Hawker Hunter FGA.9/Mk.58(Revell - Nr. 04703)Produktinfo:
Besprechung:
Die Hawker Hunter war das einsitzige Standard-Kampfflugzeug der Royal Air Force seit den späten 50er und in den 60er Jahren. Sie löste die Gloster Meteor, die North American Sabre und die De Havilland Venom in Großbritannien und in der Schweiz ab. Der erste Prototyp, der auf der Hawker P.1067 beruhte und die Spezifikation F.3/48 des Luftfahrtministeriums erfüllen sollte, hob am 20. Juli 1951 ab. Im September 1953 verbesserte dieses Flugzeug den Geschwindigkeitsweltrekord auf 1.171 km/h. Auslieferungen an Staffeln und ständige Verbesserungen kennzeichneten das restliche Jahrzehnt bis zum Erstflug der Hunter FGA.9 am 3. Juli 1959. Maschinen vom Typ Hunter F.5 operierten von Zypern aus während der Suez-Krise 1956. Die Hunter FGA.9 unterschied sich optisch von den Vorgängerversionen durch den Bremsschirmbehälter über dem Düsenrohr. Weitere Verbesserungen bestanden in der Möglichkeit zur Aufnahme abwerfbarer Zusatztanks mit größerem Fassungsvermögen und besonders fester Pylone für Luft-Boden-Waffen. Erste ausländische Kunden der Hawker Hunter waren unter anderem Indien, Schweden und die Schweiz, die in den 50er Jahren jeweils umfangreiche Bestellungen erteilten. Überholte überzählige RAF-Jagdflugzeuge wurden ab den späten 60er Jahren an zahlreiche Luftstreitkräfte weltweit verkauft. Belgien und die Niederlande bauten für ihre eigenen Luftwaffen darüber hinaus mehr als 200 Hunter in Lizenz.
Die schweizerischen Hunter wurden schon frühzeitig modernisiert, bereits 1963 erhielten 50 Maschinen die Vorrichtungen zum Abschuss von AIM-9 Sidewinder Raketen. Später wurden die Einsitzer mit schwedischen Saab BT-9K Bombenzieleinrichtungen nachgerüstet. In den 1980er Jahren fand ein umfangreiches Modernisierungsprogramm statt, dieses ermöglichte die Verwendung von BL755 Cluster-Bomben sowie bei einem Teil der Maschinen die AGM-65 Maverick Luft-Boden-Raketen. Zudem wurde die elektronische Ausstattung verbessert, so erhielten die Maschinen z.B. den amerikanischen AN/APR-9 Radarwarnempfänger. Weitere Schutzmaßnahmen stellten die AN/ALE-39 chaff/flare Werfer dar, die in den verlängerten Auffangbehältern der Patronenhülsen untergebracht waren. Zu den Hochzeiten der Hawker Hunter in Schweizer Diensten waren 160 Maschinen auf neun Fliegerstaffeln verteilt. Nach dem Ende des Kalten Krieges waren auch die Tage der Hunter gezählt, die letzten wurden 1994 außer Dienst gestellt. Der Bausatz ist eine nahezu unveränderte Wiederauflage des bereits 1998 erschienenen Bausatzes. Zwischenzeitlich wurde auch eine weitere Version, die F.6, die wir euch hier auch schon mal vorgestellt haben, aufgelegt. Gegenüber der ersten Auflage hat sich eigentlich nur der Decalbogen geändert, anstelle von drei möglichen Optionen gibt es nun noch derer zwei, was sich auch in der Größe des Bogens niederschlägt, der "Neue" ist nur noch halb so groß wie damals. Die Kunststoffteile sind nach wie vor von exzellenter Qualität. Feine versenkte Gravuren, zum Teil mit Nietenreihen versehen, zieren die Oberfläche. Die Originaltreue ist sehr gut, es gibt so gut wie keine Abweichung bezüglich Form oder Abmessungen. Die gute Detaillierung setzt sich auch in den relevanten Breichen fort. Das Cockpit besteht aus gut 19 Einzelteilen, davon acht für den Sitz. Die Instrumente sind allesamt erhaben geprägt, das Instrumentenbrett liegt in zwei Ausführungen bei. Beim Sitz sollte man zumindest einen Austausch der angegossenen Gurte in Erwägung ziehen. Das rückwärtige Schott, also der Bereich hinter dem Sitz, kann auch noch ein paar Teile mehr vertragen da sehr gut einsehbar.
Ebenfalls sehr schön gemacht sind die Fahrwerke, sie verfügen über angegossene Leitungen und abgeflachte, profilierte Reifen mit teilweise separaten Felgen (was deren Bemalung ungeheuer erleichtert). Die Klappen weisen auf den Innenseiten feine erhabene Strukturen auf, hier braucht man nicht wirklich etwas zu verbessern. Die Fahrwerkschächte selbst stehen da in nichts nach. Bei den Hauptfahrwerksschächten wäre es aber besser gewesen, wenn diese in die obere Tragflächenhälften integriert worden wären, die 90° Winkel der Wände ohne Hinterschneidung entsprechen nicht ganz dem Original (der Schacht ist in der Realität größer als die zugehörige Öffnung). Das Gewusel an Leitungen ist fertigungsbedingt nur stark vereinfacht wiedergegeben, an den senkrechten Wänden fehlen sie völlig.
Die Aufteilung des Rumpfes ist aufgrund der möglichen anderen Versionen (bisher allerdings nur F.6 realisiert) etwas komplizierter als gewöhnlich. Dafür wird man aber mit voll ausgebildeten Lufteinläufen bis hin zur ersten Verdichterstufe des Triebwerkes entschädigt. Weitere Highlights "außenherum" sind die ausgefahrenen Landeklappen, die geöffnet baubare Luftbremse und die zahlreichen unterschiedlichen Anbauteile für die jeweilige Version. Man muss sich schon früh für eine FGA.9 oder F.58 entscheiden, da sehr viele Bohrungen geöffnet werden müssen. Im wesentlichen handelt es sich bei diesen variantenspezifischen Teilen um Antennen, die elektronische Zusatzausstattung der F.58 und natürlich um die möglichen Außenlasten. Letztere sind sehr üppig, bestend aus 2x 230gal und 2x 100gal Zusatztanks sowie 2x MATRA/SNEB Raketenwerfer für die FGA.9, 2x 675L Tanks und 2x AGM-65 Maverick und die beiden inneren Pylone für die 8cm Oerlikon Raketen für die F.58. Und natürlich nicht zu vergessen die typischen Chaff/Flare Werfer in den vergrößerten Hülsen-Auffangbehältern der schweizer Hunter.
Was bleibt sonst noch zum Bausatz zu sagen? Eigentlich nicht viel, was bleibt sind die Klarsichtteile. Diese können für den Maßstab 1:32 nicht wirklich überzeugen. Die Oberfläche, speziell der Haube weist eine merkwürdig optisch raue Oberfläche auf, ich habe das mal versucht im Bild festzuhalten. Ob man da durch Polieren den Karren noch aus dem Dreck ziehen kann ist m.E. fraglich. Werfen wir abschließend noch einen Blick auf die Decals. Diese sind - wie fast nicht anders zu erwarten war - von hervorragender Qualität. Sowohl am Druck als auch am Umfang ist nichts auszusetzen. Selbst kleinste Schriften sind noch sehr gut lesbar. Keinerlei Versatz und kräftige gleichmäßig deckende Farben. Bei der Auswahl der Maschinen hat man wieder einmal wenig Phantasie bewiesen. Beide Maschinen sind "herkömmliche" Einsatzmaschinen ohne spezielle Kennungen oder Merkmale. Gut, bei den schweizer F.58 ist die Auswahl gering, aber bei der Fighter Ground Attack Version gibt es definitiv mehr Auswahl als nur RAF... Die Bauanleitung ist sehr umfänglich und lässt keine Fragen offen. Man muss halt genau studieren welche Löcher man öffnen muss und welche Farbunterschiede es bei beiden Maschinen gibt. Die Bemalungs- und Decalanleitung erstreckt sich über sechs Seiten, damit sollten alle 200+ Decals ihren Platz finden können. Für die Außenfarben darf die Mischpalette im Schrank bleiben, alle benötigten Farben sind in der Revell-Palette vorhanden.
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung:
Fazit:Ein immer noch sehr guter Bausatz für kleines Geld. Wer will kann noch in zusätzliche Detailsets investieren, brauchen tut man diese für ein gelungenes Modell aber nicht unbedingt. Ein paar alternative Markierungen abseits der britischen und schweizerischen Hunter wäre schön gewesen. Dennoch uneingeschränkt empfehlenswert! Weitere Infos:Referenzen:
Anmerkungen: Von Flightpath gibt es einige Detailsets für diesen Bausatz, darin enthalten sind unter anderem Teile für den Sitz (z.B. Gurte), neue Fahrwerksschächte uvm. Diese Besprechung stammt von Frank Richter - 23. April 2014 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
Modellbauer-Profil Frank RichterLand: Beiträge: 32 Dabei seit: 2003 Neuste Artikel:Alle 32 Beiträge von Frank Richter anschauen. |