Personenwagen Typ 170V Saloon(MiniArt - Nr. 35203)Produktinfo:
Besprechung:Eine kurze Anmerkung vorweg: als ich gerade dabei war, diese Review zu schreiben, habe ich einen Daten-Crash auf meinem Rechner erleben dürfen, leider hat nur ein Bruchteil der Bilder diesen überlebt, da ich aber trotzdem diesen Bausatz zeigen wollte, durfte ich mit Erlaubnis des Herstellers die Fotos von der Produktseite verwenden. Zum VorbildDer Mercedes-Benz W136 oder besser bekannt als Mercedes 170V (V für vorne und meint damit den Frontmotor) wurde auf der Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung im April 1936 erstmals vorgestellt. Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen Mittelklassewagen, der von 1937 bis immerhin 1952 in Serie gebaut wurde. Das Fahrzeug wurde in verschiedenen Karosserieformen angeboten, darunter als Limousine, Tourenwagen, Kübel, Cabrio, Kombi, sogar einige Pritschenlieferwagen wurden gebaut. Insgesamt haben mehr als 19.000 Exemplare bis 1942 die Werkshallen verlassen. Das Auto wurde von einem 1,7 Liter-Vierzylinder M136 mit einer Leistung von 38 PS angetrieben. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 108 km/h. Bis zum Kriegsende waren die Fahrzeuge mit Holzgerippe und Stahlblechverkleidung ausgestattet. Ab 1947 wurde die Modellvielfalt aufgegeben und nur noch die Limousine in Ganzmetallbauweise angeboten. Wie die allermeisten Fahrzeuge landete auch eine nicht bekannte Anzahl von Fahrzeugen bei Wehrmacht, Luftwaffe oder Waffen-SS. Der Mercedes 170V von MiniArt ist ein alter Bekannter und gehörte mit der Erstauflage von 2012 zu den früheren Bausätzen des Herstellers. Mittlerweile ist dieses Jahr die 17. Auflage des Fahrzeugs erschienen. Die Produktpalette von MiniArt reicht dabei von der klassischen Limousine über das Cabrio, Tourenwagen, hin zu Lieferwagen und Pritschenaufbau. Der hier vorliegende Bausatz ist die vierte Auflage, ermöglicht den Bau einer Limousine verschiedener Streitkräfte und erschien 2016. Alternativ gibt es neben einigen Resinbausätzen auch noch die Bausätze von Master Box, welche aber nur den Touren- und Kübelwagen in verschiedenen Ausführungen umspannt. Der Bausatz erscheint in einem Stülpkarton mit einem einfachen, aber schön gemachten Cover, auf dem ein Fahrzeug der 508. Schweren Panzer-Abteilung mit dem nebenstehenden rauchenden Fahrer abgebildet ist. Auf dem Seitenrand hat man auch gleich einen Überblick über die 13 verschiedenen Bemalungsvorschläge. Nach dem Öffnen des Kartons stellt man fest, dass dieser sehr gut gefüllt ist. Die Gussrahmen sind alle in einer Tüte so verpackt, dass diese nicht hin und her rutschen können. Außerdem befindet sich die Karosserie in einem kleinen Extra-Karton und ist somit vor Transportschäden geschützt. Was sofort auffällt und typisch für den Hersteller ist, dass man sehr kleinteilig agiert und in der Summe über 250 Teile für den kleinen Pkw bekommt. Kleinteilig ist dabei wortwörtlich zunehmen, das kleinste Teil, das ich gefunden habe, hatte weniger als einen Millimeter Durchmesser. Die hohe Teileanzahl ist dabei Fluch und Segen zugleich, zum einem kann man erstmal stundenlang bauen ohne sich Gedanken zu machen, wie man lackiert, aber auf der anderen Seite kommt man nur langsam voran.
Der Bau beginnt mit dem klasse gemachten Motor, welcher versucht auch alles exakt dem Vorbild entsprechend abzubilden. Die Teile dabei vom Angusspunkt zu trennen ist mitunter gar nicht so leicht, weil diese oft nicht größer sind als das Bauteil selbst. Die Passung ist dabei recht gut. Bremsleitungen sollen aus Draht oder gezogenem Gussast dargestellt werden, wer will, kann das aber auch weglassen, da diese ohnehin kaum noch zu sehen sind. An manchen Teilen wie dem Fahrzeugrahmen findet man ein paar stärker ausgefallene Trennnähte, welche aber schnell versäubert sein sollten, man muss dabei nur darauf achten, keine Details oder Halterpunkte zu zerstören. Ein Highlight für mich sind die Spiralfedern an der Hinterachse, was man hier im Spritzguss darstellen kann, ist einfach wirklich erstaunlich. An der Hinterachse wird auch der Auspufftopf angebracht, was sich als relativ schwierig gestaltet, da das Auspuffrohr etwas gebogen werden muss und der Topf nur mit zwei PE-Teilen an der Achse fixiert wird. Überall wo man hinschaut, findet man bereits sehr schöne kleine Details, so zum Beispiel sogar Hammer, Anlasskurbel und Wagenheber als Werkzeug im Motorraum. Die Stoßstange vorne ist ebenfalls sehr filigran und unglücklicherweise mit sechs Angusspunkten befestigt, die vorsichtig entfernt werden müssen, was gar nicht so leicht ist, weil das Teil wirklich filigran ist. Das selbe gilt auch für die Hinterachse. Die Passung am Fahrzeug ist erstklassig. So kann man auch die Karosserie direkt auf das Unterteil setzen, dass diese recht stabil hält, ist natürlich hilfreich wenn es darum geht zu schauen, ob Lenkrad oder Armaturenbrett richtig passen. Die Sitze haben eine überzeugende Struktur und auch die Schiene zur Positionseinstellung ist vom Hersteller berücksichtigt wurden. Das Armaturenbrett besteht wieder aus mehreren Komponenten, so müssen auch die Verschlüsse zum Anstellen der Frontscheibe aus drei winzigen Bauteilen verbaut werden. Ebenso sind die Anzeigen erhaben dargestellt, Decals sind hier also keine vorgesehen. Sogar kleine Scheiben werden hier dann eingesetzt. Die Pedale sind dagegen leider nur einfache, viereckige Teile, die an die Rückwand im Fußraum geklebt werden. In die Mittelkonsole ist der Schalthebel und die Handbremse anzubauen. Die Türinnenverkleidungen sind separat dargestellt und müssen mit Fensterkurbel und Türgriff versehen werden, ehe sie an die Türen angebracht werden. Dazwischen werden auch die Seitenscheiben eingebaut. Thema Klarteile: Auch hier gibt es nichts zu beanstanden, nur zu loben. Frei von Kratzern und Schlieren, findet man außerdem schöne Strukturen wie hervorgehobene Dichtgummis. Ebenso sind die Klarteile für Front- und Heckscheinwerfer sehr ordentlich dargestellt und weisen eine schöne Struktur auf, bei den kleinen Flächen für die Heckscheinwerfer wird es spannend, das entsprechend zu lackieren. Allerdings wird das für den hier vorliegenden Bausatz auch gar nicht nötig sein, da hier der kleine Tarnscheinwerfer für militärische Fahrzeuge angebracht werden soll. Da sind wir auch schon bei einem der wenigen Kritikpunkte, die ich hier äußern kann: die Abdeckung für die Marschscheinwerfer an der Front, welche zwar auf den dargestellten Bemalungsvorschlägen zu finden ist, fehlt und muss daher selbst hergestellt werden. Auch die Platine mit den PE-Teilen ist gut umgesetzt, man findet hier allem voran verschiedene Griffe, und Halterungen, aber auch den Kühlergrill und den Mercedes-Stern. Hier hat man es bei MiniArt aber auch wissen wollen, denn manche Teile kratzen noch nicht mal die Einmillimeter-Marke. Schnippt also etwas von der Pinzette, dürfte man es dann als verloren abschreiben - besonders ärgerlich bei offensichtlichen Teilen, wie eben jenem Mercedes-Stern oder den Scheibenwischern. Leider gibt es dann aber auch keinen Ersatz oder Alternativen in Form von Plastikteilen.
Die beiliegende Figur finde ich super, ich mag es sowieso, wenn man - ähnlich wie Tamiya - bereits passende Figuren einem Bausatz beilegt. Es handelt sich um einen Soldaten der Wehrmacht, welcher am Fahrzeug lehnt und genüsslich eine Zigarette raucht und vermutlich auf seinen Auftrag oder Passagiere wartet. Dabei überzeugt die Figur sowohl in der Pose, aber auch mit Details und Faltenwurf. Trotzdem ist Figur und Uniform einfach gehalten und man hat auf weitere Details verzichtet, noch nicht mal eine Zigarette hat man dem Kerl spendiert, aber da ist auch schnell selbst Ersatz gefunden. Bemalung und AbziehbilderDie Abziehbilder sind sauber gedruckt und ohne Versatz. Neben diversen Einheitsmarkierungen findet man auch sauber gedruckte Nummernschilder und Rotkreuzmarkierungen. Versatz habe ich keinen festgestellt und auch die Trägerschicht ist recht dünn gehalten. Erfahrungsgemäß lassen sich die Abziehbilder von MiniArt immer gut verarbeiten. MiniAirt hat sich für uns ganze elf unterschiedliche Vorschläge ausgesucht, leider sind viele von denen nur lapidar mit „Unbekannter Einheit“ versehen, was ich immer schade finde, ich vermute aber, dass einige Autos auch einfach generisch dargestellt wurden:
AnleitungDie Anleitungen von MiniArt sind immer ein kleines Highlight. Man hat hier ein Heft mit 16 Seiten, dabei sind die Seiten mit den Farbvorschlägen immer auf Hochglanzpapier gedruckt. Die einzelnen Arbeitsschritte sind dann auch sehr übersichtlich gestaltet. Auf der zweiten Seite findet man eine Tabelle mit den zu verwendenden Farben, auf Seite drei folgen Sicherheitshinweise und Teileübersicht. Beim schnellen Durchblättern wird dann auch klar, auf was man sich hier eingelassen hat, ein Wochenendprojekt wird der 170V definitiv nicht.
Darstellbare Fahrzeuge:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Aufgrund der Komplexität, der filigranen Bauteile und der zum Teil anspruchsvollen Bautechniken nur für erfahrene Modellbauer geeignet. Fazit:Was soll man hier noch sagen? Der Bausatz ist wohl der beste Bausatz des Mercedes 170V und ich würde auch behaupten, einer der besten Pkw-Bausätze in 1:35 überhaupt. Daher eine absolute Empfehlung, vorausgesetzt, man ist bereits erfahren im Hobby, sonst wird man schnell daran verzweifeln. Diese Besprechung stammt von Andy Hartung - 23. November 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |