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Le Corsair

(Heller - Nr. 80616)

Heller - Le Corsair

Produktinfo:

Hersteller:Heller
Sparte:Schiffe Militär Militär bis 1939
Katalog Nummer:80616 - Le Corsair
Maßstab:1:150
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Erschienen:2013
Preis:ca. 20 €
Inhalt:
  • 2 braune Spritzrahmen
  • 1 Bogen mit tiefgezogenen Segeln
  • 1 Bauanleitung

Besprechung:

Zum Orignal

Die Corsair ist ein Segelboot des Typs Tartane und war im Krieg zu Beginn des 19. Jahrhunderts bewaffnet. Der Ausdruck Tartane mit unklarer Herkunft wurde allgemeinsprachlich im 17. Jahrhundert zur Bezeichnung eines Fischerei- und Handelsschiffs im Mittelmeer benutzt. Das kleine, schnelle, manövrierfähige und unauffällige Boot hatte mehr Chancen, unbemerkt im Meer zu operieren oder Aufklärungs- und Nachrichtenmissionen auszuführen, mehr durch Überraschungseffekte als durch Gewaltakte. Während einiger Zeiträume war es in den Akten der Kriegsmarine als kleines, schnelles Kriegsschiff (Aviso) oder als Überwachungsschiff verzeichnet, sogar als Corsaire in dem „Handelskrieg“, hauptsächlich während der Revolution und des 1. Kaiserreiches. Der Rumpf ist nicht sonderlich fein ausgearbeitet und deutet auf seinen Ursprung als Lastenboot hin, aber die hintere Plattform und das Balkenwerk am Bug tragen zu einer auffälligen Silhouette bei. Zur Takelage der Original-Tartane kommen das Segel am Hauptmast (dreieckiges, auf einer großen Rahe aufgespanntes Segel, die Antenne) und der Polaker (Vorsegel am Bugspriet), ein Marssegel über dem Großmast und ein hinterer Mast. Das Segel am Hauptmast wird bei schlechtem Wetter manchmal gegen ein quadratisches Segel, dem sogenannten „Glückssegel“, ausgetauscht. Das Schiff war mit vier Kanonen und vier bis sechs mehrschüssigen Handfeuerwaffen ausgestattet.

Als Handelsschiff der Küstenschifffahrt verschwand diese Art Schiff gegen Mitte des 20. Jahrhunderts und wurde durch die Entstehung von Straßenverkehrsmitteln und Eisenbahnen ersetzt. Heute existiert nur ein einziges Tartane mit einem trapezförmigen Segel, das noch im Einsatz ist: „La Flâneuse“, mit dem Heimathafen Prado in Marseille.

Merkmale

  • Länge des Schiffsrumpfs:   24,40 m
  • Gesamtlänge:                   33 m
  • Breite des Schiffsrumpfs:   6,70 m
  • Tiefgang vorne:                2,76 m
  • Tiefgang hinten:               2,30 m
  • Mittlere Tonnage:             von 50 bis 70 Tonnen

Rückseite der Bausatzverpackung
Rückseite der Bausatzverpackung

Der Bausatz

Häufig werden von Plastikmodellbauherstellern bekannte und berühmte Segelschiffe als Vorbilder für Modelle gewählt. Aber auch die namenlosen Schiffe findet man bei manchen Herstellern. So hat Heller in den 90er Jahren erstmalig den Bausatz einer bewaffneten Tartane unter der Bezeichnung „Le Corsair“ herausgebracht. Es folgten Wiederauflagen 2010, 2013, 2015 und 2018 unter anderem auch als Set mit Farben, Kleber und Pinsel (Quelle: scalemates.com). Der mir vorliegende Bausatz stammt aus der Auflage aus dem Jahr 2013.

Das erwartet uns beim Öffnen
Das erwartet uns beim Öffnen

Das wunderbar gemalte Deckelbild des Klappkartons regt schon zu einer schönen Präsentationsmöglichkeit des Modells an. Auf der Rückseite finden sich einige Fotos eines gebauten Modells sowie ein paar Informationen zum Vorbild und zum Modell, wie z.B. die Angabe der Teileanzahl (es erwarten den Modellbauer 79 Teile) und der benötigten Farben (natürlich mit Farbnummern von Heller/Humbrol).

Die zwei Spritzrahmen in braunem Kunststoff
Die zwei Spritzrahmen in braunem Kunststoff

Nach Öffnen des Kartons liegen die zwei Spritzrahmen und der Bogen mit den Segeln ohne weitere Verpackung vor einem. Es ist aber alles unbeschadet, vermutlich wegen der Form der Bauteile, die überwiegend recht flach in der Ebene des Spritzrahmens liegen – ausgenommen die beiden Rumpfhälften. Die angegebenen Maße des Vorbilds sind in etwa maßstabsgerecht mit 1:150 im Modell wiedergegeben. Die Teile sind sauber gespritzt, ohne Sinkstellen und Fischhäute. Auswerfermarken sind nicht immer gut gesetzt, so finden sich einige an der Innenseite der Rumpfhälften im Bereich des Schanzkleides. Diese sind zwar nicht so tief, aber hier muss etwas nachgearbeitet werden, wobei die erhabene Holzstruktur dann verloren geht, was optisch aber wenig auffällig sein wird. Mehr ins Auge fällt hier, dass das Schanzkleid „freischwebend“ ist, also keine Abstützung oder Pfosten zur Befestigung der Bretter vorhanden sind. Die Beplankung des Rumpfes finde ich mit der erhabenen Holzstruktur und den vertieft dargestellten Fugen gut detailliert. Die Wasserlinie ist mit einer zarten erhabenen Linie markiert. Das Deck weist auch eine schöne Holzstruktur auf, wobei die Fugen leider erhaben wiedergegeben werden. Masten und Rahen sind jeweils einteilig. Die Schiffsausstattung fällt übersichtlich aus, z.B. gibt es nur einen Anker. Die Blöcke sind zu groß und nicht maßstabsgerecht. Als Bewaffnung sind vier Kanonen auf Lafetten und vier kleinere Geschütze auf Stativen vorhanden.

Spritzrahmen 1 mit der rechten Rumpfhälfte, dem Deck und einigen Kleinteilen.
Spritzrahmen 1 mit der rechten Rumpfhälfte, dem Deck und einigen Kleinteilen.

An den Segeln sind die Bahnen und die Stoffstruktur nachgebildet; ersteres nicht richtig, zweiteres viel zu grob und nicht dem Maßstab entsprechend. Bei passender Bemalung lässt sich aber der Eindruck von Segeltuchbahnen erzielen. Den ambitionierten Modellbauern unter uns werden sie wohl nicht genügen.

Spritzrahmen 2 mit der linken Rumpfhälfte, den Masten und Rahen sowie dem Modellständer
Spritzrahmen 2 mit der linken Rumpfhälfte, den Masten und Rahen sowie dem Modellständer

Die Passgenauigkeit ist gut, so dass der Spachtel beim Zusammenbau getrost in der Schublade gelassen werden kann.

Die Struktur der Beplankung an der rechten Rumpfhälfte
Die Struktur der Beplankung an der rechten Rumpfhälfte

Am Deck sind die Fugen erhaben dargestellt
Am Deck sind die Fugen erhaben dargestellt

Takelgarn liegt dem Bausatz leider nicht bei.

Der Bogen mit den tiefgezogenen Segeln
Der Bogen mit den tiefgezogenen Segeln

Das Vollrumpfmodell kann auf dem beiliegenden Ständer mit der Plakette „Corsair“ präsentiert oder in ein Diorama eingebettet werden.

Diese Seite der Anleitung steht beispielhaft für die gute Verständlichkeit der übersichtlichen 	Bauschritte.
Diese Seite der Anleitung steht beispielhaft für die gute Verständlichkeit der übersichtlichen Bauschritte.

Die Anleitung ist in schwarz/weiß im DIN A4-Format gedruckt. Die Farblosigkeit erschwert das Verständnis beim Bau des Modells in keiner Weise. Der oben zitierte Text zum Vorbild ist in acht Sprachen abgedruckt. Auf fünf Seiten wird der Modellbauer in 13 einfachen Bauschritten bis zum fertig getakelten Modell begleitet. Die benötigten Farben werden bei den entsprechenden Bauschritten angegeben. Die Zeichnungen sind klar und unmissverständlich – auch für Anfänger im Modellbau und für Kinder verständlich. Die Anleitung kann als PDF bei scalemates eingesehen werden: https://www.scalemates.com/products/img/3/4/9/317349-98-instructions.pdf.

Modell von einem Anfänger ohne Verbesserungen gebaut
Modell von einem Anfänger ohne Verbesserungen gebaut

Stärken:
  • Vorbildauswahl
  • Holzstruktur, besonders am Rumpf
  • Passgenauigkeit
  • einfache, gut verständliche Bauanleitung
Schwächen:
  • kein Takelgarn
  • Auswerfermarken am Schanzkleid
  • zur korrekten Darstellung ist Eigeninitiative erforderlich
Anwendung:
  • Für Anfänger wegen der guten Passgenauigkeit und der einfachen Takelage geeignet
  • Solide Basis für den fortgeschrittenen Modellbauer mit Ambitionen beim Bau von Segelschiffen
  • Für alle ein schöner Bausatz als Abwechslung und Bereicherung zwischen den großen Projekten

Fazit:

Anfänger werden mit diesem Bausatz gut zurechtkommen und ein optisch gefälliges Modell bauen können. Gerade die Takelage ist sehr einsteigerfreundlich. Der fortgeschrittene Modellbauer von Segelschiffen hat mit diesem Modell eine solide Basis, um mit etwas Eigeninitiative ein schönes Modell zu erhalten. Gerade das Deck lädt dazu ein, mit Fässern und anderen Gegenständen aufgewertet sowie mit Personen (Maßstab 1:144 oder Spur N mit 1:160) belebt zu werden. Gerade solch ein Modell eines vielfältigen Schiffstyps eröffnet viele Möglichkeiten zu vielfältigen und individuellen Gestaltungsmöglichkeiten. Hier hat die geschichtlich und technisch informierte Phantasie eines jeden Modellbauers viel Freiraum für Kreativität!

Weitere Infos:

Anmerkungen:

Bestimmt wird dieser Bausatz auch in Zukunft erneut herausgegeben werden. So ist diese Vorstellung des Bausatzes also eher ein kleines Zukunftsprojekt als ein Rückblick.

Diese Besprechung stammt von Thorsten Gresky - 05. Januar 2022

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