Hawker Hurricane Mk IIb(Revell - Nr. 04968)Produktinfo:
Besprechung:
Befreier in Englands LüftenDie Hawker Hurricane wird seit jeher als eines der wichtigsten und bekanntesten Jagdflugzeuge des zweiten Weltkriegs betrachtet. Ihre entscheidende Rolle fiel ihr während der Luftschlacht um England zu, wo sich die Hurricane-Staffeln in der Anfangszeit des Konflikts erfolgreich gegen die deutschen Angreifer zur Wehr setzen konnten und somit der Entwicklung schnellerer, kampfstärkerer britischer Flugzeuge im Zuge der Bedrohung Zeit verschafften. Die Hurricane Mk IIB war die seit Ende 1941 eingesetzte Bomberversion. Die als "Hurribomber" eingesetzte Variante kam im Schwerpunkt als Bodenangriffsflugzeug gegen Punktziele zum Einsatz und konnte im Luftkampf wegen der Bestückung mit ganzen zwölf Maschinengewehren oftmals siegreich hervortreten. (nach den unten benannten Quellen) Hurricanes in 1:32 auf dem ModellbaumarktHawker Hurricanes im Maßstab 1:32 waren lange Zeit ausschließlich durch Revells Erstauflage einer Mk I aus dem Jahr 1969 verfügbar. Dieser recht formgetreue Veteran wurde in all den Jahren mehrfach in unterschiedlichen Decalversionen wiederaufgelegt, allerdings ohne dass jemals die Bausatzform an die typspezifischen Besonderheiten der jeweiligen weiteren Produktionslose ("Marks") angepasst worden wäre. Somit war für den Bastler immer reichlich Handwerksaufwand erforderlich, wenn diese "Vintage"-Bausätze reale Gestalt annehmen sollten. Die US-Firma Pacific Coast Models (PCM, seit dem Jahr 2010) und anno 2016 der tschechische Modellhersteller Fly Models zogen mit unterschiedlichen Eigenentwicklungen nach, die insgesamt recht ordentliche Reproduktionen des Originals ermöglichen. Allerdings handelt es sich um Kits in Short-Run Qualität, die - abgesehen von ihrer recht seltenen Verfügbarkeit auf dem Modellbaumarkt - wegen teils kniffliger Passgenauigkeit und meist beigelegter Ätz- und Resinteile eher Fälle für den fortgeschrittenen Modellbauer sind.
Neues von RevellDie Bausatzneuheit aus Bünde wird von Revell mit folgendem Text beworben: "Die Hawker Hurricane steht oft im Schatten der berühmteren Spitfire und doch hatte sie die Hauptlast der “Luftschlacht um England” zu tragen.
Bewaffnung:
Lieferumfang: Kunststoffmodellbausatz (nicht zusammengebaut), bebilderte, mehrsprachige Bauanleitung, Abziehbilder Maßstab: 1:32, Altersempfehlung: 13+, Teileanzahl: 118, Länge: 305 mm, Spannweite: 380 mm".
Ein echter WirbelwindBei Modellbesprechungen ist es immer sinnvoll, sich nicht von den ersten Bausatz-Ankündigungen und darauffolgenden Prototypenfotos irritieren zu lassen. So war die Modellbauwelt Mitte November 2022 in stürmische Aufruhr versetzt worden, als erste von Revell freigegebene Fotos des Prototyp-Bausatzes in den sozialen Netzwerken und in Modellbauforen grassierten, auf denen der dezente V-Winkel der Tragflächen scheinbar nicht vorhanden war. Glücklicher Weise ist das am fertig entwickelten Bausatz kein Thema mehr, hier sind die außenliegenden Tragflächensegmente leicht nach oben angewinkelt, während der rumpfnahme Abschnitt auf der Oberseite gerade bleibt, also genau so, wie es sein muss. Nach glaubhaften Angaben aus dem Netz (siehe unten benannte Quellen) wurde die vorliegende Bausatzneuheit wieder von Scalemodellbau-Experte Radu Brinzan kreiert. Radu entwickelt für Revell bereits seit Jahren Modellbausätze in 1:32, wie beispielsweise die Me 262B-1 (2017) und P-51 Mustang (2018), und hat damit stets recht akkurate und gut zu bauende Modelle geschaffen. Nach sämtlichen bisher vorliegenden Modellbesprechungen sind Maßhaltigkeit, Details und Gesamteindruck des Hurricane-Kits über alle Zweifel erhaben. Und dies bestätigt sich mit einem Blick auf den ausgepackten Bausatz. Die Bausatzspritzlinge und der Decalbogen im Überblick
Offenkunde und versteckte DetailsDie Modelloberflächen bestehen durchweg aus glattem Kunststoff, ohne erkennbaren Grat oder Körnung. Details treten sauber hervor, feine, akkurate und gleichmäßige Gravuren sind eingeprägt. Die Gravuren der Blechstöße wirken am Rumpf fein und knackig, auf den Flügeln aber eher etwas seicht und verwaschen, was am jeweiligen Formenbau liegen mag. Alles in allem geht das aber in Ordnung. Sehr gelungen finde ich die dezenten Darstellungen der stoffbespannten Flächen des Rumpfes und der Quer- und Seitenruder. Nietreihen sind nur an den Drehverschlussstellen der Cowling und an den Flügelenden geprägt. Besonders gut sind die Nietreien an den Flügelwurzeln gelungen, wo sich erhabene Niete und gröbere Verbindungsbolzen zeigen, wie auch unter dem Rumpf, wo realistischer Weise erhabene Rundkopfniete den Bereich der Flügelverbindungen zieren. Leider werden die erhabenen Nietreihen nicht wie beim Original auf der gesamten Flügeloberseite fortgeführt, sondern diese bleibt glatt. Somit fehlt die markante "pickelige" Flügeloberfläche durch die Rundkopfniete, so, wie es Fly Models bei deren Hurricane-Serie graviert haben. Gut gefällt mir die stabile Konstruktion des mittleren Unterrumpfes, wo ganze drei Spanten (Bauteile F103, F108, F128) den gesamten Hauptfahrwerksschacht tragen. Diese Konstruktion wird samt Mittelsegment (F129) von unten in den Rumpf eingesetzt. Weil an dieses Mittelsegment nun die Flügelenden mit mehreren Ösen und Führungsstücken eingepasst und verklebt werden, ist der korrekter Montagewinkel, und somit der oben benannte, dezente "V-Winkel" ("cranked dihedral") der Flügelenden garantiert. Insgesamt kommt der Bausatz mit überschaubarer, logischer Aufteilung daher, ohne überkonstruiert zu wirken. Es dürfte daher auch für eher unerfahrene Bastler möglich sein, dieses große Modell zu bauen. Dafür hat Revell auf die Darstellung geöffneter Panels, Waffenanlage, Motordarstellung/offene Cowling oder sonstige geöffnete Wartungsklappen verzichtet. Ein nettes Detail: in der Bodenplatte des Cockpits über dem Fahrwerkschacht (Klarsicht-Bauteil 109) sind zwei kleine rechteckige Fenster eingelassen, die beim Original zur Sichtkontrolle dienen, ob das Hauptfahrwerk ein- oder ausgefahren ist. Die Landeklappen der Hurricane sind vorliegend geschlossen oder geöffnet darstellbar (es liegen jeweils passende, unterschiedliche Einzelteile bei), einzelne Spanten und Rippen sind im letzteren Fall erkennbar. Diese Basteloption ist aber bei einem geparkt dargestellten Flugzeug wohl eher selten zu nutzen, da die Hurricanes, ebenso wie seinerzeit die Spitfires, gemäß der damaligen Regelungen nach der Landung mit geschlossenen Landeklappen abgestellt werden sollten. Aber das ist ja das Schöne im Modelbau: hier kann man aus optischen Gründen auch mal künstlerische Freiheit walten lassen. Die Bauanleitung
Besonderheiten beim BauVorweg sei der für mich persönlich denkwürdigste Aspekt dieses Bausatzes benannt: obwohl es sich bei der vorliegenden Mk IIb um die Jagdbomberversion der Hurricane handelt, ist keine Ausstattung mit Lastträgern und Bomben vorhanden, um den "Hurribomber" darzustellen. Schade! Die Antennenverspannung, normalerweise ausgehend vom Leitwerk und am Antennenmast hinter dem Cockpit befestigt, mit Abgangsleitung in den Rumpf, wird in der Bauanleitung nicht gezeigt. Als Anhalt kann lediglich das Deckelbild dienen. Und außerdem noch diese Kleinigkeit: es werden keine Informationen zum Seilzug des Seitenruders gegeben, der beim Original auf der linken Seite unterhalb des Höhenleitwerks aus dem hinteren Rumpfbereich austritt und mit einem Anlenkhebelchen des Seitenruders verbunden ist. Dies ließe sich leicht mit einem an den richtigen Stellen befestigten Stückchen Draht nachstellen, allerdings fehlt eben der Hinweis dazu. Ein Kuriosum taucht in Baustufe 27 auf: die geschlossene Cockpithaube (Bauteil J8) soll am Modell "vorübergehend" montiert werden, um dann in Baustufe 79 wieder demontiert, und in Baustufe 81 wieder aufgesetzt zu werden, sofern man nicht die beiden Klarsichtteile J9 und J40 für das geöffnete Canopy montieren möchte. Dazwischen liegen Montageschritte, die mit dem Cockpit nichts zu tun haben. Was hat es mit dieser ominösen Montagereihenfolge auf sich? Ich habe es bisher noch nicht herausgefunden. Leider ist auch bei diesem Bausatz keine Sitzgurtdarstellung im Cockpit vorgesehen, auch nicht als Decal. Hier muss der Bastler im Scratchbau auf Klebeband und Drahtstücke zurückgreifen, oder den Zubehörmarkt einschalten. Außerdem fehlen die auch bei den englischen Nachtjägern an den Rumpfseiten angebrachten Blendschutzbleche (Schutz vor den leuchtenden heißen Abgasen bei Dunkelheit), die beim vorliegenden Modell für die zweite Decalversion der No. 79 Squadron erforderlich wären. Eine kleine, aber feine Modifikation, die mit ein paar Vorbildfotos und etwas Plastikmaterial kein Problem darstellen dürfte. Leider sind die Räder des Bausatzes nicht abgeflacht / im belasteten Zustand dargestellt. Hier ist mal wieder ein wenig Schleifarbeit angesagt. Mit dem Teil F73 liegt dem Bausatz das Unterrumpfsegment einer seegestützten Hurricane mit Aussparung für den Fanghaken bei, das in die Ersatzeilkiste wandern kann. Vielleicht ein Hinweis auf künftige Modellvarianten des Jagdflugzeugs? Als letzter Punkt sei die Preisgestaltung des Bausatzes erwähnt. Nur zum Vergleich mit einigen anderen WW2-Jagdflugzeugbausätzen im Maßstab 1:32 des Herstellers, die seinerzeit ebenfalls als Neuentwicklungen und mit einer vergleichbaren Anzahl an Bauteilen und Decalvarianten auf den Modellbaumarkt kamen: als im Jahre 2017 die Spitfire Mk IXc als Modellneuheit bei Revell erschien, lag sie bei etwa 30,- Euro unverbindliche Preisempfehlung, die P-51 Mustang im Jahr 2018 dann schon bei 40,- Euro, jetzt schlägt das vorliegende Modell mit fünf Euro mehr ins Kontor: UVP 45,- Euro.
Lackierung, Versionen, DecalsDie Farbgebung bezieht sich auf die Revell-Palette, daher ist wieder einmal ein wenig Mischerei mit den hauseigenen Farben aus Bünde angesagt. Mir macht das immer viel Spaß, aber hier gehen bekanntlicher Weise die Meinungen deutlich auseinander, zumal Revell keinerlei normierte Farbbezeichnungen oder anderweitige Farbcodes angegeben hat. Diese Arbeit hält sich aber in Grenzen, es sind Mischungsverhältnisse nur für das "Interior Green" des Cockpits und die Metallic-Farbgebung der Auspuffrohre vorgesehen. Die Bemalungsanleitung zeigt korrekter Weise, dass der Stahlrahmen im Cockpit silberfarben und nur einige Anbauteile und die Seitenverkleidungen des Cockpits "Interior Green" lackiert werden sollen. Die Decals ermöglichen die Wahl zwischen zwei Varianten der Hurricane Mk IIb: eine frühe in klassischer Grün/Braun-Tarnung als Maschine der englischen Luftwaffe, die zweite in einer englischen Nachtjägerausführung komplett in Schwarz gehalten. Die Decals wurden mit seidenmatter Oberfläche von Cartograf in Italien gefertigt und sind augenscheinlich von tadelloser Qualität. Außerdem sind Decals für die Darstellung der Instrumentenanzeigen vorhanden. Sie wirken etwas plump, erscheinen aber brauchbar, sofern man sie ausschneidet und dann einzeln in die jeweilige runde Aussparung im Instrumentenboard klebt.
Weitere Details des Kits in NahaufnahmeBeachte die erhabenen Nietreihen links an der Flügelwurzel - der Rest der Tragfläche bleibt leider glatt. Das Unterrumpfsegemnt der MK IIb-Version
SchlussbewertungSkala zwischen 0/"schlecht"/"schwer" bis 5/"Spitze"/"einfach":
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung:
Fazit:Mit der vorliegenden Neuerscheinung von Revell zeigt sich erstmals ein großer Modellhersteller mit einem solide und durchdacht konstruierten, gut baubaren und toll detaillierten Hurricane-Kit im größeren Maßstab, der für alle Flugzeugfans interessant sein dürfte. Weitere Infos:Referenzen:
Anmerkungen: Den Bausatz könnt ihr auf der Website des Herstellers Revell anschauen und bei Verfügbarkeit auch im dortigen Shop kaufen: Diese Besprechung stammt von Alexander Jost - 30. Dezember 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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