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APC-55 der Südlibanesischen Armee

(SKIF - Nr. 242)

SKIF - APC-55 der Südlibanesischen Armee

Produktinfo:

Hersteller:SKIF
Sparte:Militärfahrzeuge Modern
Katalog Nummer:242 - APC-55 der Südlibanesischen Armee
Maßstab:1:35
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Erschienen:2012
Preis:ca. 20 - 50 €
Inhalt:
  • 2 große Plastikspritzlinge (grüner Kunststoff)
  • 8 kleine Spritzlinge (grün, oliv, grau)
  • 2 Ätzteilplatinen
  • keine Decals (vorbildgerecht!)
  • 12-seitige Bauanleitung im Format A4

Besprechung:

Nachdem meine erste Begegnung mit einem Bausatz von Skif nicht erfolgreich verlaufen war, habe ich lange mit dem Kauf gezögert. Der Bausatz eines „Eisenschweins“ (BTR-152) hatte sich auf Grund einer unübersichtlichen Bauanleitung, nicht passender Teile und Kleberesistenz des Kunststoffs meinen modellbauerischen Fähigkeiten hartnäckig widersetzt: das Ding war Murks und fristet nun sein Dasein als ausgebranntes nordvietnamesisches Wrack, dank überalterter Anreibekennzeichen von Archer in seiner Provenienz noch erkennbar. Nun ließen zwei durchaus positive Besprechungen des T-54-Bausatzes der ukrainischen Firma Skif und ein Restpostenangebot mich nochmals einen Versuch wagen … schließlich hatte ich tolle Photos eines englischen Modellbaukollegen gesehen. Eine Herausforderung, wie man heute so sagt … Nun beschleichen mich wieder Zweifel …

SKIF - APC-55 der Südlibanesischen Armee

Historische Vorbemerkung

Die südlibanesische Armee, eine Abspaltung der libanesischen Streitkräfte, war bis zum Rückzug Israels aus dem Libanon defacto Verbündeter Israels und erhielt von dort Waffen und Ausrüstung. Zuerst M50 Super-Shermans, später auch Tiran 4 und 5, erbeutete T-54 und T-55, die hauptsächlich aus ägyptischen Beständen stammten und an israelische Standards (u.a. Kanone, Funkanlage) angepasst wurden. Nachdem die Panzer bei der IDF ausgemustert wurden, gingen sie an die Verbündeten im Süden des Libanon. Bei der SLA wurden die Fahrzeuge teilweise zu einer Art Schützenpanzer oder besser einem gepanzerten Mannschaftstransporter (Armoured Personnel Carrier) umgebaut. Durch Ausbau der Kanonenanlage wurde mehr Raum im Inneren geschaffen, der Turm blieb entweder erhalten (Skif-Modell) oder wurde ganz entfernt (Miniart Nr. 37028; mit Inneneinrichtung, Nr. 37055).

Das Modell

Die Spritzlinge verringern meine Zweifel nicht - im Gegenteil. Insbesondere die Gummiketten… ein Segment war offensichtlich etwas zu lange einer Wärmequelle ausgesetzt. Ich fürchte, dass die Ketten nicht mal mehr für Panzerspuren auf einem Diorama zu gebrauchen sind. Auf jeden Fall müssen Einzelgliederketten her. Die Abmessungen? Die nächste offene Frage. Ich bin kein T-54-Spezialist. Aber wenn man die Radabstände betrachtet … was ich nicht weiß, … Ansonsten sehen die Teile mit Verlaub etwas grob, klobig, spielzeughaft aus. Die Oberflächen sind meines Erachtens zu glatt. Ganz im Gegensatz zu den Schweißnähten am Turm! Gut, wie hat einer kürzlich gesagt: wozu gibt es Spachtelmasse. Meines Erachtens gilt es, den Fahrzeugbausatz als Möglichkeit zu begreifen, intensiv mit Oberflächenbehandlung, Farbgebung und Verwitterung zu experimentieren. Dafür scheint das Modell ideal geeignet zu sein. Ok, wir reden auch von einem Oldie (2012) im Gegensatz zu den Miniart-Modellen.

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Bauanleitung und Farbgebung

In 25 Bauschritten führt die Bauanleitung durch den Bauprozess, an dessen Ende hoffentlich ein ansehnliches Modell steht. Explosionszeichnungen und Piktogramme sollten eigentlich keine Fragen offenlassen, sind aber nicht unbedingt übersichtlich - und der Teufel steckt bekanntlich im Detail. Dass man mit einer Feile nicht sägt, wird geflissentlich übersehen.

Die Farbangaben in der Bauanleitung beziehen sich auf Farben von Humbrol, zum überwiegenden Teil sind sie auch als Federal Standard (FS-Nummer) angegeben, wie FS 36118 - entspricht z.B. Mig 204 Medium Gunship Gray. Allerdings scheint die Farbe für die Lackierung nicht unumstritten. Modelle sieht man meist in einem SLA-Blau, einem blaugrauen Farbton. Auf einem Farbfoto lässt sich aber auch ein eher mittelgrauer Farbton bei einer „Belly Cupola“-Version erkennen - mit einem helleren Wellenband versehen, das die graue Farbfläche auflöst. Im Alltag dürften die Fahrzeuge schnell eine „Tarnung“ aus Rost, Schmutz und Staub aufgewiesen haben. In englischen Modellbauerkreisen werden in Bezug auf die Farbgebung vor allem zwei Argumente diskutiert: das graue Farbkleid als Folge der Verfügbarkeit der Farbe – kann man nachvollziehen –, das hellblau-grau als Tarnfarbe für im Gebirge eingesetzte Fahrzeuge, die am Horizont, womöglich im Gegenlicht auftauchen, – macht auch Sinn. Der Modellbauer hat die Qual der Wahl. Wie so oft...

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Ansonsten sehen viele Teile des Bausatzes so aus, als ob sie gerne nachbehandelt werden würden. Und das beschränkt sich nicht nur aufs Versäubern. Eine Vielzahl an Ätzteilen sorgen (hoffentlich) für eine positive Akzentuierung des Modells. Auf jeden Fall sieht alles irgendwie nach verdammt viel Arbeit aus … Out of the box? Eher nicht!

SKIF - APC-55 der Südlibanesischen Armee

Ausblick

Eine Szene mit einer Schafherde. Fahrt durch einen Suq, durch ein Dorf. Jubelnde Bevölkerung. Oder das Gegenteil! Da gibt´s eine Figur von Miniart, die sich problemlos aus Frankreich (der Großvater, der die Faust reckt) in den Libanon transferieren läßt … Martialische Posen der orientalischen Kämpfer (AK, Technical Riders), die für Fotografen (Royal-Modell) posieren – Ideen für ein Diorama zuhauf. Vielleicht wird es aber auch wieder Murks und der APC-54 teilt das Schicksal des "Eisenschweins". Auf eine Mine gefahren, ausgebrannt, im Winterregen des Libanon verrostet. Vorbildfotos von diesem Zustand gibt es auch. Aus modellbauerischer Sicht beruhigend, wie ich finde. Und im Hinterkopf bleibt hartnäckig der Gedanke, vielleicht einmal einen Tiran oder einen T-54 selbst nach eigenen Ideen downzucyclen … aber dann von Tamiya, Takom oder Miniart. Fotos gibt es genug.

Darstellbare Maschinen:
  • beliebiges Fahrzeug der Südlibanesischen Armee zwischen 1987 und 2000
Stärken:
  • interessante Vorbildwahl: Seltenes Fahrzeug für einen gepanzerten Mannschaftstransporter mit Panzerturm (Belly Cupola)*
  • eine Vielzahl an Ätzteilen sorgt für Detaillierung
  • Schweißnähte am Turm
  • eine günstige Spielwiese fürs Lackieren und Verwittern
Schwächen:
  • Gummiketten (muss man ersetzen, das erhöht aber den Preis)
  • Kunststoffteile wirken grob, entsprechen nicht mehr den heute gewohnten Standards. Sind wir verwöhnt? Ja!
  • die Teile erfordern ordentlich Nacharbeit. Wenig passt auf Anhieb

Fazit:

Ein Bausatz nicht für zwischendurch oder nebenher. Der Bausatz ist für alle interessant, die bereit sind, notfalls – oder eher gerne – Teile selbst anzufertigen, zu ergänzen und zu ändern. Feilen und spachteln ist angesagt. Dafür verträgt der Bausatz aber auch Änderungen, wie dies beim Panzerdowncycling an der Tagesordnung gewesen sein dürfte. Haltegriffe sind sowieso selbst aus Draht zu fertigen. Ehrfurcht vor dem Modell ist hier völlig fehl am Platz. Letztendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er nicht gleich zu einem Miniart-Bausatz des APC-54 greift. Preislich kommt man schnell in dieselbe Region, wenn man Ketten hinzukauft.

Weitere Infos:

Anmerkungen:

* Den Panzerturm (Belly Cupola) gab es mal als Resinmodell von Samer Kassis, zum Umbau für einen Tamiya-Tiran gedacht. Samer Kassis mag als Beispiel für eine kleine, aber engagierte Modellbauszene im Libanon stehen: Siehe: http://www.elitegrplebanon.com/

 PS: Erste Bauversuche am APC 54 verliefen erwartungsgemäß. Die fünfteilige Unterwanne, bei der nichts richtig passte, ließ sich schließlich mit Hilfe selbsthergestellter Spachtelmasse überlisten – Prinzip Hoffnung.

Diese Besprechung stammt von Thomas Ehrensperger - 22. März 2024

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