Digitale Fotografie & Modellbau Teil 10Retusche, Fotomontage und Finishvon Roland KunzeWarnung: Bei allen unseren Tipps & Tricks immer an die Sicherheit denken und wenn möglich erst an einem Probestück ausprobieren. Photoshop ist ein Bildbearbeitungsprogramm von Adobe und wurde in den 1990ern für die Bildbearbeitung in der gewerblichen Mediengestaltung auf den Markt gebracht. Das Programm wurde ständig weiterentwickelt und ist mittlerweile in der 27. Generation angekommen. Dementsprechend umfangreich sind die Bearbeitungsmöglichkeiten, dazu lässt sich mit dem Programm sehr präzise arbeiten. Es gibt mittlerweile aber auch abgespeckte Versionen für den privaten Gebrauch. Ich nutze die Version CS2, die zwar mittlerweile gut 15 Jahre alt, für den Hausgebrauch aber völlig ausreichend ist. CS2 ist als Free Download in der Vollversion für Windows und Apple PPC auch in deutscher Sprache verfügbar. Die hier beschriebenen Anwendungsschritte dürften auf die späteren Versionen so oder so ähnlich übertragbar sein. Mit Photoshop können die meisten Bilddateiformate ver/bearbeitet und entsprechend umgewandelt werden. Dies ist insofern interessant, da die MV-Software nur JPG-Dateien mit ebendiesem Suffix verarbeiten kann (.jpeg geht schon nicht mehr!). Natürlich lassen sich mit Photoshop die im sechsten Teil beschriebenen Schritte ebenso ausführen, jedoch ist hier nichts automatisiert. Vielmehr ist es möglich, durch manuelle Eingaben in den entsprechenden Fenstern exakt zu dem gewünschten Ergebnis zu kommen. Photoshop einrichtenWie bereits angemerkt, ist Photoshop sehr umfangreich, dementsprechend kann die Benutzeroberfläche angepasst werden. Über den Menüpunkt Fenster können die benötigten Leisten/Fenster geöffnet werden. Immer sollte die Werkzeugleiste (Werkzeuge) und die Optionenleiste (Optionen) eingeblendet sein. Hilfreich ist auch das Fenster Protokoll, in dem die einzelnen Arbeitsschritte ersichtlich sind und rückgängig gemacht werden können. Sinnvoll ist es, unter Voreinstellungen die Anzahl der Protokollobjekte zu erhöhen. Dann sollte die Oberfläche so aussehen: Die RetuscheBöse Zungen behaupteten früher, der Kopierstempel sei das einzige vernünftige Werkzeug in Photoshop. Das ist sicher so nicht richtig, aber der Kopierstempel ist ein Werkzeug, das zweifellos sehr viel Potential hat. Man kann damit Bildteile an eine andere Stelle im Bild übertragen bzw. kopieren. Die Vorgehensweise ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber wenn man den Dreh raus hat, kann man tolle Sachen damit machen, hier beispielsweise den Haltestab aus dem Bild entfernen. Mit dem Menüpunkt Datei / Öffnen... wird das zu bearbeitende Bild aufgerufen. Der Kopierstempel ist in der Werkzeugleiste zu finden, nach dem Anklicken erscheinen Felder für die Einstellungen in der Optionsleiste. Klickt man auf das Pinselfeld, kann man einstellen:
Das Einstellungsfeld für die Deckkraft ist in der Optionsleiste zu finden. Für die vorgesehene Art der Retusche stellt man sie auf 100%. Alle anderen Einstellungen bleiben so, wie sie sind. Um einen Bildbereich, der kopiert werden soll, aufzunehmen, geht man mit dem Mauszeiger auf eine ausgewählte Stelle, die dem zu retuschierenden Bereich möglichst ähnlich ist (hier einen guten Werkzeugdurchmesser über der Stange). Mit dem Drücken der Alt-Taste ändert sich das Werkzeug in eine "Zielscheibe", mit einem Mausklick (linke Taste) nimmt man den gewünschten Bildbereich auf. Nach dem Lösen der Alt-Taste ist wieder der Kreis sichtbar, mit dem man auf den zu entfernenden Bereich geht, und zieht mit gedrückter linker Maustaste über dem zu entfernenden Bereich entlang. Es gilt jedoch aufzupassen, unerwünschte Bildbereiche nicht mitzukopieren. In diesem Fall müsste dann der aufzunehmende Bildbereich neu gewählt werden. Im nächsten Bild ist das ganze von der Unterseite her geschehen, mit entsprechendem Wechsel des Aufnahmebereiches, um eventuell vorhandenen abweichenden Farbwerten entgegenzuwirken. Um den Ansatz am Düsenauspuff zu entfernen, ist es erst einmal sinnvoll, den Bildausschnitt mit Strg+ zu vergrößern, um genau arbeiten zu können. Der Aufnahmepunkt liegt diesmal hinter dem Auspuff, mit einer im Hauptdurchmesser verkleinerten Werkzeugspitze lässt sich nun bis an den Fanghaken hin arbeiten. Die Kantenschärfe von 70% ermöglicht hier einen so gut wie nicht wahrnehmbaren Übergang. Das fertig retuschierte Bild: der Eindruck einer im Landeanflug befindlichen Maschine ist fast perfekt. FotomontagenDas Arbeiten mit Ebenen ist eigentlich der Kern von Photoshop, so lassen sich auch Fotomontagen erstellen. Die beiden folgenden Bilder sollen dazu verwendet werden, den Airliner auf Reiseflughöhe darzustellen. Dazu ist ein gewisses Maß an Vorplanung erforderlich: zunächst macht es Sinn, sich ein Hintergrundbild auszusuchen, und aus der Perspektive, aus der dieses Bild fotografiert wurde (in diesem Fall von schräg oben), sollte auch das Modell abgelichtet werden, damit ein stimmiger Gesamteindruck entsteht. Dabei ist etwas Vorstellungsvermögen gefragt, hilfreich ist es aber, vom Modell eine Serie aus verschiedenen Blickwinkeln zu fotografieren, um sich dann das passende Bild herauszusuchen. Grundsätzlich ist es zwar möglich, das Modellbild ohne Hintergrund zu fotografieren, jedoch erleichtert ein homogener Hintergrund das Anlegen der Auswahlkontur beträchtlich, dazu hat ein ähnlicher Farbton wie beim Hintergundbild positive Auswirkungen auf einen sauberen Übergang von einem Bildteil zum anderen. Mit dem Menüpunkt Datei / Öffnen... werden die beiden dafür benötigten Bilder aufgerufen, die dann als einzelne Fenster auf dem Schreibisch zu sehen sind. Mit einem Klick auf das zu bearbeitende Bild aktiviert man es. Dazu sollte das Ebenenfenster (Menüpunkt Fenster / Ebenen) eingeblendet sein. Das Modellbild kann zunächst in der Kameraauflösung bearbeitet werden. Zum Erstellen der Auswahl ist hier das Polygon-Lasso-Werkzeug (im Photoshop-Volksmund auch Gummifaden genannt) geeignet, das in der Werkzeugleiste angeklickt wird. In der Optionenleiste erscheint ein Eingabefeld Weiche Kante: hier den Wert 5 px eingeben, dies ergibt wieder einen fließenden Übergang zum neuen Hintergrund. Zunächst sollte der Bildausschnitt mit Strg+ vergrößert werden, um die Kontur des Modelles gut erkennen und auch feinere Details berücksichtigen zu können. An einer beliebigen Stelle (die aber gut wiedergefunden werden sollte) der Kontur des Modelles wird mit dem Anlegen der Auswahl begonnen, mit jedem Mausklick wird ein Ankerpunkt gesetzt. Gerade Linien sollten möglichst ohne Unterbrechnung gezogen werden, je enger die Kurven sind, desto mehr Ankerpunkte sind nötig. Ungünstig gesetzte Ankerpunkte können mit der Rücklöschtaste rückgängig gemacht werden.
Ist man mit dem Konturenzeichnen fertig, muss die Kontur geschlossen werden. Wenn man an den Startpunkt angeschlossen hat, wird dies durch einen kleinen Kringel am Werkzeug kenntlich gemacht. Mit einem letzten Mausklick wird die gezeichnete Kontur nun vollendet und zur Auswahl aktiviert.
Die erstellte Auswahl sollte nun gespeichert werden. Dies ist unter dem Menüpunkt Auswahl / Auswahl speichern möglich. Dazu ist ein Name für die Auswahl mit einzugeben. Als nächsten Arbeitsschritt sollten die Größen der beiden Bilder angeglichen werden. Das Hintergrundbild ist in diesem Fall das kleinere, so dass das Modellbild angeglichen werden sollte. Mit dem Menüpunkt Bild / Bildgröße... (Tastenschlüssel Alt+Strg+I) erscheint das entsprechende Fenster, in dem die Werte eingegeben werden können. Maßgeblich sind hier die Felder Breite und Auflösung. Ruft man nach dem Verkleinern die Auswahl mit Auswahl /Auswahl laden wieder auf, ist sie mit geschrumpft. Nun kann die "Transplantation" des ausgewählten Bereiches in das Hintergrundbild erfolgen. Dazu wählt man in der Werkzeugleiste das Verschieben-Werkzeug aus, klickt damit in den ausgewählten Bereich und zieht ihn mit gedrückter linker Maustaste in das neue Bild. Das Modellbild liegt jetzt als zweite Ebene über dem Hintergrundbild und lässt sich nun weiter bearbeiten. Mit dem Tastenschlüssel Strg-T kann das Bild in Größe und Neigung dem Hintergrund angepsst werden, so dass ein stimmiger Gesamteindruck entsteht. Mit den Anfassern in den Ecken des Transformationsrahmens kann die Größe verändert werden, mit dabei gedrückter Shift-Taste bleiben die Proportionen erhalten. Nähert man sich von außen an die Anfasser in den Ecken an, ändert sich das Werkzeugsymbol und man kann das Bild drehen. Auch sind in beiden Ebenen Farb- und Tonwertkorrekturen möglich, dazu muss im Ebnenenfenster durch Anklicken die jeweilige Ebene ausgewählt und damit aktiviert werden. Das fertige Bild kann jetzt abgespeichert werden, die direkt generierte .psd-Datei enthält die gespeicherte Auswahl und die Ebenen, so dass nachträgliche Änderungen jederzeit möglich sind. Für die Verarbeitung in MV ist jedoch eine .jpg-Datei erforderlich, die durch entsprechende Auswahl im Speichern-Fenster erzeugt werden kann. Eindrucksvolle Bilder von (Modell-)flugzeugen im Flug lassen sich so relativ einfach erstellen. Bei erdgebundenen Objekten sollte man sich darauf beschränken, mit dieser Methode einen "fernen" Hintergrund einzuziehen. Bei einem "nahen" Hintergrund oder einer ganzen Kulisse fehlen Schattenwürfe und Spuren, was das Endergebnis unrealistisch erscheinen läßt. Mit einem Diorama im Vordergrund ist eine Fotomontage jedoch durchaus machbar. Aber in jedem Fall ist eine sauber erstellte Auswahl der Schlüssel zum Erfolg. Der letzte SchliffUm ein Bild für die MV-Software problemlos verarbeitbar zu machen, sollte die Auflösung verringert werden, so dass sie im Bereich von (mindestens) 800 px bis ca. 1200 px Breite liegt. Auch hierzu wählt man das Fenster Bildgröße. Hier ist lediglich im Eingabefeld Breite der gewünschte Wert einzutragen. Die restlichen Angaben bleiben in diesem Fall irrelevant. Manchmal kann es sinnvoll sein, ein Bild noch mit dem "Scharfzeichner" zu behandeln. Den Scharfzeichnungsfilter findet man unter dem Menüpunkt Filter / Scharfzeichnungsfilter / Scharfzeichnen. Dazu sollte das Bild in der endgültigen MV-Auflösung (aber nicht unter 800 px!) vorliegen, hier gilt die Faustregel: je geringer die Auflösung, desto wirksamer ist der Scharfzeichner. Hierbei werden Konturen und die gesamte Bildzeichnung stärker definiert, bisweilen lassen sich auch Unschärfen damit kompensieren. Den Scharfzeichner kann man in der Folge mit Strg+F mehrfach einsetzen, allerdings sollte hier eine "Überkorrektur" tunlichst vermieden werden. Letzendlich ist die Anwendung dieses Filters Geschmacksache.
FazitAuch wenn sich dieser Beitrag doch ziemlich in die Länge gezogen hat, zeigt er einige Möglichkeiten, um zu eindrucksvollen Modellbildern zu kommen. Sicher ist für diese "fortgeschrittenen" Bearbeitungsmethoden Übung notwendig, aber mit ein wenig Herumprobieren sollte man relativ schnell einige der Möglichkeiten, die Photoshop bietet, erkundet haben. Es lohnt sich allemal! Roland Kunze Publiziert am 07. Februar 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |