Plastikmodellbau Online-Kurs für Anfänger XVI.

Ledereffekt

von Thomas Lutz

Ledersitze, Lederlenkräder und Innenverkleidungen oder Armaturen mit Leder kann man auch bei Modellen darstellen.

Erste Option, um einen Ledereffekt herzustellen, sind die kleinen Gebinde in den typischen 18 ml-Dosen von Testors Leather Enamel Paint No. 1736, Vallejo Leather No. 144 Brown, Tamiya Acryl XF-57 Leather und Humbrol Enamel No. 62 Lederbraun. Mit diesen Farben wird braunes Leder schon sehr gut imitiert.  

Die Gebinde von Testors, Humbrol und Tamiya trocknen alle matt ab und die Pigmentierung ist etwas grober wie bei normalen Mattfarben. Das braune Lederimitat wirkt auf Lenkrädern und Sitzen recht realistisch. Direkt aus den Dosen sind diese Farben ohne sonstige zusätzliche Mittel verwendbar.

Was aber, wenn man andere Lederfarben als Braun für Sitze und Armaturenbretter haben möchte?

Im großen Programm von Vallejo-Mattfarben finden sich einige Farben auch zur Darstellung von Kunstleder. Die Enamel-Mattfarben von Revell, Humbrol und Tamiya können per Pinselbemalung auf die Sitze gebracht werden. Nach Beginn der Trocknungsphase streicht man danach mit den Fingern über die Farbe. Der natürliche Fettgehalt der Haut sorgt dann dafür, dass die matten Farben einen leichten seidenmatten Glanz annehmen, ganz wie Kunstleder oder echtes eingefärbtes Leder auch.

Von Ammo Mig gibt es ein Leather Color Range Set, das zum Bemalen von Figuren gedacht ist und sechs verschiedene Töne in Lederoptik enthält.

Der gleiche Effekt ist mit Künstlerfarben z.B. von Schmincke zu erreichen. Diese Farben gibt es in Tuben im Künstler- Bastel- oder Architektenbedarf wahlweise als Ölfarben oder als Acrylfarben. Der Unterschied ist das Bindemittel. Acrylfarben trocknen schneller ab, Ölfarben wirken seidenglänzend besser wie Leder. Andere Hersteller mit gleich guter Qualität sind Javana, Lukas Farben, Hobby Line oder Daler-Rowney mit unterschiedlichen Tubengrößen ab 10 ml.

Bei all diesen Möglichkeiten geht Probieren über Studieren, nicht alle Mittel verhalten sich gleich und einen wirklichen Ledereffekt maßstabsverkleinert zu machen ist schon Kunst.

Eine unorthodoxe Nachbildung für Leder wurde zuerst bekannt als die „After Eight Methode“, bei der zur Darstellung von schwarzem Leder die Papiertütchen der After Eight-Pfefferminzblättchen verwendet wurde.

Das Papier wird zerknüllt, um die Knitteroptik von Leder zu imitieren. Dann werden die Stücke mit Kleber auf die Sitze oder Türverkleidungen aufgeklebt. Papierstücke, die aneinander stoßen, nicht mit einer Schere schneiden, sondern die Kanten reißen. Nach dem Kleben sind diese Stöße nicht mehr zu sehen. Nach dem Trocknen noch ein bisschen Drybrushen und die Lederoptik ist perfekt. Da das After Eight-Papier bereits schwarz ist, benötigt man keine Bemalung mehr. Für braunes Leder eignen sich das Bonbonpapier der Storck Riesen-Karamellen. Beides sind Verpackungen mit gewachsten Oberflächen, bei denen das Papier mit Paraffin oder Ceresin getränkt sind. Für andere Farben oder Weiß gibt es weitere geeignete Lebensmittelverpackungen.

Je größer der Maßstab, desto eher kann man echtes Leder verwenden. Ab der Größe 1:16 / 1:12 könnte das schon machbar sein und zwar mit „Recycling“. Alte Etuis von Smartphones, Brillen oder Taschenrechnern (die Älteren unter uns werden sich erinnern welche Geräte das waren) aus sehr feinem und dünnem Kunstleder können durchaus schon zum Maßstab passen. Das Kunstleder wird zurecht geschnitten und mit Sekundenkleber auf die Sitze aufgeklebt.

Thomas Lutz

Publiziert am 26. Januar 2025

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