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Spanish Galleon

(Revell - Nr. 05620)

Revell - Spanish Galleon

Produktinfo:

Hersteller:Revell
Sparte:Schiffe Militär Militär bis 1939
Katalog Nummer:05620 - Spanish Galleon
Maßstab:1:96
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Erschienen:2025
Preis:UVP 99,99 €
Inhalt:
  • 6 Gußäste bzw. Spritzrahmen (total 306 Bauteile)
  • 2 Vakuplatten mit Segeln
  • 7 Rollen Garn
  • 1 Stück Ankerfaden
  • 1 Papierbogen mit Markierungen
  • 1 Markierungsbogen
  • 1 Bauanleitung 

Besprechung:

Das Original

Fast jeder kennt die Galeonen aus der Abenteuerliteratur, sind sie doch der Inbegriff für die schwimmenden Vehikel der Piraten oder vieler anderer abenteuerlustiger Kapitäne. Kaum jemand kann jedoch eine Galeone beschreiben. Dies bleibt auch tatsächlich schwierig, wenn man sie nicht an wenigen ihrer hervorstechenden Merkmale festmachen will. Klassisch sind dabei das ausgesprochen hohe Achterkastell, die ebenfalls sehr hohe Back mit ihrer üppig bunten Bemalung und das spitze Galion. In den verschiedenen Ländern wurden recht unterschiedliche Galeonen entwickelt, in ihrem Erscheinungsbild hatten sie jedoch große Ähnlichkeit. Dieses Modell bildet recht gut eine der bauchigen Galeonen ab die Unmengen von Gold aus Südamerika nach Spanien verschifft haben ab.

Bei den alten Auflagen der Segelschiffbausätze war immer ein kurzer Abriss der Schiffsgeschichte auf dem Karton und, etwas ausführlicher, auf der ersten Seite der Bauanleitung. Will man die didaktische Komponente dieses schönen Hobbys näher betrachten, so ist es eine echte Lücke, dass die Geschichte der Bausatzobjekte nicht mehr abgedruckt wird.

Der Bausatz

Als kleiner Junge, ich war vielleicht zehn oder zwölf Jahre alt, sah ich den großen, bunten Bausatzkarton mit der Galeone unter vollen Segeln das erste Mal. Schon zutiefst begeistert von Piratengeschichten - allen voran Tom Sawyers Vorstellungen, er träumt sich als „Rächer der spanischen Armada" - wollte ich dieses Schiff gern haben. Ich hätte das Modell völlig versaut. Nach wie vor halte ich Galeonen für die schönsten Fahrzeuge, welche die Schiffbaukunst hervorgebracht hat.

Mit neuem Deckelbild erscheint die altbekannte „Spanische Galeone" von Revell. Allseits bekannt ist der Umstand das dieser Bausatz mit wenigen Änderungen auch als englisches Man `O War in die Ladenregale geschafft hat. Man wundert sich ein wenig das das obligatorische „NEW!" nicht auf dem Karton steht... Die Boxart wurde neu gestaltet, im Laufe der Bausatzhistorie ist mal das fertige Modell auf dem Karton, dann ein gemaltes Bild, jetzt ist ein recht dynamisches Bild des Schiffes ist bewegter See abgebildet.

Dieser Bausatz scheint die ursprüngliche Auflage zu sein - bevor aus dem Papistenkahn ein gotteslästerlicher Engländer wurde. Das Schiff fährt hier nur drei Masten, hat einen Adlerkopf am Galion und zeigt die spanischen Farben und Insignien. Das macht den betagten Bausatz durchaus noch interessant, ist die „Spanische Galeone" doch vier Jahre vor dem englischen Konvertiten auf dem Markt gewesen.

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Spanish Galleon

 

Das Modell kommt in einem etwas zu großen Karton mit schönem Deckelbild daher. Es zeigt das Schiff unter vollen Segeln von steuerbord. Die großen Spritzrahmen liegen in einer Klarsichtplastiktüte, ebenso die separat verpackten 40 Figuren sowie Flaggen und Abziehbilder. Eigentlich nicht weiter schlimm, sind eben diese Teile ohnehin zu schwach um den Zug der Taue aufzunehmen. Sicherlich würde aber Abteilung X auch für Ersatz sorgen. Dennoch ein Grund, vielleicht insgesamt über die Verpackung solch großer Plastikbausätze nachzudenken und eine Unterteilung oder andere Arten der Polsterung einzubauen. Für die Takelage liegen drei Rollen naturfarbenes Garn, drei Rollen schwarzes Garn und eine Spule mit goldfarbenem Garn bei.

Der Bausatz hat eine Menge Potenzial, selbst aus dem Kasten gebaut wird daraus ein imposanter Zimmerschmuck. Erstaunlich ist das geringe Vorkommen von Fischhaut oder Formversatz bei dem alten Bausatz. Dennoch ist bei einigen Teilen vor dem Bemalen ein wenig Verputzen notwendig. Die Plastikteile haben vielfach eine fein erhabene Holzmaserung; eigentlich ja Quatsch, denn Schiffswände, Decks und andere Holzteile waren relativ glatt und die Maserung des Holzes an nicht bemalten Stellen zwar sichtbar, aber nicht erhaben. Diese Holzstruktur ist letztendlich nur hilfreich bei einer holzähnlichen Bemalung. An den Plankenstößen sind sogar Nagelköpfe als kleine Kringel dargestellt. Auch die kann man natürlich diskutieren, haben doch die meisten Holzschiffe, egal welcher Epoche, einen wie auch immer gearteten Schutzanstrich der eine Nagelung nahezu unsichtbar macht.Mehrere Fensteröffnungen mit rautenförmigen Fenstergittern im Achterkastell sind leider geschlossen dargestellt. Hier bietet es sich an, die Fenster zu öffnen und mit geätztem Messinggitter aus dem Zubehörmarkt oder selbst gebauten Gittern zu versehen.

Ein Thema für sich ist die Maßstabsangabe von Revell. Schon andere Modellbauer verwiesen darauf dass wahrscheinlich eine Angabe von 1:72 bzw. 1:64 zutreffender wäre.

Die insgesamt 20 zusammenzubauende Kanonen bestehen pro Stück aus drei Teilen, zwei Rohrhälften und der zweirädrigen Lafette. Auch hier kann der versierte Modellbauer nachbessern, verfügten doch die Schiffe in dieser Zeit keineswegs über eine derart homogene Bestückung wie die Kriegsschiffe wenige Dekaden später. Neben den beiliegenden Lafetten waren Galeonen mit einer Vielzahl unterschiedlichster Geschütztypen und -kaliber ausgerüstet. Selbst unberäderte Blocklafetten wurden in der Armadaschlacht noch gefahren. Auch Kanonen mit Feldlafetten sollen die Armadaschiffe geführt haben.

Das Beiboot ist hübsch gestaltet, aber für ein Schiff dieser Größe eigentlich zu klein. Auch hier bietet der Markt Hilfen zur Ergänzung oder dem Austausch. Der Cathead, der Kranbalken für den Anker, ist als einfaches Kantholz einzukleben. Zwingend notwendig ist ein unterstützendes Knie an den Seiten der Back. Masten und Takelage sind, wie bei Plastikmodellen üblich, eigentlich zu dünn. Bei relativ einfacher Gestaltung sollten die Masten und Stengen gegen Holzteile ausgetauscht werden, die Plastikspieren verziehen sich ganz sicher bei geringstem Zug. Auch lohnt sich ein Blick in die Fachliteratur, um so wichtige Takelagendetails wie die Bulinen (zum Vorholen des Luvlieks), Nock- und Buggordings sowie Halsen, Hahnepoten und weitere Pardunen und Wanten darzustellen. Denn gerade in dieser Epoche standen die Schiffbauer/Takler kurz vor dem Höhepunkt ihrer Kunst - hatten die großen Segler in dieser Zeit bereits 12 und mehr Wantpaare kommt Revells Spanish Galleon mit ganzen fünf aus... Bei diesen Masthöhen eindeutig zu wenig.

Die tiefgezogenen Plastiksegel sind leicht strukturiert, Kleidersäume der Segel, Bonnets und kleine Falten an den Schothörnern runden das Bild ab. Ob man sie verwendet, ist dem Modellbauer überlassen. Die Wanten sind in schwarzem Plastik gespritzt, auch hier bietet es sich an, sie aus Garn selbst zu knüpfen.

Die Bauanleitung

In der seit einigen Jahren üblichen Manier farbig in Heftform gestaltet, ist der Bauplan einfach und übersichtlich. Die Titelseite ziert ein gebautes Modell der Galeone mit dem Hinweis auf einen beiliegenden Sicherheitstext, auf den folgenden Seiten kommen die obligaten Basteltipps, eine Farbliste für das sehr bunte Schiff, die üppige Teileübersicht und der Hinweis auf die Ersatzteilversorgung durch die sehr schnelle und freundliche Abteilung X. Ab Seite 12 geht es dann mit dem Bastelvergnügen los. Zuerst werden bis Seite 23 Rumpf und Deck zusammengefügt und bemalt. Insbesondere die bunten Bordwände sollten vor dem Zusammenbau bemalt werden - es ist einfacher, wenn die Teile flach auf dem Tisch liegen.

Ab Seite 23 beginnt die Takelung des Modells mit ersten Arbeiten am Bugspriet, dem schrittweisen Zusammenbau der Masten und dem Einbau der fertigen Baustufen. Auf Seite 30 geht es weiter mit dem Anknoten der ersten Blöcke an die Rahen, dann folgt das schrittweise Anbringen der Stage und Pardunen und schließlich die Takelung des laufenden Gutes zur Bedienung der Rahen und Segel. Wohl der Übersichtlichkeit geschuldet, hat Revell fast jeder Rah eine Baustufe jeweils für Toppnanten, Geitaue und Brassen gewidmet. Ob dies unbedingt so hilfreich ist, sei dahin gestellt. Auf jeden Fall gibt das Seiten im Bauplan. Mit dem Aufbringen der Naßschiebebilder mit Adlern, Löwen und den kastilischen Insignien auf die Segel zur Kennzeichnung der Galeone als königlich-spanisches Schiff beginnt die Takelung der Segeleinrichtung. Die letzte Seite befasst sich noch Bemalvorschlägen für die Kru. Direkt aus dem Kasten gebaut, wäre der Bau der Galeone hier abgeschlossen.

Sehr schade ist, dass an keiner Stelle die Bezeichnungen der Bauteile aufgeführt sind. So wie die Beschreibung des Schiffstyps fehlt, mangelt es auch an der korrekten Benennung der Bau- und Takelagenteile. Wenigstens in der Kopfzeile der Baustufen könnte man erwähnen, was hier gerade getakelt oder gebaut wird.

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Spanish Galleon

 

Stärken:
  • Großes Modell eines Segelschiffes
  • In Spritzgußherstellung eines der größten Modelle einer Galleone  
Schwächen:
  • Schwächen in den Details
Anwendung: Ein Level 5 Bausatz mit einer Altersempfehlung ab 13 Jahren.

Fazit:

Für erfahrene Modellbauer ein durchaus reizvolles Modell, bietet es doch eine Menge Möglichkeiten, den „Grundbausatz" erheblich auszubauen. „Aus dem Kasten" bereits ein üppiges Modell, wird es mit einigen Verfeinerungen zu einem echten Schmuckstück. Mit Anforderungslevel 5 liegt der Hersteller richtig. Allerdings können auch Anfänger bei entsprechender Geduld und striktem Befolgen des Bauplans ein gutes Ergebnis erzielen.

Der Preis um die 80 € ist nicht zu hoch. Hinzu kommen aber noch eine Menge Farben und gegebenenfalls Zurüstteile aus dem Zubehörhandel, schnell liegt man dann bei 150 € und mehr.

Ich kann den Bausatz trotz aller Kritik empfehlen.

Weitere Infos:

Referenzen:

Eine mögliche Bezugsquelle auf der Webseite des Herstellers gibt es hier

Eine Bauanleitung der alten Auflage kann hier als PDF geladen werden. 

Diese Besprechung stammt von Frank Brüninghaus - 18. September 2025

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