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NC.701 Martinet

(Special Hobby - Nr. SH48200)

Special Hobby - NC.701 Martinet

Produktinfo:

Hersteller:Special Hobby
Sparte:Flugzeuge Militär Modern
Katalog Nummer:SH48200 - NC.701 Martinet
Maßstab:1:48
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Erschienen:März 2024
Preis:ca. 60 €
Inhalt:
  • 8 Rahmen aus grauem Kunststoff
  • 2 Rahmen mit Klarsichtteilen
  • 5 Teile aus Resin (3D-Druck)
  • 2 Ätzteile
  • 1 Bogen mit Masken
  • 1 Decalbogen für 4 Maschinen
  • Farbige Bauanleitung

Besprechung:

Special Hobby - NC.701 Martinet

Die SNCAC (Société Nationale de Constructions Aéronautiques du Centre) NC.701 wurde aus der deutschen Siebel Si-204 entwickelt, wobei entwickelt hier vielleicht etwas übertrieben scheint. Deutschland verlegte während der Besatzung Frankreichs einen Teil seiner Flugzeugproduktion dorthin, darunter auch die Siebel Si-204. Nach Ende des Krieges bzw. nach der Befreiung Frankreichs konnte die Produktion quasi nahtlos fortgeführt werden. Neben SNCAC waren auch Farman, Bloch und Hanriot an der Produktion der einzelnen Baugruppen beteiligt. Einige Teile wurden dabei nach und nach durch französische Pendants ersetzt, wie z.B. die Motoren, Propeller und auch die Räder - der Vorrat an bereits gelieferten Teilen aus deutscher Produktion reichte ja schließlich nicht ewig. In der Kabine mussten ebenfalls einige Teile ersetzt werden, das betraf vor allem die Instrumentierung und die Funkanlage. Die Produktion lief recht gut an, bis Juli 1945 waren bereits 28 Maschinen fertiggestellt. Die anvisierte Rate von 20 Maschinen pro Monat konnte recht gut erfüllt werden. Von der NC.701 wurden am Ende des Tages ca. 240 Maschinen hergestellt, von der NC.702 nochmals etwa 110 Maschinen. Was den Einsatz bei der französischen Luftwaffe und Marine angeht, gab es praktisch keine Einschränkungen, nahezu jede Einheit, sei es in Frankreich oder in Afrika, Indochina oder Übersee verfügte über einige Martinet. Das Einsatzspektrum reichte dabei von normalen Transport- und Verbindungsaufgaben, Training, Kartografierung, Sanitätsdienst bis hin zur leichten Luft-Boden Unterstützung bei den kolonialen Polizeieinheiten. Einige Martinet fanden ihren Weg nach Polen und Schweden, wo sie für die Kartografierung eingesetzt wurden. 1964 wurden die letzten Martinet außer Dienst gestellt, ihre Aufgaben wurden unter Anderem von der Dassault Flamant übernommen.  

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NC.701 Martinet

 

Bei dem Bausatz handelt es sich um die fünfte Auflage des 2019 erstmals erschienen Modells der Siebel Si-204. Die Kunststoffteile wurden  um einige Teilerahmen ergänzt, die zumindest einen Teil der für eine französische Martinet benötigten Bauteile enthält. Das betrifft in erster Linie zwei neue Rumpfhälften mit einigen Zusatzteilen für den Innenraum sowie die Ratier-Dreiblattpropeller, die anstelle der deutschen Zweiblattpropeller verbaut waren. Ein gedrucktes Resinteil (vermutlich eine Belüftungsöffnung) für den Rumpfrücken und zwei Antennen sind ebenfalls neu, diese Teile werden für die schwedische Maschine benötigt. Bei den Rumpfhälften muss man genau hinschauen, ob man die richtigen hat, bei den ersten ausgelieferten Exemplaren waren nämlich die falschen drin. Special Hobby liefert diese im Fall der Fälle aber nach. Man erkennt den korrekten Rahmen an den zusätzlichen Bauteilen, die dort angebracht sind. Leider wurden nicht alle Änderungen zwischen den deutschen Siebel und den französischen Martinet berücksichtigt. So ist z.B. immer noch "nur" die deutsche Funkanlage enthalten, richtig wäre hier ein SARAM 3-11 System gewesen, welches sich deutlich vom usprünglichen System unterscheidet. Auch bei der Einrichtung der Kabine bleibt alles beim Alten, gerade bei der schwedischen oder polnischen Decalversion waren mit Sicherheit Kameras im Kabinenboden installiert.

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Mit knapp 290 Bauteilen ist das Modell recht umfangreich ausgefallen. Allerdings werden einige für die Martinet nicht benötigt. Der Zusammenbau beginnt mit dem sehr gut detaillierten Innenraum. Es gibt viele erhabene Details, die Instrumente können entweder bemalt oder mit Decals belegt werden. Egal wie man das macht, durch die großen Blendschutze über dem Instrumententräger sieht man davon allerdings nicht allzu viel. Sehen würden man dagegen die Sitzgurte, so es denn welche gäbe. Die relativ großen Fensterflächen erlauben einen sehr guten Einblick ins Cockpit, hier lohnt es sich also, noch etwas nachzudetaillieren, egal ob "fait à la maison" oder mit zugekauften Teilen. Gleiches gilt für die Kabine, hier jedoch wird man am fertigen Modell nicht ganz so viel zu sehen bekommen, selbst wenn man die hintere Tür offen anbaut. Auch hier gibt es keine Gurte, diese lassen sich aber relativ einfach mit Tape darstellen, es sind ja "nur" Passagiersitze. Bis der Rumpf endlich geschlossen werden kann, hat man bereits gut zwei Drittel der Baustufen abgearbeitet. Die Bauanleitung ist insgesamt sehr gut gemacht, das große A4-Format und die sehr übersichtlichen Zeichnungen erleichtert die Arbeit ungemein. Hilfreich sind auch die farblich hervorgehobenen Bemalungshinweise, wie immer werden hier nur die Mr Hobby / Gunze Farben genannt.

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Der Bausatz ist technisch gesehen sehr gut gemacht, es gibt allerdings ein paar Dinge, die man besser oder zumindest anders hätte machen können. So muss man, wenn man die hintere Kabinentür geöffnet zeigen will, diese erst mal aus dem Rumpf heraussägen. Ein anderer Punkt ist die vordere Verglasung, zwar gibt es zwei unterschiedliche Ausführungen (bei meinem Exemplar lag sogar noch eine dritte, nicht benötigte bzw. erwähnte bei), jedoch muss man für die schwedische Variante einen Teil der Streben wegschleifen und neue anlegen (soll durch Bemalen geschehen, mit entsprechenden Masken). Ehrlich gesagt: eine Zumutung! Um das Ganze noch zu toppen, es liegen nur diese Masken bei. Warum nicht ein kompletter Satz? Ich glaube kaum, dass dies soviel mehr Produktionskosten verursacht hätte. Selbiges gilt für die Ätzteile, es gibt welche, aber nur für eine Antenne(?). Warum dann nicht noch gleich ein paar Gurte und die von außen sehr gut sichtbaren Pedale? Ein bisschen Copy-Paste bei der Ätzvorlage hätte da gereicht, es ist nichts, was man nicht schon einmal gemacht hat. Eduard ist ja inzwischen in die Bresche gesprungen und hat einige Sets auf den Markt gebracht.

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Special Hobby bietet uns hier vier mögliche Bemalungen an, zwei französische sowie je eine polnische und schwedische Maschine. Die beiden letzteren wurden zur Kartografierung eingesetzt und sind daher zivile Ausführungen. Bei den französischen handelt es sich je um eine der Luftwaffe und der Marine. Alle vier sind in Naturmetall gehalten, wobei farblich am Interssantesten die schwedsche Maschine sein dürfte. Die Menge an Decals ist recht überschaubar, viel mehr als die Kennungen und Hoheitsabzeichen gibt es nicht. Wartungshinweise waren offensichtlich keine angebracht, zumindest kann man auf Fotos keine ausmachen. Die Qualität der Decals ist augenscheinlich recht gut, am Druck und an den Farben gibt es nichts auszusetzen. Manche Martinet waren in Olivgrün lackiert, eine Option, die man ohne weiters noch mit hätte anbieten können. 

Darstellbare Maschinen:
  • NC.701 Martinet, Nr. 77/1.S.17, Escadrille 1S, Aéronavale, Frankreich in den 1950er Jahren
  • NC.701 Martinet, Nr.102/8-QY, ELA 46, Armée de l'Air, Rabat - Salé, Marrokko 1957
  • NC.701, SP-LFE, Polen 1947
  • NC.701, SE-KAE, Schweden in den 1950er Jahren
Stärken:
  • Gute, aber noch ausbaufähige Detaillierung
  • Sauber gedruckter Decalbogen für vier Maschinen
  • Hervorragend gemachte Bauanleitung
Schwächen:
  • Kein kompletter Maskensatz (obwohl welche beiliegen)
  • Unnötige Extraarbeit durch auszusägende oder abzuändernde Teile (Kabinentür, Verglasung)
  • Keine Gurte
Anwendung: Dieses Modell ist eher was für erfahrene Modellbauer, die Bemalung in Naturmetall erfordert ein sorgfältiges Arbeiten.

Fazit:

Ein an sich sehr gut gemachter Bausatz mit ein paar nervigen Schwächen, mit wenig Aufwand (auch finanziell) hätte man für 60 Euro ein echtes Komplettpaket abliefern können. Die Detallierung ist sehr gut, allerdings lohnt es sich, noch ein wenig Arbeit hineinzustecken. Die Bauteile lassen in Zukunft noch auf weitere Versionen schließen, vielleicht gibt es ja auch mal andere Teile für die hintere Kabine. 

Weitere Infos:

Referenzen: Le Trait d'Union Ausgabe 34, 1974
Anmerkungen:

Bei einigen Boxen wurde der falsche Spritzling mit den Rumpfhälften beigelegt, so auch bei unserem Pressemuster. Wer davon betroffen ist, sollte sich direkt mit Special Hobby in Verbindung setzen. Den Bausatz könnt ihr auch direkt bei denen kaufen, hier geht´s zum Artikel: 

Diese Besprechung stammt von Frank Richter - 24. Juni 2024

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