IJN Nagato 1944(Hasegawa - Nr. 40073)Produktinfo:
Besprechung:Es gibt zwei Versionen der Nagato, einmal 1941 und einmal 1944. Soweit ich es bisher sehe, unterscheidet sich die 1944 Version nur durch eine umfangreichere Flakausrüstung. Rumpf und Aufbauten sind m.E. identisch. Der Preis beider Versionen unterscheidet sich relativ deutlich: Die 1941er Version ist für rund 180 Euro im Internet zu haben, die 1944er Version kostet dagegen im Internet ab 260 Euro. Woher dieser große Preisunterschied stammt ist mir ein Rätsel. Die ganze Sache hat für mich eine kleine Vorgeschichte. Ich habe schon lange mit dem Gedanken gespielt, mir diesen Bausatz zuzulegen. Was mich bisher immer abschreckte, war der sehr hohe Preis für das Modell an sich und die evtl. benötigten Zubehörteile, wobei "benötigt" bei der Bausatzqualität sehr diskutierbar ist. Im Internet findet man fast nur Bilder von Modellen, die mit Zubehörteilen von Hasegawa, Lion Roar oder WEM aufgebrezelt wurden. Dann habe ich das Modell bei meinem Hamburger Händler fertig gesehen, so aus der Box gebaut, ganz ohne Zubehör. Das Ergebnis fand ich schon sehr beeindruckend, für meinen Geschmack fehlten eigentlich nur die Relings. Ich haderte weiter mit mir, fräste mich durch unzählige Bilder im Internet, kam zwischenzeitlich zu dem Schluss, dass mir superfeine Ätzteile sowieso viel zu fummelig sind und dann passierte es: Bei Ebay wurde der Bausatz mit einem Holzdeck und dem kompletten Satz von Lion Roar unangefangen für 259 Euro per Sofortkauf angeboten. Verflogen waren alle Gedanken, fummelige Ätzteile hin und her, ein solches Angebot ist schon sehr verlockend, da musste ich einfach zuschlagen und den Schnapper mitnehmen. So bin ich zu diesem Modell gekommen. Das Original:Die Nagato wurde 1920 in Dienst gestellt. Zur Zeit ihrer Indienststellung war sie das einzige Schlachtschiff weltweit, das über ein Kaliber von 40,6 cm der Hauptartillerie verfügen konnte. 1936 erfolgte ein großer Umbau, der auch die Abmessungen deutlich änderte. Das Schiff war jetzt 225 Meter lang, 32,6 Meter breit, hatte einen Tiefgang von 9,7 Metern bei 44.600 Tonnen Wasserverdrängung. Die Besatzung bestand aus fast 1.500 Mann inkl. des Stabspersonals. Im Dezember 1941 erfolgte durch die Nagato der Befehl Admiral Yamamotos an die japanischen Flugzeugträger den US Stützpunkt in Pearl Harbour anzugreifen. Im Laufe der Schlacht um Midway und in der Philipinensee hatte die Nagato keine direkte Feindberührung und erlitt auch keinerlei Schäden oder Verluste. Erst im Oktober 1944 bei der Schlacht im Leyte Golf erlitt das Schiff Beschädigungen durch US Flugzeuge und verlor etwa 40 Mann Besatzung. Nach dieser Schlacht erfolgte kein weiterer Einsatz. Teilweise wurden die Flak und Radaranlagen demontiert und an Land aufgestellt. Im Juli 1945 wurde die Nagato erneut von US Trägerflugzeugen angegriffen und wieder beschädigt. Nach der Kapitulation wurde die Nagato schließlich zum Bikini Atoll verbracht, um dort an US Atombombenversuchen teilzunehmen, übrigens gemeinsam mit dem deutschen schweren Kreuzer Prinz Eugen. Der zweite Test beschädigte die Nagato so schwer, dass sie Tage darauf wegen Wassereinbruchs kenterte und versank. Die Nagato liegt heute in ca. 50 Metern Tiefe auf dem Grund des Atolls und wird zeitweilig von Sporttauchern aufgesucht, die wegen der immer noch hohen Strahlung allerdings nur kurz beim Wrack verweilen dürfen. Der Bausatz:Um es vorwegzunehmen - Hasegawa hat hier ganze Arbeit geleistet! Das Modell besteht aus über 1.000 Teilen, die allesamt sauber gegossen und fein detailliert sind. Da ich ja nun auch über den Lion Roar Satz verfüge, kann ich mir gut ein Bild von den hochfeinen Ätzteilen im Vergleich zu den Kunststoffteilen des Bausatzes machen. Da fällt es schon sehr schwer, einige Kunststoffteile abzuschleifen und durch Ätzteile zu ersetzen, das Ergebnis wird dadurch nicht wirklich besser. Beispielsweise ist das Entmagnetisierungskabel bereits an den Rumpf angegossen und das in jedem guten Ätzsatz beiliegende Teil wird nicht so entscheidend viel besser aussehen, so gut ist die Gussqualität. Die einzelnen Spritzrahmen:Der Rahmen A besteht aus den beiden Rumpfhälften. Diese werden mit einer ganzen Reihe von Querverstrebungen aneinander gefügt. Aus dem Material der massiven Querverstrebungen könnte man den ganzen Bausatz wahrscheinlich noch mal gießen. Die ebenfalls sehr massiven Aufnahmen an den beiden Rumpfinnenseiten führen an den Rumpfaußenseiten nicht zu Einsinkstellen. Das spricht für die hervorragende Gusstechnik. Die Rumpfaußenseiten geben die für japanische Schlachtschiffe typische Struktur hervorragend wieder. Sehr feine Linien und viele kleine Details sorgen für eine echte Augenweide. Die Bullaugen müssen bei Bedarf aufgebohrt werden. Der Rahmen AB ist drei Mal vorhanden und beinhaltet die Teile für die Bordflugzeuge. Die Propeller sind in dem mitgeliefertem Ätzteilesatz auch in Messing vorhanden. Die Oberflächen der Flugzeuge sind fein detailliert und strukturiert wiedergegeben. Die Rahmen AC und AD beinhalten die Teile für die Flugzeugkatapulte. Hier ist ein noch feinerer Guss nicht mehr möglich, an dieser Stelle machen Ätzteile sicher die bessere Figur. Der mehrfach vorhandene Rahmen AE sorgt für die Beiboote und Barkassen. Auch hier wieder Gusstechnik und Details auf höchstem Niveau. Die Rahmen AF zeigen die Teile der Flak und entsprechendes Zubehör. Die vorhandenen Rohre sind sehr filigran und völlig ausreichend. An sich mag ich die eckigen Rohre der Ätzteileflaks nicht so gerne, es kommt immer sehr auf den Blickwinkel an. Rahmen AB
Rahmen B und C
Die Bauanleitung gibt auf ihren 35 Seiten keine Rätsel auf, die Schritte sind klar gegliedert und die Zeichnungen gut verständlich. Einziges Manko ist, dass erst ab Seite 31 auf den Einsatz der mitgelieferten Ätzteile eingegangen wird. Da könnte es schon zu spät sein. Allerdings geht Hasegawa wohl zu recht davon aus, dass ein Anfänger sich sowieso nicht an diesen Bausatz heranmacht und daher wohl keiner in diese kleine Falle tappt.
Zu dem Bausatz gibt es noch das Hasegawa typische Begleitheft, zwar überwiegend in japanischer Sprache aber egal, und dazu drei große Poster im Maßstab 1:350 für die Bemalung, die Takelung und die technischen Details. Besonders dieses Poster ist ganz hervorragend und erklärt alle feinen Details in ihrer Funktion. Besser geht's nicht.
Insgesamt ein Bausatz, der mit wirklich viel Detailtreue und Präzision aufwartet. Am Ende ist einem schon sehr bewusst, wofür man hier sein Geld ausgegeben hat, auch wenn's erstmal wehtut. Details, Details, Details...Details Rahmen A Stärken:
Schwächen:
Anwendung:
Fazit:Allerhöchste Liga, mehr kann man dazu nicht sagen. Sehr empfehlenswert! Diese Besprechung stammt von Christian Groth - 12. April 2014 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |