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Digitale Fotografie & Modellbau Teil 7

Belichtung und Belichtungssteuerung

von Roland Kunze

Warnung: Bei allen unseren Tipps & Tricks immer an die Sicherheit denken und wenn möglich erst an einem Probestück ausprobieren.


Digitale Kameras, gerade Kompaktkameras und Smartphones sind mittlerweile so stark verbaut und automatisiert, dass man kaum mehr begreifen kann (und das im wahrsten Sinne des Wortes), was beim Belichtungsvorgang eigentlich passiert. Mit diesem Beitrag soll – ebenfalls wieder im wahrsten Sinne des Wortes – etwas Licht ins Dunkel gebracht werden.

Für ein Foto muss eine ausreichende Menge Licht auf das lichtempfindliche Medium gelangen. Die Belichtung ist ausgewogen und gut gelungen, wenn Lichter (helle Bereiche) und Schatten (dunkle Bereiche) im Bild noch Zeichnung aufweisen. Für die Steuerung der Belichtung stehen drei Komponenten zur Verfügung:

Die Empfindlichkeit des Bildsensors...

...ist ein Faktor, der meist wenig Berücksichtigung findet, da er einerseits kaum bekannt ist und andererseits in aller Regel in den Kameraeinstellungen ab Werk auf „Auto“ steht. Das heißt, es findet beim Belichtungsvorgang eine automatische Anpassung statt, die der Fotograf weder bemerkt noch nachvollziehen bzw. beeinflussen kann.

Ein APS-C-Bildsensor, wie er in vielen Kameras verbaut ist
Ein APS-C-Bildsensor, wie er in vielen Kameras verbaut ist

Will man jedoch eine in allen Bereichen gesteuerte Belichtung vornehemen, muss ein ISO-Wert eingestellt werden, der die Empfindlichkeit des Bildsensors fest vordefiniert. Die Einstellungsspanne beginnt meist beim Wert 100 und kann, je nach Kameratyp, bis 25.600 reichen.

Die Empfindlichkeits-Einstellung bei einer Sony alpha 77 II
Die Empfindlichkeits-Einstellung bei einer Sony alpha 77 II

Hier gilt: je höher der ISO-Wert, desto empfindlicher ist der Bildsensor, das heißt um so geringer wird die Lichtmenge, die für eine ausreichende Belichtung notwendig ist.

Eine Aufnahme mit mittlerer ISO-Einstellung...
Eine Aufnahme mit mittlerer ISO-Einstellung...

Einerseits ist zwar bei hohen Empfindlichkeitseinstellungen auch unter schlechten Lichtverhältnissen das Fotografieren mit kleiner Blende und kurzen Verschlusszeiten möglich, andererseits ist zu beachten, dass bei zunehmender Empfindlichkeit das Bildrauschen zunimmt, was letztendlich die Qualität des Belichtungsergebnisses mindert. Es wird grisselig, unscharf und verliert an Zeichnung. Mit einer mittleren Einstellung liegt man hier nicht falsch.

...und hier eine mit maximaler Empfindlichkeit, das Bildrauschen ist deutlich zu sehen
...und hier eine mit maximaler Empfindlichkeit, das Bildrauschen ist deutlich zu sehen

Die Verschlusszeit

Mit der Verschlusszeit wird die Zeit definiert, in der der Kameraverschluss beim Auslösen offen steht, um Licht auf den Bildsensor gelangen zu lassen. Diese kann, je nach Art der Aufnahme und den vorhandenen Lichtverhältnissen, von wenigen Tausendstel Sekunden bis zu mehreren Stunden reichen. Die Wahl der Verschlusszeit hängt unter anderem auch von der Art des abzulichtenden Objektes ab: je schneller bewegt ein Objekt ist, desto kürzer ist die Verschlusszeit.

Ein Kamerabody mit geöffnetem Verschluss, der Bildsensor ist gut zu sehen
Ein Kamerabody mit geöffnetem Verschluss, der Bildsensor ist gut zu sehen

Da es sich bei der Modellfotografie um das Ablichten von statischen Objekten handelt, spielt die Verschlusszeit hier eine eher untergeordnete Rolle. Nur bei schlechten Lichtverhältnissen wird sie wieder relevant. Da (um eine hohe Tiefenschärfe zu erreichen) mit kleiner Blende gearbeitet werden muss, verlängert sich unter solchen Bedingungen zwangsläufig die Verschlusszeit.

Ein klassischer Verwackler bei zu langer Verschlusszeit
Ein klassischer Verwackler bei zu langer Verschlusszeit

Verschlusszeiten bis ca. 1/15 sec. können noch aus der Hand fotografiert werden, bei längeren Verschlusszeiten ist die Verwendung eines Statives anzuraten, da Verwackler sonst unvermeidbar sind.

Digitale Fotografie & Modellbau Teil 7

Die Blende...

…regelt die Lichtmenge, die während des Belichtungsvorganges durch das Objektiv auf den Bildsensor gelangt. Etwas verwirrend mag sein, dass der Blendenwert mit der kleinsten Zahl die größte Blendenöffnung bezeichnet und mit steigender Zahl des Blendenwertes die Blendenöffnung kleiner wird. Daran kann man sich aber gewöhnen.

Hier der Blick durch ein Objektiv mit maximal geöffneter Blende...
Hier der Blick durch ein Objektiv mit maximal geöffneter Blende...

Mit abnehmender Distanz zu dem Objekt, das abgelichtet werden soll, schrumpft auch der Bereich, innerhalb dessen das Objekt hinlänglich scharf abgebildet wird (die Tiefenschärfe). Bei Nahaufnahmen - und die Modellfotografie zählt zum Nahaufnahmebereich - macht sich dies besonders bemerkbar. Dem gilt es entgegenzuwirken, indem man eine kleine Blendenöffnung einstellt.

...und hier mit kleinstmöglicher Blende
...und hier mit kleinstmöglicher Blende

Der Focus stellt nur den angepeilten Bereich des abzulichtenden Objets mit maximaler Schärfe ein. Alle anderen Bereiche fallen in einen Unschärfekreis, der mehr oder weniger groß sein kann. Mit einer kleinen Blende wird der Strahlengang künstlich stärker abgeschattet, wodurch der Unschärfekreis auf dem Bildsensor kleiner wird, wie die die Grafik unten zeigt.

Digitale Fotografie & Modellbau Teil 7

Bei Verwendung einer kleinen Blendenöffnung können die Punkte y1 und y2  jetzt also räumlich viel weiter auseinander liegen, um denselben Unschärfekreis zu erzeugen wie bei einer großen Blende. Das heißt im Umkehrschluss, dass der Bildtiefenbereich, in dem das fotografierte Objekt scharf abgebildet wird, größer wird. So gilt folgende Faustregel: je kleiner die Blendenöffnung, um so größer der Tiefenschärfebereich.

Eine Aufnahme mit kleinstmöglicher Blende ergibt optimale Tiefenschärfe über nahezu das ganze Objekt
Eine Aufnahme mit kleinstmöglicher Blende ergibt optimale Tiefenschärfe über nahezu das ganze Objekt

Ein geringer Tiefenschärfebereich mag beispielsweise bei der Portraitfotografie gewollt und ein Gestaltungselement sein, bei der Modellfotografie ist dieser Effekt aber nicht erwünscht. Hier soll bei einer Aufnahme mit einer kleinen Blende ein möglichst großer Teil des Objektes (sprich Modelles) – gerade bei Motiven aus einer besonderen Perspektive - scharf abgebildet werden, um dem Betrachter einen entsprechenden Eindruck vom gebauten Modell zu vermitteln.

Dieses mit größtmöglicher Blende aufgenommene Bild weist einen kleinen Tiefenschärfenbereich auf...
Dieses mit größtmöglicher Blende aufgenommene Bild weist einen kleinen Tiefenschärfenbereich auf...

...was hier durch die Ansicht von oben verdeutlicht wird
...was hier durch die Ansicht von oben verdeutlicht wird

Roland Kunze

Publiziert am 28. Februar 2022

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