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Erzeugen versenkter Gravuren

von Christian Bruer

Warnung: Bei allen unseren Tipps & Tricks immer an die Sicherheit denken und wenn möglich erst an einem Probestück ausprobieren.


Erzeugen versenkter Gravuren

Einleitung

Die Frage nach versenkte oder erhabenen Gravuren zur Darstellung der Blechstöße z.b. bei Flugzeugmodellbausätzen wird heute eigentlich kaum noch gestellt. Seit nunmehr rund 15 Jahren haben sich die versenkten gegenüber erhabenen Gravuren durchgesetzt!  Versenkte Gravuren haben die großen Vorteil, das sie leicht nachgearbeitet werden könne falls sie durch Spachteln und Schleifen an Nahtstellen beschädigt oder gar verloren gegangen sind. Bei erhabenen Gravuren zwar keine unlösbare aber doch eine schwierige Aufgabe! Ein weiterer Vorteil - wie ich finde, Oberflächen mit versenkte Gravuren lassen sich besser und einfacher altern bzw. durch ein washing betonen.

Kurzum, versenkte Gravuren sind, wie es immer so schön heißt , stand der Technik. Jetzt gibt es aber immer wieder – und das Gott sei Dank – wiederauflagen älterer Bausätze welche des öfteren aber erhabenen Gravuren vorweisen. Puristen werden die erhabenen Gravuren auf jeden Fall durch versenkte ersetzen wollen. Wir lesen davon des öfteren in Galeriebeiträgen und in Fachzeitschriften. Wie geht das aber jetzt bzw. kann ich das auch, wird sich nicht nur der Modellbauneuling gefragt haben, der so eine Arbeit noch nicht durchgeführt hat. Etwas Aufschluss und Einblick in eine Methode der Nachgravur soll der folgende Beitrag bringen.

Die F-106A Delta Dart stand auf dem Programm, von diesem Klassiker gibt es aber weder im Maßstab 1:72 noch in 1:48 ein neueres Modell. In beiden Maßstäben sind lediglich die schon betagten Bausätze von Hasegawa (1:72) und Monogram bzw. Revell/Monogram verfügbar. Beide verfügen über erhabenen Gravuren und am Beispiel der 1:48 F-106 möchte ich das Nachgravieren vorstellen, welches ich auch erstmalig in der Gänze an einem Modell durchgeführt habe. 

Werkzeug

Bevor es losgeht wäre noch die Frage nach dem benötigten Werkzeug zu klären. Was wird also benötigt: 

  • Gravierschablonen
  • Gravierstichel
  • Werkzeughalter
  • Stecknadel
  • Stahllineal
  • Dymo Tape
  • Stahlwolle
  • Schleifpapier
  • Poliertuch 

Hier hat sicher jeder sein eigenes Inventar, für Neu- oder Wiedereinsteiger jedoch eine kurze Übersicht zu einigen spezielleren Werkzeugen oder Hilfsmitteln: 

Gravierschablonen, gibt es von verschiedenen Herstellern für unterschiedlichen Maßstäbe z.b. von Flying Fish u. Verlinden – LINK  Gravierstichel, werden in den verschiedensten Ausführungen angeboten u.a. von Mission Models oder im Eigenbau 

Dymo Tape, ein stabiles selbstklebendes Band aus Kunststoff, welches eigentlich für Verwendung in Beschriftungsgeräte dient. Das Band gibt es von der Rolle im Zeitschriftenhandel oder in Bürofachmärkten. Es eignet sich hervorragend für lang laufende Gravuren an geraden und vor allem an gekrümmten Flächen sowie für Sonderformen, die sich auf keiner Schablone finden.   

Werkzeughalter und Stecknadel, die Stecknadel kann als Gravurwerkzeug verwendet werden. Zur optimalen Führung der Nadel sollte ein Werkzeughalter mit Bohrfutter benutzt werden. Diese sind u.a. in Baumärkten zu bekommen. Die restlichen beschriebene Werkzeug und Material sollten sich eigentlich in jedem gut sortierten Modellbau Werkzeugsatz befinden, darauf gehe ich daher nicht weiter ein.

Erzeugen versenkter Gravuren

Vorgehensweise

Ich habe auf einen speziellen Gravierstichel verzichtet und die gesamte Gravur mit der Stecknadel/Werkzeughalter ausgeführt. Meiner Meinung nach eignet sich die runde Nadel am besten um an einem Anschlag (Dymo Tape oder Gravurschablone) entlang geführt zu werden. Gravierstichel, gerade die mit beidseitigen Schneidkante zum entgraten, können wesentlich schlechter geführt werden, da sie u.U. am Anschlag verhaken oder sich durch Änderung der Neigung die Breite der Gravur verändert. Das ist allerdings meine persönliche Meinung, welches Arbeitsgerät am besten für den eigenen Anspruch genügt, muss jeder für sich entscheiden!

Doch nun genug der blanken Theorie, lasst uns endlich loslegen! Als aller erstes sollten einige Probegravuren an nicht einsehbaren stellen der Bauteilen des Bausatzes ausgeführt werden, die Rückseiten z.b. der Tragflächen eignen sich hervorragend. Wichtig ist, ein Gefühl für die Wiederstandsfähigkeit des Materials und das Graviergerät zu bekommen. Nicht jeder Kunststoff ist gleich stabil, es gibt weiches und hartes Material, beide reagieren unterschiedlich auch den beim Gravieren ausgeübten Druck.

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Danach sollte man sich das Modell und den Verlauf der Gravuren genau anschauen. Vieles kann bereits am Einzelteil nachgraviert werden. Gravuren die über mehrere Bauteile verlaufen z.b. um die Rumpfhälften umlaufende Fugen, sollten erst nach dem Verbinden der Bauteile bearbeitet werden, damit diese sich auch tatsächlich an den Trennstellen genau treffen. Wartungsklappen z.b. können Problemlos bereits am Einzelteil eingearbeitet werden. Es ist auch zu bedenken, das für das Gravieren ein gewisser Kraftaufwand erforderlich ist und das Modell bzw. die Bauteile fest gehalten werden müssen. Einzelteile lassen sich u.U. auch einfach auf der Arbeitsunterlage fixieren um sie gravieren zu können.

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Es ist immer ratsam mit der Unterseite zu beginne, eventuelle Schnitzer lassen sich hier am ehesten kaschieren. Auch hat man so noch ein wenig Zeit sich an Werkzeug und Material zu gewöhnen. Die Gravierschablonen bieten durchweg Standardformen von Wartungsklappen , Löchern und Anschläge für unterschiedliche Krümmungsverläufe. Beim verwenden der Schablone muss diese gut fixiert werden, am besten mit Klebeband so lange bis die Gravur fertig gestellt ist. Als Vorlage für den Verlauf der Gravur können Zeichnungen des jeweiligen Modells herangezogen werden oder aber ganz einfach die am Bauteil ja vorhandenen erhabenen Gravurlinien.

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Entlang der Linie wird nun die Schablone oder das Dymo Tape befestigt. Mit dem Gravierwerkzeug wird nun der Gravurkanal durch mehrfaches ziehen des Stichesl erstellt. Wichtig dabei, das Werkzeug immer gleich oft und mit möglichst gleichem Druck durch den Kanal ziehen. Je öfter das Werkzeug durch den Gravurkanal gezogen wird und je höher der Druck ist, desto mehr Material wird abgetragen und desto tiefer und breiter wird die Gravur. Da die Gravurlinien an einem Modell aber möglichst identisch aussehen sollen, ist darauf tunlichst zu achten! Ist die Gravur fertig folgt die nächste, dabei immer Sektionsweise Arbeiten und nicht von Teil zu Teil bzw. von vorn nach hinten und von oben nach unten springen. Abgesehen von den Wartungsklappen arbeitet man sich kontinuierlich über die Oberfläche des Modells. 

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Ohne weitere Bearbeitung sieht die erstellte Gravurlinie erst einmal schlimm aus. Jetzt kann vorsichtig z.b. mit einem Gravierstichel entgratet werden. Dazu wird dieser leicht, ohne Verwendung eines Anschlages durch die Gravurlinie gezogen. Eine andere Variante, die ich auch angewendet habe, die Gravuren verschleifen und mit feiner Stahlwolle endgültig säubern. Dabei werden kleine Fehler und Macken sichtbar, die beim Abrutschen mit der Nadel entstanden sind. Zum beseitigen der Macken eignet sich schnell trocknender Sekundenkleber, diesen in mehreren Schichten auftragen und anschließend verschleifen, so lässt sich jeder Ausrutscher schnell kaschieren.

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Einzelteile sollten vor dem zusammenfügen auf jeden Fall einmal verschliffen werden, um einen sauberen Sitz an den Verbindungsstellen zu gewährleisten.  

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Nachdem man sich so schließlich über die ganze Modelloberfläche gearbeitet und das Modell im wesentlichen durch den parallel verlaufenden Zusammenbau bereits Konturen angenommen hat, wird die gesamte Oberfläche noch einmal verschliffen und auf Fehlerstellen hin überprüft und diese gegebenenfalls beseitigt. Vor dem Auftragen einer Grundierung oder Lackierung ist die Oberfläche mit Poliertüchern soweit zu bearbeiten, das keine Fehlstellen oder großen Kratzer mehr sichtbar sind.

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An der grundierten Oberfläche sollte eine letzte Prüfung durchgeführt werden, bevor der eigentliche Farbauftrag erfolgt. Macken die später auffallen können sonst nur noch schwer ausgebügelt werden.  Wenn dann alles zur Zufriedenheit ausfällt kann endlich lackiert werden!

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Auf den ersten Blick ist das Nachgravieren eine aufwendige und mühsame Arbeit, an der man auch schnell die Lust verlieren kann. Das fertige Ergebnis lässt das dann aber schnell vergessen! Wichtig dabei ist sich Zeit zu lassen und in Ruhe zu arbeiten ohne große Pausen zwischen den Bauabschnitten. Ich hatte mein Projekt für mehrere Wochen liegen gelassen und den wiedereinstieg nur schwer gefunden. Das zeigt sich jetzt allerdings nur an der Unterseite durch einige Gräben und Unstimmigkeiten angrenzender Gravurlinien. Auch zu bedenken, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, wenn es beim ersten mal nicht 100% geworden ist wird es beim nächsten Projekt besser klappen. Zum Vergleich des Ergebnis sollten auch nicht unbedingt die Topp Gravuren einer aktuellen Neuheit als Maßstab herangezogen werden! 

Also, dann viel Spaß und Happy Modeling! 

Erzeugen versenkter Gravuren

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Christian Bruer

Publiziert am 24. Mai 2009

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