Maudslay's 1827 Paddle Steamer Enginevon Frank Spahr (1:32 Airfix)Die Zeiten ändern sich
Im Sommer 2011 besuchte ich das Science Museum in London mit seiner damals großen Schifffahrtsabteilung. Dort waren seit der Eröffnung 1963 insgesamt 1.800 Objekte ausgestellt, darunter eine Unzahl hochklassiger Schiffsmodelle. Neben zahlreichen Admiralitätsmodellen aus dem 17. und 18. Jahrhundert fanden sich Werftmodelle zahlreicher wichtiger Schiffe und Schiffsklassen sowie eine große Zahl an Dioramen. Neben zahlreichen für die britischen Inseln typischen Wasserfahrzeugen wurden auch internationale Typen vorgestellt. Kurz und gut – die „Shipping Gallery“ war ein Traum für Modellbauer. Leider zeigte sich auch hier, dass unser Hobby die große Masse des Publikums nicht (mehr) anspricht. Die Abteilung wirkte sehr in die Jahre gekommen und war praktisch menschenleer, während in den neu gestalteten Bereichen des Museums sich das (vorwiegend junge) Publikum drängte. Dort fanden sich weniger Exponate, aber dafür mehr Bildschirme und „interaktive“ Gimmicks. Inzwischen ist es gekommen, wie es wohl kommen musste. Die Abteilung wurde geschlossen und anstelle einer Neugestaltung wird der Raum in Zukunft für eine neue Abteilung zur Geschichte der Telekommunikation genutzt, also heißt es nun frühe Computer und Mobiltelefone anstatt Schifffahrt. Die Exponate wurden in zwei Depots auf dem Land eingelagert und sollen dort für Interessierte auf Antrag zugänglich gemacht werden. Eine Ausstellung an einem anderen Ort, z.B. im Chatham Historic Dockyard, war angedacht, wurde aber nicht beschlossen. Für uns Enthusiasten ein schwerer Schlag, denn was dort ausgestellt war, war in Sachen Qualität und Quantität einzigartig. Immerhin hat das Museum vor der Schließung die gesamte Abteilung digital vermessen und plant, diese Daten öffentlich zugänglich zu machen: Blick in einen Teil der Schiffsabteilung
Die Firma Airfix brachte in den 1960er Jahren zahlreiche Bausätze aus allen möglichen Themengebieten heraus, von denen viele länger nicht erhältlich waren. Seit der Übernahme durch den Modelleisenbahnhersteller Hornby werden einerseits neue Formen entwickelt, die langsam Anschluss an den modernen Stand der Technik finden, und andererseits manche älteren Bausätze wieder aufgelegt. Ich interessiere mich immer für Airfixprodukte, und gern auch für die eher abseitigen Gebiete. Von daher war ich Feuer und Flamme, als ich im Jahr 2012 mitbekam, dass der Bausatz einer frühen Schiffsdampfmaschine der Firma Maudslay wieder aufgelegt werden sollte. Für mich stellte sich mit dem Bausatz die Verbindung zu traditionellen technischen Museen und ihren Ausstellungstücken her. Auf der Scale Model World in Telford erstand ich einen Bausatz und ging ihn schon bald danach an. Die Dampfmaschine ist ungefähr im Maßstab 1:32 gehalten und hat eine respektable Größe. Ursprünglich wurde auch eine Motorisierung mit einem Elektromotor in der Basis angeboten; der Bausatz enthält zum Bewegen der Maschine eine Handkurbel. Von dieser Option habe ich Abstand genommen; ich beschloss statt dessen, meine Maschine als Museumsstück in einem altmodischen technischen Museum zu zeigen. Dazu stellte ich mir einen Schaukasten mit einem Modell eines zeitgenössischen Schaufelraddampfers vor und ein paar Figuren von Museumsbesuchern, um einen Eindruck von der Größe der Maschine zu geben. Zuerst wurde das Schaufelrad gebaut.
Die Maschine ließ sich trotz des Alters der Formen gut bauen und die Teile passten größtenteils auch gut. Ich richtete mich bei der Bemalung nach der Anleitung und benutzte neben meinen normalen Acrylfarben Alclad II für die Metalltöne. Ich bin froh, dass ich gar nicht erst versucht habe, die Maschine funktionsfähig zu machen, denn das wäre nicht ganz leicht geworden und hätte vermutlich das Material bald überlastet. Um die Präsentation im Museum zu simulieren, umkleidete ich den Sockel der Maschine mit simulierten Backsteinen. Hierzu wurde Depafit-Karton einseitig vom Karton befreit, zugeschnitten, der Styroporkern graviert und entsprechend bemalt. Der Plattenfußboden entstand aus dem gleichen Material.
Das Schiffsmodell erforderte etwas an Nachdenken und Recherche. Ich fand heraus, dass Mr. Maudslay, der Entwickler der Dampfmaschine, einen eigenen Dampfer namens Endeavour hatte, konnte aber keine zuverlässigen Abbildungen und Maße finden. So entschied ich mich dazu, einen eingermaßen typischen Hochseedampfer jener Zeit zu bauen. Björn Landströms Buch „Das Schiff“ war hier eine gute Hilfe. Ich ging davon aus, dass Museumsmodelle gern im Maßstab 1:48 oder größer erbaut wurden, je nach Größe des Originals und Platzangebot. Würde ich ein solches Modell, das selbst im Maßstab 1:24 erbaut war, im Maßstab 1:32 darstellen wollten, würde sich der Maßstab 1:768 ergeben. Das passte mir gut in den Kram, weil nahe genug am populären 1:700. Als Grundlage nahm ich einen Rumpf aus einem Satz japanischer Flottenhilfsschiffe von Tamiya im Maßstab 1:700. Dieser wurde geringfügig modifiziert und mit Kunststoffprofilen, Draht und Messingrohr detailliert. Die Takelung entstand aus fotogeätzten Wanten von Atlantic Models und Fäden der Firma UNI. Für den Schaukasten benutzte ich eine Kunststoffbox, in der Modellautos im Maßstab HO verkauft werden. Der Backsteinsockel entstand aus einem passend zurechtgeschnittenen und gravierten Stück Styrodur. Dampfer und Unterbau aus Styrodur noch im Rohbau Nun wurden die Geländer aus Polystyrolrohren gebaut und Schautafeln am Computer erstellt und ausgedruckt. Die drei Besucherfiguren sind vorbemalte Figuren von Preiser. Ich finde, sie geben der Szene eine gewisse Nostalgie. Schließlich wurde das Diorama in eine maßgefertigte Vitrine der Firma Sudu platziert. Mein Fazit: Der Uraltbausatz hat seinen Wert und lässt sich auch in eine Szenerie einfügen; es ist eine Abwechslung vom Kriegsschiffgrau und angenehm anzusehen. Frank Spahr Publiziert am 26. September 2013 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |