KC-135 R/FR Stratotanker(Italeri - Nr. 1281)Produktinfo:
Besprechung:Als 1957 die erste KC-135A an die U.S. Air Force geliefert wurde, machte sie mit einem Problem Schluss, das insbesondere dem Bomber Command zuvor einiges Kopfzerbrechen bereitet hatte: Denn mit der B-47 Stratojet und der B-52 Stratofortress verfügte man zwar bereits über schnell fliegende Jetbomber, die Tankflugzeugflotte war jedoch noch mit propellergetriebenen KP-29P und KC-97 ausgestattet. Um sich von den langsam fliegenden Tankern bedienen zu lassen, mussten die Jets nahe ihrer Abrissgeschwindigkeit fliegen, was zwangsläufig zu Problemen führte. Weiterhin war die optimale Operationsflughöhe der Jets größer als die maximal erreichbare Flughöhe der Propellermaschinen, so dass sich erstere anpassen und auf das niedrige Niveau der Tanker begeben mussten, wenn es zum Rendez-Vous kommen sollte. Die KC-135 wird oft als militärische Version der Boeing 707 gesehen, was allerdings grundlegend falsch ist. Vielmehr wurden sowohl KC-135 als auch B707 aus der berühmten Dash 80 von Boeing weiterentwickelt, wobei die KC-135 einen kleineren Rumpfquerschnitt als die B707 aufweist und kürzer ist. Anfangs war die KC-135 mit Pratt & Whitney J57 Turbojets ausgestattet, später kamen effizientere Pratt & Whitney TF33 Turbofans zum Einsatz. Der aktuelle Antrieb besteht heutzutage aus vier General Electric/SCECMA F-108 Turbofans mit optimiertem Nebenstromverhältnis. In der Zivilluftfahrt sind diese Motoren als CFM56-2 bekannt. Genau diese Antriebe sind auch im vorliegenden Bausatz enthalten und erlauben so die Darstellung einer KC-135R oder einer C-135FR (F für Frankreich), wie die KC-135A bzw. die C-135F nach ihrer Umrüstung genannt wurden. Anfang der 90er Jahre brachte AMT/Ertl den Grundbausatz der KC-135 auf den Markt. Seitdem wurde die Form in verschiedenen Versionen, mit Turbojets und Turbofans, verkauft, später auch von Amtech sowie Heller. Nun ist die KC-135 in der beim Original neuesten Variante wieder bei Italeri erhältlich, was angesichts der vorangegangenen Ex-AMT/Ertl Wiederauflagen durch die Italiener keine große Überraschung mehr ist. Das soll aber nicht heißen, dass man sich diese Reinkarnation des Tankers hätte sparen können! Zwar hat die Neuauflage der KC-135 nicht zu solcher Verzückung geführt, wie etwa die der XB-70 Valkyrie, deren ebay-Preise des AMT/Ertl Boxings zuvor ebenso rekordverdächtig waren wie das Flugzeug an sich, dennoch schließt Italeri so wieder eine wichtige Lücke im Modellangebot in 1:72. Denn schließlich ist das Vorbild - wenn man sich einmal auf die Flugzeugzelle konzentriert - seit mehr als 50 Jahren im Einsatz! Die KC-135 der US Luftwaffe sind daher mit einem Durchschnittsalter von 47 Jahren auch deren älteste noch fliegende Ausrüstung. Wenn das kein Grund ist, sich von diesem Arbeitstier ein Modell ins Regal zu stellen! Aber vorher steht der Bau, und da gibt es einiges zu tun. Immerhin ist der Stratotanker auch in 1:72 noch stattliche 57,7 cm lang. Neben den zwei Rumpfhälften gibt es so noch ein durchgehendes Deck, das zusätzliche Stabilität für den Rumpfzusammenbau verspricht. Eine Inneneinrichtung ist im Cockpitbereich vorhanden, und auch im Heck gibt es ein paar Details wie Sauerstoffflaschen, Bordtoilette und das Abteil des Boom-Operators, also des Bedienpersonals für den starren Betankungsausleger. Das Hauptinstrumentenbrett ist einmal als flaches Teil, auf das dann ein Decal aufgeklebt werden kann, wie auch als Reliefteil zur eigenen Bemalung verfügbar. Die Strukturlinien sind versenkt ausgeführt und trotz der häufigen Wiederauflagen noch sehr präzise und nicht verwaschen. In der Tat zeigte ein Vergleich mit einem älteren AMT/Ertl-Modell, dass die Italeri-Wiederauflage insgesamt weniger Fischhaut hat, als das ältere - aber aus damals jüngeren Formen stammende - Modell. Die ansprechende Detaillierung setzt sich auch beim Fahrwerk und bei den Triebwerken fort, die jeweils aus sieben Teilen bestehen. Lediglich im Innenraum rund um die große Ladeluke wird man wohl nachdetaillieren wollen, falls sie offen dargestellt werden soll. Nach all den positiven Worten hier allerdings noch ein kleiner Warnhinweis. Die langfristige Erfahrung hat eine Konstruktionsschwäche im Bereich der Flügel ans Tageslicht gebracht, die dafür sorgt, dass fertig gebaute Modelle nach entsprechender Standzeit die Flügel hängen lassen: Der in obere und untere Hälfte geteilte Flügel besteht nämlich oben aus jeweils einem Teil pro Seite, unten jedoch aus einem Mittelstück, das gleichzeitig auch Teil des Rumpfes ist, und zwei kleineren Endstücken. An der Verbindung vom Mittelstück zu diesen Endstücken kann sich mit der Zeit ein Knick bilden, wenn die durchgehende obere Flügelhälfte der unteren Teilhälfte und den daran angebrachten Triebwerken nicht mehr standhält. Wie man dieses Problem von vorneherein ausschließt, ist in diesem PDF-File illustriert. Italeri schlägt überdies aus gutem Grund vor, 20g Zusatzgewicht im Bug zu platzieren. Sicherheitshalber würde ich jedoch etwas mehr empfehlen. An den Spritzlingen der Triebwerke finden sich zusätzlich zwei Betankungssonden, die bei der französischen Variante jeweils unter den Flügelspitzen montiert werden. Per Schlauch können so zwei Jagdflugzeuge gleichzeitig betankt werden. Die Klarteile sind, wie auch alle anderen Spritzlinge, einzeln verpackt, so dass sie nicht zerkratzen. Auf der Innenseite des Kanzelklarteils ist das Overheadpanel nachgebildet, das sich mit etwas Sorgfalt sicher effektvoll bemalen lässt.
Der umfangreiche Decalbogen ist sauber gedruckt und bietet Markierungen für drei KC-135R der USAF sowie eine attraktive blaue C-135RF der Armée de l'Air. Farbige Seitenprofile dazu finden sich auf der Kartonrückseite. Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Fazit:Erstaunlich, dass die Gussqualität dieser Wiederauflage von Italeri besser ist, als bei meinem Referenzmodell des „Originalherstellers" AMT/Ertl. Wer noch keine KC-135 in seiner Sammlung hat, aber schon immer mit dem Bau dieser nun seit einem halben Jahrhundert fliegenden Tankstelle liebäugelte, kann getrost zugreifen. Natürlich hat das ganze Plastik aber auch seinen Preis, der das Budget mit 45 EUR belastet, was angesichts der Modellgröße aber noch vertretbar ist. Jedoch gerade diese Größe wird für viele wahrscheinlich noch eher ein Hindernis sein, als der Preis. Weitere Infos:Anmerkungen: Zurüstteile sind u.a. von Airwaves (Ätzteile) sowie True Details (Resin-Inneneinrichtung und gewichtete Resin-Räder) erhältlich. Diese Besprechung stammt von Bernd Korte - 06. April 2010 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |