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Plastikmodellbau Online-Kurs für Anfänger XXI.

Decals

von Thomas Lutz

Warnung: Bei allen unseren Tipps & Tricks immer an die Sicherheit denken und wenn möglich erst an einem Probestück ausprobieren.


Plastikmodellbau Online-Kurs für Anfänger XXI.

Decals (dt. = Wasserschiebefolien) sind im Plastikmodellbau in weitreichender Form in nahezu allen Sparten fester Bestandteil der Bausätze. In den Bereichen Militär sind Decals meistens für Markierungen, Kennungen und Abzeichen zu finden. In Bausätzen von Straßenautos sind Decals oft nur für die Darstellung von Typenschildern, Zierleisten und Decoren enthalten. Bei Airlinern ist der Anteil von Decals schön größer und auch bei Showtrucks im Maßstab 1:24 sind großflächige Decals dabei. In Relation zur Modelloberfläche sind Decals im Motorsport und hier vor allem bei den Stock Cars am größten.  

Herstellverfahren

Decals werden in unterschiedlichen Druckverfahren auf eine dünne Trägerfolie aufgedruckt. Das häufigste Verfahren ist der UV-Druck. Damit sind alle Farben darstellbar, inklusive Weiß, Gold und Silber. Die Decalsheets werden den Bausätzen beigelegt und in den Bauanleitungen im Decal Placement gezeigt, wo am Modell die einzelnen Decalteile „aufgeklebt“ werden.

Eigene Herstellung

Für Tintenstrahl- und Laserdrucker gibt es Tragerfolien, die man selbst bedrucken kann. Weiß, Gold und Silber sind damit allerdings nicht druckbar. Für diesen Zweck benötigt man einen Thermosublimations-Drucker, der mit Wachsfarben auch wieder Weiß, Gold und Silber drucken kann.   

Auftragshersteller

Designs und Layouts für Vorbilder, die von den Bausatzherstellern nicht angeboten werden oder für eigene Kreationen gibt es Lohnbearbeiter, die Decals nach Vorlagen herstellen. 

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Aftermarket

Im Aftermarket gibt es zahlreiche Hersteller für weitere Decals, die man direkt oder über den Fach- und Onlinehandel erwerben kann. Das Angebot ist riesig und im Durchschnitt von guter Qualität.    

Decalhersteller für Stock Cars sind die aktiven Companies Powerslide, Slixx, JWTBM, Lobographix, Wetworks, Yesterday, PPP und ACE Decals. Nur noch als Restposten gibt es Decals von JNJ, Blue Ridge, Chimneyville, Sunset und Fred Cady. In Ebay USA bieten noch einige Anbieter sogenannte laserprinted Decals an. Von diesen Anbietern sollte man nur Decals, die auf weißen oder transparenten (clear) Folien gedruckt sind, nehmen. Von vollflächigen Decals, die auf bunten Trägerfolien gedruckt sind, sollte man Abstand nehmen.    

Klebedecals, Abziehbilder und Abreibedecals

Mitunter lassen sich interessante Decals aus den Bereichen RC-Modellbau und dem Slot Racing finden. Das sind Abziehbilder und Klebefolien, deren Trägermaterial normalerweise zu stark ist, aber es gibt im Slot Racing-Handel auch Decalsheets mit Zahlen und Buchstaben. Abreibedecals von Edding, Woodland Scenics oder Decadry können im Einzelfall auf planen oder geraden Flächen verwendet werden und sind mit Klarlack überlackierbar.

Lagerung und Pflege

Damit Decals keinen Qualitätsverlust erleiden und somit unbrauchbar werden, sollte man einige Regeln beachten. Hohe Temperaturen in der Nähe von Wärmequellen wie Heizungen, Sonneneinstrahlung und Heizkörpern sind für Decals genau so Gift wie hohe Luftfeuchtigkeit, Nässe und sehr kalte Luft sowie das Lagern in aufrechter Stellung.

Primär kann man neue Bausätze in der Originalverpackung mit Außenfolie lagern und die Decals in der Box belassen. Sobald man die Bausätze öffnet um z.B. den Inhalt zu prüfen, sollte man die Decals entnehmen und ordentich lagern und aufbewahren.

Die Decals in eine nichthaftende Klarsichthülle einlegen und in einem Registerordner flach liegend lagern. In einem Raum der Wohnung wird sich ein Platz für einen Ordner finden. Bei unterschiedlichen Innentemperaturen und wechselnden Luftfeuchtigkeitsgraden im Laufe der Jahreszeiten gilt als idealer Raum das Schlafzimmer.

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Die Decals in eine nichthaftende Klarsichthülle einlegen und in einem Registerordner flach liegend lagern. In einem Raum der Wohnung wird sich ein Platz für einen Ordner finden. Bei unterschiedlichen Innentemperaturen und wechselnden Luftfeuchtigkeitsgraden im Laufe der Jahreszeiten gilt als idealer Raum das Schlafzimmer.

Restaurieren

Decals sind empfindliche Materialien. Durch falsche Lagerung beispielsweise bei eventuellen Vorbeseitzern oder einfach bedingt durch Überalterung können Decalsheets spröde werden, bilden feine Haarrisse oder „Vergilben“. Decals von JNJ, Chimneyville oder Blue Ridge sind immerhin 25 Jahre alte Methusalems.

Bei der Restauration kann man vergilbte Decalsheets flach unter einer Glasplatte im Sommer einige Tage in die pralle Sonne legen. Unter der UV-Licht-Dusche verschwindet die Vergilbung mit etwas Glück in vielen Fällen oder reduziert sich zumindest stark. Diese Sheets werden danach mit einer Schutzschicht versiegelt.

Decalsheets, die unter der Lupenlampe oder im Gegenlicht feine Risse oder spräde Stellen aufweisen, sind nur noch unter Vorbehalt zu gebrauchen. Solche Sheets müssen vorbehandelt werden. Eine Garantie, dass sie im Wasserbad nicht doch noch zerbröseln, aufreißen oder sich auflösen, gibt es allerdings nicht. Was man tun kann, um diese Decals zu retten, stellen wir im Absatz „Hilfsmittel“ vor. 

Verarbeitung

Unser Modell ist fertig lackiert, der Lack ordentlich durchgetrocknet und die Oberflächen mit einem Tuch oder Vlies von allen Staubpartikeln gereinigt. Jetzt können wir die Decals aufbringen. Bevor wir, voller Tatendrang, loslegen gilt es jedoch noch einiges vorzubereiten.

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Unser Werkplatz ist sauber und aufgeräumt und wir legen uns Werkzeuge und Hilfsmittel zum „Decaln“ zurecht. Eine scharfe, mittelgroße Schere zum Schneiden von Decalteilen aus dem Sheet (Trägerfilmbogen); zwei Flachpinzetten zum Greifen der Decalteile aus dem Wasserbad; ein gefaltetes Stück Küchenrollenpapier (keine Papiertaschentücher verwenden), das wir schon ganz leicht angefeuchtet haben zum Aufdrücken; einen Flachpinsel zum Bestreichen oder Ausstreichen von Wasser; Wattestäbchen zum gleichen Zweck; einen kleinen Schraubenzieher oder wahlweise Holzstäbchen zum Schieben des Decals vom Tragerpapier; eine flache Schale mit lauwarmen Wasser (im Beispiel eine alte Butterdose) und im Wasser aufgelöst eins, zwei Tropfen Essig.     

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Alsdann schneiden aus dem Decalbogen wir das erste Teilstück, mit dem wir anfangen wollen. Nach jahrelangen, teilweise negativen Erfahrungen gibt es einen festen Ablauf, welche Teile in welcher Reihenfolge auf das Modell kommen. Bei den Stock Cars in der Abfolge am ersten Tag: Dach - Motorhaube - linkes Seitenteil, beginnend von vorne (links) nach hinten (rechts). Am zweiten Tag: Heckklappe - Heck - rechtes Seitenteil, beginnend von hinten (links) nach vorne (rechts) - Front- und Heckscheibe.

Warum dieser Ablauf?

Weil beim Hantieren und Drehen des Modells die feinste Berührung genügt, um unbemerkt ein bereits bearbeitetes Decalstück zu verschieben – und schon hat man ein Problem. Nachkorrigieren, erneut mit Wasser behandeln und verschieben bedeuten oft Risse oder Brüche und das schöne Decal ist dahin.  

Sehr große Decalstücke über einen Teil der Seitenfläche sind an den Rundungen und Kanten manchmal sehr schwierig im Handling. Diese Teile werden dann in zwei oder sogar drei Abschnitte getrennt.

Sobald ein Decalteil auf der Karosserie an seinen endgültigen Platz „geschoben“ ist (daher die Bezeichnung Wasserschiebebilder) mit einem Vlies oder dem Papiertuch leicht andrücken und den Sitz kontrollieren. Bei solchen Modellen ist man größtenteils auf sein eigenes Augenmaß angewiesen, da es so gut wie keine Bezugspunkte gibt. Danach muss das überflüssige Wasser unter dem Decal raus und auch von der Oberfläche. Vorsichtig mit dem angefeuchteten Flachpinsel herausstreichen, anschließend mit Papier und Wattestäbchen die letzten Reste entfernen. An Gravuren, Sicken, Kanten und Fugen liegen die Decals manchmal nicht hundertprozentig beim normalen Handling auf. Abhilfe schaffen sogenannte Weichmacher, die das Decal weicher und geschmeidiger machen.

Für Anfänger gilt – in aller Ruhe, bedächtig und konzentriert arbeiten und üben, üben, üben.

Hilfsmittel

Für die Bearbeitung von Decals gibt es diverse Mittelchen, die wir neutral hier auflisten.  

Untergrundbehandlung

  • Humbrol Decal Cote 1
  • Microscale Micro Set

Weichmacher:

  • AMMO Mig Ultra Decal Set
  • Essig (bedingt geeignet)
  • Gunze-Sangyo Mr. Mark Softer
  • Humbrol Decalfix
  • Microscale Micro Sol
  • Revell Decal Soft
  • Tamiya Mark Fit
  • Tamiya Mark Fit Strong
  • Tamiya Mark Fit Super Strong
  • Testors Model Master Decal Solvent
  • Vallejo Decal Softener

Decalfixierung:

  • Humbrol Decal Cote 2
  • Gunze-Sangyo Mr. Mark Setter

Restaurierung:

  • Microscale Liquid Restore Decalfilm

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Weichmacher sollte nicht grundsätzlich auf allen Decalteilen verwendet werden, sondern nur da wo es nötig ist. Es gibt Weichmacher, die bei manchen Decals die Oberfläche leicht anlösen. Die Decals werden dadurch u.U. empfindlicher.  

Tipp: Sind alle Decalteile auf unserem Modell und das restliche Wassser ist herausgestrichen, das Modell staubfrei einlagern. Nach zwei Tagen die Decals noch einmal kontrollieren und bei Bedarf noch einmal Wasserreste unter dem Decal herausstreichen. Nach einigen Tagen Trocknungszeit kann dann mit Klarlack überlackiert werden. 

Thomas Lutz

Publiziert am 23. März 2025

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