Avro 504K

(Smer - Nr. 107)

Produktinfo:

Besprechung:

Die Avro 504 ist sogar noch eine Vorkriegsentwicklung der britischen Luftfahrt gewesen und erhob sich erstmals 1913 in die Lüfte. Das Flugzeug war als zweisitziges Schulungs- und Mehrzweckkampfflugzeug konzipiert, wobei hier natürlich zu sagen ist, dass die Luftfahrt noch in den Kinderschuhen steckte und man mit Ausnahme von einzelnen eingesetzten Flugzeugen hatte man auch noch keine Idee und erst recht nicht die Erfahrung vom systematischen Luftkrieg. 1914 bestellte das War Office zunächst zwölf Maschinen und auch der Royal Naval Air Service zeigte Interesse, ebenso einige private Nutzer. Am 22. Juni wurde eine Avro 504 von Infanteriewaffen über Belgien abgeschossen und war damit die erste abgeschossene britische Maschine in einem Kriegseinsatz. Am 10. Oktober 1914 griff eine Avro 504 den Kölner Hauptbahnhof an, es folgten am 22. Oktober ein Erdkampfangriff auf einen Eisenbahnzug mit Maschinengewehren. Bei den Marinefliegern starteten vier Flugzeuge einen Bombenangriff auf eine Zeppelinhalle in Friedrichshafen. Damit leistete dieser Flugzeugtyp Pionierarbeit bei der Entwicklung des Luftkriegs, doch die schnell steigenden Anforderungen sorgten dafür, dass die Avro recht schnell von der Front abgezogen wurden und in der Heimat zur Zeppelinabwehr eingesetzt werden sollten. Ab 1917 wurde die 504 auch als zuverlässiges Schulungsflugzeug eingesetzt, um den schnell größer werdenden Bedarf an Piloten zu decken. Noch 1919 wurden zwei Avros vom Royal Flying Corps im russischen Bürgerkrieg eingesetzt, andere Maschinen wurden nach dem Krieg weltweit exportiert oder in Lizenz gebaut und in den dortigen Luftwaffen verwendet. Besonders die Versionen 504J und 504K wurden in großen Stückzahlen produziert, so dass insgesamt fast 9.000 Maschinen die Werkshallen verlassen haben. Noch bis in die 1930er-Jahre wurde die Avro 504 als Schulungsflugzeug verwendet, sogar 1940 wurden noch mal fünf private Maschinen in den Kriegseinsatz gezogen. Was die technischen Daten angeht, verweise ich auf die zahlreichen Seiten im Internet, die das besser können als ich.

In Anbetracht der doch langen und wichtigen Einsatzgeschichte der Avro 504 ist es doch verwunderlich, dass dieses Muster nicht mehr Aufmerksamkeit im Modellbau erhält. Die ersten Bausatzformen waren tatsächlich auch nur diese hier in 1:48 und eine von Airfix in 1:72. Mit Ausnahme von einigen Resinbausätzen musste man erst bis 2001 warten, ehe der Kleinserienhersteller Amodel aus Russland eine Reihe von Avro 504 herausbrachte, dieses Jahr - 2024, also noch ganz frisch - folgte dann der Shortrun-Kit von KP, welcher ebenfalls in mehreren Varianten erschien. Beide Sets sind aber in 1:72. Im immer beliebteren Quaderscale gab es neben diesem hier noch einen Resinbausatz von Blue Max, welcher aber längst vergriffen ist. Wobei - die genauen Abmaße dürften wohl eher irgendwo zwischen 1:48 und 1:50 liegen, denn ursprünglich war der Bausatz mit 1:50 angegeben und ist erst bei der letzten Auflage angepasst wurden. Smers Avro 504 erschien schon in den 1960er Jahren bei einer Firma in Brasilien mit den Namen Atma Paulista. Über Artisplast in Italien wanderete dann eben jene Bausatzform in die damalige Tschechoslowakei, wo die Avro dann bei Smer in den 1970er-Jahren erschienen ist und in den 90ern nochmals aufgelegt wurde.  

Der Karton ist ein sehr stabiler Stülpkarton, wer noch zu Ostzeiten großgeworden ist, weiß genau was ich meine. Auf dem Cover ist bis auf die Abbildung des Flugzeugs bei einem Angriff auf eine Zeppelinwerft nichts weiter zu sehen. Erst auf den Seitenrändern des Kartons finden wir dann die Bezeichnung. Wie die meisten Flugzeugbausätze von Smer ist der Inhalt mehr als übersichtlich: Wir haben vier Gussäste plus ein paar Teile, die sich von diesem gelöst haben. Die Detailfreude dieses Bausatzes hält sich dem Alter entsprechend doch sehr in Grenzen und ist eher als rudimentär zu bewerten. Die Gussqualität ist aber gut und man findet keine größeren Fehler oder Fischhäute, kleinere Dinge muss man natürlich bearbeiten. Das Cockpit besteht aus zwei Sitzen, in dem je ein Pilot sitzt und je eine Instrumententafel, ansonsten ist dieses leer. Das Fahrwerk und die Landekufe wirken tatsächlich sogar vergleichsweise filigran. Die Anleitung besteht vor allem wieder aus viel Text in tschechisch, in der Exportversion lag noch eine Übersetzung ins Englische bei. Eine umfangreiche historische Einführung steht zu Beginn, der Bau wird dann in zwei Explosionszeichnungen dargestellt. Ein Vorbild für die Bemalung wird nur für die sowjetische Maschine genannt, die britische muss man sich wohl auf dem Cover anschauen. Auf Angaben zur Verspannung, die ich bei Doppeldeckern immer für wichtig halte, hat man gar nicht erst Rücksicht genommen.

Es gibt hier zwei Bemalungsvorschläge, eine britische Maschine mit der Registernummer F2311 und eine sowjetische Maschine mit einer weißen "3". Ich schätze, beide Flugzeuge lassen sich nicht irgendeinem realen Vorbild zuordnen, war es zu der Zeit doch üblich, es bei der Vorbildrecherche nicht so genau zu nehmen. Es liegen zwei Abziehbilderbögen bei, eine für jeden Vorschlag, aufgrund des Alters sind diese aber vermutlich sowieso nicht mehr zu gebrauchen.

• Avro 504K, F2311, unbeaknnte Einheit, Royal Flying Corps um 1916 
• Avro 504K, weiße "3", unbekannte Einheit, Luftstreitkräfte der sowjetrussischen Streitkräfte, Russland um 1920

Fazit:

Diese Besprechung stammt von Marcel Schröder - 25. November 2024

Demnächst:

17. bis 31. November

7. und 8. Dezember