Sikorsky S-55AOO-SHA, Sabenavon Roland Kunze (1:48 Revell)Zum VorbildDer S-55 wurde Ende der 1940er Jahre von der Sikorsky Aircraft Corporation entwickelt und war ein Transporthubschrauber in Ganzmetall-Halbschalenbauweise und Haupt- Heckrotorkonfiguration. Ungewöhnlich für die damalige Zeit war die Einbauposition des Motors. Er saß schräg in der runden Nase des Helikopters, damit war er über zwei große Wartungsklappen sehr leicht zugänglich. Oberhalb des Motorraums befand sich das Cockpit für zwei Piloten mit einer für beide Pilotenplätze ausgelegten Steuerung. Direkt dahinter saß das Hauptgetriebe, das mit einer langen, nach schräg unten verlaufenden Welle mit dem Motor verbunden war und einen Dreiblatt-Hauptrotor antrieb. Der S-55 wurde in zwei Hauptversionen gebaut. Die A-Serie hatte einen waagerecht angebrachten Heckausleger und wurde von einem Pratt & Whitney R-1340-57 Sternmotor mit 550 PS Leistung angetrieben. Im Betrieb kam es aber immer wieder zu Berührungen der Rotorblatter mit dem Auslegerende, was zur B-Version führte, die an einem leicht nach unten geneigten Ausleger zu erkennen ist. Hier kam dann auch der stärkere Wright R-1300-3 mit 700 PS zum Einsatz. Die damals völlig neue Bauweise ermöglichte einen sehr geräumigen Frachtraum, in dem bis zu zehn Passagiere oder acht Liegen untergebracht werden konnten, was den S-55 zum ersten echten Transporthubschrauber der Welt machte. Diese Auslegung war auch flugtechnisch von großem Vorteil, weil so eine Verschiebung des Schwerpunkts bei voller Beladung ausgeschlossen werden konnte und ein sehr sicherer Betrieb möglich war. Dies machte den S-55 auch für den zivilen Betrieb interessant, die Zulassung dafür erfolgte am 25. März 1952. Die belgische Fluggesellschaft Sabena war damals die einzige große Fluggesellschaft in Europa, in deren Flotte Hubschrauber zu finden waren. Nachdem Sabena ab August 1950 mit Bell 47D-Helikoptern einen experimentellen Postdienst betrieb, beabsichtigte die Gesellschaft auf Grund dieses Erfolges, Hubschrauber in einem Zubringerservice für die internationalen/europäischen Linienflüge einzusetzen. Der Service wurde am 1. September 1953 mit sechs Sikorsky S-55, die sieben Passagiere befördern konnten, aufgenommen. Bedient wurden von Brüssel aus die Flugplätze Rotterdam, Antwerpen, Lille, Eindhoven, Maastricht, Lüttich, Luxemburg, Paris, Dortmund, Duisburg, Köln und Bonn. Schon im ersten Betriebsjahr wurden auf 3.500 Linienflügen 12.544 Passagiere befördert, was Sabena damals den Status der weltweit erfolgreichsten Hubschrauberlinie einbrachte. Später wurde die Flotte mit acht Sikorsky S-58, die über zwölf Sitzpätze verfügten, verstärkt. Sabena unterhielt diesen Service bis Mitte der 1960er Jahre ohne jeden Zwischenfall. Vorgeschichte und BausatzergänzungenDiesen Helikopter hatte ich in der Army-Version als Kind schon gebaut und mich bereits damals über die Ausführung des Bausatzes gewundert. Allerdings hatte zu dieser Zeit das Verständnis über die „Geschichte“ dieses Kits gefehlt. Nun, rund ein halbes Jahrhundert später ist dies anders, und ich wollte trotz der einfachen und gewissermaßen „historischen“ Ausführung ein besseres und sehenswertes Modell draus bauen. Ich begann relativ zeitnah nach der Kitvorstellung mit dem Bau, stieß aber bald auf diverse Probleme, die nach damaligem Wissensstand und Fähigkeiten für mich nicht lösbar waren und das angefangene Modell lange in der Versenkung verschwinden ließen. Wie ich schon in der Bausatzbesprechung erwähnt hatte, stammt der Kit aus den Pioniertagen des Modellbaues. Viele Teile sind dem damaligen Stil bzw. den damaligen Möglichkeiten nach sehr einfach modelliert. Zwar gab es für den Innenbereich einst von Swanny Models Resinsätze, die aber nicht mehr erhältlich sind. Darüber hinaus sind sie für militärische Versionen gedacht, die mir bei meinem zivilen Modell auch nicht wirklich weitergeholfen hätten. Und obwohl dieser einzigartige Quarterscale-Bausatz schon seit vielen Jahrzehnten immer wieder erscheint, hat sich Revell als Hersteller bisher keineswegs in der Pflicht gesehen, den Kit mit neuen Teilerahmen auf einen einigermaßen aktuellen Stand zu bringen, und auch auf dem Zubehörmarkt gibt es absolut nichts dafür zu finden.
So fand ich es durchaus angebracht, dass Revells Abteilung X mir hier unterstützend unter die Arme greift. Ohne Probleme bekam ich zweimal das Spornrad des 1:48er AH-64 als Vorderräder, als Räder des Hauptfahrwerkes die des S-58 in 1:72 und die Cockpitseitenscheiben sowie die Sitzbänke des 1:48er Wessex zugesandt; vielen Dank dafür! Das viel zu kleine Bausatzteil wurde durch einen Resin-Motor von Quickboost ersetzt, die Ummantelung des Motors entstand aus dem perfekt passenden Bodenteil eines Verpackungsröhrchens für Brausetabletten. Die Sitzgurte kamen aus dem Eduard-Ätzteilsatz für die B-17G Flying Fortress, für die Vergitterungen am Rumpf hatte ich textiles Meshmaterial von Plus Model geordert. Vorbereitung der Rumpfschalen und erste Schritte für ein InnenlebenZunächst wurde aus der rechten Rumpfschale die Frachtraumschiebetür gelöst und dünner geschliffen. Weiterhin habe ich auch das Plastikmaterial innen um die Fensteröffnungen so weit wie möglich mit dem Fräser abgetragen, um später die Fenster möglichst bündig einsetzen zu können. Auch um die seitlichen Motorabluftöffnungen wurde Material abgetragen. Dazu habe ich in die Rumpfschalen Öffnungen für den Ölkühler am Rumpfboden und die Vergitterungen um die Rotorachse und am Ende der Getriebeverkleidung geschnitten. Mit Muster aus Karton für den Kabinenboden sowie die vordere und hintere Schottwand konnten die endgültigen Teile aus Sheetmaterial gefertigt und in die linke Rumpfschale eingebaut werden. Teilweise waren hier Verstärkungen nötig, um die dünnen Platten in Form zu halten. Den oberen Bereich des Motorschotts habe ich dünner geschliffen und ebenfalls in die linke Rumpfschale eingeklebt. Das CockpitAuch das Cockpit ist sehr rudimentär und keinesfalls vorbildgerecht aufgebaut. Am augenfälligsten ist hier der in einer Ebene durchgehende Cockpitboden und die viel zu schmale Mittelkonsole. Um hier eine originalgetreuere Nachbildung zu bauen, habe ich den Cockpitboden soweit gekürzt, dass später nur noch die Sitze darauf Platz finden. Nach dem Heraustrennen der Mittelkonsole wurden die drei Teile für die Verkleidung des Getriebeabteils angebaut. Passend zugeschnittenes Sheetmaterial verdeckt einigermaßen die großen Spalte zu den Rumpfschalen. Eine entsprechend umgebaute, passend große Bombe aus der Grabbelkiste stellt nun das Getriebegehäuse dar, die darin eingesetzte Messinghülse wird später die Rotorachse aufnehmen. Dann fand an Stelle der alten eine neue und passend dimensionierte, aus Sheetmaterial hergestellte Mittelkonsole mit den angebauten Steuerhebeln im Cockpit Platz. Auch die Pilotensitze entstanden neu, die Gestelle wurden aus Sheetmaterial zusammengeklebt, die Polster aus FIMO zurechtgeschnitten, geformt und gebacken. Nach dem Einpassen der Polster in die Gestelle vervollständigen geätzte Gurte die Sitze, die dann an die entsprechenden Stellen im vorbereiteten Cockpitteil geklebt wurden. Mit dem Armaturenbrett habe ich es mir relativ einfach gemacht: ein im Internet gefundenes Bild von einem 1:72er Ätzteilsatz mit farbig bedrucktem Instrumentenbrett wurde in Photoshop entsprechend bearbeitet, skaliert, auf Fotopapier ausgedruckt, auf dünnes Sheetmaterial aufgeklebt und zurechtgeschnitten. Auf die Rückseite kamen dann aus Rundmaterial geschnittene Instrumentengehäuse, auf eine Verkabelung habe ich verzichtet. Versuche zeigten, dass diese Detaillierung durch die Frontscheibe kaum noch zu erkennen gewesen wäre. Nach dem Aufsetzen des Armaturenbrettes auf die Mittelkonsole wurde dahinter eine Quertraverse mit den Pedalen, alles gebaut aus Evergreen-Rundmaterial, gesetzt. Als weitere Ergänzung der Steuerelemente habe ich Kollektivhebel aus der Grabbelkiste an die entsprechenden Stellen geklebt. Der tiefer gesetzte Cockpitboden samt Abschottungen nach vorne und hinten wurde wieder in die linke Rumpfschale eingebaut. Schließlich nahmen passend in den Boden platzierte Löcher die Steuerknüppel auf. Der MotorraumUm es gleich vorweg zu nehmen: das einzige Teil, das aus dem Kit für den Bau des Motors unverändert übernommen wurde, ist das Verbindungsteil zwischen Motorschott und dem Motor selbst. Nach dem Einbau des Motorschotts habe ich die vorderen Fahrwerksträger aus Sheetmaterial zugeschnitten, gebohrt und in die Rumpfschalen eingebaut, ebenso die Verkleidungen für den Ausschnitt des Ölkühlers. Nachdem an das Schott Verstärkungsleisten aus Sheetstreifen geklebt waren, konnte das passend zugerichtete Bodenteil des Brausetablettenrohres an das bereits montierte Verbindungsteil angebaut werden. Hierin fand dann der Resinmotor Platz, der mit Treibstoffleitungen aus Silberdraht und einem neuen Abgasrohr aus Lötzinn ergänzt wurde. Der Auspuffendstutzen entstand aus einem Stück Trinkhalm. Insgesamt war es eine ziemliche Fummelei, die Leitungen und Rohre korrekt zu biegen und in den richtigen Positionen anzukleben. Im nächsten Arbeitsschritt wurde Form und Dimension der Halter für den Geräteträger ermittelt, die Teile aus Sheetmaterial geschnitten, gebohrt und eingebaut. Wieder nach einer angepassten Papierschablone habe ich aus dünnem Alublech das Teil für das Geräteträgergehäuse geschnitten, das dann entsprechend gebogen und eingepasst wurde. Hier war dann eine Fixierung nur am linken Halter möglich, damit sich die Rumpfhälften noch trennen lassen. Das Bauteil für den Belüftungsschacht habe ich übernommen, es wurde aber mit Sheetmaterial an den größer dimensionieren Motor angepasst. An dieser Stelle müssen dann auch die Motorhauben probegepasst werden, damit sie sich nach dem Einbau des ganzen Innenlebens noch schließen lassen. Vorbereitung des Rumpfes für die LackierungZunächst einmal sind satte Sinkstellen an Rumpfober- und Unterseite zu verspachteln. Weiterhin habe ich Löcher für die Tritt- und Griffbügel gebohrt, die scratch zu ergänzen sind und aus Stahldraht entstanden. Schließlich wurde vor der Lackierung noch das bereits eingbaute Motorcompartment maskiert. Die Farbauswahl gestaltete sich spannend: während als Grundierung Revell Weiß glänzend 04 und für den Boden Revell Seidenmatt Schwarz 302 die einfachsten Übungen waren, fand ich im Abgleich mit dem Decalbogen Revell Ultramarinblau glänzend 51 als die passende Farbe für die blauen Flächen. Bei dem grauen Streifen setzte dann aber das Rätselraten ein: die Bauanleitung empfiehlt hier ein mit Weiß aufgehelltes Graublau 351, das aber nicht mehr erhältlich ist. Dieser Farbton würde dann vermutlich auch mit der Darstellung auf dem Deckelbild korrespondieren. Auf farbigen Originalfotos ist jedoch ein relativ neutrales dunkles Grau zu erkennen, wobei hier auch nicht klar ist, ob sich durch verschiedene Bearbeitungsschritte bei den Bildern Farbverschiebungen ergeben haben. Die Deutsche Bundespost Berlin brachte jedoch im Jahr 1980 einen Satz Jugendmarken heraus, wo auf der 90 Pfennig-Marke eine S-55 in Sabena-Lackierung abgebildet ist. Da ich diese Marke selbst besitze, diente sie mir schließlich als Referenz für das ausgewählte und am plausibelsten erscheinende Humbrol Seidenmatt 165. Die Lackierung des RumpfesEntgegen meiner sonstigen Arbeitsweise, den weitestgehend komplett montierten Rumpf in einem Stück zu lackieren, musste ich hier wegen der noch einzubauenden Verglasung und des Passagierabteiles, das noch eingerichtet werden musste, einen anderen Weg gehen. Ich entschied mich dazu, die Rumpfschalen vorzulackieren und nach dem Zusammenbau und der Versäuberung der Klebenähte dann nachzubessern. Die blauen Farbflächen mit den weißen Trennstreifen gibt es zwar als Decals, aber ich hatte Bedenken, dass einerseits sich die langen Streifen auf den mit vielen Nietreihen verzierten Untergrund sauber und passgenau aufbingen lassen und andererseits die weißen Trennstreifen das vorlackierte Grau ohne Durchscheinen überdecken. So hatte ich vor, ALLES zu lackieren. Den Decalbogen scannte ich ein, druckte ihn auf Karton wieder aus und verwendete die ausgeschnittenen Formen als Schneideschablonen für die Masken. Selbstredend müssen auch die Masken auf dem unebenen Untergrund sauber aufgebracht werden, ebenso wie auf einen korresponierenden Übergang der Linien vom Rumpf zu Motorhauben und Schiebetür zu achten ist. Die PassagierkabineDa weder Vorbildfotos noch Farbangaben von den Passagierkabinen der Sabena-Maschinen zu finden waren, habe ich hier meiner Phantasie freien Lauf gelassen, wobei das Endergebnis natürlich wieder plausibel sein sollte. Für die Verkleidung der Seiten- und Schottwände sowie für das Dach entschied ich mich, Balsaholz zu verwenden. Leicht zu bearbeiten und quer zur Faserrichtung flexibel, erschien mir eine Holzverkleidung auch das passende Ambiente für diese Zubringermaschine. Für die Form der Verkleidungsteile verwendete ich wieder teils vorhandene, teils neu erstellte Pappschablonen. Auf die eingepassten Seitenteile wurden die Fensteröffnungen gezeichnet und ausgeschnitten. Danach konnten die Scheiben für alle Seitenfenster aus Blisterfolie ausgeschnitten und in die Fensteröffnungen der Rumpfschalen eingepasst werden. Eine erste Positionierung erfolgte mit dünner doppelseitiger Klebefolie, für die endgültige Fixierung kam Revell Clear-Kleber zum Einsatz. Auch für die Befestigung der Verkleidungsteile verwendete ich die doppelseitige Klebefolie, in der selben Manier wurde der Bodenbelag aus festem graublauen Stoff fixiert. Die Vorhänge entstanden aus Sektkorkenfolie. Für die Bestuhlung kamen die Wessex-Sitzbänke zum Einsatz, die genau das Maß der Rumpfinnenbreite des S-55 haben. Ich habe mich für eine Aufstellung in Reihen in Flugrichtung mit der Aufteilung von 2-2-3 Plätzen entschieden, daher wurde aus zwei Bänken ein Viertel der Breite herausgeschnitten, um einen Durchgang nach hinten zu ermöglichen. Nach der Bemalung erhielten die Bänke Armlehnen und die von der Tür aus sichtbaren Plätze Sitzgurte, danach erfolgte der Einbau. Nun konnte auch die wieder nach Schablone zugeschnittene Decke eingefügt werden. Der RumpfNach der Fertigstellung des Passagierabteils und dem Einbau des Cockpits konnten die Rumpfhälften zusammengefügt und verklebt werden. Die Passgenauigkeit ist recht gut, nur an wenigen Stellen sind Nähte zu versäubern. Die Sinkstellen am Cockpitdach können mit der Naht verspachtelt und verschliffen werden. Das Loch für die Peilantenne wurde verschlossen, diese Antenne ist an Sabena-Helikoptern nicht zu sehen. Ist der Einbau der Heckflossen erfolgt und das Teil verspachtelt, konnte auch die Nachlackierung der Nähte erfolgen. Markant am S-55 sind die Lüftungsgitter, die am Modell aber entweder gar nicht oder nur als schwach nachgebildetes Relief vorhanden sind. Im Vorfeld habe ich ja die Öffnung am Getriebegehäuse ausgeschnitten, dass auch hier die Vergitterung mit Meshmaterial erfolgen musste, war insofern klar, da es für diesen Bausatz keinerlei Ätzteile gibt. Allerdings hatte ich lange Zeit keine Idee, aus welchem Material der Rahmen für die Gitter bestehen sollte. Ein dünnes, flexibles, reißfestes Material, das nicht ausfransen darf, hatte ich mir vorgestellt. Mit dem Erscheinen der Fabric-Sitzgurte von Eduard tat sich da eine Option auf, die endgültige Lösung fand ich in einem ähnlichen, aber etwas stärkeren Material, wie es mittlerweile häufig für Wäscheteiketten verwendet wird. Für das Gitter, durch das Rotorachse und –steuerung läuft, skalierte ich das Bild von dem Ätzteilsatz auf die passende Größe, danach wurde das ausgeschnittene Stück auf dem Fabric fixiert. Anschließend habe ich die Gitteröffnungen nach dem Bild mit dem Skalpell eingeschnitten und den entstandenen Rahmen mit Sofortkleber auf das Mesh geklebt. Mit einer Revolverlochzange wurden die Öffnungen für Achse und Steuerungsgestänge gestanzt, dann das ausgeschnittene Teil wiederum mit Sofortkleber auf die Rumpföffnung eingepasst und abschließend überlackiert. Die beiden anderen Gitter entstanden nach der selben Manier, wobei für das obere Motorlüftungsgitter der Schnitt selbst erarbeitet werden musste.
Motor, Fahrwerk und RotordetailsNach dem Zusammenfügen des Rumpfes konnte nun auch der Geräteträger mit dem Gehäuse verklebt werden. Aus dem Kühler eines alten Formel 1-Automodells habe ich den Ölkühler passend zurechtgeschnitten, mit Sheetstreifen umrahmt und mit Aufnahmen für die Zuleitungsschläuche versehen. Dann konnte er an die vorher eingepassten Anschläge geklebt werden. Die Verkabelung erfolgte mit Litzendraht und der Isolierung von dünnen Stromkabeln. Für die Fahrgestellbeine des Hauptfahrwerkes wurden die Bausatzteile, die nach dem Entfernen der Grate überraschend gut aussahen, unverändert übernommen und vorerst nur in die Aufnahmen gesteckt. Dann konnten die neuen Räder angeklebt und ausgerichtet werden. An den vorderen Fahrwerksbeinen war eine Modifikation notwendig, hier habe ich die Passzapfen entfernt und längere Stutzen aus Rundmaterial angeklebt. Nach dem Trocknen wurden auch hier die neuen Räder montiert und ausgerichtet. Dann konnten die vorderen Fahrwerksbeine an den Fahrwerksträgern angeklebt und in der Höhe angepasst werden, damit die Maschine gerade steht. Für die Bemalung der Stoßdämpfer habe ich Molotow Liquid Chrome verwendet. Aus dem Refill-Pack lässt sich die Farbe exakt dosiert mit einem feinen Pinsel auftragen. Der Hauptrotor ist bereits aus der Box recht gut nachgebildet. So habe ich neben den üblichen Arbeitsschritten (versäubern, zuammenbauen und lackieren) keine Verbesserungsarbeiten mehr für nötig empfunden; lediglich die Rotorachse wurde durch ein Messingrohr ausgetauscht. Dank des neuen Lüftungsgitters konnte nun jedoch der untere Teil der Taumelscheibe samt Ansteuerungen plastisch und dementsprechend vorbildgetreuer aufgebaut werden und somit das überaus rudimentär gehaltene Bausatzteil ersetzen. Weiterhin sah ich beim Heckrotor erheblichen Verbesserungsbedarf: die Ansteuerung habe ich aus verschiedenen Evergreen-Profilen komplett neu und vorbildgerecht aufgebaut. Die DecalsNachdem viele Hürden erfolgreich überwunden waren und das Modell kurz vor der Fertigstellung stand, waren nun die Decals an der Reihe. Der Bogen aus dem Bausatz sah recht gut aus; keine Knicke oder Alterungserscheinungen, kaum Vergilbungen. Beim Einweichen des ersten Bildes kam dann aber die große Ernüchterung: es hat sich in kleinen Bröseln in der Wasserschüssel verteilt. Weitere Versuche mit unterschiedlichen Einweichzeiten und Wassertemperaturen brachten das selbe Ergebnis: der Bogen war unbrauchbar - was für ein Glück, dass ich mich dazu entschlossen hatte, die blauen Flächen zu lackieren: ein Problem weniger... Aber für Logos und Schriften musste wieder das Grafikprogramm bemüht werden, um sie als Decals anzulegen und bei DecalPrint drucken zu lassen – der vorsichtshalber vorher angefertigte Scan war noch vorhanden und hat hierbei gute Dienste geleistet. Der Druck des Bogens ist sauber, scharf und die Decals lassen sich gut verarbeiten, erfordern aber für ein gutes Anschmiegen an die Unebenheiten den reichlichen Einsatz von DecalStrong. Da es in Bezug auf Kabinenfenster und Belüftung / Klimatisierung im Lauf der Zeit offenbar Modifikationen gegeben hatte, ist mit der im Bausatz vorhandenen Konfiguration eine sehr frühe Ausführung von OO-SHA entstanden. Das FinishNach der aufwändigen Detaillierung des Motorraumes war es ein Muss, die Motorabdeckung zum Öffnen zu bauen. Aber die Art und Weise, wie die beiden Flügel der Motorhaube in geschlossenem Zustand sicher zusammenzuhalten wären, bereitete mir langes Kopfzerbrechen. In einigen MV-Berichten las ich von Mini-Neodymmagneten, bei einem großen Online-Versandhaus fand ich schließlich welche im Durchmesser von einem Millimeter, die mir für meinen Anwendungszweck geeignet erschienen. Drei Paare in Polystyrol-Rundprofile eingebettet und entsprechend montiert erfüllen nun die Aufgabe wie vorgesehen. Für die klappbare Montage am Rumpf habe ich wieder das Fabric herangezogen, vier kleine „Scharnierstreifen“ wurden zurechtgeschnitten, mit Sekundenkleber montiert und mit ebenfalls mit Sekundenkleber fixierten Resin-Mininieten in entsprechend platzierten Bohrungen gegen Ablösung gesichert. Abschließend konnten dann die Beine des Hauptfahrwerkes eingesetzt und verklebt werden – nun war der Helikopter nach einer halben Ewigkeit tatsächlich fertiggestellt. Die FigurenNachdem der Bausatz – wie in der Kitbesprechung bereits erwähnt – drei Figuren enthält, bot sich eine Verwendung dieser an. Da es sich aber um zwei Piloten (hier war fraglich, ob sie sich nach dem radikalen Cockpitumbau überhaupt platzieren lassen) und einen Mechaniker (die Spritzgussqualität war auf den ersten Blick nicht wirklich überzeugend) handelt, verwarf ich diesen Gedanken recht schnell und dauerhaft. Schließlich fielen mir aber die beiden Fluggast-Figuren aus dem Hughes 500-Kit in die Hände, was die Überlegungen wieder relativierte. Auch wenn das Outfit der beiden Fluggäste nicht in den 1950er Jahren anzusiedeln ist, entschloss ich mich gemäß dem süddeutschen Spruch „Wenn net etz, wann dann?“, die vorhandenen Figuren für eine Szene, wie sie sich möglicherweise kurz vor dem Abflug zugetragen haben könnte, einzusetzen.
Alle Figuren wurden von Gussgraten und Formtrennnähten befreit, hier stellte sich dann heraus, dass der Mechaniker gar nicht so übel ausgeführt ist und von der Größe her recht gut zu den beiden Fluggästen passt. Mehr Kopfzerbrechen bereiteten mir die beiden Pilotenfiguren. Der eine, offenbar der Kommandant, hatte eine dermaßen grotesk-unnatürliche Körperhaltung, die keinesfalls akzeptabel war. Beim Copiloten war das anders, der wollte aber mit seinem Schirmkäppi nicht recht als Airlinerpilot gefallen. So bekam er kurzerhand den Kopf des „Kapitäns“ transplantiert, und er passt mit seiner jetzigen Haltung auch ganz gut auf den rechten Cockpitsitz. Alle Figuren habe ich mit Revell-Enamels und AquaColors bemalt.
FazitZweifellos ist der Sikorsky S-55 – egal, ob in der militärischen oder zivilen Version - ein Helikopter mit einem ganz besonderen Charme, aber leider ist auch heute noch dieser historische Revell-Bausatz die einzige Option für ein Modell im Quarterscale - schade, dass er so stiefmütterlich behandelt wird. Wie in der Kitbesprechung beschrieben, sind letztendlich nur wenige Teile unverändert verwendbar, um ein Modell nach einigermaßen aktuellen Maßstäben zu bauen. Gerade im Innenbereich entstand nahezu alles in Eigenleistung; aber jedes einzelne neu entstandene und bearbeitete Teil an diesem Modell war meiner Ansicht nach den Aufwand wert. Während der Bauphase, die sich über zwölf Jahre hinzog, habe ich eine Menge dazugelernt und bin ein bisschen stolz, aus diesem Bausatzmethusalem (im Gegensatz zu dem in meiner Kinderzeit gebauten) ein für mich nun zufriedenstellendes Modell erschaffen zu haben. Roland Kunze Publiziert am 07. November 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |