Kokusai Ta-Go(Kora Models - Nr. 7233)Produktinfo:
Besprechung:Zum VorbildUnter dem Eindruck einer drohenden Invasion des japanischen Mutterlandes durch die Amerikaner entstanden dort gegen Kriegsende eine ganze Reihe von Waffen, die es ermöglichen sollten, eine solche Invasion entweder abzuwehren oder doch aber zumindest mit so hohen Verlusten zu verbinden, dass die USA sich zu Verhandlungen und für Japan (halbwegs) günstigen Friedensbedingungen würden gezwungen sehen. Diesen Plänen ging auch eine Gruppe Armeestudenten unter Leitung des Offiziers Yoshiyuki Mizuyama nach. Ihre Gedanken liefen auf ein billiges, aus vorhandenen Materialien baubares Kamikaze-Flugzeug heraus, das noch einfacher aufgebaut sein sollte als die schon vorhandenen Projekte wie die Ki-115, so dass eine dezentralisierte Produktion auch abseits von Fabriken in kleineren Betrieben möglich sein sollte. Tatsächlich entstanden aus diesen Plänen nicht nur eine, sondern zwei Ta-Go´s. Für ein etwas größeres Flugzeug wandte Mizuyama sich an die Firma Tachikawa, wo man zwar Raum und Material für den Bau eines Prototypen bereitstellte, eine ernsthafte Produktion aber erst nach einem offiziellen Auftrag der Armee beginnen wollte - und dieser erfolgte nie. Zusätzlich durch Bombardierungen aufgehalten, schaffte es das Projekt Tachikawa Ta-Go bis Kriegsende nur zu einem halbfertigen Rumpf. Mehr Erfolg hatte Mizuyama bei Nihon Kokusai Koku in Kyoto. Hier bestand man nicht auf einen offiziellen Produktionsauftrag, so dass die Konstruktion direkt beginnen konnte. Die Kokusai Ta-Go bestand fast gänzlich aus Holz und war so einfach wie möglich konstruiert. Der Rumpfquerschnitt war viereckig, die Flächen von Seiten- und Höhenruder zur Vereinfachung der Produktion identisch. Die Instrumente umfassten nur das absolut Nötigste. Angetrieben wurde die Maschine von einem Hitachi Ha-47 Hatsukaze Motor, der in dem bei Kokusai gefertigten Ki-86 Schulungsflugzeug verwendet wurde und daher direkt bereitstand, der Propeller wurde ebenfalls von der Ki-86 übernommen. Die Maschine sollte im Einsatz eine 100 kg- Bombe tragen. Die Flügel konnten hochgeklappt werden, dies sollte unter anderem die Lagerung der Maschinen bis zum Start in küstennahen Bunkern, größeren Gebäuden, Höhlen oder Eisenbahntunneln ermöglichen, in denen teilweise auch die Endmontage erfolgen sollte. Wäre die Ta-Go zum Einsatz gekommen, hätte sie zwar billig und in großer Zahl produziert werden können, wäre aber durch die Holzkonstruktion und ihre eher geringe Geschwindigkeit wohl ein leichtes Ziel für Jäger und Flak geworden. Daher wäre sie vermutlich auch nicht gegen Schiffe auf hoher See, sondern eher gegen Landungsboote oder bereits gelandete Bodeneinheiten zum Einsatz gekommen, um die Flugzeit möglichst gering zu halten. Das Flugzeug absolvierte am 25. Juni 1945 seinen ersten und einzigen Testflug bei Okubo nahe Kyoto, wobei die Flugeigenschaften wohl nicht allzu positiv bewertet wurden. Zu weiteren Tests oder zum Bau einer zweiten Maschine ist es nie gekommen - noch erging jemals ein offizieller Auftrag, den sich die Gruppe um Mizuyama erhofft hatte. Der BausatzLange Zeit war der Kora-Resinbausatz, zumindest soweit mir bekannt, das einzige Modell dieses Flugzeugs in 1:72. Mittlerweile ist auch ein Kunststoffmodell von Brengun erschienen. Wie man auf dem Bild sehen kann, haben die großen Teile sehr wenig Spiel im Karton, und wenn die Post hier etwas grob anpackt, ist die Bruchgefahr sehr hoch. Ein wenig größer hätte die Packung daher ruhig sein können. Trotz der engen Verpackung sind beim vorliegenden Bausatz aber alle Teile unbeschädigt (bis auf eine kleine Blase an der linken Flügelspitze) und absolut verzugsfrei, was ja bei Resin leider nicht selbstverständlich ist. Der Detailgrad der Oberfläche ist sehr fein, und die Hinterkanten von Tragfläche und Ruder dünner als bei so manchem Plastikbausatz. Schwachstelle der Detailierung ist die Cockpitinnenseite, hier gibt es nur glatte Wände ohne jede Struktur. Dafür hat man geätzte Gurte für den Sitz und ein ebenfalls geätztes Instrumentenbrett mit Anzeigetafeln auf bedrucktem Papier, die dahinter geklebt werden. Ein Pilot liegt nicht bei. Ergänzen muss der geneigte Bastler auch eine Reihe von vier Auspuffrohren auf der linken Seite der Motorverkleidung, die auf Originalfotos sichtbar sind, hier aber nicht wiedergegeben wurden. Der primitive Aufbau des Originals ist hier ein Vorteil für den Modellbauer, da es sich nur um kurze, gerade Rohre handelt, die sich leicht ergänzen lassen sollten. Das größte Problem des Bausatzes sehe ich, brauchbare Passung einmal vorausgesetzt, bei den teilweise ziemlich großflächigen Angüssen. Wie auf den Fotos zu sehen, sind beispielsweise Pilotensitz und Propeller auf der ganzen Länge mit dem Angussblock verbunden, hier mache ich mir, je nachdem wie spröde das Resin ist, schon ziemliche Sorgen, sie heil abzutrennen und zu säubern. der Rumpf plus Leitwerk Darstellbare Maschinen: Die sauber gedruckten Decals ermöglichen die Darstellung des einzigen Prototypen.Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Für den "fortgeschrittenen Modellbauer". Fazit:Gut gemachtes Modell eines eher unbekannten Flugzeugs, allerdings wohl nichts für Anfänger. Mit dem Wissen, dass es mittlerweile eine Alternative in Spritzguss gibt, werde ich wohl sehr viel entspannter an den Bau gehen, wenn es soweit ist. Diese Besprechung stammt von Oliver Teppe - 24. Februar 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |