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BTS-02

(Amodel - Nr. 72027)

Amodel - BTS-02

Produktinfo:

Hersteller:Amodel
Sparte:Raumfahrt
Katalog Nummer:72027 - BTS-02
Maßstab:1:72
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Erschienen:2009
Preis:ca. 175,- US$
Inhalt:
  • 19 Spritzlinge mit 238 Einzelteilen gem. Herstellerangabe
  • 1 Bauteil aus GFK
  • 1 Markierungsbogen
  • 1 Bauanleitung

Besprechung:

Drei Teile aus GFK wurden ab Werk schon zusammengefügt.
Drei Teile aus GFK wurden ab Werk schon zusammengefügt.

Geschichte:

Mitte der 1970er Jahre begannen in der Sowjetunion Planungen zum Bau eines wiederverwendbaren Raumgleiters nach Vorbild des amerikanischen Space Shuttles. Da die Bauunterlagen der NASA frei zugänglich waren, nutzte man dieses Wissen, um daraus eine optimierte Version zu entwickeln. Man befürchtete, dass das Shuttle im damals noch herrschenden „kalten Krieg“ als Waffenplattform verwendet werden könnte. Nach einer 10jährigen Entwicklungsphase wurden zwei Gruppen von Fahrzeugen eingeteilt: Flugfähige Erprobungsträger und Raumfahrzeuge. Die Erprobungsträger wurden mit OK-M, OK-MT, OK-KS, OK-TA und OK-TVI bezeichnet. Für die fünf geplanten Raumfahrzeuge wurde der Name „Buran“ (russisch für „Schneestrum“) gewählt und eine Nummerierung.

Buran 1.01

Die Buran wurde auf dem Rücken der extra für diesen Zweck gebaute Antonov 225 über 2.100 Kilometer zum Startplatz in Baikonur überführt. Dort wurde sie auf die Trägerrakete Energia montiert, die neben der russischen Mondrakete N1 und der amerikanischen Saturn V zu der stärksten Rakete der Welt zählt. Am 15.11.1988 erfolgte um 06.00 h der unbemannte und automatische Start. Nach 90 Minuten Flug und zwei Erdumkreisungen leitete der Bordcomputer den Wiedereintritt ein. Um 09.25 h und 24 Sekunden kam die Buran auf der Landebahn zum Stehen. Es wurde eine technische Meisterleistung vollbracht, die bis heute unübertroffen ist. Jedoch sollte es nicht mehr zu einem zweiten Raumflug kommen. Im Jahr 1993, zwei Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion, wurde das Bruan-Programm aus finanziellen Gründen eingestellt und die Raumfahrzeuge in Baikonur eingemottet. Am 02.05.2002 brach die Halle, in der die Buran und eine Energia-Rakete untergebracht waren, bei Reparaturarbeiten zusammen. Beide Geräte werden dabei völlig zerstört. Auch Menschenleben waren dabei zu beklagen.

Buran 1.02

Diese Maschine wurde inoffiziell „Ptitschka“ (russisch für „kleiner Vogel“) oder „Buria“ (russisch für „Sturm“) genannt. Als das Programm eingestellt wurde war 1.02 zu 95% – 97% fertiggestellt. Es war auch der einzige Orbiter, der über ein funktionsfähiges Lebenserhaltungssystem verfügte. Heute ist er in Baikonur eingelagert.

Buran 2.01

Diese Maschine und die 2.02 wurden in Tushino in der Nähe von Moskau gebaut. Beim Baustopp war die 2.01 etwa zu 20% - 50% fertiggestellt. Nach einer langen Lagerung im Freien ist der heutige Zustand des Gerätes nicht besonders gut. Die aktuellsten Bilder stammen von August 2009.

Buran 2.02

Diese Maschine war beim Ende des Programms etwa zu 10% - 20% fertiggestellt. Die demontierten Reste befinden sich heute auf dem Fabrikgelände in Tushino.

Buran 2.03

Es wurde mit dem Bau des Orbiters begonnen aber dann später abgebrochen. Heute ist nichts mehr von diesem Gerät erhalten.

Der Prototyp OK-GLI

Hinzu kam noch der raumflugfähig geplante Prototyp OK-GLI (oder BTS-02), der jedoch für die Erprobung des Landeanflugs und der Landung vorgesehen war. Hierzu wurde die Maschine mit vier Triebwerken ausgerüstet wie sie auch bei der Suchoi 27 verwendet wurden. So konnte die OK-GLI eigenständig starten und landen. Der Erstflug fand am 10.11.1985 statt. Es folgten 24 Atmosphärenflüge mit 19 automatischen Landungen.

Die OK-GLI wurde im Jahr 1999 nach Sydney/Australien vermietet, um dort während der Olympischen Sommerspiele im Jahr 2000 als Touristenattraktion ausgestellt zu werden. Danach war mit der Maschine eine Asien-Tour geplant mit erster Station in Bahrain. Wegen wirtschaftlicher Differenzen zwischen Mieter und Eigentümer bleibt die Maschine über ein Jahr im Hafen Manama/Bahrain. Dort wurde sie von Freunden des Technik Museums Speyer entdeckt. Nach diversen Gerichtsverfahren wurde die OK-GLI schließlich im April 2007 dem Technik Museum zugesprochen. Am 04.03.2008 begann der Seetransport bis schließlich am 01.04.2008 der Hafen von Rotterdam erreicht wurde. Am 12.04.2008 erreichte die OK-GLI endlich ihr Ziel: Das Technik Museum Speyer. Heute ist sie das Prunkstück des ganzen Museums und ein weltweit einzigartiges Stück Raumfahrttechnik.

Im Inneren der Fahrwerksschächte kann man die GFK-Struktur gut erkennen.
Im Inneren der Fahrwerksschächte kann man die GFK-Struktur gut erkennen.

Auch wenn Buran und Space Shuttle ähnlich aussehen so gibt es gravierende Unterschieden :

  • Bei der Buran wird der Startschub alleine durch die Trägerrakete erzeugt. Dadurch sind beide Systeme einfacher konstruiert und die Rakete kann auch deutlich mehr Nutzlast befördern.
  • Buran kann automatisch starten, fliegen und landen. Das amerikanische Shuttle kann automatisch landen – jedoch vertraut man in den USA lieber den Fähigkeiten des Piloten. 
  • Gegenüber dem Shuttle sind die Hitzeschutzkacheln in ihrer Bauweise viel widerstandsfähiger und die Anordnung optimal. Jede der 40.000 Kacheln verfügt über eine individuelle Form.
  • Die Kombination Buran/Energia ist größer in den Abmessungen als das Shuttle in Startkonfiguration. 
  • Buran hat eine Nutzlast von 20 Tonnen, das Shuttle nur 15 Tonnen.
  • Zwei Triebwerke im Heck der Buran erlauben beim Wiedereintritt eine kontrollierte Flugphase.

Die Bauteile für das Cockpit.
Die Bauteile für das Cockpit.

Und jetzt endlich zum Bausatz:

Welcher Hersteller außer Amodel käme auf die Idee die Buran bzw. die OK-GLI / BTS-02 als Bausatz im Maßstab 1:72 auf den Markt zu bringen? Wohl keiner! Ich hatte es mir lange überlegt ob ich mir den Bausatz zulegen wollte oder nicht. Zuerst suchte ich diverse Händler-Webseiten ab. Wenn der Kit dort überhaut geführt wurde, dann zu nicht realistischen Preisen. Fündig wurde ich schließlich bei einem ausländischen Händler aus dem Osten, der den Bausatz in US-Dollar anbot. Durch den Umrechnungskurs kam dadurch ein akzeptabler Preis heraus. Versand- und Zoll-Kosten kamen leider noch hinzu. Aber alle Kosten addiert war ich immer noch deutlich unter den Preisvorstellungen nationaler Händler.

Wenn man den Karton öffnet fällt sofort das größte Bauteil ins Auge: Rumpf und Tragflächen sind aus drei Stück GFK (Glasfaserverstärktem Kunststoff) zusammengesetzt. Man erkennt, dass das Bauteil aus Ober- und Unterseite besteht und eine etwas unschöne Naht hat, die erst gespachtelt und geschliffen werden muss. Es ist leider nicht vorgesehen das Modell mit geöffnetem Laderaum zu bauen. Vermutlich würde es dann seine Stabilität verlieren oder aber es wäre schlicht zu teuer den gesamten Bausatz aus Polysterol zu fertigen.

Die restlichen Kleinteile sind in der bekannten Amodel-Kleinserien-Qualität hergestellt. D.h. Nachbearbeitung der Teile ist vor der finalen Verklebung sehr zu empfehlen. Die erhabenen und versenkten Gravuren kommen etwas grob daher. Aber das ist der Preis der Kleinserienherstellung. Der Spritzling mit den Klarteilen ist separat verpackt. Die Teile sind augenscheinlich gut brauchbar. Im Vergleich zu dem wuchtigen Rumpf scheint das Fahrwerk recht fragil zu sein. Um einen Bruch zu vermeiden sollte man ernsthaft darüber nachdenken, das fertige Modell auf einem selbst zu erbauenden Displayständer zu platzieren. 

Freunde von Wartungshinweisen werden beim matt gedruckten Markierungsbogen eher enttäuscht sein. Bei einem Testgerät gibt es einfach noch keine festgelegten Standards.

Die Bauanleitung besteht aus elf Seiten mit großformatigen Zeichnungen. Alle Spritzlinge mit den Bauteilenummern sind ebenfalls abgedruckt. Je Baustufe sind die jeweils benötigten Teile-Nummern angegeben. Durch einfaches Durchstreichen bereits montierter Nummern behält man immer den Überblick. Die Farbangaben beziehen sich auf Humbrol-Produkte.

Manche Spritzlinge auf den Fotos sind doppelt vorhanden.

Die Klarteile sind brauchbar.
Die Klarteile sind brauchbar.

Teile für die Strahltriebwerke
Teile für die Strahltriebwerke

Links das Heckbauteil, mitte und rechts die Abdeckungen für die Steuerdüsen am Bug
Links das Heckbauteil, mitte und rechts die Abdeckungen für die Steuerdüsen am Bug

Die Bauteile für das Leitwerk
Die Bauteile für das Leitwerk

Links Teile für das Fahrwerk, rechts Teile für die Steuerdüsen am Heck
Links Teile für das Fahrwerk, rechts Teile für die Steuerdüsen am Heck

Teile für das Fahrwerk
Teile für das Fahrwerk

Hier kann man gut die Nahtstellend er drei GFK Bauteile erkennen.
Hier kann man gut die Nahtstellend er drei GFK Bauteile erkennen.

Die Naht auf der Oberseite ist etwas feiner als die anderen Nähte.
Die Naht auf der Oberseite ist etwas feiner als die anderen Nähte.

Naht an der Flügelvorderkante
Naht an der Flügelvorderkante

Das Cockpit im Größenvergleich
Das Cockpit im Größenvergleich

Das Armaturenbrett - grusel ! Nur gut, dass später davon nicht mehr viel zu sehen ist. Auf den ersten Blick massiv - aber der Rumpf ist noch massiver...Markante Abdeckung für das BugfahrwerkAbdeckung für die Bug-SteuerdüsenLinks Bauteil des Raketentriebwerkes, rechts Teile für ein StrahltriebwerkDie Bugsektion im GrößenvergleichVerbesserungswürdiges Rad des Hauptfahrwerkes
Teileübersicht 1Teileübersicht 2Die Baustufen sind großformatig und übersichtlich aufgebaut.Lackierungsvorschlag und Anleitung wo die Decals platziert werden sollen.Der matt gedruckte Markierungsbogen

Das Armaturenbrett - grusel ! Nur gut, dass später davon nicht mehr viel zu sehen ist.

Das Armaturenbrett - grusel ! Nur gut, dass später davon nicht mehr viel zu sehen ist.  

Stärken:
  • Derzeit einziger Bausatz dieser Maschine in 1:72
  • Sollte in keiner Modellbau-Raumfahrt-Sammlung fehlen.
Schwächen:
  • Wenn überhaupt in Deutschland zu bekommen, dann zu einem überzogenen Preis.
  • Bausatz ist in Kleinserien-Qualität hergestellt.
Anwendung:

Schwierig

Fazit:

Der Bausatz reißt ein tiefes Loch in das Modellbau-Budget. Spätere Wertsteigerung als Sammlerobjekt aber nicht ausgeschlossen. Da es in diesem Maßstab kaum Neuheiten gibt, ist der Bausatz durchaus zu empfehlen.

Weitere Infos:

Diese Besprechung stammt von Bernd Heller - 20. Mai 2011

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