Arado Ar.E.340 B-Bomber(AniGrand Craftswork - Nr. AA-2070)Produktinfo:
Besprechung:Zum Original
Als 1939 die Junkers Ju88 ihre ersten Flüge bei der Truppe absolvierte, schrieb das RLM einen neuen zweimotorigen Bomber aus, der auch die Ju88 ablösen sollte. Am Bomber-B-Programm beteiligten sich neben Junkers auch noch weitere Firmen. Letztendlich waren es vier Flugzeugtypen, die zur Wahl standen, mit unterschiedlichen Erfolgsaussichten: Arado Ar (E) 340, Dornier Do317, Focke Wulf Fw191 und Junkers Ju288. Viele interessante und ausführliche Informationen findet man im Buch von Hans-Peter Dabrowski und Peter Achs (1). Zum Modell
Wenn man sich vorgenommen hat, die Nachfolger (und wenn man so will, die Konkurrenz zur Ju88, 188 und 388) im Maßstab 1:72 zu bauen, ist dies mit etwas Aufwand möglich. Alle vier Muster werden von verschiedenen Herstellern (Anigrand Craftswork, Planet Models, Special Hobby und HUMA-Modell) in recht unterschiedlicher Qualität angeboten. Alle Bausätze sind im Maßstab 1:72 als Spritzguss- bzw. Resinmodell konkurrenzlos und damit bisher einzigartig. Ausnahmen bilden die Ju288 (Von ihr gibt es neben der V-103 noch einen Vaku-Bausatz der Ju288 V-3 von Airmodel products) und die Fw191 (ebenfalls als Vaku-Bausatz mit Resinteilen von Airmodel products).
Die Arado Ar E 340 kommt von Anigrand Craftswork als Vollresin-Bausatz. Also muss man sich schon von vornherein auf etwas mehr Arbeit einstellen. Die Teilezahl ist recht übersichtlich. Alle Teile besitzen eine glatte Oberfläche mit versenkten Gravuren, die relativ breit und tief ausfallen. Da keine Metallplatine im Bausatz enthalten ist, ist die Ausrüstung der Kabine sehr spärlich. Neben vier Sitzen, Gerätebrett und Steuerknüppel (der meinem Bausatz gleich drei Mal beiliegt!?) gibt's nichts weiter. Hier kann oder muss der Modellbauer sich austoben. Wenn man die Bauanleitung mit Abbildung im oben erwähnten Buch (1) vergleicht, stößt man auf eine Ungereimtheit: laut Anleitung werden alle Sitze mit Blickrichtung nach vorn eingebaut. Zeichnungen auf den Seiten 328/330/331 zeigen Blickrichtung nach hinten für die zweite Reihe der Besatzung. Aber wahrscheinlich liegt wie so oft die Wahrheit in der Mitte. Zumindest der Funker muss mit der Blickrichtung nach hinten eingeplant gewesen sein, denn an der Rückwand sollte sich die Funkausrüstung befinden. Wenn man sich jedoch die Lage des Periskops betrachtet (es sollte hinter dem Pilotensitz angebracht werden), muss der Schütze hinter dem Piloten in Blickrichtung nach vorn gesessen haben. Mit Blick nach hinten wäre das Periskop nicht benutzbar.
Alle Bauteile weisen Grat auf und müssen noch entsprechend bearbeitet werden. Zum Glück fehlen die großen Angussblöcke. Die Räder sind sehr einfach gestaltet. Keine Felgenstruktur, kein Profil auf den Reifen. Hier sollte man Ersatz finden. Erstmalig fand ich bei einem Resinbausatz Passstifte an Tragflächen und Leitwerk. Das wird die Positionierung dieser Teile hoffentlich vereinfachen und erspart das Anfertigen von Verzapfungen. Die Kabinenverglasung liegt tiefgezogen bei, leider nur einmal. Außerdem sind alle drei Kanzelelemente in einem Bauteil vereint. Bei der Trennung und Bearbeitung ist also höchste Vorsicht geboten. Die Auspuffanlage befindet sich bereits an der Motorverkleidung und ist auch recht rudimentär. Für die Bewaffnung liegen Resinteile bei, die man jedoch besser durch Kanülen oder Ähnliches ersetzen sollte.
Die Bauanleitung besteht aus einer einzigen Explosionszeichnung, die die allgemeine Position der Bauteile wiedergibt. Eine genaue Ausrichtung verschiedener Teile muss durch eigene Recherchen ermittelt werden. Als Bemalungsvariante wollte Anigrand wohl eine attraktive Maschine anbieten. So soll es ein Flugzeug mit hellblauer (RLM65) Unterseite sein. Die Oberseite ist stark übersprüht dargestellt, über die Farbgebung schweigt sich Anigrand jedoch aus. Bei RLM65-Unterseite wäre (auch nach den Vorschriften der Zeit) eine Splintertarnung RLM71/70 wahrscheinlich. Die Fleckung könnte dann aus RLM65 oder RLM76 bestehen. Die gelben Bänder sind schmückendes Beiwerk und entspringen der Fantasie von Anigrand. Gelbes Rumpfband als Zeichen für die Ostfront war zum Zeitpunkt der Projektierung (1939/40) des Flugzeugs noch nicht mal in der Planung, geschweige denn an Flugzeugen zu finden. Interessanter Weise zeigt das Modell auf der Homepage von Anigrand eine vorschriftsmäßige Segmenttarnung RLM71/70/65 ohne irgendwelchen Schnickschnack. So hätte der Prototyp sehr wahrscheinlich ausgesehen. Noch ein Hinweis: die Propeller waren nicht schwarz. In der Regel waren die Propellerblätter schwarzgrün (RLM70), die Hauben waren dunkelgrün (RLM71; in der Truppe waren sie dann sehr variabel gestaltet).
Ein Blick auf den Decalbogen verwirrt schon wieder, denn dort ist neben den Hoheitszeichen eine Kennung BQ+UZ vorhanden. Diese Kennung trug jedoch die Blohm & Voss Bv FG227 (die verkleinerte Testvariante der Bv238). Doch der Katalog von Anigrand schafft Klarheit: auch die Blohm & Voss wird angeboten und der Decalbogen stammt daher. Offensichtlich wollte man nicht für ein paar Balkenkreuze einen neuen Decalbogen anfertigen. Die Kennung bleibt für die Restekiste. Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Fazit:Ein Bausatz eines nie gebauten Projekts in einer ungewöhnlichen Auslegung. Für Fans deutscher Projekte, Prototypen und/oder des Bomber-B-Programms trotz der nicht so überwältigenden Qualität ein absolutes Muss. Weitere Infos:Referenzen: Literatur: (1) Hans-Peter Dabrowski / Peter Achs, Focke Wulf Fw191 „Kampfflugzeug“ und das Bomber-B-Programm; Stedinger Verlag, Lehmwerder; 2011 Diese Besprechung stammt von Enrico Friedel-Treptow - 21. Februar 2013 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |