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DGzRS Gillis Gullbransson

von Roland Kunze (1:72 Revell)

DGzRS Gillis Gullbransson

Zum Vorbild

Die 9,5 m-Klasse gilt als die derzeit modernste Serie von Seenotrettungsbooten der DGzRS und wird seit 1999 gebaut. Aktuell 33 Einheiten versehen auf Stationen an Nord- und Ostsee ihren Dienst und sind für den küstennahen Einsatz konzipiert. Auch in schwerer See und kritischen Seeverhältnissen verleiht der Deltarumpf den Booten eine hohe Seetüchtigkeit, Stabilität und eine einwandfreie Manövrierfähigkeit. Das rundumlaufende Fendersystem erlaubt es, auch unter erschwerten Bedingungen bei Havaristen längsseits zu gehen. Während die ersten zwölf Boote mit 9,5 m Länge dem ursprünglichen Entwurf entsprechen, sind die weiteren 21 Boote der Klasse mit zwei zusätzlichen Spanten auf 10,1 m verlängert.

DGzRS Gillis Gullbransson

Wie alle SAR-Einheiten der DGzRS ist die 9,5-Meter-Klasse als Schweißkonstruktion aus seewasserbeständigem Aluminium im bewährten Netzspantensystem gebaut. Die Boote haben eine Verdrängung von 7 Tonnen und einen Tiefgang von 0,96 m. Ein Cummins-Dieselmotor mit 320 PS verleiht ihnen eine Geschwindigkeit von 18 Knoten und genügend Kraft zum Schleppen von auch deutlich größeren Schiffen. Die Boote haben eine vollständig geschlossene Kajüte, die Personen und Technik besser schützt. Sie sind mit Funkanlagen, Farb-Kartenplotter, Echolot, Radar, GPS, DGPS, Notfallrucksack, Fremdlenzpumpe und einer Bergungspforte ausgestattet.

DGzRS Gillis Gullbransson

Seit Mai 1999 ist die Gillis Gullbransson (Rufzeichen DD 4598) bei der Seenotrettungsstation Brunsbüttel im Dienst. Sie wurde auf den Namen eines Spenders aus Schweden getauft und war der zweite Neubau dieser Bootsklasse. Ihr Revier ist der Mündungsbereich der Elbe zwischen Glückstadt und Cuxhaven mit dem starken Schiffsverkehr von und zum Hamburger Hafen und dem Nord-Ostsee-Kanal. Bei den regelmäßigen Kontrollfahrten auf der Elbe arbeiten die Seenotretter mit den Kollegen der Seenotrettungsstation Cuxhaven zusammen, die mit einem Seenotrettungskreuzer (derzeit – Herbst 2021 – Anneliese Kramer) den Mündungstrichter der Elbe bis hinaus auf die Nordsee absichern.

Quelle: Wikipedia

DGzRS Gillis Gullbransson

Der Bausatz...

…ist eine Ausklinkung aus dem großen (alten) Marwede-Bausatz. Die Detailfülle und -schärfe könnte in etlichen Bereichen besser sein, besonders bei Kabinenrückwand und Plicht sind verschiedene Klappen und Handgriffe nur rudimentär dargestellt bzw. fehlen ganz. Auch eine andeutungsweise nachgebildete Inneneinrichtung wäre schön. Während die Verglasung beim Vorbild auf die Außenwände aufgesetzt ist, sollen beim Modell Panzerglasscheiben von innen angeklebt werden.

DGzRS Gillis Gullbransson

Mit der unveränderten Übernahme der Formen ist Revell mal wieder den Weg des geringsten Aufwandes gegangen: mit nur wenigen zusätzlichen Teilen (alternatives Fahrstanddach, Mast, Seitenspiegel für die Fahrstandfenster) und entsprechenden Decals wäre es möglich gewesen, sämtliche zwölf Boote der 9,5 m-Variante darzustellen. Die Erweiterung der Haltestangen auf dem Vordeck (die Walter Rose mittlerweile erhalten hat), fehlt ebenfalls.

DGzRS Gillis Gullbransson

Im Vergleich mit Vorbildfotos fallen weitere Detailschwächen auf, so der zu mager geratene umlaufende Fender und die fehlende Bergungspforte. Ebenso wurde der Absatz zwischen Vordeck und Seitendecks ignoriert, deswegen fehlen auch die kleinen Schlitzfenster unterhalb der Kabinenfenster auf der Backbordseite.

DGzRS Gillis Gullbransson

Mein Modell

Eine zweite Verena wollte ich nicht in der Vitrine haben, und da es ein Nordsee-Boot werden sollte, kam auch Walter Rose nicht in Frage, so fiel meine Wahl schließlich auf Gillis Gullbransson. Nach eingehender Vorbildrecherche war klar, dass einiges an Umbauten und Ergänzungen nötig sein würde, ebenso wie Ergänzungen zu den Decals. Mein Modell zeigt den Bau- bzw. Ausrüstungszustand der Gillis Gullbransson von Anfang der 2010er Jahre.

DGzRS Gillis Gullbransson

Bevor die ersten Teile zusammengeklebt wurden, habe ich das Rumpfoberteil korrigiert und den Absatz zwischen Vor- und Seitendeck gebaut. Hierzu wurden ca. 2 cm auf jeder Seite, beginnend mit dem vordersten Seitenfenster der Kajüte, mit der Trennscheibe herausgeschnitten und mit Sheetstreifen in korrekter Form wieder eingesetzt. Dementsprechend musste die Form der Seitenwände in diesem Bereich angeglichen werden, hier habe ich dann die beiden Schlitzfenster auf der Backbordseite gleich mit eingearbeitet.

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Auch das Rumpfteil musste sich einer Korrektur unterziehen: der umlaufende Fender wurde im Bereich der Bergungspforte unterbrochen, die Kanten der Bergungspforte in die Bordwand eingraviert und die Unterkante der Bergungspforte vorbildgerecht mit einer Scheuerleiste versehen. Dazu habe ich noch die Löcher für Auspuff und Kühlwasserzirkulation ins Rumpfheck gebohrt. Bevor die beiden Rumpfteile miteinander verklebt wurden, kam noch Ballast in den Rumpf. Ich empfinde das höhere Gewicht als angenehm bei der Handhabung beim Bauen, dazu steht das fertige Modell fest und sicher auf seinem Ständer bzw. seinem Platz.

DGzRS Gillis Gullbransson

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Als nächstes wurde die nahezu detailbefreite Rückwand der Kabine in Angriff genommen. Freistehende Handgriffe entstanden aus Stahldraht, Scharniere, Anschlussdosen und Luken aus Sheetmaterial. In gleicher Manier habe ich die Wände der Plicht nachdetailliert. Die Grifföffnungen an den Kanten der Seitenwände wurden vergrößert und die Kante mit Rundmaterial abgeschlossen.

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Weiterhin war es mir ein Anliegen, das Modell mit einer Inneneinrichtung auszustatten. Da es von Bausatzseite her keinerlei Anhaltspunkte gibt, wie diese aussehen könnte, habe ich im Netz intensiv nach Vorbildfotos gesucht, nach denen schließlich – recht vorbildnah – die Einrichtung im wesentlichen aus Sheetmaterial entstand. Lediglich die Einzelsitze in der Kajüte stammen von alten 1:72er Flugzeugen und das Steuerrad ist ein Ätzteil von Sämann.

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Mit der Art, wie von Bausatzseite die Verglasung vorgesehen ist, konnte ich mich mal wieder nicht anfreunden. So kam auch hier wieder Blistermaterial zur Verwendung, nur die kleinen Schlitzfenster habe ich mit Klarsichtkleber „verglast“. Die insgesamt 25 Fenster mit passgenau zugeschnittenen Klarsichtstücken zu versehen, war eine Heidenarbeit, hat sich aber letztendlich rentiert.

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Die meisten Änderungen waren am Fahrstanddach nötig. Als Tochterboot der Marwede hat Verena einen an die hintere Fahrstanddachkante versetzten Mast, der abklappbar ist. Dies ist bei den „eigenständigen“ Einheiten anders, hier sitzt der feste Mast weiter vorn. Dazu gab es einen Mastsockel zu bauen, auf dem dann der in Form und Ausrüstung angeglichene Mast aufsitzt. Die in Längsrichtung fast durchgehende Erhebung in der Dachmitte, die nur bei Verena / Walter Rose zu finden ist, habe ich als Kompromiss beibehalten. Der restliche „Dachgarten“ mit Antennen, Scheinwerfern und Lüftern entstand scratch.

DGzRS Gillis Gullbransson

DGzRS Gillis Gullbransson

Im Außenbereich gab es noch viel nachzudetaillieren bzw. zu ergänzen. Augenfällig ist die Erweiterung der Haltestangen auf das Vordeck, die aus Stahldraht entstand. Auch der Flaggenstock besteht aus Stahldraht, dazu wurden die Seilklüsen rechts und links ergänzt, ebenso das Bergungswerkzeug, das an den Seitenwänden der Kajüte befestigt ist. Die Fahrstandfenster erhielten Scheibenwischer, an die hinteren oberen Ecken der Seitenwände kamen noch Griffbügel. Unters Dach wurde die Spindel für das Sicherheitsnetz sowie Lampen gebaut. An die Bergungspforte baute ich noch die obere Griffleiste und den Verriegelungsmechanismus. Die Seitenwände der Plicht habe ich mit Trittstufen ergänzt, die Nahtstelle zwischen Rumpf und Seitenwand (vorbildgerecht) mit Halbrundprofil kaschiert. Als Bodenbelag kam Drahtgitter zum Einsatz, das vom Bau des Simba übrig gebliegen war. Der Schlepphaken wurde aus der Mitte seitlich in Zurrposition versetzt und mit der Hydraulikleitung vervollständigt. Als Material für die Takelage kam dünnes, monofiles Nähgarn zum Einsatz.

DGzRS Gillis Gullbransson

DGzRS Gillis Gullbransson

Auch hier gestalteten sich die Lackierarbeiten auf dem kleinen Raum wieder sehr aufwändig, eine fehlende Gravur für die Wasserlinie machte es nicht einfacher. Die Farben kamen von Humbrol, dazu fanden Revell Enamels und Revell AquaColors Verwendung. Die leuchtorangenen Flächen wurden in bewährter Manier lackiert: vorsprühen mit Humbrol Orange 18, danach kam eine Schicht Humbrol Leuchtorange 209 drüber. Auf Alterung wurde verzichtet, nur die Kanten der Kabinentür wurden leicht betont.

DGzRS Gillis Gullbransson

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Eine Reihe von Decals konnte ich aus dem Bausatzbogen übernehmen, nur den Schriftzug für das Rufzeichen und die Namensplatten habe ich neu angelegt und vom Druckeronkel herstellen lassen. Die Bilder ließen sich allesamt gut verarbeiten, Revell DecalSoft tat sein übriges dazu. Zu guter Letzt habe ich die Flaggen auf Metallfolie gezogen und mit Sofortkleber an Flaggenstock und Takelage befestigt.

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Fazit

Revell hat hier ein nettes kleines Anfängermodell in die Schachtel gepackt. Vom Detaillierungsgrad her passt es, um in der Tochterbootswanne der Hermann Marwede Platz zu finden. Soll es sich jedoch als eigenstäniges Modell behaupten, ist eine Menge an Eigeninitiative erforderlich. Tatsächlich hat sich der Bau dieses kleinen Modelles über sieben Jahre hingezogen, natürlich immer wieder mit langen Unterbrechungen. Aber auch diesmal hat es sich wieder mal bewahrheitet, dass man auf den richtigen Zeitpunkt warten sollte, um eine ungeliebte Arbeit anzugehen (hier beispielsweise die Verglasung der Fenster), auch wenn sich der Bau dann ewig hinzieht. Letztendlich aber rentiert es sich, ich bin mit dem Ergebnis vollauf zufrieden und hoffe, euch gefällt meine Gillis Gullbransson auch!

DGzRS Gillis Gullbransson

Seit Erscheinen des ersten Modelles einer DgzRS-Einheit unterstützt Revell mit jedem verkauften Bausatz die wichtige, bewundernswerte und oftmals auch lebensgefährliche Arbeit der Seenotretter, meiner Ansicht nach ein tolles und lobenswertes Engagement des Bausatzherstellers. Ich finde, allein schon dies ist ein Grund, sich diese Kits zuzulegen!

DGzRS Gillis Gullbransson

Roland Kunze

Publiziert am 27. September 2021

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