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PZL (Mil) Mi-2 Hoplite

von Bernhard Pethe (1:72 Aeroteam)

PZL (Mil) Mi-2 Hoplite

Geschichte:

Der Hubschrauber W-2, der Prototyp der Mil Mi-2, hatte am 22. September 1961 seinen Erstflug. Er war der erste Hubschrauber in seiner Klasse, welcher serienmäßig mit zwei Gasturbinen GTD-350 (294 kW) ausgerüstet war. Die Flugerprobung zog sich bis ins Jahr 1963 hin. Die Philosophie der größtmöglichen Verwendung von Baugruppen der Mi-1 führte zu keiner befriedigenden Lösung und verlängerte die Erprobung erheblich. Erst am 20. September 1963 bekommt der Mi-2 grünes Licht für eine Serienproduktion. Aus Kapazitätsgründen führte man bereits 1962 erste Verhandlungen über ein Lizenzabkommen zur Fertigung der Mi-2 in Polen. Im Jahre 1965 lief der erste Serienhubschrauber vom Band und flog am 26. August zum ersten Mal. Polen war der alleinige Produzent der Mi-2. Bei den ca. 6000 produzierten Hubschraubern im polnischen Werk WSK Swidnik spricht man deshalb von der PZL Mi-2.

PZL (Mil) Mi-2 Hoplite

Die PZL Mi-2 in der DDR:

Im April 1972 wurden die ersten Mehrzweckhubschrauber Mi-2 als Ablösemuster der veralteten SM-1 (Polnisches Lizenzmuster der Mi-1) beim Hubschraubergeschwader 34 der NVA in Dienst gestellt. Die letzten von 48 Maschinen wurden 1985 geliefert. Wie alle Mehrzweckgeräte können sie vieles, aber vieles nicht richtig. Sehr gut geeignet war die Mi-2 für die Ausbildung der Hubschrauberpiloten, welche für die geplanten Transport- und Kampfhubschraubergeschwader, sowie für die Fliegerkräfte der Grenztruppen benötigt wurden. Mit dieser Hauptaufgabe waren die Mi-2 bis 1984 im HG-34 in Brandenburg/Briest beschäftigt. Schon 1981 gab es hier die Hubschrauberausbildungsstaffel 35, die aus der 3. Staffel des HG-34 hervorgegangen war. Diese Staffel war der Offiziershochschule der LSK/LV unterstellt und wurde 1984 zum Hubschrauberausbildungsgeschwader 35 (HAG-35). Am 25. September 1990 stellte das HAG-35 seinen Ausbildungsbetrieb ein. Das erste Kampfhubschraubergeschwader der NVA wurde 1975 mit der Mi-2 gebildet und 1977 von der Mi-8TB sowie von der Mi-24 abgelöst. Die Mi-2 war hier auf beiden Seiten mit Lafetten mit je zwei 7,62mm MG-PKT oder mit Raketenbehälter MARS-2 mit je 16 ungelenkten Raketen ausgerüstet. Für Aufklärungszwecke nutzte man die Mi-2 ebenfalls. So standen bei der Transportfliegerstaffel 24 in Dresden zwei Mi-2F mit Reihenbildkameras MRB 9, MRB 15 oder MRB 30 ausgerüstet, im Zeitraum von 1976 bis 1983 im Einsatz. Später konzentrierte man die Mi-2 in den Aufklärungsstaffeln, welche den Kampfhubschraubergeschwadern unterstellt waren. 1986 wurden diese dann in spezielle Staffeln zur Führung und Aufklärung (HSFA 3 und HFSA 5) eingegliedert.

PZL (Mil) Mi-2 Hoplite

Die Hubschrauberstaffel 16 (HS-16) gehörte zu den Fliegerkräften der Grenztruppen der DDR. Bei der HS-16 wurde die Mi-2 für Aufklärungs-, Transport- und Verbindungsflüge an der ehemaligen innerdeutschen Grenze eingesetzt. Auch die Volkspolizei der DDR hatte sechs Exemplare der Mi-2 im Einsatz, nachdem der Kamow Ka-26 sich für diese Aufgaben nicht bewährt hatte. Noch vor der deutschen Wiedervereinigung wurde versucht, die Mi-2 in das deutsche Luftrettungssystem zu integrieren. Dies führte sogar zu einem ADAC- Anstrich einer Mi-2 (386), welcher vier Monate in diesen Farben in Senftenberg geflogen ist. Nach der Übernahme der Mi-2 durch die Bundeswehr wurde der Flugbetrieb immer weiter eingeschränkt. Der letzte Flug einer Mi-2 erfolgte am 15. Dezember 1992 beim LTG 62 in Brandenburg. Die 94+52 (ex 305) war mit einem Sonderanstrich versehen. Beim militärischen Einsatzbetrieb waren bis Oktober 1990 sieben Hubschrauber verloren gegangen.

Damals noch nicht zur Hand, die DHS Ausgabe Nr. 2, wo die komplexe Geschichte des militärischen Hubschraubereinsatzes der Mi-2 bei der NVA abgehandelt wird. Mit der kompletten Flottenliste, schönen Zeichnungen und vielen Detailfotos.

PZL (Mil) Mi-2 Hoplite

Zum zivilen Einsatzspektrum der Mi-2 zählte auch der 1977 erstmalige Agrarflugeinsatz in der DDR. In der Land- und Forstwirtschaft waren diese Hubschrauber in den Mittelgebirgsregionen und in den Obstanbaugebieten hauptsächlich im Flüssigkeitseinsatz anzutreffen. Hierfür waren zwei Kunststoffbehälter rechts und links (je 450 Liter) sowie eine entsprechende Applikationsanlage mit Sprühbalken am Hubschrauber befestigt. Diese waren russische und zum Teil auch polnische Chartermaschinen, mit eigener Besatzung. Ab 1988 wurden diese Maschinen, vermutlich aus versicherungstechnischen Gründen für den Einsatzzeitraum in der DDR mit DDR Kennzeichen versehen und von Interflug- Besatzungen geflogen. Von März bis Oktober waren so nach dieser Verfahrensweise ca. 2-3 Hubschrauber bis 1990 zugelassen.

Das Modell:

AEROTEAM, ein kleiner tschechischer Hersteller, war der erste, der 1995 mit diesem short-run Modell eine Lücke geschlossen hatte. Für AEROTEAM war dieser Kit ein Renner, war doch bei vielen Händlern kurz nach dem Erscheinen im Frühjahr 1995 kein Bausatz mehr zu bekommen. Erst ein Jahr später wurde das gleiche Modell von CLASSIC PLANE in begrenzter Auflage mit deutschen Kennzeichen (94+52 LTG 62, NVA „383“ HAG-35, NVA „328“ HSFA-3, NVA „557“ HS-16 und DDR-VGK Polizei) angeboten.

PZL (Mil) Mi-2 Hoplite

Die 52 hellgrauen Spritzbauteile haben zum Teil schöne Gravuren mit mehr oder weniger Gratbildung. Dazu kommen 11 transparente Bauteile für die Fenster, von guter Qualität und Passform. Bei der Spritzqualität der kleinen Bauteile muss man Abstriche machen. Viele dieser Teile lassen sich aber ohne großen Aufwand neu anfertigen. Sehr schlecht sah es mit der Innenausstattung aus. Hier kommt man nicht umhin, etwas für den Innenausbau zu tun. Wie viel Zeit man hierfür investiert, erkennt man später durch die großen Scheiben recht gut. Soll dann noch eine Tür offen dargestellt werden, reichen zugezogene Vorhänge nicht mehr aus. In einigen deutschen und ausländischen Luftfahrtmuseen kann man sich über das Innenleben einer Mi-2 sehr gut informieren.

PZL (Mil) Mi-2 Hoplite

PZL (Mil) Mi-2 Hoplite

Das Modell entstand bereits vor zehn Jahren. Da gab es noch keine Fotoätzteile von PART und auch keine Resinteile von Pavla. Also Selbermachen war angesagt und so wurden folgende Änderungen vorgenommen.

  • 1. Der komplette Innenraum wurde scratch gebaut
  • 2. Ausschleifen der Abgasöffnungen und Neuanfertigen der Abgasrohre
  • 3. Abschleifen und Neugravieren der Tragschraubenblätter
  • 4. Überarbeiten der Tragschrauben- Nabe und des TS- Mechanismus
  • 5. Anbringen der 6 Gitterstäbe am vorderen Kühllufteinlass
  • 6. Neuanfertigen des Hecksporns mit Trimmgewicht
  • 7. Herstellung aller Haltegriffe und Trittbügel aus dünnem Kupferdraht
  • 8. Komplettierung der Antennenanlage
  • 9. Scheibenwischer links
  • 10. Neuanfertigung eines Vereisungssignalisators, linke Tür
  • 11. Drainageschlauch unterm Rumpf

PZL (Mil) Mi-2 Hoplite

Bei der Farbgebung für mein Modell habe ich mich für einen Hubschrauber aus dem HAG-35 entschieden. Bei dieser Farbvariante kamen zwei Grüntöne, X261 und X622 zur Anwendung. Bei der NVA sowie den Grenztruppen waren je nach Instandhaltungsgrad zwei unterschiedliche Farbgebungen zu beobachten. Eine zweite Variante war Sandbraun (H94) und Dunkelgrün (H149). Eine genaue Farbstimmung bei beiden Varianten ist aufgrund der Witterungseinflüsse, dem Abnutzungsgrad und dem Pflegezustand schwierig. Bei den Decals habe ich mir aus verschiedenen Bögen das passende zusammen gesucht. Im AEROTEAM- Kit waren zwei tschechische und eine irakische Kennzeichnung möglich.

PZL (Mil) Mi-2 Hoplite

Dieser Decalbogen stammt von PROPAGTEAM, ist hauchdünn und hinterlässt keine sichtbaren Ränder. Das gleiche kann man auch über die Decals von CLASSIC PLANE sagen. Trotzdem haben sich hier kleine Fehler eingeschlichen. Die Hoheitszeichen der DDR sind zu klein und in ihrer Darstellung nicht korrekt. Die Beschriftung „Achtung Rotor“ muss großgeschrieben sein und ein Ausrufezeichen (!) hinter Achtung haben.

PZL (Mil) Mi-2 Hoplite

Zum Thema NVA- Decals noch einen Tipp am Schluss. Der Decalbogen von Fliegerrevue und TOM- Modellbau mit 12 unterschiedlichen NVA Hoheitszeichen aus unterschiedlichen Epochen von 1956 bis 1990 deckt das ganze Spektrum wunderbar ab und ist qualitativ vom Feinsten.

Bernhard Pethe

Publiziert am 18. Oktober 2005

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