Schulfregatte Graf Spee F215Veteran der Bundesmarinevon Frank Spahr (1:700 White Ensign Models)Die Idee
Eines der besten Ujagdschiffe der Royal Navy im zweiten Weltkrieg war die Black Swan–Klasse. Diese Sloops kombinierten eine starke U-Jagdbewaffnung mit der notwendigen hohen Seeausdauer bei einer für die Aufgabe ausreichenden Geschwindigkeit. Insgesamt 37 Einheiten wurden gebaut, davon 29 als modifizierte mit größerer Rumpfbreite. Berühmteste Black Swan war HMS Starling, das Schiff des berühmten U-Boot-Jägers Capt. Walker. Vier Schiffe der Klasse wurden in den Fünfziger Jahren an die junge Bundesmarine abgegeben und taten dort als Schulschiffe Dienst. Die Graf Spee (ex HMS Flamingo) wurde zwischen 1959 und 1964 zu diesem Zweck eingesetzt und dann außer Dienst gestellt. In ihrer kurzen Dienstzeit unternahm sie einige Ausbildungsreisen, die sie buchstäblich um die ganze Welt führten. Überlegungen, sie zum Flugsicherungsschiff umzubauen, wurden aufgrund ihres Alters nicht verfolgt und das Schiff 1967 abgewrackt. Ich war bei einem Besuch der Marineschule Flensburg - Mürwik (immer Dienstags von 14-19 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich – ein guter Tipp!) in der wehrtechnischen Studiensammlung auf Modelle von zwei der Schulfregatten gestoßen. Schon damals hatte ich mir vorgenommen, einmal eins dieser interessanten und für die Geschichte unserer Marine wichtigen Schiffe zu bauen. Leider waren meine Fotos der Modelle unscharf, so dass ich den Plan für's erste aufschob – bis ich beim Stöbern im Internet Bilder der Graf Spee fand. Diese waren an einem sonnigen Tag aus der Luft aufgenommen und zeigten das Schiff von beiden Seiten, und zwar in einem interessanten frühen Bauzustand. Während das Schiff später deutsche 40 mm–Waffen trug, waren hier noch die britischen Vierzoll-Zwillingsgeschütze vorhanden. Ich hatte zwar freundlicherweise von Norbert Thiel bereits deutsche Geschütze bekommen, entschied mich aufgrund der guten Bildquellen dann aber doch für den frühen Bauzustand. Als weitere Quelle benutzte ich das Buch von Breyer und Koop über die Schiffe und Fahrzeuge der Bundesmarine 1956-76, das ich für sehr schmales Geld am Büchertisch der Marineschule erstanden hatte (ein fast noch besserer Tipp!) Der Bau beginnt
Der Bausatz der HMS Starling von White Ensign Models punktet besonders mit den exzellenten Ätzteilen; die Resinteile sind eher einfacher ausgeführt und litten bei meinem Exemplar teils unter Formschäden. Das war mir für diesen Zweck jedoch weniger wichtig, denn einen Gutteil davon würde ich nicht benutzen. Ich ging darüber hinweg, dass der Bausatz eine modifizierte Black Swan darstellt, während die Flamingo die allererste gebaute und damit eine unmodifizierte Black Swan war. Der Unterschied liegt in der Rumpfbreite und betrug im Original 30 cm, also etwa 0,4 mm im Modell – das erschien mir verschmerzbar. Wie üblich bei mir, wurde die Basis schon sehr früh vorbereitet. Hierzu wurde eine Displaybox von Trumpeter benutzt, an der das Modell mit zwei Gewindeschrauben befestigt werden konnte. Die ruhige Wasserfläche wurde wie folgt erstellt: Weiße Wandfarbe wurde mit einem Heizkörperpinsel auf den Boden der Box aufgestippelt, um eine leichte Struktur zu erzeugen. Nach dem Trocknen wurde diese Fläche mit der Airbrush und Modellbau-Acrylfarben mittelmeerblau eingefärbt. Nachdem alles gut durchgetrocknet war, wurde lösungsmittelbasierter Hochglanzlack aus der Spraydose so oft aufgetragen, bis die Oberfläche ähnlich wie eine Wasserfläche spiegelte. Ganz zum Schluss wurde das komplett fertiggestellte Modell schließlich auf der Basis festgeschraubt und verbliebene Spalten mit Acrylgel ausgefüllt. Weiter geht'sBevor es allerdings so weit war, musste das Modell erst gebaut werden. Hierzu identifizierte ich die Teile und Baugruppen, die ich aus dem Bausatz benötigte, versäuberte sie und grundierte sie. Am Rumpf wurden die vorhandenen Bullaugen tiefer gebohrt und – wo erforderlich - neue hinzugefügt. Auch die Kettenkoker wurden durchgebohrt. Störende Decksdetails am Modell wurden entfernt, um es möglichst den Vorbildfotos anzugleichen. Aufgrund meiner Unterlagen erstellte ich den modifizierten achteren Aufbau aus Sheet und detaillierte ihn mit fotogeätzten Schotten. An Zurüstteilen benötigte ich nicht viel; ich benutzte einen zweiten Bootsdavit aus dem WEM-Ätzteilsatz für die Zerstörer der Tribal-Klasse, und geätzte Sonnensegelstützen aus dem Relingssatz von WEM in 1:400. Die Bemalung erfolgte komplett mit Acrylfarben. Die erforderlichen Farbtöne sind Lichtgrau RAL 7035 für die senkrechten Flächen und Basaltgrau RAL 7012 für die Decks. Es gibt seidenmatte Revell Aqua Farben in diesen Farbtönen, ich benutzte jedoch Äquivalente von Vallejo ModelAir. Ein sehr nützliches Hilfsmittel hierbei ist eine Umrechnungstabelle im Internet, die sich unter www.paint4models.com findet. Wasserpass und Schornsteinkappe sowie der Mast wurden in Revell Aqua Color anthrazit bemalt. Die Rumpfkennung entstand aus Abreibebuchstaben (z.B. über Fa. Conrad erhältlich). Die einzelnen Baugruppen wurden nun Schritt für Schritt zusammengefügt; ich bemühte mich wie stets, dabei von innen nach außen zu arbeiten, um die Gefahr von Beschädigungen möglichst gering zu halten. Die fotogeätzten Relings wurden noch auf der Ätzplatine grundiert und in Lichtgrau gespritzt, so dass nach dem Ankleben ans Schiff nur kleine Korrekturen erforderlich waren. Ein wichtiges Hilfsmittel war wie stets mein kleiner Schraubstock, der für gute Zugänglichkeit und gefahrlose Handhabung des Modells sorgte. Während des Baus wurden schon die ersten fotogeätzten Figuren (teils von Eduard, teils von Lion Roar) angebracht, besonders dort, wo sie nach Anbringung der Sonnensegel nicht ohne weiteres montiert werden konnten. Ich hielt mich bei der Verteilung der Crew ungefähr an meine Vorbildfotos, ohne sie 1:1 umzusetzen. Die Beiboote, die auf den Fotos gerade zu Wasser gelassen werden, wurden vorsichtig an den Davits befestigt und mit Besatzung versehen. Gut zu sehen die Umbauten achtern Die Sonnensegel
Besonders knifflig wurde die Anbringung der Sonnensegel. Hierzu wurden die Ätzteile von WEM benutzt, die teilweise gekürzt oder geknickt werden mussten. Ich entschied mich frühzeitig gegen die Benutzung von Weißleim und für Zigarettenpapier zur Darstellung der Sonnensegel. So erleichterte ich mir den Unterbau, weil von diesem bei der gewählten Technik weniger zu sehen ist. Wichtig war nur, ausreichende Unterstützung für das Papier zu bekommen. Ich benutzte hierfür einzelne Kupferlitzen aus Modelleisenbahnkabeln. Das eingerollte Sonnensegel am achteren Aufbaudeck wurde aus Weißleim simuliert. Die ausgebrachten Sonnensegel wurden stückweise aus Zigarettenpapier, das mit klarem Acryllack getränkt war, angebracht. Dadurch ziehen sie sich gut an die Unterkonstruktion heran und kleben an ihr fest. Überschüsse wurden vorsichtig mit einer scharfen Schere entfernt, und die Segel nach dem Trocknen mit hellbeiger Farbe bemalt. Ein grauer Wash komplettierte die Bemalung. Die Takelung erfolgte mit dem hochfeinen Caenis-Faden der Firma UNI, der mit Sekundenkleber verklebt und mit Hitze gespannt wurde. Ein Überzug mit Vallejo ModelAir Matt Varnish deckte Kleberspuren ab und sorgte für eine einheitliche Oberfläche. Schließlich konnte das Modell auf der Basis verschraubt und verbliebene Spalten mit Acrylgel geschlossen werden. Fazit
Ein interessanter Einstieg in eine Sammlung von Schiffen der Bundesmarine bzw. der Deutschen Marine, und ein attraktives kleines Schiff! Quellen
Frank Spahr Publiziert am 16. Januar 2013 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |