Republic F-105D Thunderchief(Platz - Nr. FC-8)Produktinfo:
Besprechung:Zum Vorbild
Starfighter, Phantom oder Tornado hat jeder schon mal gehört, die Thunderchief dagegen hat es nie richtig in die öffentliche Wahrnehmung geschafft, wenigstens nicht in Europa, weil die europäischen Luftwaffen den Vogel nicht gekauft haben. Das lag wohl am Auf und Ab bei der Entwicklung und dem schlechten Ruf der ersten Serie. Neben Wikipedia findet man dazu sehr interessante Artikel in der Flugrevue. Die Thunderchief wurde in den Fünfzigern als einstrahliger Jagdbomber entwickelt und muss eigentlich ein tolles Potential gehabt haben, aber Schwierigkeiten mit der Elektronik und ein immenser Wartungsaufwand trübten die Stimmung. Die stark verbesserte D-Serie wurde aber viel gebaut und war in der ersten Hälfte des Vietnamkrieges stark im Einsatz. Dabei gingen über 300 Maschinen verloren. In den siebziger Jahren wurde die Thunderchief weitgehend von der Phantom verdrängt. Bei der Air Force hatte die Thunderchief den Spitznamen "Thud", frei übersetzt "Wumms" und das passt, weil die Maschine fast 20 Meter lang war, also eine beeindruckende Erscheinung. Als ich den Inhalt der Box zum ersten Mal vor Augen hatte, war ich auch total überrascht von der Größe des Rumpfes. Fast bekam ich den Verdacht, der Bausatz sei vielleicht Maßstab 1:100, aber so einen Blödsinn macht wirklich keiner. Der Hersteller
Platz als Hersteller von Plastikbausätzen ist nicht unbekannt, allerdings im Handel nur schlecht repräsentiert. Im Internetzeitalter ist es dennoch nicht allzu schwierig, Produkte von Platz auf den Basteltisch zu bekommen. Der vorliegende Bausatz gehört zur Serie "Flying Colors", wovon inzwischen einige erschienen sind, typischerweise als Doppelpack mit meist drei Markierungsvarianten. Die Form wurde 2010 erstellt.
Ein Bausatz besteht aus fünf Gussrahmen in Hellgrau und der Kanzel in Klar, dazu kommt der Decalbogen für die drei Versionen. Komischerweise ist ein kompletter Gussrahmen nicht zur Verwendung vorgesehen, wieso dieser überhaupt in der Packung ist - keine Ahnung! Alle großen Flächen haben feine, dezente, versenkte Blechstöße und sind schön detailliert. Die Flügel und die Leitwerke laufen an den Hinterkanten wirklich super fein und dünn aus. Auch angenehm: das angegossene Seitenleitwerk. Leider stark vereinfacht ist der Lufteinlass an der vorderen Flügelwurzel. Dort befindet sich eigentlich ein Grenzschichtzaun, der sich am Original sichtbar absetzt. Beim Bausatz sieht man nur die Kontur ohne Hinterschneidung. Man achte auf den massiven Zapfen für das Radom, der sich ohne Kleber aufstecken lässt, hält bombenfest, und der Übergang zum Rumpf ist perfekt.
Der Blick auf die Innenseiten zeigt die außergewöhnlich starke Rumpfwand und vor allem die starken Dübel zur Verzapfung der Rumpfhälften. Die Presspassung in den Löchern sorgt für eine super Zentrierung beim Zusammenbau. Die Rumpfhälften passen wunderbar aufeinander, annähernd spalt- und versatzfrei. Auch gut zu sehen: die massiven Kästen für die Aufnahme der Tragflächen. Dadurch sind Tragflächen und Höhenleitwerk sehr gut verankert und ausgerichtet. Erstaunlich finde ich, dass auf der Aussenseite keine Sinkstellen auftauchen - hohe Kunst des Spritzgusses!
Die Fahrwerke sind als zusammenhängende Einheit aus Federbein und Fahrwerksklappe dargestellt. Für die Darstellung mit eingezogenem Fahrwerk gibt es separate Fahrwerksklappen. Ungewöhnlich, wie beim ausgefahrenen Fahrwerk die Klappen und Fahrwerksbeine am Stück dargestellt sind, dazu müssen die Klappen senkrecht zur Formtrennebene stehen!
Dank des sehr zähen Kunststoffs brechen auch feine Details nicht so schnell ab, z. B. das Pitotrohr, welches maßstäblich korrekt und sauber gespritzt ist. Die zackigen Lufteinlässe der Thunderchief sind ein echter Hingucker. Man achte auf die Nut für die Aufnahme der Pylone: endlich mal eine definierte verläßliche Verzapfung für die Aussenlasten.
Minuspunkte gibt es für das nur sehr rudimentäre Cockpit und für fehlende bzw. unterdimensionierte Stellhebel an den Klappen am Triebwerksauslass. Ein weiteres Ärgernis ist die körnige Oberfläche fast aller Teile. Man kommt nicht darum herum, alle Flächen gründlich abzuschleifen, insbesondere wenn man die Maschine in Naturmetall bauen möchte.
Ganz interessant ist die Darstellung der Zusatztanks und der Bullpup-Raketen mit slidemolds, so bekommt man die Außenlasten am Stück serviert, das Versäubern ist aber sehr aufwändig.
Die Zusatztanks sind aus einem Guss, aber leider nicht super sauber. Mit den angegossenen Pylonen sehen sie aus wie U-Boote. Wer weiß, was die CIA sich alles ausgedacht hat... Leider haben die Pylone eine vollkommen falsche Form. Etwas unverfroren, wenn die Boxart und die Bauanleitung die richtigen Pylone zeigen, aber dann könnte man es wenigstens richtig nachbauen!
Richtig schlimm finde ich die Cockpithaube: seitliche breite Zapfen an der Unterkante schließen nicht glatt mit der Innenseite ab sondern stehen nach innen 1mm rein. Die Haube ist an diesen Partien doppelt so dick wie sonst und dadurch sind die optischen Verzerrungen so stark, dass man die Cockpithaube eigentlich nur wegschmeißen kann. Als ob man die Haube ohne diese Zapfen nicht korrekt ankleben könnte! Die DecalsDer Decalbogen ist von Cartograf in bekannter Qualität hergestellt. Auffallend ist die perfekt symmetrische Anordnung der Bilder. Die Bauanleitung
Die Bauanleitung ist knapp, aber wegen der geringen Teilezahl vollkommen ausreichend. Die Bemalungsvarianten sind gut dargestellt. Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Fazit:Die Form des Flugzeugs ist sehr gut wiedergegeben, wenn man sich ein wenig Mühe gibt, entsteht ein schönes Modell. Dazu trägt auch der Decalbogen von Cartograf bei, der nur ein paar mehr Stencils vertragen könnte. Alles in allem ein toller Bausatz, sehr empfehlenswert! Diese Besprechung stammt von Gabriel Basurco - 30. März 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |