Roland C. II(Revell - Nr. 03965)Produktinfo:
Besprechung:Zum OriginalDie LFG Roland C. II war der kleinste zweisitzige deutsche Aufklärer des Ersten Weltkriegs. Es war das erste in einem Windkanal getestete und damit aerodynamisch sehr gut geformte Flugzeug der Welt. Aufgrund ihrer Form wurde das Flugzeug auch unter dem Namen „Walfisch“ bekannt. Angetrieben wurde die Maschine von einem 160 PS starken Mercedes D. III., der ihr eine hohe Geschwindigkeit (bis zu 165 km/h) verlieh, so dass sie gegnerischen Kampfflugzeugen einfach davon fliegen konnte. Entwickelt wurde der Typ 1915 und kam 1916 in den Schlachten von Verdun und der Somme zum Einsatz. Dort löste sie trotz ihrer geringen Stückzahl eine Vielzahl von veralteten Typen ab. Sie war in gewisser Weise ein Vorläufer der später eingeführten CL-Klasse (Kampfzweisitzer) und galt zwischenzeitlich als das beste Flugzeug im Krieg, auch beim Gegner. Bewaffnet war die Roland C.II zunächst nur mit einem Parabellum MG 14 für den Beobachter, in der Version C.IIa erhielt dann auch der Pilot ein fest verbautes 08/15 Spandau-MG. Trotz der guten Leistungen galt die Roland C.II aufgrund der Schnelllebigkeit der Luftflotten im Ersten Weltkrieg bereits Anfang 1917 als veraltet, wurde von der Front abgezogen und zu den Flugschulen überführt, wo viele Maschinen bis zum Kriegsende im Einsatz waren. Insgesamt wurden 300 dieser Flugzeuge gebaut. Der BausatzFlugzeuge aus dem Ersten Weltkrieg sehen für viele immer gleich aus, doch der zweisitzige Aufklärer Roland C. II, sollte da eine Ausnahme bilden. Außerdem zählen die behäbigen Doppeldecker für die meisten Flugzeugfreunde zu den schönsten Luftfahrzeugen überhaupt. Entsprechend verwundert es nicht, dass auch unser Walfisch hier in sämtlich gängigen Maßstäben auf dem Markt zu finden ist bzw. war. Im 1:32 Segment hatte der Oberklassenhersteller Wingut Wings den Flieger im Programm, aber um diesen noch zu erhalten, wird der Käufer mittlerweile mindestens eine mittlere dreistellige Summe hinlegen müssen. Im kleinen Maßstab hatte Airifix die C.II zwischen 1966 und 1987 in einigen Auflagen im Programm, auch hier werden wohl nicht mehr so viele zu finden sein. Bleibt nun also der Quarterscale für uns übrig und hier dominiert seit dem Jahr 2000 Eduard das Feld. Der Hersteller legte den Bausatz bis 2012 in sieben verschiedenen Auflagen auf. Es sollte wenig überraschen, dass die 2015 bei Revell erschienene Roland C.II aus eben dieser Formen von Eduard ist, zumal man in Bünde zum Thema „Flugzeug aus dem Ersten Weltkrieg“ schon des öfteren mit dem tschechischen Hersteller kooperierte. Zunächst fällt das Deckelbild bereits positiv auf und zeigt ein sehr schönes Motiv vom Flugzeug. Nach dem Auspacken aus dem attraktiv gestalteten Karton fallen dem Modellbauer drei auf dem ersten Blick sauber gegossene Gussrahmen in die Hände, hinzu kommen die ordentlichen Klarteile und Nassschiebebilder. Der Bau beginnt mit einem relativ umfangreichen Innenraum, wobei man auch sagen muss, dass dieser nicht mehr auf Höhe der Zeit ist und man mit modernem Formenbau mehr hätte herausholen können, so fehlt z. B. die Darstellung des Funkgerätes vollständig und die Trennwände sind auch nicht durchbrochen dargestellt. Die Darstellung beider Sitze halte ich ebenfalls für nicht sehr gelungen, während der hintere Sitz noch eine schöne Lederdarstellung bekommen hat, aber nur eine Art Sitzkissen ist, ist der Pilotensitz einfach zu glatt und flach. Auch die Rumpfhälften sind deutlich vom Alter gekennzeichnet, es fehlen zum einen Passstifte (hier gibt es nämlich nur zwei), außerdem sind große Fischhäute zu finden. Beim Zusammensetzen muss man sehr gut versäubern. In meinen Augen ist der Mercedes D.III-Motor sehr gut gelungen und wiedergegeben. Er bietet eine sehr gute Grundlage. Leider wird man vom Motor nur noch die oberen Zylinder sehen, der Rest verschwindet im Rumpf. Die Oberflächenstrukturen sind recht glatt gemacht, durch kleinere Anbauten kann man aber einiges ergänzen. Zugegeben findet man aber auch an einem solchen Doppeldecker auch nicht so viele Oberflächendetails. Die Lufteinlässe sind an sich schön, leider sind diese aber von einer dicken Trennnaht gekennzeichnet und müssen auch stark geschliffen werden.
Insgesamt ein Bausatz mit viel Licht und Schatten. Es muss auf alle Fälle ordentlich versäubert werden, dies gilt besonders für die Rumpfmitte und dem eingesetzten Teil des Beobachters. Auch das Fahrwerk ist etwas zickig und doch recht wackelig. Mit etwas Mühe entsteht aber ein sehr schöner Flieger. Decals und Bemalung
Die Abziehbilder sind sauber und ohne Versatz gedruckt. Mir persönlich bereiten großflächige Decals immer Probleme, das gilt hier insbesondere für die Kreuze auf den oberen Flügeln, da hier ja auch die Oberflächen wieder gegeben werden sollen. Vielleicht sollte man hier lieber aufs Lackieren setzen. Was mir in letzter Zeit sehr negativ auffällt: Revell gibt immer seltener die konkreten Einheiten der Fahrzeuge an und macht es sich mit „unkown unit – unbekannte Einheit“ sehr leicht - zu leicht für meinen Geschmack. Aber gut, dann muss man halt selber recherchieren. Der graue Flieger ist von einem Bild einer Bruchlandung bekannt und war wohl das erste Flugzeug der dritten Produktionsserie. Hier handelt es sich noch um eine C.II ohne das 08/15 MG am Bug. Laut Wingnut Wings gehörte die weiße Nummer 7 Anfang 1917 zur Schusta 2 (Schulstaffel 2), andere Quellen geben wohl fälschlicherweise die Kasta 2 (Kampfstaffel 2) als Einheit an. Es ist aber durchaus möglich, dass der Flieger Ende 1916 so bei den Kasta 2 flog. Ich vertraue da jetzt den Jungs von Wingut Wings, da sie ja doch sehr gut recherchieren. Hier handelt es sich um eine spätere Roland C.IIa, welche schon das Bug-MG mitführte. Ich hoffe, dass Revell in Zukunft wieder mehr konkrete Vorbilder angibt. Die AnleitungDie Anleitung ist in Farbe gehalten und recht übersichtlich. Es sollte hier jeder gut zurechtkommen. Insbesondere die Verspannung ist gut erklärt. Die Farbangaben sind wohl aber etwas rar, ich empfehle jedem, der sich mit dem Flieger auseinandersetzen möchte, einen Blick in die Anleitung von Wingut Wings.
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: für Fans von Doppeldeckern und erfahrene Modellbauer Fazit:Es ist schön, dass Revell diesen Flieger ins Sortiment aufgenommen hat, auch wenn dieser so langsam wieder daraus verschwindet. Bei Eduard ist die Roland C.II ja schon länger nicht mehr im Programm. Leider kann sie ihre eher schlechtere Qualität nicht so ganz verstecken. Wer aber die Probleme kennt, findet auch hier ein schönes Modell. Diese Besprechung stammt von Andy Hartung - 15. November 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |