Plastikmodellbau Online-Kurs für Anfänger XV.

Verchromen

von Thomas Lutz

Willkommen zum 15. Teil des Onlinekurses Plastikmodellbau. Thema dieses Beitrages ist das nachträgliche Verchromen von Bauteilen wie Felgen, Scheibenrahmen, Zierleisten und anderen Teilen. Ein Beitrag zum Thema „Chrome“ selbst folgt demnächst auf diesem Kanal.

Es gibt mehrere Varianten für eine nachträgliche Verchromung: Lackieren per Airbrush mit Alclad II Farben, Lackieren mit Chromeffekt-Sprühdosen, Bemalen mit Farbstiften, Bekleben mit Chrometiketten, Bekleben mit Chromfolien von Bare Metal oder Ammo MIG und für sehr große Bauteile der Weg zu einem Unternehmen für Galvanik.

Alclad Chrome

Alclad Chrome / Alclad II Chrome und andere Alclad-Farbtöne gibt es seit Jahren am Markt. Diese Farben werden per Airbrush lackiert. Auf eine Grundierungsschicht muss zunächst eine Farbschicht in Glanzschwarz als Untergrund lackiert werden, da Alclad Chrome sehr dünnflüssig ist und nicht deckt. Nach Durchtrocknung wird Alclad Chrome als letzte Schicht lackiert. Das Mittel erzeugt einen guten Chromeffekt, ist allerdings nicht vollständig grifffest und kann auch nicht mit Klarlack versiegelt werden, weil es dann versilbert. Eine Flasche mit 10 oz (= ca. 295 ml) kostet ca. 12 Euro. Bedingung zur Verwendung ist natürlich ein Airbrush.

Einen Beitrag zu Alclad II von Andreas Gordes findet man hier in Modellversium.

Chromeffekt-Sprays

Die nächste Möglichkeit, Teile nachträglich zu verchromen, sind sogenannte Chrome Effekt-Sprays, die es mittlerweile von diversen Herstellern gibt. Diese Sprays haben eine hohe Deckkraft und Glanzschwarz muss nicht zwingend vorlackiert werden. Mit diesen Sprays lassen sich ebenfalls sehr gute Ergebnisse erzielen. In Bezug auf Menge pro Dose ist das günstiger wie die Alclad-Farben. Diese Chrome Sprays kommen fast alle aus dem Bereich des Kfz-Zubehörs. Die Handhabung zum Lackieren ist wie bei normalen Farbsprays auch und wie bereits mehrmals darauf hingewiesen, sind die Sicherheitshinweise zu beachten, eine Absauganlage in geschlossenen Räumen zu verwenden, eine gute Belüftung und eine Lackiermaske ist zu tragen. Im Aerosol sieht man beim Sprühen die einzlnen winzigen Chrompigmente und so schön das auch glitzert und sich auf der Kleidung festsetzt – in den Atermwegen möchte man diesen Glitzer bestimmt nicht haben. 

Liquid Chrome-Stifte

Kleine und kleinste Teile können mit einem Farbstift z.B. von Molotow Liquid Chrome bemalt werden, das bringt sehr gute Ergebnisse, ist leicht in der Handhabung und eine günstige Variante. Den Chromstift gibt es in mehreren Strichstärken von 1 mm bis 5 mm. Das Medium ist eine Tinte auf Alkoholbasis für fast alle Untergründe und ist hochdeckend, permanent, abriebfest und UV-beständig. Die Stifte sind wiederbefüllbar und die Spitzen kann man auswechseln. Im Modellbau lassen sich damit Außenspiegel, Endrohre, Felgenkappen und ähnliche Teile sehr gut nachverchromen. Die Stifte eignen sich auch bestens für das Chrom auf Zierleisten und Scheibenrahmen. Das Abkleben erfodert weniger Aufwand wie beim Arbeiten mit Sprays.

Chrometiketten

Chrometiketten von Thermotransferdruckern gibt es auf einem Trägerpapier und die Etiketten sind selbstklebend. Diese Etiketten werden in der Industrie verwendet z.B. zur Kennzeichnung von Produkten und Maschinen. Sie bestehen aus Polyesterfolie und sind witterungs- und UV-beständig. Für den Modellbau werden diese Etiketten nicht speziell angeboten, sind aber im Onlinehandel erhältlich.

Im ersten Beispiel wurden die Etiketten auf Dieseltanks eines 1:24 Trucks geklebt. Vorteile sind die einfache Handhabung, die Etiketten sind grifffest, das Chrom hat eine gute Wirkung und die Kosten sind gering. Nachteile sind die Kanten und eine begrenzte Fläche. Auf runden Tanks geht die Beklebung mit der Selbstklebefolie gerade eben noch.

Ihre Vorteile bieten die Chrometiketten auf kleinen, flachen und geraden Flächen. Die Etiketten lassen sich passend zuschneiden und stückweise aufkleben. Im zweiten Beispiel wurde der Kühlergrill eines Resinmodells damit verchromt. Abkleben, Absauganlagen, Atemschutzmaske, Vorlackieren und sämtliche anderen Arbeiten entfallen. 

Chrome Foils

Unter Modellbauern sehr bekannt ist das Verchromen von Zierleisten, Scheibenrahmen und anderen Teilen mit der Chrome Foil von Bare-Metal. Seit einiger Zeit gibt es noch ein vergleichbares Produkt von Ammo mit der MIG Folie. Hier ein Erfahrungs- und Vergleichsbericht von Luka Cee auf Youtube.

Auf Youtube gibt es einige interessante Videos zur Verwendung und Verarbeitung der Bare Metal Foil, die man sich ansehen sollte. Einfach in der Suchfunktion „How to use Bar Metal Foil“ eingeben. In einer Textbeschreibung kann man das auch nicht besser erklären.

Bei diesem Ford Panel Truck wurden die Scheibenrahmen und die Zierleisten an den Radausschnitten mit Bare Metal Foil Chrome gemacht, die Felgen wurden mit Chromeffekt-Spray von Krylon lackiert. Der verchromte Kühlergrill war original so im Bausatz.

Im Vergleich der beiden Anbieter gibt es die Bare Metal Foil in den Sorten Chrome, Ultra Brite Chrome, Black Chrome, Gold, Copper und Matte Aluminium. Eine Packung enthält bei Bare Metal einen Sheet 16 x 30 cm zu Preisen ab 9,95 Euro / Pack. AMMO Mig Jemenez aus Spanien bietet die Sorten Chrome und Aluminium. Eine Packung enthält fünf Sheets im Format 280 x 195 mm ab 7,95 Euro / Pack.

Die Folien werden für Automodelle, aber auch gerne für Flugzeuge im Naturmetall-Look genommen.

Galvanik

Für sehr große Teile wie z.B. einen 1:24 Tanktrailer, eine Viermotorige in 1:32 oder Automodelle ab 1:8 könnte man, um Aufwand, Material und Zeit zu sparen, den örtlichen Galvanikbetrieb besuchen und mal fragen, was eine Verchromung dort kostet – fragen kostet ja nichts.

Für welche Art der Verchromung man sich entscheidet, hängt zum einen von der Größe und Beschaffenheit der Bauteile ab und sollte zum anderen durch Ausprobieren selbst herauszufinden sein. Jede Art hat ihre Vor- und Nachteile, von teuer bis günstig und von aufwändig bis einfach in der Handhabung. Ganz zu 100% an eine echte Verchromung kommen natürlich alle Mittel nicht heran, aber der Chrom-Effekt für den Plastikmodellbau ist schon ziemlich gut.

Klebrige Grüße aus farbigen Fingern

Thomas Lutz

Publiziert am 19. Januar 2025

Demnächst: