Kygnus Reynard 89DFormel 3000, Saison 1989, #20 Jean Alesivon Michael Eilers (1:24 Hasegawa)
Angeregt durch ein Gruppen-Bauprojekt unter dem Motto „alles was Räder hat“ von dem Podcast "Abenteuer Modellbau" hatte ich mir diesen Bausatz zugelegt. Ergänzt werden muss, dass es sich um das seit einigen Jahren auf Instagram veranstaltete „Novemberprojekt“ handelt – Ziel ist es zum einen dabei, in einem Monat fertig zu werden und zum anderen, sich mit Modellen zu beschäftigen, die man normalerweise nicht baut und sich mit dem Unbekannten, was damit einher geht, auseinandersetzt.
Also hier – für alle, die es nicht gewohnt sind – das Horror-Szenario „Hochglanz-Lackierung“ ohne Pickel, Orangenhaut oder irgendwelche andere Lackeinschlüsse.
Bei den Vorüberlegungen, welcher Bausatz bzw. Fahrzeugtyp es denn sein soll, konnte aus dem Vollen geschöpft werden: Lokomotiven, Bau- oder Transportfahrzeuge, Motorräder, Alltags-PKW, Sportwagen oder auch natürlich Rennwagen. Die Auswahl fiel letztendlich auf diesen Formel 3000-Wagen, da mich zum einen das schnittige Design, die filigranen Radaufhängungen und die Farben angesprochen haben. Das Original
1985 wollte die FIA unterhalb der Formel 1 Anreize für eine günstigere Formel-Klasse schaffen; die bis dato existierende Formel 2 sollte durch die neu geschaffene Formel 3000 abgelöst werden. "Formel 3000", weil das die Obergrenze für den Hubraum in cm³ war. 2004 war die letzte Rennsaison der Formel 3000. Bei den Herstellern für die Chassis hatten sich March, Lola, Ralt und Reynard etabliert. Der Bausatz von Hasegawa stellt das Reynard Chassis aus 1989 vom japanischen Team Kygnus Tonen dar; es war zugleich der Einstieg des Teams in die Formel 3000. Die Nr. 20 wurde von dem Franzosen Jean Alesi gefahren, der 1989 in der Klasse Europameister wurde. Der Bausatz
Nach erster Sichtung der Bauteile fiel schnell auf, dass es leider viele Auswerfermarken an sichtbaren Stellen gibt und das führt unweigerlich zu einem erhöhten Spachtel- und Schleifaufwand. Auch gab es nach dem fügen einiger Bauteile weitere Stellen, die ebenfalls gespachtelt und geschliffen werden mussten… vorausgesetzt, man möchte am Ende ein entsprechend hochwertig gebautes Modell haben. Ansonsten ließ sich der Bausatz gut bauen. Lackierung
Dem Bausatz liegt ein schön gemachter Decalbogen bei. Bei näherem Hinsehen fiel auf, dass nicht alle Zierstreifen als Decal vorliegen – das heisst: große Bereiche müssen laut Anleitung blau lackiert werden. Da ich Farbunterschiede zwischen Decal und Lack vermeiden wollte, sollten alle blauen Bereiche lackiert werden und schlussendlich wurden auch die roten Bereich lackiert. Bedingt durch die 3-Farben Lackierung hatte ich mir lange den Kopf darüber zerbrochen, wie die einzelnen Baugruppen für das Lackieren aussehen sollten und ob nicht z.B. die Baugruppe „Nase mit Frontflügel“ nicht besser in Einzelteilen lackiert und erst dann zusammengebaut werden sollte.
Aber mit dem Gedanken an nachher möglicherweise unschöne, weil sichtbare Klebemarken wurde der Entschluss gefasst, die Bauteile zu fügen und anschließend – teilweise aufwendig – zu maskieren. Aber mit etwas Geduld und einer scharfen und spitzen Klinge gelingt auch das erfolgreich.
Der Rest ist im Prinzip Routine: Grundieren, Zwischenschliff mit feinem Schmirgel, Grundfarbe „weiss“ lackieren, ggf. wieder Zwischenschliff, und so weiter. Bei den abgeklebten Zierstreifen hat sich eine deutlich spürbare Kante aufgebaut, die sicherlich nach dem abschließenden Klarlackauftrag sichtbar sein würde; also wurde hier sehr vorsichtig und ohne viel Druck mit feinstem Nassschleifpapier die Kanten beseitigt. Eine etwas ungewohnte und auch aufregende Arbeit, da ja immer die Gefahr besteht, bis auf die nächste Lackschicht durch zu schleifen…
Nachdem die Decals appliziert wurden, ging es an die letzte Lackschicht, den Klarlack. Der wurde in mehreren dünnen Schichten aufgetragen und bei der letzten – wie sollte es auch anders sein – haben zwei dunkle Fusseln den Weg auf den Lack gesucht. Also wurde hier entsprechend nachgearbeitet… weggeschliffen und neu lackiert.
Wenn man sich ein wenig umschaut, bekommt man mit, dass die Profis abschließend noch einmal einen Feinstschliff machen, bzw. ausgiebig polieren, ggf. sogar ein Wachs auftragen. An der Stelle muss ich gestehen, dass ich diese Arbeiten nicht mehr gemacht habe – dazu sind Front- und Heckflügel einfach zu komplex aufgebaut und daher fertig aufgebaut in einigen Bereichen schlecht zugänglich… somit ist mein Finish aus meiner Sicht „gut“, aber eben nicht „perfekt“. Hochzeit
Die Montage der fertigen Baugruppen Front- und Heckflügel, sowie die beiden Karosserieteile mit dem Chassis barg noch eine unangenehme Überraschung. Dadurch, dass beim Motor die Ventilabdeckungen – entgegen der Bauanleitung – sofort verklebt wurden, musste der Hauptteil der Karosserie mit dem Motor zusammen in einem auf das Chassis verklebt werden und das alles „nur“, weil die Ventilabdeckungen eine „Nase“ haben, die in eine Aussparung der Karosserie passgenau münden, bzw. Teile des Motors sich unter der Karosserie befindet…eine chinesische Affenfalle also.
Der Rest war dann keine große Sache – einzig die Reifen mussten noch einmal gründlich nachbearbeitet werden, um Fischhaut und speckigen Glanz zu entfernen. Quintessenz:
Ich bin nicht der absolut erfahrene Automodellbauer aber das bauen von hochglanzlackierten Fahrzeugen kann auch Spaß machen. Der Bau in einer (Instagram) Gruppe auch; hier hat man sich ausgiebig gegenseitig geholfen… oder auch mal „gepushed“ - das war richtig klasse. Wenn man mal so richtig „endgeiles“ Hochglanzfinish haben möchte, muss man sich im Vorfeld wirklich weitreichende Gedanken machen – bei einem Formel Fahrzeug, das nicht einfarbig lackiert wird, kann das auch bedeuten, wirklich erst einmal Einzelteile zu lackieren. Daher meine Empfehlung, vielleicht mit einem Fahrzeug mit einfacherer / einteiliger Karosserie für das erste Hochglanz-Projekt zu starten. Epilog:
Die Zeit für das Projekt war knapp, vor allem, da ich erst ab dem 11. November starten konnte. Somit bin ich wirklich erst am letzten Novembertag fertig geworden. Gerne hätte ich gerade im Motorraum Zündkabel und Hochdruckschläuche ergänzt, die dem Bausatz leider nicht beiliegen; so sieht dieser bei abgenommener Haube doch etwas leer aus. Auch konnte ich mich mit den Gurten in Form von Decals nicht so recht anfreunden – hier gibt es z.B. bei Scaleproduction entsprechend Material für Gurte und Gurtschnallen. Aber in diesem Bereich des Modellbaus war ich eben noch nicht versiert, kannte zu Anfang des Projekts noch nicht die vielen kleinen, aber feinen Zubehörlieferanten aus dem Automodellbau… und ich denke, dass ich bei diesem Modell die beiden Punkte noch einmal nacharbeiten werde. Michael Eilers Publiziert am 11. Januar 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |