Sail Training Ship Alexander von Humboldt(Revell - Nr. 05400)Produktinfo:
Besprechung:
Das Vorblid
Nach der Schiffstaufe am 20. Mai 1988 konnte das ehemalige Reserve-Feuerschiff Reserve mit erstem Heimathafen Sonderburg (heute Dänemark), das bereits 1906 beauftragt und auf der Bremer Werft AG „Weser“ gebaut wurde, endlich als Bark Alexander von Humboldt auf große Fahrt gehen. Die Alex, wie das Segeltrainingsschiff gerne genannt wird, wurde durch die Sail Training Association Germany (S.T.A.G) im September 1986 erworben. Als zukünftiger Eigner und Betreiber wurde von der S.T.A.G., dem Automobil-Spediteur E. H. Harms GmbH & Co., der Brauerei Beck & Co. und weiteren die Deutsche Stiftung Sail Training (DSST) gegründet. Die Stiftung hat den Zweck, Schiffe und Landstützpunkte zu beschaffen, zu betreiben und in Stand zu halten, damit die traditionelle Seemannschaft beim Hochseesegeln erlernt werden kann. Die Jugend wird hierin besonders gefördert [Quelle: DSST auf ihrer Hompage https://alex-2.de/dsst/]. Der Umbau zu einem Großsegler mit ausreichend Platz für die Mannschaft erfolgte bis Frühjahr 1988 für 2,2 Millionen DM. Der grün lackierte Stahlrumpf erinnert an die Rickmers-Segler aus Bremerhaven, die grünen Segel wurden von der Brauerei Beck & Co. gesponsort und sind aus der Beck´s-Werbung wohl jedem bekannt. Seitdem konnten bereits bis Ende 2007 über 40.000 Trainees erfahrungsreiche Wochen beim Erlernen traditioneller Seemannschaft verbringen. Dabei legte die Alex über 400.000 Seemeilen zurück, was 18 mal dem Umfang des Äquators entspricht [Quelle: Bauanleitung von Revell]. Sie war auch auf den Spuren ihres Namensgebers Alexander von Humboldt unterwegs und lief mehrere Häfen in Südamerika an. Sogar Kap Hoorn wurde umrundet und das als erster Großsegler unter deutscher Flagge seit 1949. Nun ein paar technische Daten:
Quelle: Wikipedia Die maximale Geschwindigkeit betrug 10 kn. Ab 2001 war ein Achtzylinder-Viertakt-Dieselmotor mit 615 PS als Hilfsantrieb eingebaut, so dass eine Höchstgeschwindigkeit von 7 kn allein mit diesem Antrieb erreicht werden konnte. Ende 2011 wurde die Alex verkauft und nach weniger als zwei Jahren auf dem Meer für den Umbau zu einem Hotel- und Restaurantschiff erworben. Am Martinianleger in Bremen kann man nun zwar nicht den Hochseetörn auf der Alex starten, aber ein paar Nächte auf einem ausrangierten Großsegler verbringen oder im Restaurant speisen. Weitere Informationen findet man z.B. bei Wikipedia oder dem Europäischen Segel-InformationssystemDer glatte Rumpf mit sauber gespritzten Details Der Bausatz
Im Jahr 2008 hat Revell diesen Bausatz der Bark Alexander von Humboldt zum zweiten mal herausgebracht. Die Erstauflage stammt laut Prägung auf der Unterseite des Decks aus dem Jahr 1993. Fast 200 Teile wurden im Spritzgussverfahren gefertigt. Dazu kommen noch 25 Segel als Vacuformbauteile, eine kleine Flaggentafel mit drei Flaggen und einem Wimpel, ein kleiner Decalbogen mit 27 Nassschiebebildern und passendes Takelgarn (zwei Rollen in naturweiß und eine in schwarz). Das gebaute Modell soll dann 36,7 cm lang und 26,7 cm hoch sein (vermutlich ohne Modellständer gemessen).
Der Rumpf war separat in Folie verpackt. Er misst an der Konstruktionswasserlinie 309 mm und ist zweiteilig aus weißem Kunststoff gespritzt. Damit wäre der exakte Maßstab 1:153,4. Das Zusammenfügen wird durch sieben kleine Passstifte erleichtert. Es ist nur der Bau eines Vollrumpfmodells vorgesehen, für ein Wasserlinienmodell ist Eigeninitiative von Nöten. Die verzugsfreien Bauteile sind mit einer zarten Gravur auf Höhe der Wasserlinie versehen. Der Rumpf ist glatt, was für ein Stahlrumpfschiff in diesem Maßstab eine passende Darstellung ist. Am Bug und beim Heck gibt es einige Nieten – nicht hundertprozentig zutreffend, aber durchaus angemessen. Insgesamt ein sehr sauberer Guss des Rumpfes mit den nötigen Details in guter Qualität. Bauteile am weißen Spritzrahmen. Die Niedergänge wirken vergleichsweise plump
Alle anderen Spritzrahmen sind zusammen in einer Folientüte verschweißt. In dieser ist auch das Takelgarn, in einem separaten Kunststofftütchen verpackt, enthalten. Der große weiße Spritzrahmen beinhaltet als größtes Teil den Modellständer. Des weiteren finden wir hier alle Decksaufbauten, die Tenderboote, Davits, Anker, Radar, Rettungsboote und so weiter. Die Bauteile sind gut detailliert und recht sauber gespritzt. Ich habe nur eine sehr unauffälige, kleine Sinkstelle entdeckt. Die Nagelbänke sind sehr filigran und der leichte Grat bzw. Formversatz, den man auf dem Detailfoto erkennen kann, lässt sich ohne Vergrößerung nicht wahrnehmen. Da in den Bauberichten hier auf Modellversium oder bei Modellmarine keine Probleme bezüglich Bruch beim Erstellen der Takelung erwähnt werden, wird die Stabilität wohl ausreichend sein. Hier ist aber bestimmt Fingerspitzengefühl gefragt, damit die Nagelbänke am Ende nicht durch zu hohe Zugspannung krumm und schief sind. An zwei Bauteilen müssen leider jeweils drei Auswerfermarken verspachtelt und verschliffen werden; alles gut zugänglich und später auch nicht mehr ganz frei liegend. Die Niedergänge wrken im Vergleich mit den anderen Bauteilen eher ein wenig plump. Der kleinere weiße Spritzrahmen mit Relings und Wanten
Der kleinere weiße Spritzrahmen enthält Wanten, Relings und die Netze beim Bugspriet. Auch hier überzeugen die geringen Durchmesser der Bauteile. Oft wirken die Plastikwanten überdimensioniert dick, aber in diesem Bausatz sind sie wirklich gut gemacht; nicht zu dick und sogar mit leichtem Durchhang der Webleinen. Auch die Relings haben eine recht passende Dimensionierung. Die Decksteile am braunen Spritzrahmen
Die zwei Ebenen der Decks wurden in braunem Kunststoff gespritzt. Die Holzstruktur ist erhaben, die Fugen als Gravur dargestellt. Die Beplankung ist meines Erachtens nach zu groß geraten. Dafür weist das Hauptdeck die vorbildgerechte Wölbung auf. Masten, Rahen und Marsen am beigen Spritzrahmen
Am beigen Spritzrahmen findet man die Masten, Rahen und Marsen. Auch hier wieder ein sauberer Guss mit zarten Ösen an Rahen und Masten. Das Jackstag an den Rahen ist als dünner Steg dargestellt. Die Segel sind in dünnem, grünen Kunststoffbögen tiefgezogen. Hier scheiden sich ja erfahrungsgemäß die Modellbau in zwei Gruppen: „kann man verwenden“ und „geht gar nicht“. Diejenigen, die diese Segel verwenden wollen, bekommen auch hier passend gestaltete Bauteile geliefert. Der grüne Polystyrolbogen mit den Rahsegeln
Auf der kleinen Flaggentafel sind eine deutsche Flagge, die Flaggen der DSST und der S.T.A.G. sowie ein mir unbekannter Wimpel gedruckt. Der Druck ist sauber, aber etwas blass. Vielleicht bekommt man damit aber ein ansprechendes Ergebnis hin. Die Nassschiebebilder umfassen Dekorstreifen, Türen, Tiefenstandsanzeige, Schiffsnamen und Kennungen auf den Segeln sowie den Schiffsnamen für die verschiedenen Beschriftungen am Schiff und am Modellständer. Sie sind sauber und versatzfrei gedruckt. Das Takelgarn besteht aus 100 % Polyester. Den Durchmesser kann ich leider nicht feststellen; er ist aber bei allen drei Garnrollen augenscheinlich identisch. Teilweise ist das Garn etwas fusselig.
Die Bauanleitung wurde schwarz-weiß gedruckt. Nach einem ziemlich klein gedruckten, aber informativen Text zum Schiff Alexander von Humboldt folgen die allgemeinen Sicherheits- und Bauhinweise. Die Farbangaben beziehen sich auf das Sortiment von Revell. Es kommen 15 Farbtöne zur Anwendung, wobei drei aus jeweils zwei Farben angemischt werden müssen. Typisch für Revell, ist die Darstellung der einzelnen Bauschritte klar und gut nachvollziehbar. Nach 42 Baustufen folgen noch vier weitere für das Herstellen der Takelung mit voll gesetzten Segeln. Die Bauanleitung ist auf der Homepage des Herstellers als pdf zu finden.
Revell gibt das Niveau zum Bau des Modells mit der höchsten Stufe 5 an, was aufgrund der filigranen und damit leicht zerbrechlichen Bauteile sowie der umfangreichen Takelage zutreffend erscheint.
Stärken:
Schwächen:
Anwendung:
Fazit:Das Modell der Alexander von Humboldt weiß durch gute Details und Passgenauigkeit zu überzeugen. Viele Teile sind filigran, aber entsprechen damit auch dem Maßstab recht gut. Auch wer sich mit der Takelage einer Bark nicht auskennt, kann durch die fortgeschrittene Takelage nach Anleitung ein authentisches Segelschiffmodell hinbekommen. Wer Segelschiffe mag, sollte dieses Modell bauen! Wer gute Passgenauigkeit mag, sollte dieses Modell bauen! Wer gerne Takelagen erstellt, sollte dieses Modell bauen! Und vor allem: wer grün mag, sollte dieses Modell bauen! Weitere Infos:Anmerkungen: Mittlerweile kann man nicht mehr auf der alten Alex segeln, dafür aber auf der neuen, der Alexander von Humboldt II. Wer die alte Alex gerne noch einmal sehen will, muss sich zum Martinianleger in Bremen begeben. Dort kann man auf dem Hotel- und Restaurantschiff Alexander von Humboldt das Flair des alten Großseglers und noch mehr genießen. Diese Besprechung stammt von Thorsten Gresky - 08. September 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |