Porsche 944 Turbovon Alex Grivonev (1:24 Revell)
Wenn man den Namen "Porsche" hört, hat man unweigerlich die omnipräsente und seit Jahrzehnten unveränderte Silhouette des 911ers im Sinn. Als Porsche 1975 das Frontmotor-Modell 924 an den Markt brachte, rümpften viele die Nase und sahen das Modell nicht als einen "echten Porsche" an, nicht zuletzt weil das Modell ursprünglich für Volkswagen entwickelt wurde und dementsprechend viele VW-Komponenten wie Motor, Getriebe und Fahrwerksteile besaß.
Das Modell kam trotzdem auf den Markt und brachte 1982 mit dem 944 sogar einen Nachfolger hervor, diesmal mit einem "echten" 163 pferdestarken Porsche-Vierzylindermotor. Nach den Weiterentwicklungen "S" und "S2" kam 1985 das Modell mit Turbolader, 220 PS und - obacht - einem Tacho mit Geschwindigkeitsanzeige bis 300 km/h auf den Markt! Dies war jedoch sehr ambitioniert, betrug die offizielle Höchstgeschwindigkeit "lediglich" 245 km/h.
Außen gab es auch einige Veränderungen, die vordere Stoßstange erhielt integrierte Nebelscheinwerfer und Blinker, hinten kamen ein Diffusor und ein Spoiler hinzu. Nicht zuletzt prägten die markanten Fünfloch-Felgen das Gesamtbild des Turbo.
Nun zum Modell, Hasegawa brachte 1987 einen Bausatz des 944 Turbo in die Ladenregale, der 2005 von Revell wiederauferlegt wurde, wovon Jahre später sich ein Exemplar in meiner Sammlung wiederfand, woraus jetzt ein weiteres Schmuckstück für die Vitrine entstehen sollte.
Außen schwarz mit rotem Interieur sollte er werden, das stand schon früh fest, denn diese Kombination passt gut zur Bissigkeit und Unbändigkeit eines Turbomotors, wie ich finde.
Trotz seines Alters kann sich der Bausatz sogar heute noch sehen lassen. Die Qualität des Spritzgusses ist 1A, der Bausatz ist sehr gut detailliert. Motor und Innenraum sind wunderbar nachgebildet. Die Felgen sehen super aus und die Reifen weisen originalgetreue Beschriftungen auf. Wirklich großes Lob an Hasegawa für diesen tollen Bausatz, der sofort Lust aufs Loslegen macht! Natürlich danke auch an Revell für die Wiederauflage. Der Baubericht
Begonnen habe ich wie immer mit der Karosserie. Zuerst wurden die angegossenen Zierleisten und Türgriffe entfernt. Letztere würde ich später aus der Restekiste ergänzen, die Zierleisten entschied ich komplett wegzulassen. Dies erleichtert zum einen das Polieren des Lackes, zum anderen sieht es ohne meiner Meinung nach besser aus. Beim Original waren die anscheinend auch optional. Das angegossene "turbo"-Emblem wurde ebenfalls entfernt, dieses wurde später durch einen Aftermarket-Metallsticker ersetzt.
Die Karosse wurde mit diversen Feilen und Schleifmitteln bearbeitet, Grate entfernt, Fläche angeraut, Blechstöße mit Gravierklingen nachgezogen. Alle Karosserieteile wurden angepasst, ein paar Sinkstellen gespachtelt und alle Teile für die Lackierarbeiten vorbereitet. Lackieren wollte ich dieses Modell mit Autolacken im Zweischicht-Verfahren inklusive 2K-Klarlack und Grundierung. Letztere habe ich in schwarzer Farbe gewählt, für den Fall dass es nicht allzu sehr auffällt, wenn man bei den Polierarbeiten ein wenig an den Ecken und Kanten "durchkommt"
Nach dem Trocknen wurde die Grundierung mit 2000er und 3000er Tamiya-Schwämmen geschliffen und nachdem die Oberflächenkontrolle ihr Gütesiegel verpasst hat, ging es weiter mit der "richtigen" Farbe. Porsche Tiefschwarz mit dem Farbcode L041 wurde als Basislack gewählt. Zwei gute Schichten davon, zehn Minuten ablüften lassen, währenddessen man schon den Klarlack anmischen kann. Dieser kam ebenfalls in zwei satten Schichten drauf, mit ca. zehn Minuten Ablüftzeit dazwischen. Die Karosserieteile wurden zwischen den Schichten mit einer Plastikhaube vor Staub geschützt. 2K-Lack ist nach 24 Stunden bei Raumtemperatur trocken, aber vor dem Polieren sollte man ihn mindestens eine Woche durchhärten lassen, wenn es geht, länger. In dieser Zeit kann man sich dem "Rest" des Bausatzes widmen, was ich auch gemacht habe.
Weiter ging es mit dem Motor, die Teile wurden in sinnvollen Baugruppen verklebt und für die Lackierung vorbereitet. Das ganze Krümmer/Aspuff/Turbolader-Gebilde habe ich entgegen der Empfehlung der Bauanleitung zuerst sorgfältig angepasst und untereinander verklebt. Andernfalls hätte es hässliche Übergänge zwischen den Teilen gegeben, hätte man sie nach dem Lackieren einzeln eingesetzt. Lackiert wurde mit diversen Metallictönen, die Alterung erfolgte mit Washings und Pigmenten.
Die untere Motorabdeckung habe ich ein wenig modifiziert, da diese etwas falsch dargestellt war. An gleicher Stelle bekam die vordere Stoßstange ebenfalls ein kleines "Upgrade". Die Auspuffblende entstand aus einer Aderendhülse.
Den Innenraum wollte ich in rotem Leder erstrahlen lassen. Der Farbton dazu wurde aus Tamiya-Acrylfarben angemischt. Nach dem Lackieren der "Polsterung" wurden die Flächen einem dunkelbraunen Washing unterzogen und mit einem Baumwolltuch nachpoliert, um an den Ecken und Kanten einen leicht glänzenden, und insgesamt einen lederartigen Look zu erzielen. Des weiteren wurde im Innenraum "Teppich" aus Viskoseflocken verlegt.
Zusätzlich habe ich Sicherheitsgurte angefertigt. Die Schnallen sind von Studio27, das Gurtmaterial von ScaleProductions. Um den Kofferraum durch das große Heckfenster nicht allzu einsam aussehen zu lassen, habe ich nach Vorbildmaterial die ausziehbare Laderaumabdeckung aus Kunststoffstab und Zinnfolie angefertigt.
Nachdem der Lack 2-3 Wochen Zeit hatte, ordentlich auszuhärten, können wir uns endlich dem Finish widmen. Die Fläche wurde erst mit 2000er Nassschleifpapier vorsichtig angeschliffen, dabei wurde ein Radiergummi als Schleifklotz verwendet. Diese Arbeit erfordert viel Konzentration, um nicht an den Ecken und Kanten durchzuschleifen.
Nächster Arbeitsschritt war ein Nassschliff mit 3000er Mirka Abralon Scheiben. Damit werden letzte Kratzer vom 2000er Schliff entfernt und die Oberfläche zum Polieren vorbereitet. Poliert wurde mit Tamiya-Pasten und einem Dremeltool mit Baumwoll-Polieraufsatz.
Hiermit war ich mit dem Bau auch schon auf der Zielgeraden, an der Karosse fanden diverse Detailbemalungen statt, u.a. die Fensterdichtungen und Spoiler in Mattschwarz. Chassis mit Motor, Innenraumwanne und Karosse fanden zueinander, letzte Details, Farbtupfer und Decals wurden ergänzt. Die Bausatz-Scheibenwischer habe ich durch geätzte von Hobby Design ersetzt. Das i-Tüpfelchen bildete das "turbo"-Emblem von "ZoomOn", welches sich hinten auf dem Kofferraumdeckel wiederfand und das schwarze Schmuckstück war fertig. Ich bin wirklich sehr zufrieden mit dem Endergebnis und vor allem mit der Lackierung. Eine weitere Perle für die Vitrine! Alex Grivonev Publiziert am 28. Juni 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |