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Baureihe 38

38 1373

von Roland Kunze (1:87 Revell)

Baureihe 38

Zum Vorbild

Die Personenzug-Dampflokomotive der Gattung P 8 der Preußischen Staatseisenbahnen, bei der Deutschen Reichsbahn als Baureihe 38 bezeichnet, wurde 1906 von der Berliner Maschinenbau AG nach Vorgaben des preußischen Lokomotiv-Dezernenten Robert Garbe konstruiert. Charakteristische optische Merkmale sind der hohe Blechrahmen und der größere Abstand zwischen zweiter und dritter Kuppelachse. In einem Zeitraum von rund 25 Jahren wurden insgesamt 3.946 Exemplare gebaut.

Baureihe 38

Die Lokomotive mit der Achsfolge 2´C h2 war einfach aufgebaut und stellte keine großen Ansprüche an das Können von Lokführer und Heizer. Dazu kam die kurz vorher entwickelte Heißdampftechnik zum Einsatz, was zu einer für die damalige Zeit herausragenden Leistungsfähigkeit führte. Mit einer Leistung von 1.180 PS konnten 100 km/h Höchstgeschwindigkeit erreicht werden. Aufgrund der soliden Konstruktion, der einfachen Bedienung, des sparsamen Verbrauches und ihrer Vielseitigkeit vereinten die Lokomotiven dieser Baureihe etliche preußische Tugenden in sich und wurden sehr geschätzt. Sie fanden bis auf den schweren Schnell- und Güterzugdienst vor fast jedem Zug Verwendung.

Baureihe 38

Die Lokomotiven wurden schon ab Werk in unterschiedlichen Konfigurationen – hauptsächlich bezüglich Anzahl und Aufteilung der Dampf- und Sanddome – ausgeliefert. Weitere Veränderungen während der Bauzeit betrafen den Einbau eines Speisewasservorwärmers, eines Schlammabscheiders und eines konischen Schornsteins, welcher später noch einen Aufsatz erhielt. Bei vielen von der Bundesbahn übernommenen Lokomotiven wurden die großen Wagner-Windleitbleche gegen kleinere der Bauart Witte ausgetauscht. Dazu erhielten sie übrig gebliebene Wannentender von Kriegslokomotiven, die mehr Betriebsstoffe fassen konnten und somit eine höhere Reichweite erlaubten.

Baureihe 38

Sowohl nach dem Ersten als auch nach dem Zweiten Weltkrieg musste eine erhebliche Anzahl an Maschinen als Reparationsleistung bzw. Kriegsbeute abgegeben werden, was zur Folge hatte, dass P 8 bei Bahndirektionen vieler europäischer Länder zu sehen waren und dort auch lange Zeit im Dienst standen. Bei der Deutschen Bundesbahn wurden die letzten Maschinen Mitte der 1970er Jahre ausgemustert.

Quelle: Wikipedia

Baureihe 38

Der Bausatz...

...„Personenzug-Lokomotive Baureihe 038“ wurde von Revell bisher nur ein einziges Mal im Jahr 1982 aufgelegt, dementsprechend selten ist der Kit heute zu finden. Allein im Folgejahr kam die preußische Variante dazu, wobei aber unklar ist, ob es sich hierbei nicht um einen ähnlichen „Etikettenschwindel“ wie bei der Bayerischen S 3/6 handelt. Die Ausführung der meisten Teile ist sehr gut, scharfe Details, feine Nietenstrukturen und stimmige Proportionen fallen ins Auge. Erwähnenswert sind auch die Teile mit den freistehenden Kesselleitungen und die traumhaft dünn ausgeführten Windleitbleche. Unstimmig ist jedoch die Bezeichnung „038“ (die Kennung bei der Deutschen Bundesbahn, vorangestellte "0" als Kennzeichen für "Dampflokomotive"), zwar gibt es entsprechende Decals, es fehlt jedoch eine dritte Lampe vorne an der Lok und hinten am Tender für die vorbildgerechte Beleuchtung, dazu der Wannentender und die Witte-Windleitbleche.

Baureihe 38

Die Intention

Mein Vater, vor dem Zweiten Weltkrieg in Schlesien aufgewachsen, erzählte mir gerne von Reisen zu seiner Verwandtschaft. Das Verkehrsmittel der Wahl war damals die Eisenbahn, und die meisten Züge, in denen er auf diesen Reisen unterwegs war, wurden von einer Lokomotive der Baureihe 38 gezogen. Dies war wohl auch der Grund, dass ich diesen Bausatz damals, in den 1980er Jahren, gekauft und das Modell gebaut hatte. Vor einiger Zeit fand ich die Lok dann auf dem Dachboden meines Elternhauses wieder und habe aufgrund des guten Zustandes beschlossen, sie zu renovieren. Seinerzeit ooB gebaut, ließen sich die Baugruppen bzw. Teile relativ einfach voneinander lösen.

Baureihe 38

Der Wiederaufbau

Begonnen habe ich mit dem Fahrwerk, vom Grat gereinigte Achsen ließen dann eine gerade und saubere Ausrichtung des Rahmens zu. Dazu wurden die Durchbrüche in den Rahmenwangen geöffnet und Löcher für den Umsteuermechanismus gebohrt. Weiterhin habe ich die modellbahnmäßig zu hohen Spurkränze aller Räder flacher gearbeitet. Auch hier war es wieder so, dass die Treibräder keinen Versatz um eine Viertelumdrehung von rechts nach links aufwiesen. Entsprechend korrigiert habe ich die Räder montiert. Da dann natürlich die Teile des Steuer- und Treibgestänges – zumindest bei einer Seite - nicht mehr passten, habe ich mich aus dem zweiten Bausatz der BR 43 bedient. Die wesentlich besser detaillierten Teile mussten entsprechend angepasst werden, alleine die Kuppelstangen habe ich wieder verwendet. Ebenso wurde die vordere Pufferbohle samt Kupplung und Pressluftanschüssen durch Teile aus dem BR 43-Kit ersetzt. Alles in Allem ist es eine wesentliche optische Verbesserung.

Baureihe 38

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Auch den Tender habe ich in seine Einzelteile zerlegt, die Teile von Grat und Angussresten gesäubert und wieder neu aufgebaut. Die hinteren Puffer wurden korrigiert: in die abgeschnittenen Zylinder habe ich Löcher gebohrt und Messingrohrstücke eingesetzt, um den Absatz korrekt darzustellen. Ebenso wurden die Pufferplatten in der Form angepasst, eine gewölbt, eine flach gearbeitet und dann auf die Messingrohre geklebt. Einige Aufstiegsleitern, die beschädigt oder abgebrochen waren, habe ich aus Sheetmaterial wieder neu aufgebaut und angebracht. Auch wurde Ballast mit eingebaut, damit der Tender später satt und sicher auf den Schienen steht. Dazu bekam alles, auch das Fahrwerk der Lok, eine neue Lackierung.

Baureihe 38

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Der Kessel wurde all seiner Anbauteile befreit und erhielt ebenfalls ein Ballastgewicht, die Feuerbüchse wurde mit Sheetstreifen bis an den Anschluss zum Rahmen hin verlängert. Die Bausatzteile mit den freistehenden Kesselleitungen werten das Modell zwar optisch auf, da aber alle Leitungen in einer Ebene liegen (was so nicht vorbildgetreu ist) und nicht rund sind, wollte ich die Bausatzteile nicht mehr verwenden. Nach Vorbildfotos habe ich dann – meist mit Kupferdraht – die Leitungen neu verlegt. Für Stellspindeln und Haltestangen wurde Stahldraht verwendet, die Handräder sind Ätzteile von Saemann.

Baureihe 38

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Nun konnten auch am Fahrwerk Speisewasser- und Pressluftleitungen verlegt werden. Ein Loch im Umlaufblech ermöglichte die vorbildgerechte Darstellung der Luftpumpe auf der Lokführerseite. Weiterhin wurde der Umsteuermechanismus für die Vorwärts- /Rückwärtsfahrt eingebaut. Das Überdruckventil vor dem Führerhaus wurde aus Sheetmaterial, die Dampfpfeife aus Stahldraht und Messingrohr neu aufgebaut. Die Lampen für die Spitzenbeleuchtung habe ich durch welche aus dem BR 43-Kit ausgetauscht.

Baureihe 38

Baureihe 38

Problematisch war schon beim Erstbau das Zusammenfügen von Fahrwerk und „Aufbau“, es gibt hier so gut wie nichts, woran man sich orientieren kann, Verbindungsstellen und Passhilfen sind ebenfalls Fehlanzeige. Der Führerhausboden ist zu schmal gehalten, um hier die Seitenwände sicher und gerade anzukleben. Mittels Sheetmaterial habe ich diesen Bereich verbreitert, und neu angebrachte Klötze auf dem Umlaufblech im Zylinderbereich ermöglichen jetzt eine sichere Montage.

Baureihe 38

Auffallend ist, dass die Stirnseite des Führerhauses nicht sauber an das Umlaufblech anschließt, hier gibt es große Lücken. Besonders die größeren Aussparungen zum Kessel hin erschließen sich nicht. Zum Verschließen und Angleichen habe ich 0,5 mm Vierkantsheetmaterial verwendet, das sich hierfür perfekt eignet. Nach dem Verbinden von Kesselsektion und Fahrgestell wurde dann die Umsteuerstange aus Sheetmaterial neu aufgebaut und freistehend angebracht sowie die Windleitbleche angebaut.

Baureihe 38

Baureihe 38

Nach dem Zusammenfügen der einzelnen Baugruppen konnten nun noch einzelne Details, die auf dem Umlaufblech liegen, ergänzt werden. Auf der Lokführerseite habe ich noch den kleinen Presslufttank (der wohl verloren gegangen war) neu gebaut und mit dünnem Kupferdraht „angeschlossen“. Leitungen vom Führerhaus zur Pumpe und Anschlüsse zum Speisewasservorwärmer auf der Heizerseite wurden ebenso ergänzt wie ein durchgehender Boden vom Führerhaus zum Tender.

Baureihe 38

Das Modell habe ich in Reichsbahn-Farbgebung – Fahrgestell Revell 34 Glänzendrot, der Rest Revell 08 Mattschwarz – lackiert und Anbauteile und Strukturen mit einem Drybrushing mit Grau Revell 43 betont. Das Fahrwerk erhielt ein Finish mit seidenmattem Klarlack, der Rest wurde mit Mattlack versiegelt. Die ursprünglichen Decals waren nicht mehr zu gebrauchen (eigentlich schon von Anfang an nicht), ich habe sie am Rechner neu angelegt und von DecalPrint im EcoSolvent-Verfahren drucken lassen.

Baureihe 38

38 1373 wurde 1912 bei der Maschinenbau-Anstalt Humboldt in Köln als Werk-Nr. 841 gebaut und im selben Jahr von der Königlich Preußischen Eisenbahnverwaltung (K.P.E.V.) als Elberfeld 2456 in Dienst gestellt. 1925 wurde sie von der DRG übernommen und erhielt die Betriebsnummer 38 1373. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam sie zur Deutschen Reichsbahn der DDR, wo sie bis 1967 im Dienst blieb und im September dieses Jahres im BW Cottbus ausgemustert wurde.    Quelle: http://www.albert-gieseler.de

Mit dieser Lokomotive (die ich als N-Spur-Modell besitze und hier die Anordnung von Dampf- und Sanddomen sowie der Kesselanbauteile mit dem Revell-Modell übereinstimmt) will ich der niedergegangenen Modelleisenbahnindustrie in Nürnberg ein Denkmal setzen. Von den einst vier namhaften und renommieren Herstellern (Fleischmann, Arnold, Trix und Lehmann) ist keiner mehr (so er denn überhaupt noch existiert) in der ursprünglichen Form als Familienunternehmen in Nürnberg ansässig.

Baureihe 38

Fazit

Vom Bausatz her ist es ein typisches Revell-Modell aus den 1980ern – gute Idee, gute Basis, aber mangelhaft in etlichen Details, Decals und Bauanleitung. So ist eine Menge Arbeit notwendig, um daraus ein Modell für die Vitrine zu schaffen. Ich finde aber, jede Minute Mehraufwand ist für dieses mittlerweile seltene und sehr selten zu sehende Modell vollauf gerechtfertigt und es hat Spaß gemacht, diesem alten Stück zu neuem Glanz zu verhelfen.

Baureihe 38

Roland Kunze

Publiziert am 22. Mai 2024

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