Shusui-shiki Kayaku Rocket(Planet Models - Nr. 280)Produktinfo:
Besprechung:Zum VorbildDas Auftauchen der B-29 Superfortress über den japanischen Hauptinseln stellte die japanische Militärführung vor erhebliche Probleme. Gegen diesen damals hochmodernen Bomber, der in einer Höhe von 9 Kilometern operierte, standen nur begrenzte Mittel zur Verfügung. Lediglich wenige Flugzeuge, wie die Ki-61 „Hien“ oder die Ki-44 „Shoki“, waren in der Lage, den Bomberformationen entgegenzutreten. Dies führte dazu, dass man auf teils verzweifelte Konzepte zurückgriff, wie die hier vorgestellte Shusui-Shiki Kayaku-Rakete – ein Projekt der japanischen Marine, das jedoch nie über die Konzeptphase hinauskam. Bei diesem Vorhaben handelte es sich um eine ferngesteuerte Boden-Luft-Rakete. Ihre Ähnlichkeiten zur deutschen Messerschmitt Me 163 sind kein Zufall, da sie offensichtlich als Vorbild diente. Die Rakete sollte vom Boden aus gestartet werden und innerhalb von 100 Sekunden eine Flughöhe von etwa 9.000 Metern erreichen. Dort, so zeigt eine Konzeptzeichnung, hätte ein Führungsflugzeug Sichtkontakt aufgenommen und die Steuerung übernommen. Bemerkenswerterweise war die Rakete nicht mit Sprengstoff ausgestattet, wie man vielleicht vermuten könnte. Stattdessen sollte sie durch gezieltes Rammen feindliche Bomber zum Absturz bringen. Nach einem erfolgreichen Einsatz war sogar vorgesehen, die Rakete sicher zu landen, um sie wiederverwenden zu können. Obwohl eine Produktion bei Kawasaki geplant war, kam es aufgrund des Kriegsverlaufs nie dazu. Zum BausatzPlanet Models ist ein Hersteller von Resin-Modellen und - seit kurzem - auch von Modellen aus dem 3D-Drucker. Das Unternehmen gehört zum Haus von Special Hobby. Während Special Hobby bereits eine beeindruckende Auswahl an seltenen und exotischen Flugzeugmodellen im Programm hat, setzt Planet Models noch einen drauf: Hier werden Flugzeugmodelle entwickelt, die oft nur kurze Gedankenexperimente, Einzelstücke oder Entwürfe waren – Modelle also, für die es scheinbar keinen großen Markt gibt. Dies trifft auch auf den vorliegenden Fall zu. Über die Shusui-Shiki Kayaku-Rakete findet man selbst auf japanischen Seiten kaum Informationen. Die meisten Details, die mir vorliegen, stammen aus den wenigen Angaben in der Bauanleitung. Wie man sich vielleicht denken kann, ist dieser Bausatz absolut einzigartig und ohne Alternative. Planet Models bietet die Boden-Luft-Rakete sowohl in der hier gezeigten Variante im Maßstab 1:72 als auch in 1:48 an. Abgesehen von der Größe sind die Inhalte der beiden Bausätze identisch. Der Bausatz wird in einem kleinen weißen Karton geliefert, der mit einem aufgeklebten Cover versehen ist. Die erste Herausforderung besteht darin, die Öffnung des Kartons zu finden: Um an den Inhalt zu gelangen, muss man die Schachtel auf die Rückseite drehen, die Lasche herausziehen und den Deckel aufklappen. Im Inneren findet man, gut geschützt durch etwas Verpackungsmaterial, vier 3D-Druck-Klötze, in denen sich die Bauteile befinden. Zusätzlich liegen ein kleiner Nassschiebebogen sowie die Bauanleitung bei. Der Clou: Der Bausatz enthält die Teile für zwei Raketen und jeweils einen Transportwagen, so dass man gleich zwei Modelle bauen kann. Jede Rakete besteht aus drei Teilen: dem Rumpf und zwei Flügeln. An den Flügeln müssen die Stützen der Verbindungsstellen entfernt werden, während sich am Rumpf Supportstrukturen am Triebwerk befinden. Mit einem Skalpell lassen sich die Angüsse schnell und sauber entfernen. Ein leichtes Nachschleifen ist ebenfalls erforderlich, doch die Trennstellen sind deutlich sauberer als bei klassischen Plastikmodellen. Die wenigen Details am Triebwerk und den Flügeln sind gut ausgearbeitet und wirken überzeugend. Die Flügel lassen sich problemlos in den Rumpf einsetzen und halten fest, ohne sichtbare Spalten. Die feine Schichtung des 3D-Drucks ist zwar leicht spürbar, ob jedoch eine zusätzliche Nachbearbeitung nötig ist, wird sich nach der Grundierung zeigen.
Der Rollwagen befindet sich in einer Art Käfig. Es empfiehlt sich, diesen zunächst vorsichtig aufzuschneiden, bevor man die Kleinteile wie Räder und Deichsel herauslöst. Danach kann der Wagen selbst befreit werden. Das Entfernen der Supportstrukturen gestaltet sich hier jedoch etwas schwieriger als bei der Rakete, da einige Stellen schwer zugänglich sind. Beim Abtrennen der Teile ist Vorsicht geboten, da das Material weder flexibel noch besonders robust ist und leicht brechen kann. Für die Montage der Teile muss Sekundenkleber verwendet werden, da herkömmlicher Modellbauleim nicht hält.
Der Bau der einzelnen Raketen ist schnell erledigt und lässt sich sogar in der Mittagspause umsetzen. Für eine Rakete inklusive Rollwagen habe ich etwa 10 Minuten benötigt. Allerdings ist der Preis von über 30 € für diese kleinen Bausätze durchaus hoch und fällt deutlich ins Gewicht. Bemalung und AbziehbilderDer Abziehbilderbogen enthält die Zahlen, die auch auf dem Cover zu sehen sind. Diese sind in der gewohnten Special Hobby-Qualität gedruckt und lassen sich problemlos verarbeiten. Es werden lediglich die beiden Kayaku-Raketen, die auch auf dem Cover abgebildet sind, als Optionen vorgeschlagen. Besonders lobenswert ist, dass sich Special Hobby dennoch eine kleine Hintergrundgeschichte ausgedacht hat:
AnleitungDie Anleitung besteht aus einem gefalteten A4-Blatt. Auf der ersten Seite findet sich eine Teileübersicht sowie ein kurzer historischer Abriss. Der Bau wird auf der nächsten Seite mit einer Explosionszeichnung beschrieben, gefolgt von Hinweisen zur Bemalung.
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: sehr einfach, perfekter Einstieg für den Umgang mit 3D-Druckmodellen. Fazit:Zugegeben, der Preis von 35 € für die beiden kleinen Flugzeuge ist schon ziemlich hoch. Dafür erhält man jedoch zwei exotische und gut gemachte Modelle aus dem relativ teuren Granulat für 3D-Drucker, die definitiv nicht alltäglich sind. Besonders bemerkenswert ist dies, da das „What-If 1946“-Thema zur japanischen Fraktion oft stiefmütterlich behandelt wird. Weitere Infos:Anmerkungen: Den Bausatz kann man hier beim Hersteller bestellen. Diese Besprechung stammt von Andy Hartung - 07. Januar 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |