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Handley Page Heyford Mk. I/II/III

(Matchbox - Nr. PK-605)

Matchbox - Handley Page Heyford Mk. I/II/III

Produktinfo:

Hersteller:Matchbox
Sparte:Flugzeuge Militär bis 1939
Katalog Nummer:PK-605 - Handley Page Heyford Mk. I/II/III
Maßstab:1:72
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Erschienen:1989
Preis:ab. 40 € gebraucht
Inhalt:
  • vier Gußrahmen in verschiedenen Farben
  • ein Ast mit Klarteilen
  • Anleitung
  • Abziehbilder

Besprechung:

Eine äußerst eigentümliche Konstruktion war die Handley Page Heyford allemal – und damit auffällig. Die Handley Page HP 50 Heyford wurde als zweimotoriger schwerer Nachtbomber entwickelt und war gleichzeitig der letzte Doppeldeckerbomber der Royal Air Force. Von der RAF zu Beginn der 1930er-Jahre in Auftrag gegeben, trat die Heyford am 12. Juni 1930 zu ihrem Erstflug an. 1933 wurde der Bomber offiziell bei der RAF eingeführt. Doch wirklich lang sollte die Dienstzeit der 124 gebauten Maschinen nicht sein: Bereits ab 1937 wurde die Heyford durch modernere Bomber ersetzt. 1941 stellte man die letzten Maschinen, die inzwischen als Schulflugzeuge für Bordschützen dienten, außer Dienst.

Auffällig ist am Doppeldecker vor allem der hochgesetzte Rumpf. Dieser sollte ein besseres Sichtfeld, das Beladen der Bomben bei laufenden Motoren sowie ein freies Schussfeld für die Schützen garantieren. Vier Mann waren für den Betrieb vorgesehen: Pilot, Bombenschütze, Navigator und MG-Schütze. Zur Bewaffnung gehörten 1.500 kg Bomben und drei 7,7-mm-Lewis-MGs. Angetrieben wurde die Maschine von zwei 600 PS starken Rolls-Royce-Kestrel-V12-Motoren. Damit erreichte die Heyford in 3.000 m Höhe eine Geschwindigkeit von rund 230 km/h, bei einer Reichweite von 1.250 km und einer Dienstgipfelhöhe von 6.000 m. Zwar war die Heyford bereits bei ihrem Erscheinen technisch überholt, doch war sie das erste RAF-Flugzeug, das serienmäßig mit einem Funkgerät ausgestattet war. 

Matchbox - Handley Page Heyford Mk. I/II/III

Soviel zur historischen Einordnung – wie steht es jedoch mit dem Flugzeug im Modellbau? Zunächst einmal sind die Flugzeuge der Zwischenkriegszeit (wobei generell der gesamte Abschnitt bis 1939 noch einige Lücken trägt) recht rar gesät und oft gar nicht oder nur als Resinbausatz erhältlich. Ich denke hier vor allem an die teils kuriosen Entwicklungen von Dornier, aber auch anderswo gibt es noch viele weiße Flecken. Erst Hersteller wie Special Hobby oder Dora Wings haben in den letzten Jahren damit begonnen, diese Lücken langsam zu schließen.

Insofern können wir Modellbauer eigentlich vom Glück reden, dass die Handley Page Heyford im Plastikmodellbau vertreten ist – und dazu noch eines der ersten Flugzeuge aus dieser Periode war, das den Sprung in Spritzguss geschafft hat. 1980 brachte Matchbox den Bausatz erstmals heraus, neun Jahre später folgte eine zweite Auflage mit neuem Verpackungsdesign. 2008 legte Revell die Heyford schließlich in der Classic-Reihe noch einmal auf – und das war es dann auch schon. Bis heute wartet man vergeblich auf eine Neuentwicklung. Damit ist die Heyford einer der wenigen verbliebenen Platzhirsche, die Matchbox noch im Programm hatte und die bis heute keinen modernen Ersatz gefunden haben.

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Handley Page Heyford Mk. I/II/III

 

Der Bausatz erschien mit vier unterschiedlich gefärbten Gussrahmen sowie einem klaren Spritzling. Schon die Konstruktion der Heyford verrät, dass es sich nicht um einen ganz einfachen Bausatz handelt, wie man es von Matchbox sonst gewohnt ist. Allein der Rumpf besteht bereits aus vier Teilen. Diese besitzen zwar recht ordentliche, aber auch sehr prominente Details, die unbedingt sauber versäubert werden sollten.

Beim Innenleben herrscht dagegen gähnende Leere: Vorhanden sind lediglich ein Sitz und eine Pilotenfigur. Ansonsten ist vom Innenraum nichts dargestellt. Wer hier also mehr herausholen möchte, muss zwangsläufig zum Scratchbau greifen, denn bis auf den beiliegenden Abziehbilderbogen existieren bis heute keine Zurüstsets für die Heyford.

Die Motorgondeln sind horizontal geteilt, die Details kann man als „okay“ bezeichnen. Hier zeigt sich auch der Unterschied zwischen der Mk.I und den späteren Mk.II bzw. Mk.III: Es liegt ein anderer Lufteinlass bei, außerdem der vierblättrige Propeller. Der untere Flügel besteht aus insgesamt vier Teilen und beherbergt den Bombenschacht. Beim Zusammenfügen von Ober- und Unterflügel ist Genauigkeit und Geduld gefragt, damit das Flugzeug am Ende auch gerade steht.

Zwar werden diverse Kleinteile verbaut, diese wirken jedoch nach heutigen Maßstäben sehr grob. Der Bombenschacht kann wahlweise geöffnet oder geschlossen dargestellt werden. Für die Beladung liegen bis zu 15 Bomben bei. Auf die Verspannung wird im Bausatz allerdings nicht eingegangen – hier ist Eigenrecherche unumgänglich.

Matchbox - Handley Page Heyford Mk. I/II/III

Mit dem Abziehbilderbogen lassen sich drei Maschinen darstellen – je eine zu jeder Version. Die früheste Variante zeigt ein einfarbig grünes Flugzeug des 99. Squadron aus dem Jahr 1934. Die Version Mk.II ist ebenfalls einfarbig gehalten und flog um 1935 beim 7. Squadron. Die späteste Darstellung betrifft schließlich eine zweifarbige Maschine des 102. Squadron aus dem Jahr 1938. Meiner Erfahrung nach sollte man die Farbangaben von Matchbox jedoch mit Vorsicht genießen, da diese in der Regel nicht historisch ganz akkurat oder stark vereinfacht sind. Abgesehen von den grundlegenden Markierungen fehlen im Bausatz außerdem sämtliche Wartungshinweise.

Bei der Anleitung wird den einen oder anderen wohl gleich das gute alte Gefühl der Unbeschwertheit treffen – damals, als man nach der Schule direkt zum Basteltisch rannte und einfach loslegte. Es handelt sich um die typische Matchbox-Faltbroschüre. Eine Besonderheit war dabei stets, dass die Detailbemalung komplett auf einer Seite zusammen mit den Farbangaben dargestellt wurde. Das fand ich persönlich immer ganz praktisch, auch wenn die Details nur grob wiedergegeben sind.

In 15 Bauschritten entsteht schließlich der britische Nachtbomber. Die Schritte sind übersichtlich gehalten, allerdings wird – wie bereits erwähnt – nicht auf die Verspannung eingegangen, die das Flugzeug eigentlich erst komplett macht.

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Handley Page Heyford Mk. I/II/III

 

Insgesamt wäre es natürlich wünschenswert, wenn sich ein Hersteller diesem Flugzeug noch einmal annähme und einen aktuellen Bausatz entwickeln würde. Doch in Anbetracht der vielen Lücken, die es im Modellbau dieser Periode noch gibt, können wir eigentlich froh sein, dass die Heyford überhaupt umgesetzt wurde. Dass man selbst aus diesem „Oldie“ noch einen absoluten Hingucker zaubern kann, hat Roland Sachsenhofer eindrucksvoll gezeigt – durch viel Eigenarbeit entstand bei ihm ein sehr sehenswertes Modell.

Darstellbare Maschinen:
  1. Handley Page Heyford Mk.I, 9. Squadron, 1934
  2. Handley Page Heyford Mk. II, 7. Squadron, 1935
  3. Handley Page Heyford Mk. III, 102. Squadron, 1938
Stärken:
  • bis heute einziger Bausatz zur Heyford
  • solide Matchboxqualität mit guter Grundlage
Schwächen:
  • verfügbarkeit
  • wenig details
Anwendung: Dieser Bausatz gehört zu einen der anspruchsvolleren Matchboxbausätzen

Fazit:

Ein wahrer Schatz – und einer der letzten verbliebenen Platzhirsche, die Matchbox noch zu bieten hat, da bis heute keine Neuentwicklung erschienen ist. Für mich daher immer noch empfehlenswert und alternativlos.

Diese Besprechung stammt von Marcel Schröder - 04. September 2025

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