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Decal Einmaleins

von Tobias Hennig

Warnung: Bei allen unseren Tipps & Tricks immer an die Sicherheit denken und wenn möglich erst an einem Probestück ausprobieren.


Einleitung

Decals oder auch Nassschiebebilder genannt, sind in Modellbau-Foren oft ein großes Thema. Eigentlich wird nicht viel Werkzeug zum Anbringen auf das Modell benötigt. Im Grunde genommen reichen eine Schere, eine Pinzette und ein bisschen Wasser aus. Interessant wird es erst, wenn das Decal über Kanten oder Gravuren verlaufen soll. Auch muss die Oberfläche des Modells entsprechend vorbereitet werden, um ein späteres "Silbern" zu verhindern. Das sogenannte "Silbern" entsteht, wenn beim Aufbringen des Decals auf dem Modell kleinste Luftbläschen unter dem Decal eingeschlossen werden. Der transparente Trägerfilm des Decals bekommt nach dem anschließenden Klarlackauftrag einen "silbrigen" Farbton. Dies lässt sich im Nachhinein auch nicht mehr beheben. Aus diesem Grund sollte man den Decals etwas mehr Aufmerksamkeit schenken. Schlecht aufgebrachte und "silbernde" Decals können die beste Lackierung am Schluss noch ruinieren.

Decal Einmaleins

Das Ausschneiden

Normalerweise genügt hier eine normale Schere. Problematisch wird es erst, wenn die Decals auf dem Trägerpapier sehr nahe beieinander liegen. Sollte der transparente Trägerfilm am Decal sehr dick ausfallen (öfters bei den Älteren der Fall), ist es auch ratsam, den Rand bis zum Farbdruck zu entfernen. Für diese beiden Fälle gibt es spezielle Decal-Scheren im Fachhandel. Mit ihnen lassen sich Decals millimetergenau ausschneiden. Zusätzlich kann hier auch ein Skalpell behilflich sein.

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Das Anbringen

Hier genügt eine Schale mit lauwarmen Leitungswasser (ohne jegliche Zusatzstoffe) und ein paar Pinzetten völlig aus. Um eine gute Haftung zu erzielen, sollte man Decals niemals im Wasser "ertränken", da unter Umständen die Kleberschicht herausgewaschen wird. Besser ist, das Wasserbad so kurz wie möglich zu halten und das Decal auf dem Basteltisch vor dem Anbringen auf dem Modell etwas ruhen zu lassen. Nach 20-30 Sekunden löst sich das Decal von ganz allein. Jetzt sollte man es direkt vom Trägerpapier auf das Modell schieben (ein Zahnstocher ist hier hilfreich). Diese Vorgehensweise ist sehr schonend für das Decal und reduziert das Auswaschen des Klebers auf ein Minimum. Bei größeren Decals kann man mit einem Pinsel die Oberfläche des Modells leicht anfeuchten, um ein sofortiges Festkleben zu verhindern und das Ausrichten in die korrekte Position zu ermöglichen. 

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Decal-Weichmacher

Bei meinen früheren Modellen war mit dem einfachen Anbringen der Decals mit Wasser die Arbeit beendet und es wanderte in die Vitrine. Für den ambitionierten Modellbauer ist hier aber nur die halbe Arbeit geleistet. Das Decal liegt nicht sauber über Rundungen/Kanten an und es verdeckt wichtige Gravuren und Details. Um dieses Problem zu beseitigen, werden Decal-Weichmacher angeboten. Sie werden einfach mit einem Pinsel nach dem Anbringen des Decals auf dem Modell über das Decal gestrichen. Wichtig ist hier, dass das Aufbringen des Weichmachers relativ zeitnah geschieht.

Nach dem Auftragen wartet man einfach kurz ab und lässt den Weichmacher wirken. Das Decal wird sich nun wie von "Geisterhand" selbstständig in jede Gravur und um jede Kante legen. Notfalls kann der Vorgang auch noch einmal wiederholt werden, falls das Decal etwas störrischer sein sollte. Unterstützen kann man das Ganze noch mit einem Pinsel, mit dem das Decal vorsichtig in die Gravuren gedrückt wird.

Am Schluss wird überschüssiger Weichmacher einfach wieder mit einem Wattestäbchen oder etwas Küchenrolle aufgenommen. Sehr wichtig ist, dass das Decal danach mindestens 24 Stunden in Ruhe gelassen wird. Es ist nach der Behandlung sehr empfindlich (es bekommt eine Konsistenz wie Knetgummi) und könnte leicht (durch Fingernägel etc.) zerstört werden. Sollte das Decal nach dem Auftragen des Weichmachers Falten schlagen, ist das kein Grund zur Beunruhigung. Die Falten lösen sich nach wenigen Stunden von alleine wieder auf und das Decal liegt sauber auf der Oberfläche an. Niemals sollte man versuchen, die Falten herauszustreichen, da dies in der Zerstörung des Decals enden könnte. 

Weichmacher werden von verschiedenen Herstellern angeboten. Am einfachsten zu beziehen ist hier wieder das Produkt von Revell. Ich persönlich finde es hervorragend, auch wenn es viele Negativ-Kritiken über das Produkt gibt, es sei zu schwach. Aber genau diesen Kritikpunkt sehe ich als seine Stärke an. Es ist zwar oft notwendig, das Decal mehrmals zu bestreichen, bis es sich in Gravuren legen will, aber ich behalte jederzeit die Kontrolle darüber, was das Decal gerade macht. Notfalls kann ich den Vorgang durch Aufnehmen des überschüssigen Weichmachers jederzeit beenden. Bis jetzt ist mir noch nie ein Decal durch "Revell Decal Soft" kaputt gegangen. Andere Produkte gehen da schon härter an das Decal ran. Hier kann es durchaus vorkommen, dass das Decal bei unvorsichtigem Einsatz des Weichmachers zerstört wird. Aber auch sie haben ihre Daseinsberechtigung, da einige Decals einfach nicht auf "Revell Decal Soft" reagieren wollen. Jeder Decalbogen ist anders (dicker Druck, dünner Druck etc.) und reagiert dementsprechend anders auf die Weichmacher. Deshalb ist zu empfehlen, zuerst mit einem schwachen Weichmacher zu beginnen (z.B. Revell Decal Soft) und sollte das Decal nicht darauf reagieren, dann stärkere Weichmacher einzusetzten (z.B. Mr.Mark Softer Neo oder Micro Sol). So lässt sich das Risiko minimieren, dass das Decal Schaden nimmt. Des Weiteren gibt es noch Decal-Kleber auf dem Markt. Ich persönlich halte ihn für unnötig, da sich bei mir selbst nach Jahrzehnten keine Decals vom Modell gelöst haben (trotz fehlendem Klarlacks und ohne Einsatz von Weichmacher). Natürlich sollte man möglichst niemals beim Hochheben der Modelle auf die Decals fassen oder am besten gleich Handschuhe tragen (schützt auch vor Fingerabdrücken auf der Lackierung).

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Decals ohne silbern

Decals ohne das ärgerliche "Silbern" sind einfacher als gedacht, wenn man ein paar grundlegende Regeln beachtet. Erstens ist der Untergrund entscheidend. Je glatter der Untergrund, umso unwahrscheinlicher das "Silbern". Deshalb sollten Decals nur auf Glanzlack-Untergrund aufgebracht werden (alternativ geht Seidenmatt/Halbmatt-Untergrund auch). Notfalls muss eine Schicht Klarlack aufgetragen werden, um den richtigen Untergrund zu schaffen (ich würde es generell empfehlen). Da alle Militärgerätschaften in Matt lackiert sind, nutze ich als Untergrund immer eine Schicht Glanz-Klarlack. Des Weiteren muss bei Seidenmatt/Halbmatt-Untergrund immer Decal-Weichmacher zum Anbringen der Decals benutzt werden. Ich persönlich nutze ihn auch bei Glanzlack-Untergrund, nur zur Sicherheit. Zum Schluss werden die Decals einfach mit einer Schicht Klarlack überzogen (je nach gewünschtem Finish in Matt/Halbmatt/Glanz) und das "Silbern" gehört der Vergangenheit an. Der Klarlack hat die Aufgabe, die Decals in die Lackierung zu integrieren und sie zu konservieren (Griff-Festigkeit und Schutz vor Beschädigungen durch UV-Strahlen = Sonne).

Decal Einmaleins

Tobias Hennig

Publiziert am 29. März 2022

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