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Airbrush-Start

von Tobias Hennig

Warnung: Bei allen unseren Tipps & Tricks immer an die Sicherheit denken und wenn möglich erst an einem Probestück ausprobieren.


Einleitung

Dies ist definitiv eines der schwierigsten und komplexesten Kapitel. Nur allein darüber wurden schon ganze Bücher geschrieben. Ich empfehle dringlich, sich umfangreiches Informationsmaterial zu besorgen (Bücher, Zeitschriften, Foren etc.), bevor man den Kauf einer Airbrush plus Zubehör tätigt, um Fehlkäufe zu vermeiden. Auch sollte man sich den Anschaffungskosten bewusst sein. Nur für eine anständige Pistole mit Kompressor sind Summen über 400 Euro keine Seltenheit, sondern eher die Regel.

Des Weiteren sollte man bedenken, dass die Farben zum Pinseln oft nicht zum Airbrushen geeignet sind, was auch dort Neuanschaffungen nötig macht. Dafür wird man aber am Schluss mit einem hervorragendem Lackierergebnis belohnt. Für eine Anschaffung spricht zusätzlich, dass großflächige Lackierungen oder komplexe Tarnbemalungen mit dem Pinsel oft schwierig umzusetzen oder gar unmöglich sind. Auch macht der Trend im Modellbau zu immer größer werdenden Maßstäben jenseits der 1:48, eine Airbrush fast schon unabdingbar.

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Die Airbrushpistole

Es gibt viele unterschiedliche Arten an Airbrush-Pistolen von noch mehr unterschiedlichen Herstellern (Aztek, Badger, Revell, Harder & Steenbeck usw.). Hier das richtige Gerät zu finden, was einem zusagt und auch die eigenen Fähigkeiten nicht überfordert, ist nicht einfach. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen External-Mix-Geräten und Internal-Mix-Geräten.

Beim External-Mix-Gerät wird die Farbe außerhalb vom Gerät mit dem Luftstrom vermischt (eine feine Düse bläst die Luft über einen Kanülen-Kopf und zieht die Farbe mittels Unterdruck mit). Ein großer Nachteil dieser Geräte ist, dass sie nur für grobe Arbeiten und große Flächen geeignet sind. Feinste Linien oder scharfe Farbabgrenzungen werden mit solch einem Gerät kaum möglich sein. Dafür ist die Anschaffung deutlich günstiger und das Reinigen wesentlich einfacher. External-Mix-Geräte stellen die einfachste Form des Airbrushens dar ( Single-Action Pistole mit Saugsystem).

Bei Internal-Mix-Geräten wird die Farbe im Gerät mit der Luft vermischt. Hiermit sind feinste Farbaufträge und schärfste Linien möglich. Natürlich sind sie auch bestens geeignet für größere Flächen. Nachteil ist ein höherer Anschaffungspreis und ein oft aufwändiges und zeitraubendes Reinigungsverfahren. Trotzdem stellen sie die deutlich bessere Alternative dar, da sie jeden Bereich des Airbrushens abdecken können. Des Weiteren gibt es noch Unterschiede in der Bedienung und Funktionsweise der Airbrush. Hier ein Überblick:

  • Single-Action Pistole: bei Betätigung des Bedienungshebels kann nur die Luftmenge kontrolliert werden (Internal- und External-Mix-Geräte)
  • Double-Action Pistole: bei Betätigung des Bedienungshebels kann die Luftmenge und die Farbmenge kontrolliert werden (nur Internal-Mix-Geräte)
  • Saugsystem: die Farbe wird aus einem Farbbecher unter der Pistole mittels Unterdruck gesaugt (Internal- und External-Mix-Geräte)
  • Fließsystem: die Farbe fließt aus einem Farbbecher über der Pistole mittels Schwerkraft in das Innere (nur Internal-Mix-Geräte)

Bei den Double-Action Pistolen unterscheidet man noch zwischen:

  • Fixed-Double-Action System: durch das Zurückziehen des Bedienungshebels wird die Luft freigegeben, durch weiteres Zurückziehen dann die Farbe
  • Independent-Double-Action System: durch das Niederdrücken des Bedienungshebels wird die Luftmenge kontrolliert, durch das Zurückziehen die Farbmenge
Unter all den Varianten stellt wohl das Independent-Double-Action System das komplizierteste dar, aber auch das mit den meisten Möglichkeiten. Hier ist bei Anfängern Training und Geduld gefordert, um mit der Airbrush gute Ergebnisse zu erzielen.

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Der Kompressor

Auch beim Kompressor gibt es einige wichtige Dinge zu beachten. Zuerst möchte ich jedem abraten, einen Kompressor aus dem Baumarkt um die Ecke zu kaufen. Diese machen solch einen Lärm, dass vielen der Spaß am Airbrushen schnell vergehen wird (ganz zu schweigen von den eventuellen Beschwerden der Nachbarn). Für unsere Zwecke benötigen wir schon einen speziellen automatisch-geschalteten Airbrush-Kompressor (Atelier-Kompressor).

Meistens sind sie nicht lauter als ein Kühlschrank. Sie sollten über einen Drucktank verfügen und eine Ausgangsleistung von über 20 Liter/min erbringen. Des Weiteren sollte ein konstanter Arbeitsdruck von mindestens 2 bar möglich sein (normaler Arbeitsdruck beim Airbrushen mit Acryl-Farbe ist 0,7 bis 1,2 bar). Wichtig ist auch ein Kondenswasserabscheider, da bei Enamel-Farben das Wasser schnell die Lackierung ruinieren kann. Für welchen Kompressor man sich letztendlich entscheidet, hängt auch sehr vom finanziellen Spielraum ab. Gute und leise Kompressoren kosten nicht selten über 300 Euro und mehr. Meinen Kompressor (Sparmax AC-500) kann ich nur wärmstens empfehlen. Er ist sehr leise und ich hatte bis jetzt noch nie Probleme mit ihm gehabt.

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Airbrush-Zubehör

Hier möchte ich kurz auf nützliches Zubehör eingehen. Zum einen wäre da eine solide Airbrush-Halterung. Sie ist ungemein hilfreich beim Füllen des Farbbechers oder um einfach mal kurz die Airbrush im gefüllten Zustand abzusetzen, ohne dass Farbe aus dem Farbbecher läuft.

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Als zweites nützliches Zubehör kann ich nur eine Airbrush-Reinigungsstation empfehlen. Sie filtert beim Reinigen den Großteil der Farbe aus der Luft und behält sie im Behälter. Bedenken sollte man, dass die Lösungsmittel nicht gefiltert werden und weiterhin in den Raum gelangen (Atemschutz).

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Schutzausrüstung

Da wir beim Airbrushen mit Stäuben und Lösungsmitteln zu tun haben, müssen wir uns dementsprechend schützen. Die absolute Minimum-Ausstattung sollte eine einfache Staubmaske sein. Sie filtert zwar keine Lösungsmittel, hält aber wenigstens den gefährlichen Farbstaub von der Lunge fern. Wenn man nach dem Lackieren mal mit den Fingern über Gegenstände in der Nähe streicht (oder bei mir als Brillenträger über die Gläser), wird einem erst einmal richtig bewusst, was da alles an Farbe durch die Luft fliegt. Das möchte man nicht in der Lunge haben.

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Am besten schützt man sich aber mit einer richtigen Lackiermaske. Sie filtert auch die Lösungsmittel aus der Atemluft, die nicht weniger schädlich sind. Bedenken sollte man aber, dass sie deutlich teurer sind und die Filter regelmäßig gewechselt werden sollten (je nachdem wie viel lackiert wird). Auch unterliegen die Filter einem Ablaufdatum. Danach sollten sie nicht mehr benutzt und durch neue ersetzt werden. Unsere Gesundheit sollte uns das aber wert sein.

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Auch sind Handschuhe beim Lackieren ratsam, da die Lösungsmittel nicht gerade zuträglich für die Haut sind und das Modell sowieso, nach dem Entfetten mit Alkohol, nicht mit bloßen Händen angefasst werden sollte.

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Des Weiteren ist eine Absauganlage eine lohnende Investition. Sie filtert relativ viel Farbstaub beim Lackieren aus der Luft und hält damit den Arbeitsplatz sauber. Unterstützen kann man das ganze noch mit einer einfachen selbstgebauten Kabine aus Karton.

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Tobias Hennig

Publiziert am 27. April 2022

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