HMS Montrose F236von Frank Spahr (1:350 Trumpeter)
Das Vorbild
Die Fregatten vom Typ 23 bilden derzeit das Rückgrat der Royal Navy; von sechzehn gebauten Schiffen sind noch dreizehn im Dienst und sollen es auch noch für lange Zeit bleiben. Die Schiffe sind nach britischen Herzögen bzw. Herzogtümern benannt und werden deshalb auch die Duke-Klasse genannt. Der Typ 23 ist ein Mehrzweckkampfschiff, ausgerüstet mit einem 114 mm–Geschütz, einem Vertikalstartsystem für Luftabwehrraketen, Harpoon-Antischiffsraketen, diversen Rohrwaffen zur Nahverteidigung sowie einem Bordhubschrauber mit U-Jagd-Fähigkeit. Einige Elemente zur Reduzierung der Radarsignatur sind in dem Entwurf verwirklicht, jedoch bei weitem nicht so viele wie bei neueren Schiffsklassen. Dieser recht ausgewogene Entwurf stand am Ende einer sehr langen und komplizierten Entwicklungsgeschichte; ursprünglich war ein kleines und billiges Schiff als Ergänzung zu den großen und teuren Fregatten vom Typ 22 angestrebt worden. Der Typ 23 sollte lediglich dazu dienen, Schleppsonare zur Ortung sowjetischer U-Boote in den Zufahrten zum Atlantik einzusetzen. Dieser Entwurf wurde jedoch schrittweise erweitert, bis am Ende ein echtes Mehrzweckkampfschiff stand, dem lediglich die Einrichtungen zur Unterbringung eines Stabes fehlen. Das war auch gut so, denn mit Indienststellung der ersten Einheit endete der kalte Krieg und der reine Sonarträger hätte seinen Einsatzzweck verloren.
Seitdem sind die Schiffe vom Typ 23 weltweit in allen Konflikten eingesetzt worden, und sie wurden und werden auch modernisiert. Von daher gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Einheiten. Am sichtbarsten ist hier der eckige Geschützurm mit verringerter Radarsignatur vom Typ Mk 8 Mod 1, nach einem Kampfroboter aus einer Fernsehsendung auch „Kryten“ genannt. Auch die 30 mm Nahbereichswaffen wurden modernisiert, ebenso wie die Bootsanlagen. Der Typ 23 kann sowohl den Lynx-Helikopter als auch den größeren Merlin mit sich führen. HMS Montrose ist benannt nach dem Herzog von Montrose, der seinen Familiensitz in Schottland nahe dem Loch Lomond hat. Das Schiff wurde 1994 als achtes der Klasse in Dienst gestellt und ist heute aktiv. Derzeit ist die Außerdienststellung für 2027 geplant. Die Montrose ist schon vom Südatlantik über den Indischen Ozean bis zum Persischen Golf an allen Krisenherden eingesetzt worden. Ihr Heimathafen ist Plymouth / Devonport. Knifflig zu bauen, aber lohnend - der Vormast Der Bausatz
Das Modell wurde aus dem 1:350er Spritzgussbausatz von Trumpeter gebaut, der 2013 veröffentlicht wurde. Der Bausatz ist formenbautechnisch auf der Höhe der Zeit produziert, hat eine kleine (wenn auch sehr empfindliche) Ätzteilplatine, und lässt sich sehr gut bauen. Viele Teile, besonders auch der Aufbauten, sind mit geteilten Formen erstellt, das erleichtert den Bau spürbar. Leider finden sich auch hier wie so oft ein paar Macken. Obwohl das Deckelbild die Montrose in ihrer aktuellen Konfiguration zeigt, enthält der Baukasten jedoch den 2012 präsentierten Bausatz des Schwesterschiffs Kent, nur mit Decals für die Montrose. Der prägnante „Kryten“-Turm fehlt, ebenso wie die modernen unbemannten 30 mm Geschütze. Auch unterscheidet sich die Bootsausrüstung, obwohl die erforderlichen Teile dem Bausatz beiliegen. Das ist eher enttäuschend. Der ultimative Stealth-Effekt - die fertige Basis ohne Schiff Baubeginn!
Ich hatte das Glück, von einem Modellbaufreund eine große Anzahl Fotos zu bekommen, die er 2011 auf einer Hafenrundfahrt in Devonport aufgenommen hatte. Einige zeigten die Montrose sehr deutlich. Zudem besaß er einen überzähligen Kryten-Turm aus dem sehr schönen Resinbausatz von WEM; den er mir ebenfalls überließ. Ich erstand auch den umfassenden Ätzteilsatz von WEM für die Klasse, der zudem aus etwas stärkerem Material geätzt und damit deutlich leichter zu verarbeiten war. Ich ergänzte punktuell Teile am Schiff, jeweils dort, wo ich es nach Studium der Vorbildfotos für sinnvoll hielt. So wurden am Helodeck Zurrpunkte leicht eingebohrt; im Hangar wurden „Regale“ hinzugefügt, in die ich geätzte Rotorblätter und anderes einlagerte. Am Helikopter benutzte ich die besser strukturierten Rotorblätter aus dem Bausatz. Ich war nur gezwungen, sie erheblich dünner zu schleifen, was bei dem spröden glasklaren Kunststoff nervenaufreibend war. Die RAS-Stationen wurden mit etwas Draht, Kunststoff und Farbe etwas strukturiert; die 30 mm – Geschütze alter Bauart wurden mit Persennings aus Zigarettenpapier abgedeckt. Es dauerte einige Zeit, alle Brückenfenster aufzusägen, aber die Mühe wurde durch eine deutlich bessere Optik belohnt. Die Boote und ihre Kräne wurden nach den Vorbildfotos detailliert und gegenüber der Anleitung verändert. Eine schöne optische Aufwertung sind die reliefgeätzten Wappen von WEM, leider gibt es hier nur die allen Schiffe gemeinsame Krone. Das Decal des Wappens von Montrose wurde auf dünnen Kunststoff aufgebracht, ausgeschnitten und mit leichtem Abstand am Schornstein angebracht, ähnlich wie die Krone, die auch leichten Abstand von der Unterlage hat. Die Rahen wurden aus Messingdraht ersetzt, um dem späteren Zug der Takelung Stand zu halten. Das Modell wurde nach Entfettung und Grundierung mit Baumarktspray vorwiegend mit Vallejo-ModelAir – Farben lackiert. Eine begrenzte Alterung erfolgte mit Künstlerölfarbe und Pastellkreiden, letztere wurden am Vordeck um die Ankeranlage eingesetzt. Die Ankerketten wurden durch echte Ketten ersetzt. Eine Anzahl der unglaublich guten North Star–Figuren aus Resin bevölkern die Fregatte. Das Schiff wurde mit Angelfaden der Firma UNI, Stärke 8/0 getakelt, die Takelung wurde mit Sekundenkleber verklebt. Ein Überzug mit Vallejo ModelAir Matt varnish schaffte eine einheitliche Oberfläche und verbarg die ärgsten Kleberflecken.
Die Basis und die Fertigstellung
Die Basis wurde ganz zu Anfang hergestellt. Aus einer Hartschaumplatte von 40 mm Dicke wurde ein passendes Stück herausgeschnitten und ein Ausschnitt für den Rumpf angelegt. Bei dieser Dicke kann das Unterwasserschiff getrost dranbleiben, und es macht nichts, wenn Teile davon durch lebhafteren Seegang sichtbar sind. Das Wellenbild wurde durch Herausschneiden und -fräsen angelegt, die Oberfläche der Platte verschliffen und wo erforderlich gespachtelt. Zum Spachteln benutzte ich Anschlussacryl, mit dem ich auch Spalten zwischen Platte und Rumpf verschloss. Der Rumpf wurde dabei mit Frischhaltefolie isoliert und mit Gummibändern an der Basis fixiert. Die Basis wurde nun in mehreren Lagen stippelnd mit weißer Wandfarbe bemalt, wodurch einerseits die Oberfläche homogen und andererseits leicht unregelmäßig strukturiert wurde. Mit grüner und blauer Acrylfarbe aus der Airbrush konnte ich nun die entsprechenden Farben und Übergänge anlegen. Nachdem diese wasserbasierten Farben alle wirklich gründlich durchgetrocknet waren, wurde die Basis mit mehreren Lagen lösungsmittelbasierten Klarlacks aus der Spraydose versiegelt. Erst dadurch entsteht der Wassereffekt. Nun konnte ich mittels Trockenmalen mit weißer Künstlerölfarbe und gezieltem Auftragen von klarem glänzendem Acrylgel noch Akzente setzen. Zum guten Schluss wurde das Modell in die Basis eingelassen. Ich habe es bislang nicht endgültig befestigt, da ich noch einen gedrehten Ersatz für das Geschützrohr erwarte. Fazit
Alles in allem ist dieser Bausatz ein schöner, empfehlenswerter und erschwinglicher Bausatz, der technisch auf der Höhe der Zeit liegt. Wie immer ist jedoch Vorbildstudium sehr empfehlenswert, und es wäre wirklich erfreulich, wenn Fehler wie die oben erwähnten ausblieben. Referenzen:
Frank Spahr Publiziert am 23. Dezember 2013 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |