French Shop

(Reality in Scale - Nr. 35254)

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Besprechung:

Bausatzkarton und Inhalt

Persönlicher Hintergrund

Wenn man sich beim Bau einer fiktiven französischen Kleinstadt bisher weitgehend auf den Eigenbau mit Materialien wie Holz, Karton, Kork, und den verschiedensten Spachtelmassen gestützt hat und das Experimentieren mit diesen Materialien durchaus zeitaufwändig ist, freut man sich natürlich über jedes brauchbare Modell wie die Vaku-Hausfassaden von Miniart, die allerdings firmenseitig nicht mehr hoch im Kurs zu stehen scheinen. So stieß ich vor einiger Zeit auf verschiedene Resin-Modelle des niederländischen Herstellers Reality in Scale, vor allem auf die Serie des Modellbauers Emmanuel Nouaillier. Auch wenn ich nicht sicher bin, ob es ein konkretes Vorbild für das Modell gibt, verspricht der Name zumindest eine gewisse Authentizität.

Der Bausatz

Beim Öffnen der recht funktionalen Schachtel (245 x 180 x 50 mm) dominiert ein großes unverpacktes Resinteil, das mit geknüllten Wachspapierstreifen gegen Hin- und Herrutschen gesichert war. Dieser Hauptteil stellt zwei Wände des zu bauenden Eckhauses dar. Die weiteren Teile bestehen ebenfalls aus Resin – ein Gehwegteil als Basis, der passende Dachausschnitt und ein frankreichtypischer altmodischer rechteckiger Holzkasten, der das Regenwasser sammelt und zum Fallrohr leitet. Dieses ist bereits am großen Wandteil angeformt. Der Bauaufwand hält sich damit in engen Grenzen, der sich auf das Versäubern der Teile (Schutzmaßnahmen beim Umgang mit Resin beachten!) und Verkleben mit Sekundenkleber-Gel beschränkt.

Die Qualität des Resingusses erscheint mir hochwertig: Keine Lufteinschlüsse, Löcher oder irgendwelche Blasen - makellos. Die Oberfläche ist putzmäßig leicht rau, Holzteile sind fein gemasert. Die Gefahr des „Zuschmierens“ besteht. Auf einem Bild wurde mit Ölfarben (smoke, bitumen der 502. Abteilung) und viel Verdünnung versucht, die feine Oberflächengestaltung herauszuholen.

Insgesamt sind die Details gut herausgearbeitet. Zu nennen sind zahlreiche Risse im Putz, der an mehreren Stellen abgeplatzt ist und das darunterliegende Mauerwerk freilegt. Daneben setzen verschiedene Maueranker und ein Lüftungsgitter Akzente in der Fläche. Eine bodennah angebrachte Blechklappe verbirgt wohl eine Kohlenrutsche. Ein Schornstein ist nicht Teil des Bausatzes; aus meiner Sicht eine gute Entscheidung, da über den Schornstein häufig regionale Zuordnungen in Frankreich möglich wären, also die regionale Verwendungsmöglichkeit des Modells einschränken würde.

Fenster und Türen sind verschlossen, da sich Nouaillier v.a. für Gebäude interessiert hat, an denen der Zahn der Zeit schon sehr lange genagt hatte. Trotzdem muss das Gebäude nicht unbedingt den Eindruck eines Leerstandes machen. Ein geschlossenes Ladengeschäft am Tag der Besatzung durch deutsche oder bei der Befreiung durch alliierte Truppen, sind nachvollziehbar. Der Dioramenbau erfordert eben etwas Kreativität.

Nach dem Entfernen produktionsbedingter Angüsse und Versäubern von Hauptteil, Dach und Dachrinne kommt schon beim Verbinden mit Sekundenkleber-Gel Vorfreude auf die Bemalung auf, gilt es nun die zahlreichen Details farblich herauszukitzeln. Eine Symphonie in Grau, Blau, Rost schwebt mir vor; garniert mit zahlreichen Holztönen.

Dem Bausatz liegt noch ein Tütchen mit zwei Abziehbildern und einem kleinen Streifen mit drei Werbetafeln bei. Ungünstig empfinde ich die Auswahl der an sich sehr schönen Decals, da sie das Gebäude als Charcuterie oder Boucherie ausweisen, was mir vom Angebot an Metzgereien doch etwas zu nah beisammen liegt, zumal Reality in Scale bereits eine Boucherie (Nr. 35325) und andere, alternative Ladenbeschriftungen (z.B. Nr. 35278) im Sortiment hat. Da hätte man sich schon einen Lebensmittelhändler (Epicerie) oder einen Schuhmacher (Cordonnerie) gewünscht, gerade da das Modell in die Vorzeit der Hyper-Ultra-Supermärkte am Ortsrand verweist. Also auch bei der Beschriftung ist Eigeninitiative gefragt. Die gedruckten Werbetafeln müssen aufs Modell aufgeklebt werden – nach vorheriger Alterung versteht sich, da sie für Emailleschilder zu gut, sprich fabrikneu, gedruckt sind (Chocolat Vinay, Poule au Pot, Bouillon KUB). Auf meiner Wunschliste würden noch Schilder mit Straßennamen und Hausnummern stehen, dann wäre das Ding perfekt. Für mich zumindest. You can’t always g’t what you want…

Fazit:

Weitere Infos:

Diese Besprechung stammt von Thomas Ehrensperger - 07. März 2025

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