Rheinbote(Special Armour - Nr. SA 72028)Produktinfo:
Besprechung:Das OriginalDie Boden-Boden-Rakete „Rheinbote" war Teil des Vergeltungswaffen-Programms des deutschen Heeres im Zweiten Weltkrieg. Daraus sind die V1 und V2 die mit Abstand am bekanntesten Konstruktionen. Im Gegensatz zur V2 wurde die V4 (auch „Meteor" oder „RhZ 61/9" genannt) von Feststoff-Raketentriebwerken angetrieben. Die Entwicklung begann 1942 bei der Firma Rheinmetall-Borsig. Die entgültige Konfiguration besaß vier Stufen (Startstufe, Stufe I bis III) und war 11,40 Meter hoch, hatte an der breitesten Stelle 0,535 Meter Durchmesser, eine Spannweite von 1,46 Meter und ein Gesamtgewicht von 1.715 Kilogramm. Die Stufen wurden nacheinander gezündet und beschleunigten so den Gefechtskopf auf bis zu 1.640 Meter/Sekunde (das enspricht Mach 4,8) und erreichte eine Reichweite von 220 Kilometern nach einer Flugzeit vom 260 Sekunden. Als hauptsächlicher Treibstoff diente Schwarzpulver. Der Sprengkopf hatte bei einem Gewicht von 40 Kilogramm einen Sprengstoffanteil von 25 Kilogramm Amatol und wurde mittels eines Aufschlagzünders zur Explosion gebracht. Der „Rheinbote" verfügte über keine Flugsteuerung. Alleine durch die Ausrichtung beim Start konnte Flughöhe, Winkel und Reichweite justiert werden. Zur Richtungsstabilität dienten kleine Flügel die am Ende jeder Stufe angebracht waren. Dementsprechend war die Zielgenauigkeit der Rakete sehr gering (Streukegel bis zu sechs Kilometer). Als Startanlage diente entweder einer Meillerwagen (ähnlich wie bei der V2) oder eine 8,8 cm FlaK 41-Lafette. Im November 1944 wurde das Erprobungskommando zur Artillerie-Abteilung 709 umgewandelt und der Aufbau einer Batterie befohlen. Bis zum Baustopp im Februar 1945 wurden etwa 240 Raketen gebaut und davon etwa 200 Stück Richtung Hafen von Antwerpen gestartet. Jedoch war der militärische Erfolg des „Rheinboten" fast gleich Null. Am Ende setzte sich doch die Einsicht durch, dass sich der Kosten-/Nutzenfaktor in keinerlei Verhältnis gegenüberstanden. Es gab noch Pläne für die verbesserten Versionen „Rheinbote II" und „Rheinbote III", die aber nicht mehr umgesetzt wurden. Der „Rheinbote" kann jedoch für sich in Anspruch nehmen, die erste einsatzfähige mehrstufige Boden-Boden-Rakete der Kriegsgeschichte gewesen zu sein. Ihre Leistungen wurden erst viel später durch die in West und Ost gebauten Interkontinentalraketen übertroffen. Einige wenige dieser deutschen Raketen sind heute entweder komplett oder als Fragmente erhalten geblieben und in Museen zu besichtigen.
Der Rheinbote im ModellbauIm Maßstab 1:72 ist der vorliegende Bausatz tatsächlich der erste Spritzgussbausatz auf dem Markt. Hier hat Special Armour genau eine Lücke getroffen. Es gibt ihn zwar noch in Resin von OKB Grigorov, allerdings ohne das Transport-/Startgerät. Der Bausatz von Special Armour
Der Stülpkarton enthält vier Spritzrahmen mit 161 Einzelteilen, diese sind in einer Folientüte verpackt. Auf den ersten Blick fallen die Kleinteile auf, die sehr fein wiedergegeben sind und kaum Unsauberkeiten aufweisen. Auf den Spritzrahmen A und B sind an einigen Bauteilen unschöne Auswerfermarken zu erkennen. Da sie sich an überwiegend geraden bzw. ebenen Teilen befinden, sind diese mit wenig Aufwand zu entfernen. Die Detaillierung der Bauteile ist angemessen, lässt aber im Detail noch Spielraum nach oben. Hierzu sollte man entsprechende Fachliteratur zur Hand nehmen. Die Reifen des Anhängers sind wenig profiliert, aber hier bietet Special Hobby inzwischen entsprechendes Austauschmaterial an. Decals sind nicht im Lieferumgang enthalten.
Die BauanleitungDiese besteht aus elf Seiten im Format A5. Ein paar Teile werden nicht benötigt und sind auf Seite 2 entsprechend gekennzeichnet. In den Baustufen 1 bis 19 wird der Bau des Meillerwagen anhand von leicht verständlichen Zeichnungen erklärt. Vereinzelt müssen Teile abgeändert werden. Das ist damit zu erklären, dass der Meillerwagen eigentlich für das Modell der V2-Rakete bestimmt war. Ab Stufe 20 wird der Bau der Rakete und deren Montage auf der Startanlage gezeigt. Das Gefährt kann in Transport- oder Feuerstellung gebaut werden, wobei zweitere sicherlich am dekorativsten ist. Beide Bauoptionen sind auf der letzten Seite mit der Lackierungsoption dargestellt. Hier ist für die Rakete ein Panzergrau, für den Startschlitten Rot und für den Meillerwagen ein Sandgelb vorgesehen. Die Farbnummern sind nach Produkten von Gunze angegeben.
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Nicht für Modellabaueinsteiger zu empfehlen! Fazit:Weil dies der erste Spritzgussbausatz eines „Rheinboten" in diesem Maßstab ist, hat Special Armour hier ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen. Zusätzlich ist auch noch der Meillerwagen im Lieferumfang enthalten, der aber angepasst werden muss. Also hat der interessierte Modellbauer jetzt die beste Ausgangslage für ein passendes Diorama zu einem ungewöhnlichen Stück deutscher Raketentechnologie aus dem Zweiten Weltkrieg. Weitere Infos:Referenzen: Diese Besprechung stammt von Bernd Heller - 22. Mai 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |