Avro Vulcan B.2(Airfix - Nr. 12011)Produktinfo:
Besprechung:Hintergrund zur Avro Vulcan und den V-BombernDie Avro Vulcan ist einer der drei V-Bomber (neben der Avro Vulcan die Handley Page Victor und Vickers Valiant), welche in den 50er und 60er entwickelt und in ihren Primäraufgaben eingesetzt wurden. Diese markieren damit den vorläufigen Höhepunkt der britischen Rüstungsindustrie im Flugzeugbau und Endpunkt in der britischen strategischen Bomberentwicklung, wobei letztere ihren Anfang im Zweiten Weltkrieg im Bombenkrieg gegen Deutschland genommen hatte. Dabei erreichten die V-Bomber ihre größte Einsatzdichte im Jahr 1964 mit 50 Valiants, 70 Vulcans und 39 Victors im Einsatz. Alle drei Typen wurden als Atombomber entwickelt, jedoch im Nachzug der Erforschung von Interkontinentalraketen innerhalb weniger Jahre nahezu obsolet. So übernahmen ab 1968 z. B. die Polarisraketen die Aufgabe zum Einsatz zum strategischen Atomschlag von U-Booten der britischen Marine. Bis dahin lag diese Aufgabe aber bei bombergestützten Abstandswaffen wie die Blue Steel. Im Nachzug der Einführung der Polarisraketen wurden den Bombern neue Aufgaben zugewiesen. Alle drei Muster wurden dabei als konventionelle Bomber im Tiefflug eingesetzt. Die Valiants aber wurden schnell aufgrund von Ermüdungsrissen an den Flügeln ausgemustert. Tiefflugeinsätze resultierten in höherem Kraftstoffverbrauch und niedrigeren Reichweiten, weshalb Tankflugzeuge aus allen drei Typen entwickelt wurde. Solche Tankflugzeuge sind uns aus dem Fernsehen aus den Falklandkrieg (Vulcan) und Golfkrieg (Victor) bekannt. Insbesondere in diesem Zusammenhang noch zu nennen bleibt der Einsatz der Vulcan selbst im Falklandkrieg 1982, Operation Black Buck. Dies waren sieben geplante und fünf wirklich durchgeführte Langstreckenmissionen (die damals zu den längsten ihrer Art gehörten) von teilweise über 12.000 km zu den Falklandinseln. Dabei mussten elf Tanker zur Versorgung zweier Bomber (Primary und Reserve) aufgeboten werden. Der letzte flugfähige Bomber XH558 wurde vom „Vulcan to the Sky’s“ Trust entsprechend bis Oktober 2015 flugfähig gewartet und hat jetzt seinen verdienten Platz auf dem Doncaster Sheffield Airport gefunden. ModellhistorieNun schon seit 10 Jahren ist Airfix dabei, mit neuen Bausatzformen betagte ältere Formen abzulösen - so auch in diesem Fall. Der bisherige Bausatz aus dem Jahre 1983 hatte seine Mängel (gerüchteweise konnte man durch die Lufteinlässe ins Fahrwerk schauen) und musste dringend ersetzt werden. Noch die letzten Kits wurden frecher Weise zum Jubiläum „Vulcan to the Skies“ verkauft. Man entschuldige den Seitenhieb, aber warum die neue Bausatzform noch nicht zu diesem Anlass bereit war, erschließt sich nur unseren opportunistischen britischen Freunden jenseits des Kanals. Wahrscheinlich aber ist es sicher der Brexit. So blieb einem versierten Modellbauer nichts anderes übrig, als abzuwarten. Airfix bestach bisher bei all den bisherigen Bausatzformenerneuerungen vor allem aus smartem Design der Baugruppen, wunderbaren Details und Oberflächen und einer guten Baugruppeneinteilung. Aber nun endlich im Detail zum Bausatz. Der BausatzIm großen stabilen Stülpkarton (L: 55,5 cm x B: 38 cm x H: 8 cm) befinden sich gut eingeschweißt sechs Plastiktüten mit allen Spritzlingen (insgesamt sind es sieben, wobei mehrere an ihren Verteilerarmen gemeinsam befestigt sind). Diese nehmen auch den gesamten Platz des Stülpkartons ein. Die Spritzlinge sind aufgrund der Größe des Modells also sehr imposant. So nehmen die zweigeteilten Flügel per Ober- und Unterseite jeweils mehr als 25 cm ein. Das Model selbst ist mit 45 cm Länge und 47 cm Flügelspannweite eines der größeren in diesem Masstab.
BausatzdetaillierungDie Gravuren sind teils erhaben und teils versenkt, je nach Vorgabe beim Original, und fein ausfgeführt. Inwiefern diese nach entsprechender Lackierung noch vorhanden sein sollten, wird wohl an der jeweiligen Technik liegen. Dies kann man am Besten am Beispiel der rechten und linken Flügelober- und unterseite erkennen. Weiter sind folgende Details des Bausatzes bemerkenswert: Spritzling K, welcher die Blue Steel Atomrakete enthält, Baugruppen am Spritzling L mit der Konventionalbewaffnung (21 x 450 kg Bomben), Frame D, die Rahmenbauteile für das Innenkreuz zur Stützung der Flügelflächen, sowie die Details der Fahrgestell- und Bombenschächte.
Die Bauanleitung......ist entsprechend reichhaltig und in insgesamt 143 (!) Bauschritten sollte man zu einem vollendeten Modell gelangen. Alleine das Cockpit braucht drei Seiten mit 20 Bauschritten. Gemäß Deckelbild, Decalsheet und Anleitung sind zwei Modelle baubar, eine Version mit weisser Lackierung der Vulcan B.Mk.2 des 12 Squadron (XM602), stationiert in Lincolnshire, sowie eine getarnte Version (XM594) „Scampton Wing“. Beide Versionen sind jeweils mit Atomwaffen oder konventioneller Bombenlast darstellbar. Besonders bemerkenswert im Unterschied zum Vorgängerbausatz sind die detaillierten Lufteinlässe, Fahrwerksschächte und das inzwischen bei größeren Airfix-Bausätzen fast standardisierte Innenkreuz, welches die großen und schweren Flügel stabilisiert und den Bombenschacht enthält. Sehr intelligente Lösung: vorbildlich!
https://www.scalemates.com/products/img/9/9/3/1249993-61-instructions.pdf Die Decals......sind ohne Versatz und gestochen scharf gedruckt. Die Farben sind meiner Meinung nach authentisch wiedergegeben und es hat über 100 Stencils zu verteilen. Da schlägt das Modellbauerherz entsprechend höher. Ich wünsche jedem, der sich diesen Bausatz zulegt, viel Spaß! Ein sehr gut gemachter Bausatz, der auf der Höhe der Zeit und des Formenbaus zu sein scheint. Sicherlich wird sich noch zeigen, inwiefern der durschnittliche Modellbauer in der Lage ist, mit der Vielzahl der Möglichkeiten umzugehen. Ich denke, dieser Kit ist nur für erfahrene Modellbauer gedacht oder ein durchschnittlicher Modellbauer hält sich zurück. Was ich schön finde ist, dass man trotz weniger Erfahrung sicher auch zum Ziel gelangt. Dafür ist die Formenphilosophie bei Airfix überdurchschnittlich gut. Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Fazit:Airfix legt vor. Während Italeri sich bei Battlesets und Booten in 1:35 austobt und Revell gerne auch alte Grossbausätze mit Ätzplatinen veredelt, macht Airfix mit neuen Formen fast alles richtig. Wenn jetzt Kinetic endlich die 1:72 C-17 herausbringt, ist hoffentlich für genügend Aufruhr gesorgt. Kleinere Hersteller wie Modellcollect machen’s ja mit der B-2 und B-52 auch vor. Da kann was gehen! Diese Besprechung stammt von Gordon-David Filbry - 15. Oktober 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |