Launch Tower & Space Shuttle with Booster Rockets(Revell - Nr. 04911)Produktinfo:
Besprechung:Auf dem Gelände des John F. Kennedy Space Center (KSC) der US Luft- und Raumfahrtbehörde NASA am nördlichen Ende von Cape Canaveral auf Merritt lsland in Florida befindet sich der Lauch Komplex 39 mit zwei identischen Startanlagen, LC-39A und 2,6 km entfernt LC-39B. Seit Ende 1968 wurden von hier fast alle bemannten Raumflug-Missionen der NASA mit Saturn-Raketen gestartet. Nach dem Apollo-Programm erfolgte der Umbau der Anlagen für das von 1981 bis 2011 betriebene Shuttle-Programm. Jede Plattform besteht aus armiertem Beton, liegt rund 15 m über dem Meeresspiegel und ist 119 m lang und 100 m breit. Auf beiden Launch Pads wurden von 1976 bis 1985 die 81,3 m hohen Starttürme (Fixed Service Structure -FSS) mit 12 Etagen und allen notwendigen Versorgungsleitungen, Treppen sowie Fahrstuhl errichtet und ein daran horizontal schwenkbarer Arm, die Rotating Service Structure (RSS) mit dem Payload Changeout Room angebracht. Die RSS wurde zum Shuttle eingedreht, sobald die mobile Startplattform (MLP) mit in Startposition fixiertem Außentank, den beiden Boostern und dem Orbiter auf den sechs Säulen der Startrampe ruhte. Sie diente während der wochenlangen Startvorbereitungen als Witterungsschutz, zur Energieversorgung, Beladung der Transportbucht des Orbiters unter Reinraum-Bedingungen und abschließenden Betankung des Antriebssystems. Von der FSS war in 45 m Höhe über dem Pad die Orbiter-Einstiegluke mittels eines schwenkbaren Auslegers erreichbar. Im Notfall konnte von hier der Orbiter bis kurz vor dem Start evakuiert und die Besatzung über eine Seilbahngondel von der FSS in Sicherheit gebracht werden. Zur Betankung des Außentanks gab es je einen Betankungsarm für Sauerstoff und flüssigen Wasserstoff. Für den Transport des im Vehicle Assembling Building senkrecht auf der mobilen Startplattform montierten Space Shuttle gab es drei MLPs, die auf einem sechs Meter hohen und 40 Meter langen Crawler Transporter zum 5,5 km entfernten Pad A oder über 6,8 km zum Pad B bewegt wurden. Auf dem Launch Pad angekommen, wurde die MLP mittels vier Hubsäulen auf sechs festen Sockeln abgelassen. Waren alle Startvorbereitungen abgeschlossen, erfolgte das Zurückschwenken der RSS. Während des Startvorgangs wurden das Space Shuttle und die Einrichtungen des Launch Pad mittels Wasser gegen den auftretenden Schalldruck geschützt. Dazu ließ man innerhalb von Sekunden rund 1,135 Millionen Liter Wasser über die MLP fließen. Nach dem Ende des Space Shuttle Programms 2011 werden diese Einrichtungen momentan für den Start künftiger Raketen umgebaut. Nun ist er endlich zurück. Nach jahrelanger Abstinenz vom Markt hat Revell 2014 diesen gigantischen Bausatz neu aufgelegt, allerdings nur als Limited Edition. Zumindest werden die Preise für die Originalausgabe nun etwas sinken, lagen diese doch zuletzt im gut dreistelligen Bereich. Der Karton ist so groß, dass die normalen Revell-Versandkartons dafür nicht ausreichen, dieser hier hat eine eigene Umverpackung! Nach dem Öffnen relativiert sich das Ganze jedoch wieder etwas, ganz voll ist die Kiste dann doch nicht. In mehreren Beuteln verpackt befinden sich unzählige Gießäste in weißem Kunststoff, es sind zum Teil recht große Bauteile. Die Teileanzahl von unter 400 überrascht dann doch ein wenig. Eine erste Bestandsaufnahme ergibt hier eine Kombination aus zwei bzw. eigentlich sogar drei verschiedenen Modellen. Als erstes hätten wir das Shuttle an sich, hier dürfte es sich um den Bausatz aus dem Jahre 1978(?) mit dem Spacelab-Modul handeln. Dieser Bausatz wurde dann später mit den Booster-Raketen und der beweglichen Startplattform als Set mehrfach neu aufgelegt, zuletzt als 04736 im Jahre 2006. Den Launch Tower gab es seinerzeit (1985) mit und ohne das Shuttle (04911 respektive 04910). Bevor wir nun einen Blick auf die unverändert gegenüber der Originalauflage übernommenen Teile werfen, noch einige Anmerkungen vorweg:
Alle die diesen Bausatz gekauft haben sollten umgehend die Vollständigkeit überprüfen. Es fehlt teilweise 1x der Rahmen mit der Nummer 12, Revell kennt anscheinend das Problem und sendet natürlich die fehlenden Teile nach, einfach die Hinweise auf der Bauanleitung befolgen. Bei mir hat das nur wenige Tage gedauert. Fixed und Rotating Service Structure FSS und RSS
Die Fixed Service Structure ist insgesamt etwas zu klein geraten, sowohl was die Höhe angeht als auch die Grundfläche der einzelnen Etagen. Der Aufbau ist relativ simpel, es erinnert irgendwie an H0-Gebäude-Bausätze. Was fehlt ist das komplette Treppensystem, welches neben dem Aufzugsschacht eingebaut war. Die Detaillierung hält sich hier in Grenzen. Etwas Abhilfe kann man schaffen in dem man zumindest die Treppen nachrüstet, hier sollte man mal bei den Eisenbahnläden vorbeischauen (Baugröße N). Die diversen Ausleger bzw. Versorgungsarme und der "Hammerhead" Kran können beweglich gebaut werden. Natürlich sind diese Teile in Wirklichkeit viel feiner gearbeitet und nicht alle Gitterstrukturen sind vom Querschnitt her rechteckig oder quadratisch, vielmehr sind es die typischen I- oder L-Profile. Man kann die FSS schon mit vergleichsweise wenig Aufwand und mit einfachen Materialien nachdetaillieren, es muss ja nicht immer Kunststoff sein. Eine 1:1 Kopie des Originals wird man in einem Bastelleben ohnehin nicht erreichen. Eingangsgebäude für den Hauptturm Was für die RSS gilt trifft auch uneingeschränkt auf den beweglichen Teil der Startrampe zu. Auch hier sind viele Strukturen sehr stark vereinfacht, auch hier fehlen markante Teile. Die Treppenaufgänge in der Struktur auf der äußeren Stütze fehlen komplett, ebenso jegliche Andeutung der Träger auf den Unterseiten der Teile. Dafür ist die Gussqualität der Gießrahmen deutlich besser als beim Shuttle. Man merkt schon, dass der Launch Tower nur wenige Produktionszyklen durchlaufen hat, man findet so gut wie keinen Grat oder Fischhäute an den Teilen. Wer sich ein paar Anregungen zum Bau und zur Verfeinerung des Bausatzes anschauen möchte sollte mal in den einschlägigen Foren Ausschau halten (z.B. scaleworld.forenworld.net, Raumfahrer.net oder forum.nasaspaceworld.com) Arbeitsplattformen Shuttle, Booster und Launch Pad
Der Shuttle Bausatz datiert wie bereits erwähnt auf das Jahr 1978. Das merkt man den Bauteile ein Stück weit auch an. Der Guss ist nicht wirklich sauber und es gibt teilweise viel Grat. Die äußere Form ist halbwegs korrekt. Die Details - sofern vorhanden - bestehen aus erhabenen Gravuren, für 1:144 natürlich ein wenig grob geraten. Die Laderaumluken können beweglich gebaut werden, als Frachtgut liegt das ESA Spacelab Modul bei, welches ganz ok aussieht. Der Kranarm ist ebenfalls vorhanden und könnte theoretisch sogar ausgefahren angebaut werden, was aber genau wie die Astronautenfigur an der Sicherungsleine für dieses Modell unsinnig ist (wie übrigens auch das Fahrwerk).
Die Triebwerke sind sehr rudimentär ausgeführt und wirken sehr spielzeughaft. Vor Jahren gab es da mal was aus Resin, das ist aber, genau wie die seinerzeit erhältlichen Hitzekachel-Decals Geschichte (Cutting Edge). Die Feststoff-Booster und der Tank sind ganz gut gemacht, lediglich die Querrillen am Tank sind Fantasie, bis auf den "Wellblechbereich" im oberen Drittel (dort sitzt die Technik und dieser Zwischenraum trennt den Wasserstoff vom Sauerstoff) ist der Tank mehr oder weniger glatt, abgesehen von den Leitungen.
Größter Schwachpunkt an diesem Teil des Bausatzes ist das Launch Pad, erstens ist es (sehr) viel zu klein, zweitens ist der Crawler (also das eigentliche Transportgestell mit den Raupen) mehr oder weniger ein Witz. Nachdetaillieren bringt hier gar nix, da hilft nur ein kompletter Neubau wenn man dem Original halbwegs nahe kommen will. Eine Hilfestellung dazu oder auch eine Alternative könnte eines der erhältlichen Kartonmodelle sein. Die beiden Versorgungscontainer werden in der Bauanleitung komplett übergangen, gut es sind nur ein paar Teile, aber eigentlich ein Unding. Bauanleitung und DcealsDie 30-seitige Bauanleitung ist entsprechend umfangreich ausgefallen und in mehrere Teile aufgeteilt. Teil 1 führt in 29 Bauabschnitten durch den Bau der FSS und RSS, Teil 2 widmet sich dem Shuttle und zuguterletzt ist das MLP mit den Feststoffboostern und dem großen Tank an der Reihe. Die Bemalungsanleitung ist ein wenig unübersichtlich, liegt vielleicht auch daran, dass alles mehr oder weniger grau (Mittelgrau 374) ist. Der Decalbogen ist wie gewohnt sehr sauber und versatzfrei gedruckt. Sämtliche Decals bis auf eine Ausnahme finden am Shuttle und den Boostern ihre Verwendung. Leider ist die Kachelstruktur komplett vernachlässigt worden - ok - in 1:144 schwierig zu machen, aber einfach eine ebene steingraue Fläche wie in der Anleitung vorgeschlagen ist es nun auch wieder nicht. Zur Auswahl stehen die Orbiter Atlantis, Enterprise, Discovery und Endeavour im Outfit vor 1998 sowie nach 1998, ohne die Enterprise natürlich, die ja nur ein Test-Orbiter war.
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung:
Fazit:Lange genug war dieser Bausatz aus den Regalen verschwunden, die Zeit für eine Wiederauflage war reif. Auch wenn man in Sachen Detaillierung sicherlich einige Abstriche machen muss bleibt es ein absoluter Hingucker auf jeder Ausstellung oder in der heimischen Vitrine. Mit dem Manko des Maßstabsproblems muss man sich irgendwie arrangieren. Weitere Infos:Referenzen:
Anmerkungen: Es gibt fünf sehr schöne Detailsets von LVM Models für diesen Bausatz, allerdings im gehobenen Preissegment (alle Sets plus den Bausatz etwa 450 Euro). Siehe auch die rechte Seitenleiste mit Link zur Vorstellung der ersten 3 hier auf MV! Diese Besprechung stammt von Frank Richter - 19. April 2014 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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