Phönix D.II - Austro-Hungarian WW I FIghter(Special Hobby - Nr. SH48036)Produktinfo:
Besprechung:Zum VorbildDie Phönix D.II war ein österreichisch-ungarisches Jagdflugzeug, das gegen Ende des Ersten Weltkriegs zum Einsatz kam. Zunächst setzte Österreich-Ungarn auf die Hansa-Brandenburg D-Typen und baute diese auch in Lizenz. Doch die Flugzeuge litten unter einigen technischen Mängeln, was sie im Vergleich zu den Entente-Flugzeugen ins Hintertreffen brachte. Mit fortschreitendem Krieg reichten die Kapazitäten der deutschen Flugzeugindustrie zudem nicht mehr aus, um den Export abzudecken. Aus diesen Erfahrungen heraus entwickelte die Phönix Flugzeugwerke AG, die auch die Hansa-Brandenburg in Lizenz bauten, die Phönix D.I. Kurz darauf wurde das Flugzeug aerodynamisch verbessert, was zu einer stabileren Flugzelle führte und die Phönix D.II hervorbrachte. Angetrieben wurde sie von einem 200 PS-Hiero-Motor, der eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 180 km/h ermöglichte. Die Bewaffnung bestand aus zwei Schwarzlose-MG. 1918 wurde die Phönix D.II vorwiegend an der italienischen Front eingesetzt. Der Doppeldecker galt als robust und wendig, konnte jedoch nicht mit der Leistungsfähigkeit der gegnerischen Flugzeuge, wie der SPAD VII, mithalten. Um die fehlende Steigleistung und Wendigkeit auszugleichen, wurde das Grundmodell noch einmal modifiziert. Die so entstandene Version, die Phönix D.IIa, erhielt eine leicht veränderte Flügelgeometrie und einen leistungsstärkeren 230 PS-Hiero-Motor. Doch auch diese Anpassungen konnten nicht verhindern, dass sie den gegnerischen Flugzeugen weiterhin unterlegen blieb. Zum BausatzDie Phönix D.I und D.II gehören zu den wenigen Flugzeugtypen der k.u.k.-Luftwaffe, die im Modellbau noch relativ gut vertreten sind. Im Maßstab 1:72 sind beide Ausführungen von MAC Distribution erhältlich, ebenso ein Resinbausatz von HR-Modell. Im Maßstab 1:32 gibt es seit Mitte des letzten Jahres je einen hervorragenden, aber kostenintensiveren Bausatz aus dem 3D-Drucker von Lukgraph. Im Quarterscale (1:48) bietet Special Hobby gleich drei Bausätze an. Die Erstauflage von 2004 brachte die Phönix D.I, ein Jahr später folgte die D.II, und 2010 wurde die D.I erneut mit anderem Cover aufgelegt. Anhand der Entstehung Mitte der 2000er Jahre und des alten Verpackungsdesigns lässt sich schon erahnen, dass dieser Bausatz aus den frühen Short Run-Zeiten von Special Hobby stammt, als die heute bekannte hervorragende Qualität noch nicht ganz erreicht war. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Bausatz schlecht ist – im Gegenteil: Auch wenn man mehr Arbeit investieren muss, kann ein sehr schönes Modell entstehen. Der Seitenöffnerkarton ist vorne und hinten mit dem Cover der Phönix D.II bedruckt. In einer Folie verpackt finden wir die Anleitung, drei Gussrahmen, Resinteile, eine graue PE-Platine und die Decals. Auffällig ist, dass man hin und wieder leichte Fehlgussstellen in Form von kleinen Plastikgeschwüren oder zugegossenen Lücken entdeckt. Insgesamt ist die Gussqualität jedoch ganz passabel. Ein Vergleich mit anderen Bausatzvorstellungen wird einen kleinen Unterschied zutage fördern: In älteren Auflagen waren auf dem Hauptspritzling noch ein paar Rumpfhälften für die D.I zu finden, diese sind bei diesem Exemplar jedoch nicht mehr dabei.
Der Bau beginnt mit dem Cockpit, das rudimentär eingerichtet ist und nur wenig mit dem tatsächlichen Vorbild gemein hat. Zwar stimmen die Gurte und die Seitenruderpedale, jedoch fehlt der Rahmen, der Schubhebel und der Benzinhahn. Am Sitz selbst zeigt sich auch bereits das erwähnte Plastikgeschwür an der Rückenlehne, ebenso wie ein ziemlich großer Angusspunkt an der Bodenplatte. Die Holzrahmenstruktur auf der Innenseite ist leider nur schwach ausgeprägt und könnte durch Plastiksheet verbessert werden. Die Instrumententafel besteht aus vorgedrucktem Klarsichtmaterial und einem PE-Teil, alternativ kann auch das Plastikteil direkt verwendet werden. Leider ist die Instrumententafel in beiden Fällen nicht korrekt dargestellt. Wer das Cockpit weiter verfeinern möchte – und ich finde, bei einem 1:48 Doppeldecker mit offenem Cockpit lohnt sich das – kann sich die Renderingbilder der Phönix D. von Lukgraph als Vorlage nehmen. Der Motor ist ein weiterer Knackpunkt. Nicht nur, dass die Teile deutliche Kratzer aufweisen, auch die Lücken zwischen den Zylindern sind teilweise zugegossen. Zudem ist die Passgenauigkeit der beiden Motorhälften schlecht. Die Details an den Zylindern, die später noch sichtbar sind, könnten deutlich besser ausgeführt sein. Hier wäre es wohl von den Jungs aus Prag besser gewesen, den Motor oder zumindest die Zylinder aus Resin anzubieten. Am Motor müssen noch Abgasleitungen und das Nockenwellengehäuse ergänzt werden. Auch diese beiden Teile weisen einige Grate auf und müssen nachbearbeitet werden. Wer nun denkt, man könne den Motor einfach in den Rumpf setzen, wird schnell eines Besseren belehrt, denn die Kerben, in die die Abgasleitungen eingesetzt werden müssen, fehlen und müssen selbst ausgeschnitten werden. Kleiner Tipp zum Nachdetaillieren: Ich habe aus einem Figurenbausatz Patronentaschen der Wehrmacht genommen, sie halbiert und die oberen Enden als neue Zylindergehäuse verwendet. Hat man sich mit dem Innenraum und dem Motor arrangiert, kann der Rumpf auch schon zusammengebaut werden. Das ging überraschend gut, nur kleine Lücken entstanden, die aber schnell behoben werden konnten. Insgesamt überzeugt die Struktur des Rumpfes, auch wenn sie nach heutigen Maßstäben noch etwas feiner hätte ausfallen können. Die spezifischen Unterschiede zur D.I wurden ebenfalls gut ausgearbeitet, was sich besonders gut vergleichen lässt, wenn man ein Exemplar hat, bei dem beide Rumpfformen beiliegen. Gespachtelt werden muss dennoch, wobei besonders darauf geachtet werden sollte, dass die Strukturen an der Front nicht beschädigt werden. Im nächsten Schritt werden die Flügel angebracht. Auch hier überzeugen die Form und das Rippenmuster der Flügel. Im Gegensatz zu vielen anderen Short Run-Bausätzen jener Zeit wurde sogar an Passlöcher für die Streben gedacht. Dennoch würde ich kleine Drahtstifte verwenden, wenn Ober- und Unterflügel vereint werden sollen, da die Passstifte an den jeweiligen Streben zu dick sind, um in die vorgesehenen Löcher zu passen. Beim Anbringen des Seitenleitwerks und der Höhenruder entstehen kleinere Spalten, die verschlossen werden müssen. Aber auch das stellt keine große Herausforderung dar. Durch minimalen Flash muss eventuell das jeweilige Loch noch ausgeschnitten und die Trennnähte entfernt werden. Kleinere Teile wie die Kopfstützen des Cockpits oder der Windabweiser am Motor passen leider nicht ganz so gut, so dass auch hier Nachbesserungen nötig sind. Die einzelnen Streben weisen verhältnismäßig große Angusspunkte auf, die vorsichtig entfernt werden müssen, ebenso wie Trennnähte. Ähnlich verhält es sich beim Fahrwerk: Die Räder haben relativ viel Flash. Wie bei Doppeldeckern üblich, sollte der obere Flügel erst nach dem Lackieren aufgesetzt werden. Die größte Schwierigkeit wird hier wohl darin bestehen, die Streben so zu setzen, dass der Abstand passt und alles gerade ausgerichtet ist.
Kommen wir zu den Resin- und PE-Teilen, die einige nette Details hinzufügen. Die silberne PE-Platine ist sehr weich und biegsam, was für die Gurte vorteilhaft ist. Für Teile, die jedoch nicht verbogen werden sollen, erweist sich diese Flexibilität eher als hinderlich. Für das Höhenleitwerk gibt es noch ein paar Streben, außerdem Visiere für die Bewaffnung und einen Tritt als Einstiegshilfe. Besonders schön finde ich die Signalpistole, die in der Version 1 am Oberflügel über dem Cockpit angebracht werden muss. Die Pistole selbst liegt als Resinteil bei. Ebenfalls aus Resin sind der Kühler am Oberflügel, die Maschinengewehrmündung und zwei verschiedene Versionen der Abgasrohre. Übrigens: Während die Resinteile früher noch gelblich waren, besteht dieses Set bereits aus dem neueren, grauen Resin.
Bemalung und AbziehbilderDie Bemalung dürfte sehr interessant werden, da die k.u.k.-Luftwaffe ein recht spezielles Tarnmuster verwendete. Am besten lackiert man die Flügel in einem Leinenfarbton und den Rumpf mit einer Holzlackierung. Auch die Bereiche um den Motor würde ich in Matallfarbe halten. Anschließend tupft man mit Grün die Farbe auf. Dafür eignet sich ein ausgefranster Pinsel oder ein Schwamm. Beide Varianten nutzten dieses Tarnmuster. Die Abziehbilder umfassen zwei verschiedene Arten von Kreuzen als Hoheitszeichen sowie die jeweiligen spezifischen Markierungen der einzelnen Flugzeuge.
Die Bauanleitung......ist noch weit entfernt von der heutigen Version. Auf der ersten Seite finden wir jedoch bereits ein Profil des Flugzeugs sowie einen kurzen Abriss der Entwicklung, der in Englisch und Tschechisch verfasst ist – das hat sich bis heute nicht geändert. Seite Zwei widmet sich der Teileübersicht, die aufgrund der fehlenden Nummerierung am Gussast durchaus hilfreich ist. Der Bau selbst ist übersichtlich und erfolgt in neun Schritten. Dabei wird auch direkt darauf hingewiesen, welcher Bauschritt zu welcher Version gehört. Die Farbangaben stehen direkt in den Bauschritten und beinhalten Farbnummern von Mr. Hobby sowie die entsprechenden Farbnamen. Eine vollständige Tabelle mit allen benötigten Farben fehlt leider, ebenso wie ein Plan für die Verspannung.
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Aufgurnd der Lackierung, der Short Run-Qualität und weil es sich um einen Doppeldecker handelt, ist der Bausatz eher für das erfahrenere Modellbaupublikum geeignet. Fazit:Ein Bausatz mit viel Schatten, aber auch Licht. Man muss sich bewusst sein, worauf man sich einlässt, besonders da dies noch nicht den heutigen Standards von Special Hobby entspricht. Trotz aller Schwächen lässt sich in überschaubarer Zeit jedoch ein schönes Flugzeug der Österreichisch-Ungarischen Luftstreitkräfte bauen. Daher ist der Bausatz mit gewissen Einschränkungen empfehlenswert. Weitere Infos:Anmerkungen: Den Bausatz findet man hier beim Hersteller. Diese Besprechung stammt von Andy Hartung - 30. Januar 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |