Eigenbau-VitrineMehr Platz für Modelle!von Thomas BrückeltWarnung: Bei allen unseren Tipps & Tricks immer an die Sicherheit denken und wenn möglich erst an einem Probestück ausprobieren.
Ein Umzug stand an, da es in der alten Behausung schon langsam eng für die Sammlung wurde, sollte mit einer neuen Einrichtung das Platzproblem, das sicher jedem unserer Art bekannt ist, beseitigt oder auf möglichst lange Zeit aufgeschoben werden. Erste Idee war, einen Vitrinenschrank selbst zu konfigurieren. Ich ließ mir von entsprechenden Anbietern Angebote zukommen und stellte schnell fest, dass das weit außerhalb des Budgets lag. Ich verzichtete daher auf einen großen Schrank und bestellte mir ein Sideboard, über dem ich zwei selbst konstruierte Vitrinen aufhing.
Zunächst skizzierte ich mir das Konzept. Die Maße der Vitrine sollten 120 cm (Breite), 80 cm (Höhe) und 40 cm (Tiefe) betragen und aus 4 mm starkem Acrylglas gefertigt werden. Da es absehbar war, dass das Ganze recht schwer wird, konnten die Vitrinen nicht nur aus Acrylglas bestehen. Ich kam auf die Idee, Regalböden aus Holz mit Regalschienen an der Wand zu befestigen, auf denen die Vitrinen dann abgestellt werden. Somit verteilt sich die Last auf die Böden und wird über verschraubte und verdübelte Regalschienen sicher über die Wand abgeleitet.
Im Folgenden wurde die Idee per CAD in eine Konstruktion umgesetzt. Damit die Teile gut zusammenhalten, sollten alle Teile mit Verzahnungen formschlüssig verbunden werden. Da die Böden und der Deckel durch das Eigengewicht durchhängen würden, sollten an deren Vorderseiten Holzleisten angebracht werden. Diese erwiesen sich dann (Learning by doing…) als zu schwach und mussten durch Alu-Winkelprofile ersetzt werden. Die großflächigen Fronten sollten seitlich von Nasen gehalten werden. Damit sie keinen Buckel machen, brachte ich an den Böden vorne zur Führung schmale Leisten an. Damit man eine Chance hat, die Fronten wieder herauszuheben, sah ich oben je zwei Bohrungen vor, durch die man die Zeigefinger stecken kann. Nun galt es noch eine Firma zu finden, die mir die Acrylglasteile fräsen konnte. So landete ich bei Käppler Werbetechnik GmbH & Co. KG. Gut getimet und sicher verpackt wurden die Teile auf einer Palette von einer Spedition angeliefert und der Bau konnte beginnen.
Die sauber gefrästen Teile haben beidseitig eine Schutzfolie, die abgezogen werden muss. Zunächst brachte ich die Regalschienen an. Dazu bohrte ich zunächst nach dem Vermessen die obersten Löcher in die Wand und schraubte die Schienen erst einmal nur locker an, so konnte ich mit der Wasserwaage die Schienen senkrecht ausrichten und die anderen Bohrungen markieren. Nachdem diese verdübelt und verschraubt waren, steckte ich die Halter für die Böden ein. Indem ich die Rückwände auf die Böden stellte, konnte ich die Bohrungen markieren, mit deren Hilfe die Vitrinen gegen Verrutschen mit jeweils zwei Schrauben an der Wand gesichert werden.
Als Nächstes klebte ich die dünnen Leisten auf, die das Biegen der Fronten verhindern. Zum Verkleben nutzte ich Sekundenkleber-Gel (Ultra von Pattex). Das Gel hinterlässt leider auch stellenweise einen weißen Belag, der sich aber recht leicht wegpolieren lässt (Poliboy Glaskeramik Pflege). Abkleben wäre auch eine Alternative gewesen.
Bevor ich die Acrylglasteile zusammenklebte, machte ich immer eine Passprobe. An ein paar Stellen musste ich ein wenig nacharbeiten, so schliff ich an die Verzahnungen noch Fasen, um das Fügen zu erleichtern. An ein paar Stellen waren die gefrästen Kanten etwas rau, da ich die Teile ungeschliffen bestellte. Um diese zu glätten, zog ich einfach eine Klinge darüber. Das Sekundenkleber-Gel bindet freundlicherweise nicht ganz so schnell ab. Als Hilfe zum Ausrichten lehnte ich Koffer und andere schwerere Gegenstände an. Mit Gewebeklebeband fixierte ich während des Trocknens die Bauteile.
Die Aluwinkelprofile brachte ich, nachdem ich diesen die entsprechenden Bohrungen verpasste, mit M4x10-Schrauben an: U-Scheiben unter die Schraubenköpfe, Federringe zwischen die Aluprofile und die Muttern. Damit die Sicherungsschrauben, die durch die Rückwände mit der Wand verschraubt werden, das Acrylglas nicht deformieren, klebte ich Distanzhülsen auf der Wandseite an. Modellflugkollege Alexander half mir unter anderem dabei, die „Kästen“ auf die Böden zu stellen, im Alleingang wäre das etwas zu heikel gewesen. Als sie auf den Böden standen, fixierte ich sie mit jeweils zwei Schrauben und großen Scheiben.
Zum Schluss setzte ich die Fronten ein, an den Nasen musste ich nochmals Material abtragen, um etwas mehr Luft zu geben, sonst wäre der Kraftaufwand recht hoch, sie mit zwei Fingern in den dafür vorgesehen Bohrungen wieder herauszuheben. Mit weißem Gewebeklebeband fixierte ich noch die Seitenwände mit den Holzböden. So kann die Vitrine nicht von den Böden seitlich abrutschen, wenn man die Front herausnimmt oder wieder einsetzt.
Nachdem ich meine Modelle hineinstellte, zeigte sich gleich, dass hier noch viel Neues Platz findet! Selbst ist der Modellbauer! Vielleicht eine Inspiration für den einen oder anderen Modellbaukollegen...
Thomas Brückelt Publiziert am 25. März 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |