erfinder auch "Küchemann-Karotten" genannten - Speed Fairings verhinderten, dass die Luftströmung auf der Tragflächenoberseite die Schallgeschwindigkeit überschritt, was der Erhöhung der Treibstoffkapazität diente - nebenbei fungierten sie als zusätzliche Tanks. Die Convair 990 absolvierte ihren Erstflug am 24. Januar 1961; Ende März 1961 wurden die Flugtests unterbrochen, um aufgetretene Probleme zu beheben. Ende April 1961 wurde die Erprobung der Maschine unter der neuen Bezeichnung CV 990A fortgeführt. Am 7. Januar 1962 nahm die CV 990 den Liniendienst bei American Airlines auf. Swissair erhielt fast zeitgleich, am 12 Januar 1962, die erste Maschine und gab der Convair einen Namen, nämlich "Coronado". Diese Bezeichnung wurde später allgemein für die CV 990 verwendet. Swissair beschaffte acht CV 990A Coronado (Kennzeichen HB-ICA - HB-ICH) und betrieb das Muster vorwiegend auf Strecken über dem Südatlantik, in den Nahen und Fernen Osten sowie nach Afrika. Schneller und komfortabler als andere Flugzeuge ihrer Zeit legten die Swissair-Coronados bis Ende 1974 zusammen in 236.000 Flugstunden rund 175 Millionen Kilometer zurück und transportierten dabei etwa neun Millionen Passagiere. Der letzte Flug einer Swissair-Coronado fand im Jahre 1975 statt, ein Exemplar steht im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern. Convair hoffte, mit der CV 990 eine konkurrenzfähigere Weiterentwicklung der CV 880 anbieten und somit das Problem der zu geringen Kapazität des Vorgängers beheben und größere Verkaufserfolge erzielen zu können. Aufgrund der Probleme, die das Projekt jedoch bereits frühzeitig belasteten, verkaufte sich auch die CV 990A nicht annähernd so gut wie die Flugzeuge der Mitbewerber Boeing und Douglas. Bereits im Jahre 1965 wurde die Produktion der CV 990 wieder eingestellt, insgesamt sind lediglich 37 CV 990/990A ausgeliefert worden. Noch einmal zurück zum Bausatz: Grundsätzlich gibt der F-RSIN-Kit die Proportionen des Originals sehr gut wieder, nur bei den Triebwerken und deren Pylonen muss/sollte deutlich nachgebessert werden, sonst sind diese zu klein und sitzen in falscher Position. Die Triebwerksgehäuse aus dem Bausatz verfügen mehr oder weniger über die korrekte Form des größeren, aber nur über die Länge des alten kurzen Triebwerkes. Für das kurze müsste man „nur" den Auslass verändern, das ist relativ einfach. Das neuere lange Triebwerk mit der vekleideten Schubumkehr erschien mir allerdings interessanter (und häufiger im Betrieb). Es gibt Beispiele im Netz, wo Modellbauer einfach eine Verlängerung hinten drankleben, aber dann stimmt die Form der Nacelle nicht mehr (weil dann verjüngt). Auch die Position der Triebwerke (zumindest der äußeren) zur Tragfläche ist so wie im Bausatz vorgesehen nicht korrekt, die müssen weiter ´raus - auch die Pylone sind in der Form (hinterer Anschluss) nicht korrekt. Ich habe versucht, die Triebwerke einigermaßen zu „korrigieren" - den vorderen (inneren) Einlass habe ich dazu stark ausgedünnt und dahinter die Fanscheiben einer 1:390er B-747 eingesetzt, passt wunderbar und sieht schon ´mal um Längen besser aus als die Variante aus dem Kit. Von den Triebwerksgehäusen habe ich die Endkappe abgetrennt, dann das Gehäuse mit grob zugeschittenen Sheetplättchen in sandwichbauweise verlängert (5mm), Endkappe wieder dran und verspachtelt - danach sah es dann erst mal so aus: Die wie beschrieben verlängerten Triebwerke habe ich anschließend an die Tragflächen angebracht - das innere Triebwerk kann angebaut werden wie vorgesehen, die Position ist okay. Das äußere muss ein ganzes Stück weiter nach vorn, gleichzeitig muss der dazugehörige Pylon erhöht werden, so dass in der Seitenansicht beide Triebwerke annähernd auf gleicher Höhe hängen. Ich habe dazu den angegossenen Pylon am Triebwerk etwa zur Hälfte ´runtergefeilt und eine entsprechende Ergänzung an die Tragfläche geklebt, daran dann das Triebwerk befestigt. Beide Pylone (innen & außen) sind darüber hinaus deutlich zu kurz, auch dieses Manko wurde durch angesetzte Sheetteile ausgeglichen, welche dann "nur noch" in Form zu schleifen waren. Der innere Pylon reicht dabei bis fast an das Querruder (eckig), der äußere endet kurz vor der Flächenkante (rundlich) - hier die im Rohbau verlängerten Triebwerke und Pylone an der Fläche: Am Auslass habe ich schließlich umgemodelte Fanblades aus einer Airfix-VC-10 eingebaut. Die eher unbrauchbaren Räder des Bausatzes habe ich allesamt gegen einen "Radsatz" von einer Boeing 757 (Minicraft) getauscht, eines der wenigen Modelle mit den passenden (Rad-) Proportionen. Ein wenig knifflig in der Verarbeitung waren weiterhin die beiliegenden Decals - diese sind hauchdünn, daher extrem reißanfällig und quasi ohne nennenswerte Deckkraft...bei genauerem Hinsehen offenbaren sich dann auch einige Macken, vorwiegend an den Cheatlines. Mein Fazit: Ein nicht ganz einfacher Bausatz, aber auf jeden Fall ein schicker Exot in der Vitrine. Michael Bartnick Publiziert am 26. August 2014 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |