Aero Ab-11 L-BUCD "Blue bird on a long flight"(Special Hobby - Nr. SH72471)Produktinfo:
Besprechung:Zum OriginalAnfang der 1920er Jahre begann Aero mit der Entwicklung eines zweisitzigen Beobachtungs- und Aufklärungsflugzeuges, welches auch als Jagdflugzeug eingesetzt werden konnte. Das tschechische Verteidigungsministerium bestellte zunächst 35, später 50 Maschinen, die den Namen A-12 erhielten. Das Flugzeug war in einer Mischbauweise konstruiert, so bestand der Rumpf aus Holz und die Flügel waren stoffbespannt. Obwohl das Flugzeug zuverlässig und erfolgreich war, auch wenn es einige Probleme mit der Stabilität des Rumpfes und mit dem Seitenlamellen des Kühlers gab, steht der Typ im Schatten seiner Weiterentwicklung, der Aero A-11, die paradoxerweise die niedrigere Nummer erhielt. Diese wurde von einem Walter W-IV-Motor (einem Nachbau des BMW IV) angetrieben und der Kühler befand sich in der Nase. Die hier gezeigte verbesserte Version Ab-11 wurde von einem Perun-II-Triebwerk angetrieben. Perun ist dabei der Name des slawischen Donnergotts. Der Treibstofftank befand sich in der Mitte des oberen Flügels. Diese Version sollte vor allem als Bomber dienen. Neben der tschechoslowakischen Luftwaffe diente das Flugzeug auch bei der finnischen und die letzten Exemplare unter deutscher und slowakischer Flagge. Die Hauptfigur ist Vilem Stanovsky, der am 27. März 1896 in Ostrava geboren wurde. Nach Ausbruch des Kriegs nahm er an den antiösterreichischen Protesten in Tschechien teil. Er meldete sich zur französischen Fremdenlegion, wo er 1915 bei Arras verwundet wurde. Er begann nach seiner Genesung mit der Pilotenausbildung und trat 1918 der französischen Luftwaffe bei. Nach Kriegsende ging er in die neue tschechoslowakische Luftwaffe und arbeitete als Ausbilder. Er arbeitete mit Aero an einem Langstreckenflug durch ganz Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten. Dafür wurde sich für die Aero Ab-11 mit einem hellblauen Anstrich entschieden. Die Maschine wurde als "Blauer Vogel" bekannt. Er startete mit seinem Mechaniker Frantisek Simek am 25. Mai 1926 in Beroun. Ein erster Versuch vier Tage vorher scheiterte an einem Unwetter. Sie legten bis zum 26. Juni eine Strecke von 15.070 km zurück und bereisten 23 Staaten auf drei Kontinenten. Gerade wenn man die teilweise schlechten Flugkarten damals bedenkt, ist es eine Meisterleistung. Auf dem Flug erlebte man Bruchlandungen und Motorausfälle und kehrte als Helden zurück. Dieser Flug sorgte dafür, dass sich auch Finnland für diesen Flugzeugtyp entschied. Stanovsky leitete später ein Bomberregiement und kam 1939 in Gefangenschaft, wo er 1945 aus dem KZ Dachau befreit wurde. Er nahm seine Arbeit nach dem Krieg wieder auf und fiel trotz Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei in Ungnade bei der politschen Führung, worauf hin er von 1952 bis 1960 wieder in Gefangenschaft kam, mit dem Vorwurf der Spionage und Hochverrat. Er kämpfte für den Rest seines Lebens für seine Rehabilitierung und gegen unrechtmäßige Verhaftungen. Er starb am 11. Juli 1972.
Der BausatzDie kleine tschechische Aero Ab-11 ist eine Formneuheit des Herstellers Special Hobby und erschien mit etwas Verzögerung im September 2022. Bisher gab es zu diesem Typ nur einen Resinbausatz von RVHP, der aber auch längst nicht mehr verfügbar ist. Der Bausatz wird nicht die einzige Variante des Flugzeugs bleiben, eine A-12 ist bereits angekündigt und weitere werden sicher folgen. Auf dem praktischen Stülpkarton finden wir eine sehr schön gestaltete Illustration, welches neben dem Flugzeug auch die geflogene Route zeigt. Leider erweist sich der Karton als zu knapp bemessen, denn der größere Spritzling passt gerade so in den Karton, ist sogar minimal gebogen.
Damit sind wir auch schon bei den Teilen. Wir finden zwei graue Gussrahmen, einen Spritzling mit Klarsichtteilen, eine kleine PE-Platine und einen Nassschiebebogen. Die Teile machen zunächst einen guten Eindruck, doch wie bereits gesagt, ist der größere Gussrahmen, der auch die meisten Teile beinhaltet, leicht verzogen. Das macht sich besonders beim Oberflügel bemerkbar. Mein Eindruck war allerdings, dass dies bei mir nicht so schlimm war, wie bei anderen, deren Vorstellungen oder Bauberichte man im Internet findet. Ein weiterer Kritikpunkt sind die fehlenden Teilenummern, was gerade dadruch zum Problem wird, dass viele Teile ähnlich sind und variantenabhängig, sich aber auf dem selben Gußrahmen befinden. Dies erfordert immer wieder ein Umblättern und genaues Überlegen. Allgemein ist Spritzling B relativ unübersichtlich, weil hier der Großteil der Teile liegt. Außerdem sind an den zum Teil winzigen Bauteilen doch starke Trennnähte zu finden. So viel zum Gemeckere, doch gehen wir ins Detail: für einen kleinen Doppeldecker mit wenigen Zentimetern Länge haben wir aber dennoch einen äußerst umfangreichen Bausatz. Der Innenraum ist sehr gut detailliert und vollständig dargestellt. Die Innenseiten geben die Rohrrahmenstruktur gut wieder. Lediglich an den Passlöschern sind ein paar Unsauberkeiten zu finden. Für die Sitze liegen jeweils Gurte als PE-Teile bei. Das Instrumentenbrett ist gut strukturiert, sogar an einen Kartentisch wurde gedacht. Die meisten Passlöscher wie an den Rädern oder den Auspuffrohren sind zu klein und müssen mit einem 1,5 mm Bohrer erweitert werden. Gerade an den Abgasrohren machen sich die Trennnähte unschön bemerkbar. Die Passung ist so weit okay, da habe ich schon schlimmeres von SH gesehen. Etwas Spachtel behebt das Problem. Dabei sollte man darauf achten, die feinen Details nicht zu zerstören.
Unter dem Flugzeug soll noch ein Ersatzpropeller gehängt werden, dabei liegt eine Art Tasche aus PE-Teilen bei. Auf dem Cover wird der Propeller aber nur mit zwei Gurtbändern gehalten, das errscheint mir realistischer. Letztlich muss aber der Modellbauer entscheiden, welche der beiden Varianten er bevorzugt. Bemalung und Abziehbilder
Es liegt ein kleiner Declabogen bei, der nur den Bau des "Blauen Vogels" erlaubt. Neben den Markierungen, die aber selbst kleine Firmenlogos von Aero beinhalten, liegen auch Kompass, eine Karte und die Instrumente für den Innenraum bei. Der Bogen dürfte wohl wieder bei Eduard gedruckt worden sein.
AnleitungDie Anleitung beginnt mit einer Geschichte zum Modell, es folgen die unverzichtbare Teileübersicht und die Baustufen in 21 übersichtlichen Schritten. Etwas gewöhnungsbedürftig sind aber bestimmt die blauen Skizzen. Teile, die bemalt werden sollen, sind auch in der entsprechenden Farbe dargestellt. Auf der Bemalanleitung wird leider die links und rechts auf dem Unterflügel gezeigte Trittfläche nicht wiedergegeben, auf der Museumsmaschine ist sie aber zu sehen. Die Anleitung endet mit der Kurzbiografie von Vilem Stanovsky.
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: SH ist immer eher für fortgeschrittene Modellbauer gedacht Fazit:Mir gefallen die ausgefallenen Flugzeugmodelle von Special Hobby immer sehr. Sicher sind die Bausätze keine Weekend-Projekte, aber immer mit viel Liebe zum Detail hergestellt und das Ergebnis lohnt sich wirklich. Weitere Infos:Anmerkungen: Hier gibt es den Bausatz beim Hersteller Diese Besprechung stammt von Andy Hartung - 17. Juni 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |