Martin P-6M Seamaster(Atlantis Models - Nr. H244)Produktinfo:
Besprechung:Das OriginalNachdem das Pentagon in den frühen Jahren des Kalten Krieges Programme zur Entwicklung von Super-Flugzeugträgern abgewiesen hatte, entwickelte die USAF Pläne für eine Fliegertruppe mit nuklear bestückten Flugbooten - in der Hoffnung, auch etwas vom „Strategic Pie" abzubekommen. Diese neue Luftwaffeneinheit sollte aus düsengetriebenen Flugbooten mit großer Reichweite zu strategischen Zielen bestehen. Ebenso wie mit Atomwaffen sollten die geplanten Flugboote auch konventionelle Bomben, Seeminen oder Kameras tragen können, um als Langstreckenaufklärer ausgerüstet zu sein. Zu Beginn der 50er Jahre gab es nur zwei Firmen in den USA, die entsprechende Vorschläge einreichten: Convair, die bereits den Großbomber B-36 lieferten, und eben Martin unter Glenn L. Martin. Diese bekamen 1952 den Zuschlag und entwarfen zwei Prototypen, das „Model 275". Die Maschinen sollten auf See von U-Booten oder speziellen Tendern versorgt werden. Der erste Testflug einer XP-6 M1 fand am 14. Juli 1955 statt, angetrieben wurde die Maschine von vier Allison J71-A-4 Turbojets, befestigt in zwei Gehäusen auf den Tragflächenwurzeln. Die Tragflächen der Maschine sind so weit nach unten geneigt, dass die Flügelspitzentanks im Wasser liegen und so beim Start für zusätzliche Stabilität sorgen. Bei den geheimen Tests in der Chesapeake Bay stellte man fest, dass die Triebwerke bei voller Last und Nachbrennerbetrieb das hintere Rumpfende ansengten... Bei einem weiteren Testflug im Dezember 1955 brach der erste Prototyp auseinander, alle vier Crewmitglieder kamen dabei ums Leben. Nach einem halben Jahr wurden die Erprobungen fortgesetzt. Auch jetzt brach eine der Maschinen in der Luft auseinander - dieses Mal konnte die Crew sich retten. Die Triebwerkszellen wurden nach den Erkenntnissen neu ausgerichtet, um 5° nach außen gerichtet reichte aus, um die Heckpartie nicht mehr zu grillen. Bei den Tests erreichte der Entwurf Mach 0,9, die Maschine hatte ein Startgewicht von 72,5 Tonnen. Eine technische Besonderheit der Seamaster war der „Revolver-Bombenschacht". Der wasserdichte Waffenbehälter konnte von oben und unten beladen werden, um das Eindringen von Seewasser zu verhindern, stand der Schacht unter Überdruck. Nur wenige Maschinen wurden an die Streitkräfte ausgeliefert, die Firma Martin versuchte noch, das Flugzeugmuster als achtstrahlige Zivilversion zu modifizieren, - die „Seamistress" - hatte mit diesem Entwurf jedoch auch keinen Erfolg.
Der BausatzIn einem knapp 6 cm hohen, 20 x 40 cm großem Karton liegen die 22 Einzelteile an einfachen Gießästen. Mit dezent erhabenen Gravuren auf grauem Kunststoff weisen viele Teile Fischhaut und Gratbildung auf - sehr dünn, lassen sich also leicht entfernen. Ein schützender Gussrahmen um die wenigen Bauteile wäre jedoch von Vorteil, sind doch bereits beim Transport die kleinen Stifte der Blitzableiter an der Hinterkante der Tragflächen abgebrochen. Sinkstellen habe ich nur eine gefunden, an der Oberseite des Heckleitwerks, an dieser Stelle einfach zu verspachteln und zu verschleifen. Auswerfermarken befinden sich nur an den Innenseiten der Teile und schlagen auch nicht durch. Bei einer Trockenpassprobe zeigte sich eine relativ hohe Passgenauigkeit, im ersten Anschein muss wahrscheinlich nur der Tragflächen-Rumpfanschluss an Ober- und Unterseite gespachtelt und geschliffen werden. Ein etwas ulkiges Feature sind die erhabenen Markierungen für die Abziehbilder. Bei diesen alten Bausätzen ist dies aber öfter zu sehen. Je nach Anspruch sollten diese weggeschliffen werden. Im Modell dargestellt ist die frühe Variante der Seamaster mit der ursprünglichen Triebwerkskonfiguration - nahezu parallel zu den Rumpflängsachsen. Schön ist der Modellständer mit einem Kugelgelenk, so kann die Maschine „fliegend" in verschiedenen Positionen aufgestellt werden.
Der Bauplan und der MarkierungsbogenDie übersichtlich gehaltene Bauanleitung führt in drei Baustufen zum fertigen Modell. In jeder Baustufe sind auch die spärlichen Farbangaben aufgeführt - die vorgesehene Bemalung kommt mit fünf Farben aus. Neben einer kurzen historischen Information gibt es ein paar Basteltipps, auch zur Verarbeitung der Nassschiebebilder. Diese sind sauber gedruckt und mit ihnen kann eine Werksvariante dargestellt werden. Schön ist das große Typenschild für den Modellständer.
Darstellbare Maschinen: Martin XP6M-1 Seamaster, 138821, 2. PrototypStärken:
Schwächen:
Anwendung: Auch für Modellbaueinsteiger geeignet Fazit:Für um die 25,- Euro ein relativ teurer Kit, dem man sein Alter deutlich ansieht. Die Erstauflage bei Revell war 1960 und wurde dann immer wieder neu eingetütet. Wer möchte, kann auch gut 40 Euro für den gleichen Bausatz in blauem Plastik, verpackt in einem etwas noblerem Kartondesign, ausgeben. Dennoch liegt ein einfach zu bauendes Flugzeugmodell vor, das nicht oft zu sehen ist. Den Nostalgikern unter uns Modellbauern wird das Modell gefallen. Weitere Infos:Referenzen: Weitere Nostalgie-Wiederauflagen von Atlantis Models sind hier zu finden. Diese Besprechung stammt von Frank Brüninghaus - 13. Januar 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |