Junkers Ju 288 C(Huma - Nr. 6001)Produktinfo:
Besprechung:Als 1939 die Junkers Ju88 ihre ersten Flüge bei der Truppe absolvierte, schrieb das RLM einen neuen zweimotorigen Bomber aus, der auch die Ju88 ablösen sollte. Am Bomber-B-Programm beteiligten sich neben Junkers auch noch weitere Firmen. Letztendlich waren es vier Flugzeugtypen, die zur Wahl standen, mit unterschiedlichen Erfolgsaussichten: Arado Ar (E) 340, Dornier Do317, Focke Wulf Fw191 und Junkers Ju288. Viele interessante und ausführliche Informationen findet man im Buch von Hans-Peter Dabrowski und Peter Achs (1). Wenn man sich vorgenommen hat, die Nachfolger (und wenn man so will, die Konkurrenz zur Ju88, 188 und 388) im Maßstab 1:72 zu bauen, ist dies mit etwas Aufwand möglich. Alle vier Muster werden von verschiedenen Herstellern (Anigrand Craftswork, Planet Models, Special Hobby und HUMA-Modell) in recht unterschiedlicher Qualität angeboten. Alle Bausätze sind im Maßstab 1:72 als Spritzguss- bzw. Resinmodell konkurrenzlos und damit bisher einzigartig. Ausnahmen bilden die Ju288 (Von ihr gibt es neben der V-103 noch einen Vaku-Bausatz der Ju288 V-3 von Airmodel products) und die Fw191 (ebenfalls als Vaku-Bausatz mit Resinteilen von Airmodel products). So viel vornweg: auf den ersten Blick zeigen die Teile des HUMA-Bausatzes der Ju288 C (V-103) insgesamt die beste Qualität von allen vier oben genannten Bomber-B-Bausätzen. Die Teile sind sauber gespritzt und weisen keinen Grat auf. Versenkte Gravuren sorgen für eine ansprechende Oberflächengestaltung. Die Zahl der Bauteile wird von HUMA mit 116 angegeben, was für diesen Maßstab eine ordentliche Detaillierung verspricht.
Aber leider ist der zweite Blick etwas ernüchternder. Die Kabinenausstattung ist nicht sehr umfassend. Zur Aufwertung des Cockpits gibt HUMA Decals mit, die einige Bordinstrumente andeuten. Zum Bausatz gehört eine (!) Pilotenfigur, die diesen Namen nicht so richtig verdient. Aber wenn schon Besatzung, warum dann nur eine Figur, wenn doch die Besatzung aus vier Personen bestand. Das ist mir nicht ganz klar. Positiv ist die separate Einstiegsluke mit Leiter, so dass man sie auch geöffnet darstellen kann. Für den Bombenschacht gibt es eine einfache Ausrüstung sowie zwei Bomben. Wenn man von der mangelnden Detaillierung absieht, könnte es ein Highlight des Bausatzes sein. Aber beim Zusammenbau des Modells verschwindet der gesamte Bombenschacht nebst Bomben auf Nimmerwiedersehen im Rumpf. Damit das Innenleben einen Sinn hat, muss man die Klappen des Bombenschachts aus dem Rumpf ausschneiden und geöffnet darstellen. Warum nicht gleich die Stelle geöffnet und die Klappen als extra Teile fertigen? Für die fernbedienten Waffenstände war ein Periskop notwendig. Dieses befand sich oben im hinteren Teil der Kabinenverglasung und unten etwas weiter vorn. Aber Teile für das Periskop sind im Bausatz nicht vorhanden. Eine innovative Lösung der Ju288 waren die in die Klappen einziehbaren Sturzflugbremsen. Leider sind auch diese am Modell nicht vorhanden, selbst als angedeutete Strukturen sucht man sie vergebens, obwohl sie auf dem Kartonbild zu erkennen sind. Dafür bestehen die Klappen für die Fahrwerkschächte aus insgesamt sechs Teilen. Jedoch verschweigt HUMA, dass bei ausgefahrenem Fahrwerk vier davon geschlossen waren (Teile 80/86, 81/87, 84/90, 85/91). Nur die Teile 82/88, 83/89 sind im geöffneten Zustand anzubauen. Die Bauanleitung ist insgesamt recht ausführlich und zeigt in 14 Schritten den Zusammenbau des Modells. Man erkennt bei jedem Bauteil, wohin es gehört. Die Decals sind sauber und versatzfrei auf hellblaues Trägerpapier gedruckt. Sie erscheinen auf dem Papier etwas dick. Leider ist die Bezeichnung V-103 nur zweifach vorhanden, richtig wäre aber vierfach, da sich diese Bezeichnung sowohl an beiden Rumpfbugseiten als auch beidseitig am Seitenleitwerk befand (wie ebenfalls auf dem Deckelbild richtig gezeigt). Die Farbgebung sieht die zu diesem Zeitpunkt übliche Segmenttarnung RLM71/70/65 vor. Inwieweit die Segmentierung der Bemalungsanleitung richtig ist, vermag ich nicht zu sagen, da auf den mir zur Verfügung stehenden Fotos die Segmente nicht klar erkennbar sind. Aber HUMA ist sich wohl auch nicht ganz sicher, denn das Bild auf dem Karton zeigt ein anderes Muster als der Bemalungsplan. Jedoch zeigt der Bemalungsplan weitgehende Übereinstimmung mit dem Bemalungsplan der V-3 von Airmodel products, so dass man sich wohl an dieses Segmentmuster halten sollte. Darstellbare Maschinen: Junkers Ju288 V-103, DE+ZZ, Musterflugzeug für die C-1-SerieStärken:
Schwächen:
Fazit:Ein guter Spritzguss-Bausatz, aber leider mit einigen Ecken und Kanten vor allem in der Detailtreue. Für Fans von Prototypen und/oder des Bomber-B-Programms ein absolutes Muss. Weitere Infos:Referenzen: Hans-Peter Dabrowski / Peter Achs, Focke Wulf Fw191 „Kampfflugzeug" und das Bomber-B-Programm; Stedinger Verlag, Lehmwerder; 2011 Diese Besprechung stammt von Enrico Friedel-Treptow - 30. Januar 2013 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |