Convair NEV(Moebius Models - Nr. 974)Produktinfo:
Besprechung:Das OriginalDass die USA und die Sowjetunion im „Space Race" auf die maßgebliche Hilfe deutscher Raketentechniker und deren Forschungsarbeiten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges angewiesen waren, ist bekannt. Unter den zahlreichen Deutschen, die in den USA ihre Forschungen weiterführten, ragte Wernher von Braun heraus. Auch das ist bekannt. Doch im Schatten von von Braun, quasi an zweiter Stelle, steht Krafft Ericke. Seine Raumfahrt-Entwürfe waren in den Grundlagen wegweisend für die heutige Raumfahrttechnik. Bei drei seiner Projekte ging er davon aus - grob gesagt - dass man ausgebrannte Raketenstufen oder deren Teile im Weltraum zu neuen Raumschiffen zusammensetzten könnte, um von dort die weiter entfernten Planeten unseres Sonnensystems zu erreichen. Voraussetzung dafür wäre eine orbitale Infrastruktur mit Raumstationen, wie sie Wernher von Braun projektierte. In diesen Jahrzehnten der Entwicklung der Raumfahrt schienen solche Projekte in den Köpfen der Wissenschaftler in absehbarer Zeit umsetzbar zu sein. Die Phantasie bekam Flügel. Doch die Realität der späteren Jahrzehnte holte diese schnell auf den Boden der Tatsachen und in die Schubladen der Entwicklungsfirmen zurück.
Zwischen 1957 und 1958 gab es von Strombecker drei Bausätze zu diesen geplanten Raumschiffen:
Heute sind diese Bausätze gesuchte Raritäten. Den Observation Satellite gab es 1997 in einer Wiederauflage von Glencoe Models. Warum es bis heute keine Wiederauflage vom Interplanetary Vehicle und vom Reconnaissance Vehicle gab, ist unbekannt. So dauerte es bis 2018, als Moebius Models zum Exploratory Vehicle eine Neuheit in seiner „the lost science series" auf den Markt brachte. Der ansprechend gestaltete Karton enthält sieben Spritzrahmen sowie einige lose Bauteile. Die relativ wenigen versenkten Gravuren sind für den Maßstab 1:144 für meinen Geschmack etwas zu tief ausgefallen. Aber bei einem nicht real existieren Original ist das (noch) zu verschmerzen. Man kann den Bausatz in das Kommandomodul, das Verbindungsstück und den Heckbereich unterteilen. Bilder von gebauten Modellen zeigen, dass das Verbindungsstück nicht stabil genug ist und sich unter dem Gewicht der Rumpfspitze verbiegt. Hier ist ernsthaft zu überlegen, statt der Bausatzteile ein Metallrohr zu verwenden. Die Montage der wenigen restlichen Teile sollte leicht und schnell von der Hand gehen. Da das fertige Modell keine Landevorrichtung hat, hat Moebius dem Lieferumfang einen Displayständer hinzugefügt. Warum dieser ausgerechnet transparent ist, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Gut detailliert ist das zentral im Heck gelegene Triebwerk. Die Fotos offenbaren hier eine Naht, die erst entfernt werden muß. Auch empfiehlt es sich, den Triebwerksauslass dünner zu feilen.
Die Bauanleitung ist in typisch amerikanischen Stil aufgebaut. Zum einen sind die Baustufen als Text erklärt und zum anderem durch Zeichnungen. Diese haben eine gut verständliche Größe. Die Farbangaben sind nur oberflächlich angegeben. Von Silber über Weiß bis Hellgrau ist alles möglich. Etwas unverständlich ist es für mich, wenn der Markierungsbogen die meisten Details für das Kommandomodul enthält. Am fertigen Modell fällt dieses Ungleichgewicht zwischen Bug und Heck sehr auf. Hier wäre ein gewisses Gleichgewicht wünschenswert gewesen. Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Auch für Modellbau-Einsteiger geeignet Fazit:Bausätze zu „What if"-Raumfahrtmodellen sind heute relativ selten. Modellbaufirmen konzentrieren sich da lieber auf Ware, die eher dem „mainstream" entsprechen und deshalb weniger risikobehaftet sind. Firmen außerhalb der USA würde sich wohl auch kaum mit mit solchen „Nischen-Bausätzen" befassen. Deshalb: Vielen Dank an Moebius Models für diesen Bausatz!! Da Moebius Models inzwischen den Direktvertrieb eingestellt hat, kann man keine spezielle Bezugsquelle empfehlen. Diese Besprechung stammt von Bernd Heller - 01. März 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |