Panhard 178B "47 mm Gun Late Turret"(Special Armour - Nr. SA35009)Produktinfo:
Besprechung:zum Original:Der Panhard 178 war ein Radpanzer der französischen Armee, der bereits zwischen 1930 und 1932 entwickelt wurde. Gefordert war ein schnelles gepanzertes Fahrzeug mit starker Bewaffnung und großer Reichweiter zur Aufklärung. Die Firma Panhard et Levassor konnte im Oktober 1933 dann einen geeigneten Prototypen vorstellen, der ab 1934 in die Armeeerprobung ging. In der Armee wurde das Fahrzeug AMD-35 genannt. Zu diesem Zeitpunkt war das Fahrzeug noch mit einer 25 mm Hotchkiss-Kanone bewaffnet. Aufgrund von Lieferengpässen wurden bis zur Kapitulation im Frühjahr 1940 nur etwa 500 Fahrzeuge hergestellt. Während des gesamten weiteren Krieges nutzte die Wehrmacht die verblieben Fahrzeuge und baute diese sogar um z. B. als Draisine oder Jagdpanzer. In Vichy-Frankreich wurden weitere 45 Fahrzeuge gebaut, welche mit einer 47 mm-Kanone bewaffnet waren und einen entsprechenden neuen Turm verwendeten. Auch diese Fahrzeuge wurden später von der Wehrmacht übernommen. Als Frankreich im Herbst 1944 weitgehend befreit war, wurde über die Organisation und Ausrüstung der Armee nachgedacht und entschieden, den Panhard 178 zu modernisieren und weiter zu produzieren. Die Firma Fiorger et Ateliers de Firminy führte diese Veränderungen aus. Das Fahrzeug bekam nun einen 4HL-Dieselmotor, außerdem wurde unter einer Panzerplatte an der linken Seite ein Reserverad mitgeführt. Der Geschützturm wurde deutlich größer und mit einer 47 mm-SA.35Kanone versehen, ein koaxiales 7,5 mm Reibel-Maschiengewehr wurde ebenfalls verbaut. Ursprünglich war sogar der Einbau einer 75 mm-Kanone vorgesehen, jedoch wieder verworfen. Sechs Periskope sorgten für einen optimalen Rundumblick im Turm. Die ersten Exemplare nahmen bereits am 14. Juli 1945 an der Militärparade anlässlich der Siegesfeier teil. Bis 1947 wurden noch 414 Fahrzeuge des Panhard 178B gebaut. Die Fahrzeuge wurden auch in den Kolonien und Überseegebieten in Afrika und Südostasien eingesetzt, wo sie unter anderem auch am ersten Indochinakrieg mitwirkten. Einige Fahrzeuge wurden auch nach Tahiti, Madagaskar, Vietnam und Syrien exportiert (bzw. wurden dort übernommen), wo sie noch bis in die 1960er Jahre im Einsatz waren. Zum BausatzDer Panhard 178 in 1:35 existiert im wesentlichen in zwei Bausatzformen, die erste stammt von ALBY aus dem Jahr 1995, welche auch als Draisine von Dragon aufgelegt wurde, die zweite deutlich modernere Bausatzform stammt von ICM in 2015. Hier wurde der Panhard 178 insgesamt siebenmal in verschiedenen Formen aufgelegt, es folgten auch Wiederauflagen bei Tamiya, Revell und zuletzt Heller. Die interessanteste Auflage hat wohl aber Special Armour im April 2022 vorgenommen, denn diese ist bis jetzt die einzige Möglichkeit, den modernisierten Nachkriegs-Panhard 178B zu bauen. Auf dem Cover sehen wir zwei dieser Fahrzeuge auf Patrouille im indochinesischen Busch. Das erweckt aber sofort das Verlangen nach einem Diorama. Hebt man den Deckel des praktischen Stülpkartons, so finden wir zunächst die bekannten Spritzlinge von ICM, aber auch einen kleinen gelben Karton, in dem sich 58 kleine und größere Resinteile für den aufwändigen Umbau finden. Schnell wir hier klar, dass das kein Bausatz für den Einstieg in den Modellbau ist. Doch eins nach dem anderen:
Die Teile von ICM sehen gewohnt sehr gut aus und versprechen einen reibungslosen Bau. Das ganze Projekt startet mit dem Innenraum. Hier finden wir unter anderem den Motor, auch wenn es sich dabei tatsächlich um den falschen Motor aus der Vorkriegszeit handelt, aber das ist Erbsenzählerei. Es folgt der Arbeitsplatz der beiden Fahrer. Die Strukturen im Inneren sind auch sehr gut wiedergeben, die Nieten sind erhaben dargestellt und das Riffelblech im Inneren dürfte auch dem Vorbild entsprechen. Weiterhin wird der Innenraum von einigen Resinteilen aufgewertet, so werden die Trommelmagazine des Reibel-MGs aus dem Bausatz durch Resinteile ausgetauscht, ebenfalls kann man anstelle der Magazine auch die Haken, wo diese aufgesteckt werden, platzieren. Auch daran die veränderte Munitionsbox einzubauen, hat man gedacht. Hier geht man sogar noch weiter und bietet eine leere Munitionskiste an und legt die Granatpatronen einzeln bei. Beides bietet natürlich die Option, Munitionsverbrauch darzustellen. Weiterhin bekommt der Innenraum noch Feuerlöscher und ein Maschinengewehr verbaut. Special Armour hat sogar daran gedacht, die Funkanlage auszutauschen. Außerdem kommen zwei Ätzteile zum Einsatz, die die Rückenlehnen der Fahrerplätze darstellen. Insgesamt schafft man sich hier eine sehr gute Grundlage für den Innenraum, welche nur noch eine gute Bemalung und Alterung braucht.
Der Waffenturm ist von Special Armour komplett neu konstruiert worden und besteht vollständig aus Resin. Die Strukturen sehen richtig gut aus. Natürlich muss beim Entfernen des überschüssigen Materials höchste Vorsicht geboten sein, um nicht zu viel wegzunehmen. Gerade am Turm müssen die Luken und Löscher für die Winkelspiegel und der Geschütze selbst geöffnet werden. Im Turm selbst wird dann der Geschützverschluss, welcher aus vielen kleinen Resinteilen besteht, zusammengesetzt, alleine dafür werden zehn Bauschritte vorgesehen. Das einzige Bauteil, welches aus dem Gussrahmen verwendet wird, ist der Lauf des koaxialen MGs, aber auch davon wird nur ein Teil ausgetrennt. Wo wir schon bei kleinen Teilen sind, muss ich leider sagen, dass aufgrund der Verpackung sich einige Teile vom Träger lösten und lose in der Tüte lagen. Das Schöne ist, der ursprüngliche Turm des Fahrzeugs bleibt nahezu unberührt übrig und steht damit eigenen Umbauprojekten zur Verfügung. Neben den sechs Winkelspiegeln und dem Geschütz finden im Turm noch eine kleine Funkanlage und die beiden Sitze für die Turmbesatzung Platz. Man hat die Möglichkeit, die beiden Luken geöffnet darzustellen, ebenso hat man hier an die Griffe gedacht. Das Unterteil vom Turm hat einen Drehkranz. Die Geschützblende liegt einzeln bei, welche für das 47 mm-Geschütz benötigt wird. Für dieses liegt auch ein Metallrohr bei. Alternativ kann sogar ein 75 mm-Geschütz verbaut werden, wie man es aus World of Tanks kennt und tatsächlich auch kurzzeitig so geplant war. Sollte man dieses verbauen, würde ich aber ein paar Umbauten im Inneren empfehlen, wie einen anderen Munitionsbehälter und einen passenden Geschützverschluss.
Auch am Äußeren kann der Bausatz von Haus aus schon viel bieten. Die genietete Panzerung kann überzeugen, auch Scharniere und andere diverse Spalten und Kanten sind super dargestellt. Die Passung zu Tür und Fenstern ist bei den Scharnieren wie angegossen. Während des Baus habe ich die Seitenteile probehalber zusammengesteckt und war erstaunt, wie gut die Passung ist, alles hielt ohne zu wackeln, auffällig große Spalte ergaben sich nicht. Am linken Radblech muss eine Ecke abgetrennt werden, damit hier ein verändertes Schutzblech angebracht werden kann. Es kommen hier noch ein paar PE-Teile ran, ebenso eine recht gut aussehende Auspuffanlage. Der Motor verschwindet hinter einer Abdeckung, die man sicherlich auch geöffnet darstellen kann. Da es sich aber nicht um den eigentlich verwendeten Dieselmotor handelt, kann man darauf auch verzichten, wenn man auf Echtheit Wert legt. Eine Abdeckung aus Resin findet ebenfalls noch Platz. Am ganzen Fahrzeug werden auch noch filigrane Griffe und Haken verbaut. Auch das Fahrwerk dürfte dem Vorbild sehr nahekommen. Die Reifen bestehen leider aus Vinyl, wen das stört, kann noch auf das Resinprodukt von CMK zurückgreifen. Ein Resinrad, welches als Ersatzrad verbaut wird, liegt dem Bausatz bereits bei. Dieses erhält noch eine leichte Panzerplatte aus einem PE-Teil. Der letzte Schritt ist etwas aufwändiger. Hier wird für jedes der vier Vorbildfahrzeuge aufgelistet, wie die Anordnung von Scheinwerfer und Antennen zu machen ist, was sich bei jedem der Vorschläge unterscheidet. Es ist also etwas Planung und vor allem Aufmerksamkeit gefragt. So erhält das Schema C nur eine kleine Antenne aus selbst angefertigtem Draht, während das Schema B und E das volle Programm mit neuen Scheinwerfern und anderen Antennen bekommt. Für besagte Scheinwerfer liegt sogar ein Teil aus klarem Resin bei, was mir bisher völlig unbekannt war, dass es so was gibt.
Bemalung und AbziehbilderDie Abziehbilder beinhalten unter anderem verschiedene Kennzeichen der syrischen und französischen Armee, ebenso französische Trikoloren, zwei Sterne als Hoheitszeichen, Namen der Fahrzeuge, taktische Nummern und ein Lothringenkreuz. Es gibt insgesamt fünf Bemalvorschläge:
AnleitungDie Anleitung ist großformatig in A4 gehalten. Wie üblich startet diese mit einem kurzen historischen Abriss in Tschechisch und Englisch, es folgt die Teileübersicht, welche aufgrund der vielen Resinteile auch dringend nötig ist. Danach beginnt der Bau in 61 übersichtlichen Bauschritten. Eine Detailbemalung wird in den Schritten passend farbig dargestellt, besonders beim Geschützverschluss ist das sehr hilfreich. Es folgt die Bemalungsanleitung. Zuletzt werden noch ein paar Detailsets vorgestellt, allerdings sind diese für den Nachkriegspanhard nicht geeignet.
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Aufgrund des umfangreichen Einsatzes von Resinteilen ist auf jedem Fall Erfahrung gefordert. Fazit:Dieser Bausatz ist für den fortgeschrittenen Modellbauer gedacht. Er ist absolut empfehlenswert und weist eigentlich keine Mängel auf. Belohnt wird man mit einem bisher nicht im Modellbau vertretenen Fahrzeug der frühesten Nachkriegsjahre. Weitere Infos:Referenzen: Hier gibt es den Bausatz beim Hersteller. Diese Besprechung stammt von Andy Hartung - 11. Mai 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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