Nippon Maru(Aoshima - Nr. 04773)Produktinfo:
Besprechung:Bei dem Modell handelt es sich um die Nippon Maru I. Das Schiff wurde 1930 für das Verkehrsministerium in Kobe aus Stahl gebaut. Auf dem Schiff sollte seemännischer Nachwuchs ausgebildet werden. Die Besatzung bestand aus 27 Offizieren / Unteroffizieren, 48 Mannschaftsdienstgraden und bis zu 120 Kadetten. Die Schiffsform fällt durch das hohe Freibord sofort ins Auge. Lediglich im vorderen Bereich ist ein kleiner Decksteil als niedrigeres Wetterdeck gebaut. Die Nippon Maru kommt an Deck ohne jegliche Hilfswinden etc. aus, alles wurde rein durch Muskelkraft erledigt. Die Takelage war auf die Statur des im Vergleich zum Europäer durchschnittlich kleineren Asiaten ausgelegt. Erst mit der Nippon Maru II wurde dem gestiegenen Lebensstandard und dem größer werdenden Japaner in der Takelage Rechnung getragen. Die Nippon Maru I liegt heute als Museumsschiff in Yokohama und kann besichtigt werden. Ursprünglich von Imai entwickelt, wurden die Formen später von Aoshima und zwischenzeitlich auch von Lee genutzt. In Deutschland war er nur kurz im Handel vertreten. Mein Hamburger Modellbauhändler meinte dazu nur, dass der Bausatz seinerzeit hier nicht gut lief, weil sich deutsche Kunden nicht für japanische Segler interessieren. Daneben war seinerzeit der Preis mit über 130.—Euro auch kein Sonderangebot. Das ist leider auch der Grund, warum der Bausatz in Deutschland im Handel nicht mehr zu bekommen ist. Ab und zu findet man ihn bei ebay, meistens allerdings im Ausland und zu hohen Preisen. Ich habe schon mehrere Jahre danach gesucht, bis ich ihn jetzt in England für fast schon geschenkte 28 Pfund ersteigert habe.
Der Bausatz besticht durch saubere Spritzlinge mit vielen toll gemachten Details. So sind z.B. die Skylights in Bild 7 hervorragend gemacht. Viel feiner ginge es mit Ätzteilen auch nicht. Bei der ersten Trockenanpassung zeigte sich, dass die Rumpfhälften und die Decks sauber zusammenpassen. Zumindest dort wird nicht viel Spachtelaufwand nötig sein. Zu den beiliegenden Plastikwanten sage ich mal nichts, die gehören natürlich in die Tonne. Da wird dann einiges an zusätzlicher Arbeit hinsichtlich Spannschrauben und Püttings erforderlich werden. Die Decks gefallen mir nicht ganz so gut, weil sie keine Querfugen eingegossen haben. Auch da muss man sehen, wie man sich behilft. Entweder fein nachritzen oder später mit einem Bleistift welche aufmalen. Die Bauanleitung ist leider nur in japanischer Sprache vorhanden. Das ist insbesondere bei den Farbangaben etwas kompliziert, denn ich konnte bisher nicht ausmachen, auf welche Farbpalette sich die Bauanleitung bezieht. Evtl. werde ich einmal mit der Anleitung hier in Hamburg zur Deutsch-Japanischen-Gesellschaft laufen, die können mir bestimmt helfen. Für den Zusammenbau der Teile ist die Sprache nicht so entscheidend. Hier punktet die Bauanleitung mit guten Zeichnungen und Bildern des fertigen Modells. Die beigefügte Takelanleitung ist eine Klasse für sich. Alle relevanten Knoten werden z.B. gezeigt. Ob man das nun braucht, oder nicht, sei mal dahingestellt. Der Hersteller beweist damit aber sehr viel Liebe zum Detail. Die eigentliche Takelung des Modells ist ebenfalls gut dargestellt, weist aber die in diesem Maßstab üblichen Schwächen bzw. Vereinfachungen auf. Erfahrene Segelschiffbauer werden sich sowieso einen eigenen Takelplan erstellen. Im gleichen Maßstab 1:150 ist das Schwesterschiff Kaiwo Maru erschienen. Auch dieses ist nur nach langer Jagd zu bekommen. Wer trotzdem ein Modell eines japanischen Seglers möchte, kann alternativ auf Nippon Maru und Kaiwo Maru in 1:350 von Aoshima ausweichen. Beide sind gut verfügbar. Daneben gab es Nippon und Kaiwo Maru auch noch im Riesenmaßstab 1:100 von Aoshima. Auch hier gilt, dass man lange suchen muss und die Preise noch einmal erheblich höher sind. Letztes Jahr habe ich eine bei einem Händler in Deutschland für 329.—gesehen. Das ist dann schon nicht ganz ohne.
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Nur für erfahrene Modellbauer. Einsteiger in den Segelschiffsbau sollten sich dringend zunächst an einem anderen Modell erproben und ggf. verbessern. Wegen der nur sehr eingeschränkten Verfügbarkeit sind schwere Fehler praktisch nicht wieder gut zu machen. Wer z.B. eine Constitution von Revell verpfuscht, kann zur allergrößten Not jederzeit eine neue kaufen. Das wird hier nur schwer möglich sein. Fazit:Ein tolles Modell mit hohem Anspruch und absolutem Seltenheitswert. Wer eine findet und dem Thema verfallen ist, sollte unbedingt zuschlagen! Diese Besprechung stammt von Christian Groth - 06. August 2013 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |