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H.M.S. Beagle

(Revell - Nr. 05458)

Revell - H.M.S. Beagle

Produktinfo:

Hersteller:Revell
Sparte:Schiffe Militär Militär bis 1939
Katalog Nummer:05458 - H.M.S. Beagle
Maßstab:1:96
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Erschienen:2024
Preis:UVP 29,99 €
Inhalt:
  • 178 Bauteile
  • 9 Vaku-Segel
  • 3 Rollen Garn 
  • 1 Papierbogen mit Flaggen
  • 1 Bauanleitung  

Besprechung:

Allgemeines

Eigentlich bin ich trotz immer dreister werdender Frechheiten ein echter Fan der alten Plastiksegler von Revell. Die weitaus meisten Bausätze von Segelschiffen sind recht akkurat umgesetzt und in der Regel sehr detailliert den originalen Vorbildern entsprechend. Dieser Bausatz jedoch ist ziemlich ideenreich konstruiert, schaffte man es doch vor vielen Jahren, aus dem historisch recht korrekten Bounty-Kit mit wenigen Änderungen und Zusatzteilen eine HMS Beagle zu präsentieren. Das zeigt einerseits das Potenzial der alten Segelschiffbausätze für Um- und Ausbauten, andererseits auch die Scheu des „Weltmarktführers", bei Schiffen echte Neuheiten zu bringen. Bereits 1961 kam der Bausatz laut scalemates auf den Markt. Nun, wie gesagt, an Dreistigkeit kaum zu überbieten, versuchte man doch damals aus einem 1750er Kohlenfrachter eine 1820er Navy Brigg zu konvertieren und das dem Kunden anzudrehen. Aber vielleicht sollte man gar nicht so ins Detail gehen... Im Vergleich mit der Militärsparte wäre es im gleichen zeitlichen Rahmen etwa so, als würde man einen WK II Opel Blitz mit Rohr und Nachtsichtgerät als Leopard 2A7V ausgeben. Oder eine Fw 190 mit Stummelflügeln und Doppelleitwerk versehen als Lockheed Martin F-35... Aufgefallen ist tatsächlich, dass der Bausatz nicht mehr mit „NEW" angepriesen wird... Ein genauer Vergleich, respektive die genaue Betrachtung der HMS Beagle sei dem geneigten Leser überlassen, es gibt eine Menge Bilder und Risse im Netz.

Das Original

Die Geschichte des Originals wird andernorts sehr gut vermittelt, hier nur die Information, dass Beagle eigentlich eine zweimastige Brigg der Cherokee-Klasse war, lange Zeit ohne Masten auf Reserve lag, bevor sie in den aktiven Dienst kam. Von dieser Schiffsklasse wurden mehr als 100 Fahrzeuge gebaut. Berühmt wurde sie durch ihren Passagier Charles Darwin, der auf ihr an einer Vermessungsfahrt teilnahm und auf dieser Reise seine Evolutionstheorie entwickelt hat. Für diese Surveyfahrten wurde sie mit dem dritten Mast von einer Brigg (oder Brigg-sloop) zur Bark umgetakelt. Diese Takelung machte das Schiff handiger und sparte Mannschaften. Weitere Änderungen waren die Erhöhung der Bordwände, eine Reduktion der Bewaffnung von zehn auf sechs Kanonen und die eisernen Geschützrohre wurden gegen bronzene ausgetauscht, um die Missweisung der Kompasse zu minimieren. Kommandierende Offiziere dieser Schiffsklasse waren keine Vollkapitäne, sondern Lieutenants oder Commander. 1870 wurde das Schiff auf Abbruch verkauft, man vermutet, Reste der Beagle in einem Nebenfluß der Themse gefunden zu haben.

Nach ihr wurden unter anderem ein Asteroid und eine Marssonde benannt. Auch eine Zerstörerklasse der Royal Navy führte den Traditionsnamen weiter.

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Der Bausatz

Dem Kit sieht man sein Alter an, an vielen Stellen gibt es Fischhaut und Gußgrate zu entfernen, die Spritzlinge sind ohne eigenen Rahmen in Plastiktüten verpackt und in der Steuerbordhälfte des Rumpfes ist es zudem aufgeprägt. Wer sich ein bisschen in der revellschen Produktpalette auskennt, wird sofort den ursprünglichen"Kernbausatz" erkennen: Die gute alte Bounty, historisch weitgehend am gut dokumentierten Original ist als Kernbausatz echt annehmbar. Wie oben schon gesagt, ein wenig Bewunderung soll da schon mitklingen, aus dem Kohlefrachter eine Navy Brigg zu konvertieren, ist schon tolldreist... Im Wesentlichen wurde die Bounty beibehalten, die Rumpfhälften haben eine ganz schwache, kaum wahrnehmbare Holzstruktur (gut), zwischen den Plankengängen quillt das Kalfat hervor (nicht so gut). Die Plankenfugen des Decks sind erhaben dargestellt, umgekehrt wäre besser. Einige zusätzliche Teile fanden jedoch Eingang in das fantasievolle Produkt: Das Deck wurde neu konzipiert, es bekam ein erhöhtes Achterdeck und Back, auch die Reling wurde geschlossen. An den Seiten offene „Deckshäuser" wurden hinzugefügt, logischerweise Niedergänge zu Poop und Back, ein Frontschott für das Achterdeck, ein Kompass, Heckdavits, Reling fürs Achterdeck, drei Boote (eine Gig und zwei Whaler) mit den dazugehörenden Davits machen die Konversion komplett. Weggelassen hat man bis auf eine Kanone die Bewaffnung der Navy Sloop. Das ursprüngliche Beiboot aus dem Bounty-Kit ist noch dabei. Fehlend sind dann immer noch mindestens zwei oder drei weitere Boote, Abbildungen zeigen die Beagle mit einem weiteren Kutter und noch zwei Whalern, die umgedreht auf Balken an Deck gelagert wurden. Auch Masten und Rahen sind unverändert, der Besanmast bekommt keine Querrahen - diese werden als Ersatzrahen an Deck positioniert. Erfreulich sind die leider zu wenigen Takelblöcke. Weiterhin liegen dem Bausatz tiefgezogene Vacusegel, die schwarz gespritzten Wanten, zwei schwarze und eine beigefarbene Garnrolle, ein viel zu dünnes „Ankerkabel" und ein papierner Satz Flaggen bei.

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Der Bauplan

Im mittlerweile bekannten, gut übersichtlichen Design mit den obligaten Sicherheitshinweisen, Teileliste, Bautipps, einem Farbspiegel und einer Erläuterung der verwendeten Piktogramme führt der Bauplan nach 20 Seiten in 42 gut verständlichen Baustufen zum Ziel. 22 davon entfallen auf Rumpf und Ausrüstung, der Rest beschäftigt sich mit dem Bau der Masten und der rudimentären Takelage.

War die Bounty schon ein recht einfaches Modell (aus dem Kasten gebaut), so ist die Konversion zur Beagle nicht wesentlich komplexer. Der anschauliche Bauplan hilft auch dem ungeübten Schiffsmodellbauanfänger mit dem Bausatz klar zu kommen. Durch die Bemalung des Modells, im Besonderen hier die aufzumalenden Stückpforten, soll verstärkt der Eindruck des berühmten Forschungsschiffes erweckt werden.

Stärken:

Es ist ein bisschen schwierig, hier echte Stärken heraus zu arbeiten. War der Kernbausatz eigentlich ziemlich gut, wirkt die „Konversion" zur Beagle eher etwas vermurkst. Für Anfänger aber doch ein Schritt, der zu machen wäre - bei dem man Authentizität ein wenig außer Acht lässt. 

Schwächen:

Besonders die Verbindung des Decks mit seinen seltsamen Seitenschürzen (Reling) sieht nicht besonders toll aus... Keine auch nur annähernd korrekte Replik des berühmten Surveyschiffes. 

Anwendung: Ein Level 5 Bausatz, der für erfahrenen Modellbauer geeignet ist.

Fazit:

Man möchte den Bausatz eigentlich nicht empfehlen. Deutlich besser und gut am Original orientiert wäre der Bounty-Bausatz - als „HMS Beagle"-Konversion eher etwas verunglückt. Für geübtere Modellbauer, die sich durchaus einer Herausforderung stellen wollen, ist der Bausatz insofern interessant, als dass er durchaus Potenzial hat, ein anderes, kohlenfrachterähnliches Schiff daraus zu bauen.

Diese Besprechung stammt von Frank Brüninghaus - 12. Juli 2024

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