Digitale Fotografie & Modellbau Teil 1Einstellungen und Umgang mit einer Kompaktkameravon Stefan SzymanskiWarnung: Bei allen unseren Tipps & Tricks immer an die Sicherheit denken und wenn möglich erst an einem Probestück ausprobieren. Zum optimalen Hintergrund und einem guten Licht benötigt man für schöne Bilder auch eine passende Kamera. Am gängigsten sind hier die allseits bekannten Kompaktkameras - also kleine, handliche Kameras, die ein breites Spektrum abdecken und gewissermaßen Allrounder sind. So verfügen diese Kameras über ein festes, nicht austauschbares Objektiv. Diese Objektive decken einen breiten Bereich der üblichen Fotografie sehr gut ab. Anders ausgedrückt, können diese Objektive alles, aber eben nicht so gut wie ein separates Wechselobjektiv, welches eben eine gewisse Stärke in einem bestimmten Bereich der Fotografie hat (z.B. Tele, Weitwinkel etc.). Doch kann man diesen Aspekt auch als Vorteil sehen. So ist hier der Kaufpreis meist erheblich günstiger - manches Wechselobjektiv kostet mehr als die Anschaffung einer ganzen Kompaktkamera. Insgesamt ist die Handhabung und die damit verbundene Handhabung in der Praxis erheblich unkomplizierter als die Verwendung einer Spiegelreflexkamera.
Ich besitze zwar auch zwei Spiegelreflexkameras mit Wechselobjektiven, greife aber bei der Modellfotografie ausschließlich auf meine kleine Kompaktkamera zurück. Dafür verwende ich eine Sony RX100 III, auf die ich mich auch bei den folgenden Einstellungen beziehen werde, doch ähneln sich hier die Kameras aller Hersteller in Handhabung und Bedienung. Eine der ersten wichtigen Einstellungen sollte sich hier auf die Bildgröße / -qualität beziehen. Die meisten Kameras bieten dafür drei unterschiedliche Einstellungen an (klein / mittel / groß). Kleine Bilder benötigen zwar weniger Platz auf der Speicherkarte, verfügen aber auch über eine niedrige Auflösung und sind dementsprechend ungeeignet. Man darf ruhig nach dem Motto "zu groß passt erst mal immer" verfahren und die höchste Auflösung und feinste Qualität im typischen Seitenverhältnis 3:2 wählen. Viele Kameras bieten auch das RAW-Format an, doch sollte man hier beim herkömmlichen JPG-Format bleiben, schon auch deshalb, weil es das einzige Dateiformat ist, das die MV-Software verarbeiten kann.
Bei jeder Kamera kann man im Vorfeld über einen Drehknopf einen bestimmten Modus wählen. Der jeweils ausgesuchte Modus gibt dem Fotografen bei diversen Voreinstellungen mehr Spielraum und ermöglicht es so, einem Bild eine persönliche Note zu geben und bestimmte Aspekte eines Motivs besonders zu betonen. In der Regel nutzt fast jeder hier den „Automatik-Modus“, bei dem einem die Kamera in Sachen Einstellungen nahezu alles abnimmt und alle Voreinstellungen selbst bestimmt. Das mag im Urlaub oder Alltag absolut ausreichend sein, wirkt sich aber beim Ablichten von Modellen eher kontraproduktiv aus, da die Kamera nicht zwischen Original und Modell unterscheiden kann und dann eben - falsche - Einstellungen vornimmt, die sich negativ auf die Qualität des Bildes auswirken.
Bei meiner Sony wähle ich hier grundsätzlich den „A-Modus“. Hier lässt sich der Blendenwert (F), der die Tiefenschärfe beeinflusst, genau einstellen. Gerade die Tiefenschärfe ist nahezu essentiell beim Ablichten von Modellen und / oder Dioramen. So sollten Aufnahmen vom Modell / Diorama in allen Bereichen eine gleich gute Schärfe aufzeigen. Die Faustregel lautet hier: desto höher der F-Wert, desto höher auch die Tiefenschärfe.
Da man sich nicht mehr im Automatik-Modus befindet, müssen nun noch die folgenden Einstellungen für die herrschenden Lichtverhältnisse vorgenommen werden. Zu dieser Einstellung kommt man über die FN-Taste - eine Taste, mit der quasi die wichtigsten Einstellungen auf die Schnelle möglich sind.
Unter anderem findet man hier Einstellungen vom Einzel- zum Serienbild, die Art des Autofocus (also der Punkt, auf den sich die Kamera automatisch scharfstellt), Blitzeinstellungen und eben auch Voreinstellungen zum Weißabgleich, der die Kamera an die herrschenden Lichtverhältnisse anpasst. Anders ausgedrückt, gibt man hier der Kamera den nötigen Hinweis, wie welche Farbe so originalgetreu wie möglich oder auch absichtlich verfälscht wiedergegeben wird. Dies geht über Tages-, Glühlampen- bis hin zum Kaltlicht.
Da ich bei der Modellfotografie grundsätzlich mit LED-Lampen arbeite (siehe auch Teil 1), nutze ich je nach Belang die „Kaltlicht-“ oder „Tageslichteinstellung“. Man sollte hierbei aber grundsätzlich ausprobieren, wobei die favorisierten (letzten) Einstellungen automatisch übernommen und gespeichert werden. Im Grunde hat man also nur zwei Einstellungen vorgenommen (Blende/Tiefenschärfe und den Weißabgleich für die vorhandene Lichtquelle) und ist schon bereit zum fotografieren.
Ob man bei einer Foto-Session mit seinem Modell ein Stativ nutzt oder eher aus der Hand fotografiert, sollte im persönlichen Ermessen liegen. Ich persönlich bevorzuge hier das freihändige Arbeiten, welches mir ein schnelleres und einfacheres Agieren beim Wählen der passenden Perspektive lässt. Grundsätzlich sollte man dann aber auch eine ruhige Hand haben, da es ansonsten die typischen „Verwackler“ in Form von Unschärfen gibt. Ich arbeite immer ohne Zoom und halte einen Abstand von 20-40 cm zum Modell. Dies wirkt sich meist noch positiver auf die Tiefenschärfe aus, wobei ich mir das Bild später im Bildbearbeitungsprogramm passend zurecht schneide - auch dazu in einem späteren Beitrag mehr.
Bevor man den Auslöser drückt, sollte man immer beachten, wo sich der Focus befindet. Je nach Einstellung (siehe FN-Taste) kann sich der Focus auf verschiedene Bereiche des Motivs beziehen. Setzt die Kamera die Focus-Punkte in verschiedene Bereiche des Modells oder Dioramas, bedeutet es, dass diese Punkte auch scharf abgelichtet sind. Man sollte also immer schauen, dass der Focus sich entweder über das ganze Motiv verteilt oder eben der Teil fokussiert wird, der auch dementsprechend im Focus stehen und scharf abgelichtet werden soll.
Sind alle Attribute erfüllt, drückt man den Auslöser durch und hat schon sein erstes Bild im Kasten, bzw. auf der Speicherkarte. Wie man sieht, bedarf es eigentlich nicht viel Aufwand, um mit einer Kompaktkamera vorzeigbare Ergebnisse zu erzielen. Wem hier eine Kompaktkamera nicht ausreicht, der greift zu einer Spiegelreflex- oder Systemkamera mit Wechselobjektiven zurück - ein Thema, welches im nächsten Teil des Tutorials „Digitale Fotografie & Modellbau“ genauer behandelt werden wird.
Stefan Szymanski Publiziert am 10. Januar 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |